1996

Der Fachverband

Die Sparzwänge der 90er Jahre versetzen die Theater in einen Legitimationszwang. Udo Zimmermann, der Intendant der Leipziger Oper, spricht aus, wonach zunehmend Theaterleitungen handeln:

„Je weniger wir spielen, desto unattraktiver wird das Theater…muss das alte Theaterprinzip bleiben: so oft wie möglich spielen, weil das die Offensive im öffentlichen Bewusstsein ist, welche Funktion Theater hat.

Zu viele Schließtage, zu viele Proben – zu wenig Vorstellungen – so lautet das Ergebnis der Diagnose. Die Therapie, die den Theatern verpasst wird, ist ein Feuerwerk an Produktionen – gerne auch auf zusätzlichen und neuen (alternativen) Spielstätten. Dabei verringern sich technisches Personal und Werkstattkapazitäten kontinuierlich.

Die DTHG veranstaltete die 48. Bühnentechnische Tagung vom 25.-27. Juni 1996 in Dresden. Das Motto lautete: „Miteinander reden, miteinander arbeiten“ Künstler, Techniker und Verwaltung auf dem Podium der BTT“.

Als Schirmherren der Veranstaltung konnte man den sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf gewinnen. Prof. August Everding leitete die Diskussion.

Parallel fand in Dresden das internationale Festival Theater der Welt des Internationalen Theaterinstitutes statt

In der Mitgliederversammlung am 25.6. wurden die Vorstandswahlen durchgeführt. Im Heft 2 der BTR des Jahres stellen sich 13 Kandidaten vor: Olaf Brandt, Norbert Denef, Kurt Gerling, Manfred Hüfner, Bernd Landbein, Harald Reichelt, Peter Rösner, Siegfried Stäblein, Gero Zimmermann, Ulf Maschek, Walter Mäcken, Rainer Münz. Im Vorfeld der Wahlen wurden demzufolge verschiedene Erwartungen und Forderungen diskutiert. Diese reichten von einer zahlenmäßigen Aufstockung des Vorstandes (um z.B. alle Regionalgruppen angemessen zu berücksichtigen) bis zur Einrichtung einer Stelle für einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Helmut Großer schreibt dazu in seiner Kolumne:

Der Vorschlag, den Vorstand zu erweitern, hat föderalistische Gründe, die man nachvollziehen kann: jede Regionalgruppe möchte nicht nur beitragzahlendes Fußvolk, sondern mitentscheidend im Vorstand sein. Das ist sie aber schon lange, – oder haben die derzeitigen Regionalgruppenvertrer zu Hause gar nicht darüber berichtet, wie sie in die Vorstandsarbeit und Beschlussfassung mitverantwortlich eingebunden sind. Die Anzahl der Vorstandsmitglieder ist nicht das Entscheidende. Wenige, von denen aber jeder seinen Teil der Vereinsarbeit aktiv ableistet, sind wirksamer als viele, die zwar beschließen aber dann dem Vorsitzenden oder Geschäftsführer die Arbeit überlassen. Die Forderung nach einem hauptamtlichen Geschäftsführer, die auch bei manchen Kandidaten auftaucht, hat mich deswegen auch stutzig gemacht. Wer für den Vorstand kandidiert sollte sich nicht auf das Delegieren verlassen, sondern wissen, dass ein solches Amt das bißchen Freizeit, das uns Theaterleuten gerade noch bleibt, restlos vereinnahmt (und ich weiß sehr genau, wovon ich spreche). Seinen Rechtsträger oder Arbeitgeber von der Wichtigkeit dieser Arbeit zu überzeugen sollte für einen DTHG-Vorstand eine Selbstverständlichkeit sein. Also denkt noch einmal über alles nach und wählt dann die Richtigen. 

Siegfried Stäblein beschrieb als Vorsitzender die finanzielle Situation des Verbandes wie folgt:

Eine dauerhafte und sichere Finanzierung der DTHG ist noch nicht gegeben, vor allem dann nicht, wenn in Zukunft der als unverzichtbar festgestellte Geschäftsführer als Angestellter bezahlt werden muß. In der jetzigen Situation reichen die für den Aufbau der Geschäftsstelle gebildeten Rücklagen mindestens für die nächsten fünf Jahre. Neben Beitragserhöhungen, die auf keinen Fall so möglich sind, dass sie eine volle Finanzierung der DTHG sichern, müssen noch andere Einnahmequellen erschlossen werden. Eine davon ist die zur Gründung vorgeschlagene DTHG-eigene GmbH, das DTHG-Bildungswerk. Über diese Gesellschaft könnten z. B. alle wirtschaftlichen Aktivitäten der DTHG abgewickelt werden. 

Zur Mitgliederversammlung selbst waren dann 211 Mitglieder anwesend, eine Rekordbeteiligung – die Mitgliederzahl des Verband war bereits auf 1071 angestiegen. Neben den üblichen Formalien wurde zum 1.1.1997 eine Erhöhung der Beiträge beschlossen:

  • persönliche Mitglieder von DM 120,00 auf DM 150,00 jährlich,
  • FirmenmitgIieder den Mindestbeitrag von DM 360,00 auf DM 450,00 jährlich. 

Der Antrag auf eine Erhöhung der Anzahl der Mitglieder des Vorstandes (eingebracht von Rainer Münz) wurde abgelehnt. Dagegen wurde die Gründung einer DTHG-GmbH mit großer Mehrheit beschlossen.

Herr Erik Sturgis wurde als 1.000stes Mitglied persönlich begrüßt und erhielt zur Erinnerung die beiden Bände des Nachdrucks „Bühnentechnik der Gegenwart“ von Friedrich Kranich.

Bei den anschließenden Wahlen wurde Siegfried Stäblein ohne Gegenstimme erneut zum Vorsitzenden gewählt. Als Mitglieder des Vorstandes erreichten folgende Mitglieder die meisten Stimmen:

Zimmermann, Gero 177 Stimmen
Gerling, Kurt 164 Stimmen
Wollmann, Karl-Heinz 151 Stimmen.

Die Wahl der weiteren zwei nötigen Vorstandsmitglieder kam nicht zustande aus kuriosen Gründen: Persönlich anwesend waren 211 Mitglieder mit 61 Stimmübertragungen, also insgesamt waren 272 Stimmberechtigungen zugegen. Die erforderliche einfache Mehrheit waren 137 Stimmen, die ein Kandidat erhalten musste. Wegen dieser festgelegten einfachen Mehrheit war ein zweiter Wahldurchgang erforderlich. Die im 1. Wahlgang gewählten Herren Gerling, Wollmann und Zimmermann wurden aus der Abstimmungsliste gestrichen. Herr Denef zog seine Kandidatur zurück. Ein weiterer Wahldurchgang war notwendig, aber keiner der Kandidaten erhielt dabei die erforderliche einfache Mehrheit. Ein weiterer Wahlgang konnte nicht stattfinden, weil in der Versammlung nicht mehr ausreichend Stimmberechtigte vertreten waren. Etwa die Hälfte der Mitglieder hat sich aus dem Versammlungsraum entfernt, um an der am Abend stattfindenden Fete teilzunehmen….

Anlässlich der Bühnentechnischen Tagung in Dresden fand am 27.06.96 erstmals ein Treffen der Requisiteure aus der gesamten Bundesrepublik statt. Veranstaltungsort war der Kulturpalast; anregenden Rahmen boten die interessanten Stände der verschiedenen Hersteller der Branche. Darüber hinaus ging viel Aufbruchstimmung und Zuversicht von der wiedererstehenden europäischen Kunststadt an der Elbe aus. 

Idee dieses Fachseminars war, Requisiteure einmal ohne Einteilung in Theater, Film oder Fernsehen an einen Tisch zu bringen, um über ihre derzeitige berufliche Situation gemeinsam zu diskutieren und über sinnvolle Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfestellung nachzudenken. 

Insgesamt sah man die BTT als Erfolg an, wenngleich die Diskussionen um Aufwand und Konzeption der Tagung nicht nachließen. 

Deshalb wird man wohl auch in zwei Jahren die meisten der in diesem Jahr vertretenen Firmen wieder antreffen. Dennoch sollten und werden sich die Veranstalter den Appell nach einer Neuorganisation der „Institution BTT“ nicht verschließen: Entweder eine reine Messe mit Geräte-Präsentation oder ein Kongress mit lnformationsständen, die diesen Namen auch verdienen. Das ist es, was sich die meisten DTHG-Mitgliedsfirmen von ihrem Verband wünschen. Die Mehrzahl tendiert jedoch dazu, die Tagung wieder zu dem zu machen, was einmal war: ein reines Forum der Begegnung, der Information, der Diskussionen…

…so das Fazit in der BTR 3/96.

Den Studiengang „Theater- und Veranstaltungstechnik“ an der Technischen Fachhochschule in Berlin gab es seit 1987. Die DTHG zog eine Zwischenbilanz:

Bis März 1996 hatten 196 Absolventen diesen Studiengang abgeschlossen, davon 32 Frauen. Das entspricht einen Anteil von 16,3 %. Von 149 Absolventen gibt es Informationen über ihre derzeitige Beschäftigung. Für den Rest von 47 Absolventen liegen keine Angaben vor, d. h. sie können auch ohne Beschäftigung sein. 

Am 15. April 1996 wurde in der Alten Bibliothek im Münchner Prinzregententheater – jetzt Sitz der Bayerischen Theaterakademie, der „Förderverein für die Erhaltung historischer Theatertechnik und Theaterarchitektur“ von der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft gegründet. Ziel und Zweck des Vereins ist Erhalten, Sammeln, Dokumentieren, Ausstellen und Veröffentlichen von Einrichtungen, Unterlagen, Bildmaterialen usw. der Theater, der Veranstaltungstechnik und der Theaterarchitektur aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Gründungsmitglieder sind, der Deutsche Bühnenverein, vertreten durch Herrn Prof. August Everding , die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft, vertreten durch Herrn Siegfried Stäblein und weitere zwölf Gründungsmitglieder. Zum Vorstandsvorsitzenden wurde Herr Walter Gerriets, GERRIETS GmbH, Umkirch/Freiburg gewählt.

10. OISTAT Kongress im März in Pittsburgh

Mit der nächsten Wahl findet ein Wechsel in einem langen Weg der Geschichte der OISTAT statt: Helmut Grosser hat als Präsident seit 1978 wesentlich dazu beigetragen, die Existenz der Organisation trotz politischer Schwierigkeiten im damaligen Konflikt zwischen Ost und West zu sichern und zu festigen. In Pittsburgh wird er nicht mehr kandidieren. Erster Präsident war Walther Unruh (1968 -1971) aus der Bundesrepublik Deutschland, danach folgte Joel E. Rubin (1971-1978) aus den USA. 

Personalien

Prof. Rudi Kück feierte seinen 65. Geburtstag.

Jochen Perrottet beging seinen 75. Geburtstag.

Er setzt sich in den 90er Jahren besonders für die Schaffung einer Chronik der DTHG ein und sammelte unermüdlich alle Ausgaben der BTR. 

Prof. Schneider-Siemssen wurde 70.

Der Bühnenbildner Winfried Minks feierte seinen 65. Geburtstag.

Zur Bühnentechnischen Tagung 1996 in Dresden erhielten die Silberne Ehrennadel der DTHG: 

  • Karl-Heinz Wollert
  • Michael Schumacher
  • Gero Zimmermann

Anlässlich der 48. Bühnentechnischen Tagung in Dresden wurden Helmut Großer und Walter Huneke die Ehrenmitgliedschaften der DTHG verliehen.

Nach kurzer schwerer Krankheit verstarb am 9. November Professor Heinz Bruno Gallée im Alter von 76 Jahren. Er war amtierender Präsident der OeThG und langjähriger Vizepräsident der OISTAT, der er als Vertreter Österreichs ab Ende der 60er Jahre angehörte und deren Exekutivkomitee-Mitglied sowie Präsident der Ausbildungskommission er bis zuletzt war. 

Der Architekt Klaus Möbius verstarb im Alter von 43 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. 

Theatergeschichte

Ende Januar 1996 wurde das Opernhaus La Fenice bei einem Brand völlig zerstört. 

BTR

Heft 01

  • Disney‘s „Die Schöne und das Biest“ 
  • Qualitätssicherung u. Gewährleistung im Bereich der Anlagen und Instandhaltung
  • Technische u. wirtschaftliche Bedeutung der Kinotechnik von 1895—1995 (2. Teil) 
  • „Die Soldaten“ in der Semperoper 
  • Wie wartungsfrei und servicefreundlich können veranstaltungstechnische Einrichtungen konstruiert und gebaut werden
  • EDV-Werkzeuge zur Organisation von Instandhaltung und Betrieb veranstaltungstechn. Einrichtungen (2. Teil) 
  • Problematik Orchestergraben – Ein Orchestervorstand engagiert sich 
  • Aus der Tätigkeit des Fördervereins des lTI 

Heft 02

  • Das Ekhof-Theater in Gotha 
  • „Fidelio“ ohne eisernen Vorhang 
  • Die richtige Instandhaltung fängt bei der Planung an 
  • EDV-Werkzeuge zur Organisation von Instandhaltung und Betrieb veranstaltungstechnischer Einrichtungen (3. Teil) 
  • Persönlicher Gehörschutz für Musiker. Eine Utopie? 
  • Erfahrungsbericht über eine Absauganlage im Arbeitsbereich Maske 
  • Die Erneuerung der tontechnischen Anlage im Staatstheater Darmstadt 
  • „Theodora“ — eine ungewöhnliche Theaterarbeit 

Heft 03

  • Technische Details vom „Broadway an der Ruhr“. Neubau Musicaltheater Duisburg 
  • Neubau des Theaters der Altmark Stendal 
  • Entwurf für ein neues Nationaltheater in Kopenhagen 
  • Untersuchung einer Operawand bezüglich eines gelegentlich auftretenden Flackerns 
  • Unfallstatistik 1994 
  • Requisiteurausbildung, ein ambivalentes Unterfangen 
  • Requisiteurausbildung als Dozentin — was es nicht alles gibt 
  • Lichtdesigner an der Bayerischen Theaterakademie 
  • Flugwerke alter Bauart 
  • Unsere Ziele + Unsere Perspektiven + Unsere Zukunft 
  • Das Schlosstheater in Litomyšl
  • Das Fest kann beginnen ! (SIEL) 
  • Beleuchtung in der Oper von morgen 
  • Licht für „Die Schöne und das Biest“ 
  • Bühnenbild einmal anders 

Heft 04

  • „Ende und Anfang“ der Ring Tetralogie in der Berliner Lindenoper 
  • Erweiterung der Bühnenmalerei. Computeranimationen zu „Die zweite Mrs Kong“ am Theater Heidelberg 
  • Neue Mittel und Wege bei der Wiederverwendung abgespielter Bühnendekorationen und Dekorationselemente 
  • Erweiterung des Festspiel und Kongresshauses Bregenz 
  • Musical Theater Basel 
  • Bühnentechnische Einrichtungen im Musical Theater Basel 
  • Raumluftkonditionierung in Fernsehstudios 
  • Im „Kleinen Haus“ der Staatstheater Stuttgart wurde ein Loch gestopft 

Heft 05

  • Vom Stadttheater zu den Bühnen Lübeck 
  • Generalsanierung der Bühnen der Hansestadt Lübeck
  • Neuinszenierung „Die Meistersinger von Nürnberg“ bei de Bayreuther Festspielen 
  • Sachkundiger für Prüfung künstlicher Arbeitsplatzbeleuchtung
  • Die Bühnen- und Veranstaltungstechnik als bedeutendes Wirtschaftspotential 
  • Bericht über die 48. Bühnentechnische Tagung vom 25. bis 27. Juni in Dresden 
  • „Big Images“ als beidseitig lackierte Jalousien oder reflexfreie Bühnenbilder als kleines Paket 

Heft 06

  • Theater im Schloßgarten Arnstadt 
  • Konzertplafond 
  • Entsorgung fängt bei der Planung an 
  • Dimmer – ein neues Konzept 
  • Rendevous im Ronacher Theater mit dem Musical „SIE LIEBT MICH“ 
  • Investition – ein Sparbuch mit guten Zinsen 
  • Das Barbecü 
  • photokina ‘96 in Köln 
  • Vergrößerung des Orchestergrabens der Semperoper 

Sonderheft

  • Das Schauspielhaus in Dresden 
  • Tristan und Isolde 
  • Geschichte des Theaterspielens in Dresden 
  • Das Festspielhaus Hellerau 
  • Kulturpalast Dresden 
  • Die Staatsoperette Dresden 
  • Theater Junge Generation 
  • Künstlerisch-technische Konzeption und bautechnische Realisierung im „Theater Junge Generation“ 
  • Hochschule für Bildende Künste Dresden 
  • Die Felsenbühne Rathen 
  • Ein dreidimensionales Flugwerk 
  • Namhafte Dresdner Theatertechniker 
  • Lehrlingsausbildung – auch ein Stück Dresdner Theatergeschichte 
  • Theater-Baukasten Dresden 
  • SBS Dresden und das Dresdner Schauspielhaus 

 

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