1995

Der Fachverband

Mit den Seminaren zur Vorbereitung auf die Prüfung als Meister VT in Potsdam gibt es zu Beginn des Jahres 1995 Ärger:

Nachdem das Institut für Medientechnik in Babelsberg ohne Absprache und vorheriger Information den fachlichen Projektleiter für das Seminar austauschte, hat die DTHG schriftlich erklärt, die Seminare am IFM als Pilotprojekt nicht mehr fachlich zu begleiten. Herr Langbein, der von uns benannte Projektleiter wurde durch Herrn Boden ersetzt. 

Mit Hilfe von Prof. Rudi Kück konnte eine Alternative an der TFH Berlin ermöglicht werden.

Im weiteren konzentrierte sich der Fachverband auf die Einführung folgender Berufsabschlüsse:

  • Staatliches Befähigungszeugnis nach TFaVo für eine geprüfte Fachkraft für Veranstaltungstechnik 
  • Requisiteurausbildung
  • Ausbildungsordnung für Theatermaler und -plastiker

Zwischen dem Verband Deutscher Tonmeister und der DTHG wurde eine offizielle Kooperation gestartet.

Für die im Jahr 1996 anstehenden Vorstandswahlen wurde eine neue Wahlordnung angestrebt. In vier Wahlgängen sollten der Vorsitzende, die Mitglieder des Vorstandes, der Ehrenrat und die Beiratsmitglieder gewählt werden. Die Kandidaten, die jeweils die meisten Stimmen erhalten, sollten als gewählt gelten.

Für die Geschäftsstelle wurde die Einführung der Datenverarbeitung erwogen, die Diskussion über eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge wurde zunächst vertagt.

Das auf der BTT in Bregenz erarbeitete Thesenpapier über die aktuelle Lage der Theater wurde beschlossen, es wurde per Post mit der Mitgliedsrechnung jedem Mitglied zugesandt.

Im Heft 2 des Jahres der BTR wurde das Thesenpapier des Deutschen Bühnenvereins veröffentlicht. Es spricht die aktuellen Probleme des gesamten deutschsprachigen Raumes auf dem Gebiet der Kulturveranstaltungen an. 

Diesem Thesenpapier folgte ein runder Tisch, an dem Politiker, Gewerkschafter, Theaterleiter, Rechtsträger und Arbeitgeberverbände diskutierten. Danach entstand ein 16-Punkte-Katalog mit Vorschlägen, aber auch kritischen Anmerkungen an die eigene Adresse.

Dazu heißt es:

Die Technik, im besonderen die Veranstaltungstechnik, ist bei solchen Diskussionen am Rande mit im Gespräch, ohne jedoch bisher direkt beteiligt gewesen zu sein. Gleiches trifft für die bekanntgewordenen Gutachten zu. Auch hier verzichtete man bewußt oder unbewußt auf die Kompetenz der Techniker und überließ die Beurteilung Fachfremden. Die Veranstaltungstechnik ist ein so bedeutender und kostenträchtiger Teil der Kulturproduktion, daß bei der Findung vernünftiger Problemlösungen auf ihre Beteiligung nicht verzichtet werden darf. Uns scheint es deshalb notwendig, solche sinnvolle Überlegungen, wie sie im Thesenpapier und im 16-Punkte-Katalog des Deutschen Bühnenvereins formuliert sind, durch Thesen, Erläuterungen und Änderungsvorschlägen für den Bereich der Veranstaltungstechnik zu ergänzen. 

Im weiteren werden 10 weitere Thesen ergänzt, die in Heft 2 nachgelesen werden können.

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1995 fand in Prag die Quadriennale statt und wiederum stand es um die Finanzierung eines deutschen Wettbewerbsbeitrages nicht zum besten.

„So trostlos wie in diesem Jahr war es noch nie…“, schreibt Helmut Großer enttäuscht. Dennoch errang Deutschland eine Goldmedaille:

Auf der Prager Quadriennale, der einzigen Weltausstellung für Bühnen- und Kostümbild, Theaterarchitektur und -literatur mit Wettbewerb und Medaillen für Einzelleistungen sowie um die Goldene Triga für den besten nationalen Gesamtbeitrag, wurden am 30.6.95 die Sieger bekanntgegeben. Den Länderpreis erhielt Brasilien. Im Bereich Bühnenbild wurde erstmals eine Gruppe ausgezeichnet: Der deutsche Beitrag der Bühnenbildner Frank Hänig (Staatsschauspiel Dresden, verantwortlich für Konzeption und Realisierung der deutschen Ausstellung), Robert Ebeling (Oberhausen), Hartmut Meyer (Berlin) und Peter Schubert (Berlin) wurde unter 46 Ländern von der internationalen Jury aufgrund der „phantasievollen und kreativen Auseinandersetzung mit klassischer und zeitgenössischer Dramatik“ ausgewählt und mit der Goldmedaille für Bühnenbild ausgezeichnet. 

Zum 7. Mal fand die ShowTech in Berlin statt, bei der auch die jährliche Mitgliederversammlung abgehalten wurde, an der 173 Mitglieder teilnahmen. Der Vorsitzende und Geschäftsführer Siegfried Stäblein konnte sowohl über eine solide Finanzlage wie auch steigende Mitgliederzahlen berichten, stellte aber auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für 1997 in Aussicht, um die künftigen Aufgaben bewältigen zu können. Bereits seit dem 1.1.1995 war Frau Posluschny in der Geschäftsstelle als Vollzeitkraft tätig. Weiter berichtet Stäblein:

Unabhängig von der OISTAT haben sich zwischen der DTHG, ÖThG (Osterreich) und svtb (Schweiz) enge Beziehungen entwickelt. In allen Fragen der Veranstaltungstechnik, aber ganz besonders auf den Gebieten der Aus-, Fort- und Weiterbildung bestehen ständige Kooperationen mit dem Ziel gemeinsamer Programme. Die DTHG hat, und das ist schon fast Tradition, zu jeder unserer Bühnentechnischen Tagung oder zur ShowTech, an der wir ja ebenfalls als Mitgestalter beteiligt sind, OISTAT-Kommissionen eingeladen. In Berlin wird es heuer die Fachkommission „Publikation und Information“ sein. Als besonderes Ergebnis dieser Kommission wird die neue Ausgabe des Taschenwörterbuches „Theatre Words“ vorgestellt, das unter der Federführung der schwedischen Freunde entstand. 

Gemäß eines Vorstandsbeschlusses vom 30.10.1994 waren die Organisatoren der Regionalgruppen inzwischen Vorstandsbeauftragte. Arbeitsgrundlage dafür war eine Geschäftsordnung, die in der Vorstandssitzung am 29.5.1995 einstimmig verabschiedet wurde. 

Die Mitgliederversammlung begrüßte die neue Wahlordnung als Grundlage für einen reibungslosen Ablauf der Wahlen, die im nächsten Jahr stattfinden sollten. Nach kurzer Diskussion vertrat die Mehrheit der anwesenden Mitglieder die Meinung, dass es ausreicht, wenn der Vorsitzende des Wahlvorstandes gewählt wird. Er sollte dann selbst die notwendigen Hilfen suchen und bestimmen. Herr Peter Martin hatte sich bereit erklärt, dafür zur Verfügung zu stehen und wurde einstimmig als Vorsitzender des Wahlvorstandes gewählt. 

Die Fortschritte, die der Verband bei der Etablierung der Berufe Fachkraft Veranstaltungstechnik, Requisiteur, Bühnenmaler und Plastiker, Maskenbildner und Meister Veranstaltungstechnik inzwischen erzielt hatte, fanden große Anerkennung. In das Jahr 1995 fällt auch ein erster Vorstandsbeschluss, der die Aufnahme von Gesprächen mit dem VPLT zum Zwecke der Koordinierung von Aus- und Weiterbildungsfragen vorsieht.

Der Fachausschuss Normen berichtete über die Mitarbeit an zahlreichen neuen Vorhaben u.a. die E DIN 40024 (August 94) Elektrotechnik — Schilder zur Kennzeichnung von Sicherheitsleuchten, E DIN EN 60 357/A6 (Juni 94) Halogenglühlampen. In das Jahr 1995 fällt auch die Anerkennung des DIN durch die Deutsche Bundesregierung als zuständige Normenorganisation.

Martin Scherffig hatte bereits in den vorangegangen Jahren begonnen, das Erscheinungsbild der DTHG gründlich zu renovieren:

Inzwischen haben sich die von mir erarbeiteten Erscheinungsbilder für die Informationen der DTHG und die Berufsinformationen gut bewährt. Dies war auch ein sehr wichtiger Gedanke. Auch die Informationsstände der DTHG auf der ShowTech und der BTT haben ihr klares Gesicht und müssen nur noch thematisch angepaßt werden.Trotz dieser Vereinfachung ist natürlich genug Arbeit für mich geblieben. Letzte große Aufgabe war das Erscheinungsbild für die BTT in Bregenz. Vom Briefpapier bis zur Eintrittskarte habe ich die verschiedensten Entwürfe erarbeitet…
Für die Zukunft habe ich natürlich auch noch einige Pläne. Hierbei ist der wichtigste Schritt, dass ich die vorliegenden Informationen auch in elektronischer Form anbieten möchte. Zu den Informationen, die in digitaler Form für den PC angeboten werden können, zähle ich zu allererst die Berufsinformationen, aber auch die DTHG-Grafiken können so für die Arbeit der Regionalgruppen und Firmen weiter gegeben werden. 

Hier wird interessanterweise ersichtlich, dass das Internet und Websites noch kein Thema waren.

Weiterhin erwog die DTHG die Gründung eines Fördervereins. 

Zweck des Vereins ist das Sammeln, Erhalten und Ausstellen von Einrichtungen, Unterlagen, Bildmaterialien usw. der Bühnentechnik und der Theaterarchitektur aus der Vergangenheit und der Gegenwart in Museen, Sammlungen oder vor Ort. Der vorläufige Name des Vereins „Förderverein für die Erhaltung der historischen Zeugnisse der Theatertechnik und der Theaterarchitektur“.

OISTAT

Im Berichtsjahr fanden fünf Kommissionssitzungen mit deutscher Beteiligung statt. Das Auswärtige Amt hat nur zwei Reisen finanziell gefördert. Die Kosten für zwei Reisen trug die DTHG allein. Ein Teilnehmer finanzierte die Reise privat. 

Die OISTAT-Aktivitäten waren insgesamt etwas zurückgegangen. Die bisher recht aktiven Staaten des ehemaligen Ostblocks waren nicht mehr in Lage, die Kosten für Kommissionssitzungen aufzubringen. Ein Ausgleich durch größeres Engagement der westlichen Staaten blieb aus, schreibt die OISTAT-Beauftragte Karin Winkelsesser in ihrem Bericht.

Personalien

Am 4. August dieses Jahres feierte Walter Huneke seinen 70. Geburtstag, und wer ihn kannte, wird über diese „70“ den Kopf geschüttelt haben. Man bereitete ihm in Bayreuth eine eindrucksvolle Geburtstagsfeier. Hier im Festspielhaus krönte er seine berufliche Karriere als Technischer Direktor, die in Detmold begann und später über Bremen, Ankara, Düsseldorf, Frankfurt/M. und München eben bis nach Bayreuth führte. Nach Walther Unruh war er lange Jahre 1. Vorsitzender der DTHG, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte. 

Der Bühnenbildner Professor Heinz Bruno Galléé, Präsident der ÖThG, feierte am 15. Februar seinen 75. Geburtstag. 

Der Bühnenbildner Jörg Zimmermann ist am 10. Dezember nach längerer Krankheit im Alter von 61 Jahren in Augsburg gestorben. 

Der Toningenieur Egon Heischmann ist nach einem tragischen Unglücksfall am 12. Dezember 1994 ums Leben gekommen. Seit 35 Jahren gehörte der erst Sechzigjährige der Staatsoper Dresden an und leitete deren Tonabteilung. 

Erhard Grickscheid – „Benny“ – feierte am 23.1. seinen 65. Geburtstag. Ein Mann der Praxis, dessen innovatives Wirken in der Industrie auf jahrzehntelange Theatererfahrung zurückzuführen ist. 

Der langjährige Technische Direktor Siegfried Ehrenberg starb am 14.12.1994 in Essen. 

Im Alter von 71 Jahren verstarb der Bühnenbildner René Allio. 

Walter Simon, techn. Leiter der Komödie Basel und Vorstandsmitglied im svtb, verstarb im Alter von 57 Jahren.

Professor Dr. Gnauck, Mitbegründer der Fachhochschule Darmstadt und Vorsitzender der Gesellschaft für Technologie- und Wissenstransfer, verstarb im Alter von 73 Jahren. 

Am 27.10.1995 verstarb und völlig unerwartet Volker Josefowsky, Stellvertretender Technischer Direktor der Bayerischen Staatsoper München und langjähriger Mitarbeiter der BTR. 

BTR

Heft 01

  • Theatermaschinerie im schwedischen Ystad‘s Theater 
  • Der Bayreuther „Ring“ (Teil 2) 
  • Die technische Einrichtung des „Ring“ in Bayreuth (Teil 2) 
  • Wie sinnvoll ist es, Computer am Theater einzusetzen? 
  • Eröffnung des Großen Hauses im slowenischen Nationaltheater Maribor 
  • Der Konzertsaal der Bühnen der Stadt Gera 

Heft 02

  • „Kuß der Spinnenfrau“ in Wien 
  • Betriebsvorschriften f. Theater u. Veranstaltungsstätten verschiedener europ. Länder 
  • Wisp-PS, ultimatives RIP für PostScript Level 2 
  • SIEL und 10. Theatersalon 
  • Es wird Zeit, mit der Zeit zu planen 
  • Basistraining im szenisch- technischen Bereich 
  • Eine kleine Theaterakademie
  • Menschenrettung bei Theaterbränden 
  • Lichttechnik im Studio Kassel 
  • Außergewöhnliche Bühnengestaltung für Mahlers Neunte 

Heft 03

  • „Ring“ frei zur 2. Runde 
  • Die neue Studiobühne der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien 
  • Das barocke Schlosstheater in Česky Krumlov (1766—1767) 
  • Liste noch bestehender historischer Theaterbauten in der Tschechischen Republik 
  • Praktische Weisheiten zu Projektmanagement-Systemen 
  • Sind Laser gefährlich? — Wie gefährlich sind Laser? 
  • Einbau von EC-Motoren bei der Sanierung der Obermaschinerie der Bayerischen Staatsoper 
  • Zehn Jahre wiederaufgebaute Semperoper
  • Die Kennzeichnung von Produkten mit dem CE-Zeichen ist seit Anfang Januar rechtsverbindlich 
  • Unterschiedliche Herstellungsverfahren für Bilder, die auf unterschiedliche Weise betrachtet werden, erfordern gleiche Betrachtungsbedingungen (Teil 1.) 

Heft 04

  • Bedeutung der Instandhaltung für Verfügbarkeit und Betriebskosten veranstaltungstechnischer Einrichtungen 
  • Kleine Halle, große Probleme! 
  • Theatertechnik: eine Norm erhöht die Wirtschaftlichkeit 
  • Laser am Theater – Ein Beitrag zur Beleuchtungstechnik 
  • Unterschiedliche Herstellungsverfahren für Bilder, die auf unterschiedliche Weise betrachtet werden, erfordern gleiche Betrachtungsbedingungen (2. Teil) 
  • Laserintegration im Badischen Staatstheater 
  • Erfindungen aus früherer Zeit 

Heft 05

  • Neubau des Opernhauses Göteborg 
  • Phasenbildreihen gab es bereits vor 4000 Jahren 
  • Kosten der Nichtqualität – Qualität kostet Geld, Nichtqualität kostet mehr 
  • Instandhaltung aus der Sicht eines Betriebsingenieurs 
  • Anspruch und Qualität 
  • Theaterbrände vor 100 Jahren und die tragischen Folgen 
  • Liste noch bestehender historischer Theaterbauten in der Slowakischen Republik 
  • Moderne Hydraulikanlagen für das Theater 

Heft 06

  • PQ’95
  • Technische und wirtschaftliche Bedeutung der Kinotechnik von 1895—1995 (1. T.) 
  • Was kosten Instandhaltungsdienstleistungen in der Veranstaltungstechnik 
  • Sind Sie schon vernetzt? 
  • EDV-Werkzeuge zur Organisation von Instandhaltung u. betriebsveranstaltungstechnischen Einrichtungen (1. T.) 
  • Alte Oper „in neuem Gewand“ 
  • Wartung und Instandhaltung von elektrohydraulischen Antriebsanlagen in der Bühnentechnik 
  • Zuordnung der Verantwortlichkeit 
  • Der mechanische Handkonterzug 
  • Der Ton macht erst die Show und den macht der Tonmeister 
  • „Concert“, digital steuerbares Audio-Mischpult 
  • Fundusverwaltung mit Computer

Sonderheft

  • Wartung und Instandhaltung veranstaltungstechnischer Anlagen
  • Kurzfassungen der Vorträge des ShowTech-Fachkongresses 
  • Trends in der Veranstaltungstechnik 
  • Entwicklungstendenzen in der Veranstaltungstechnologie 
  • Körperverletzung durch Musikveranstaltungen?
  • Das neue Theater Hof 
  • Stadttheater Freiberg 
  • „Schauburg“ – München 
  • Stadthalle Kassel 
  • Musik-und Kongresshalle Lübeck 
  • Haus der Kulturen der Welt 
  • Neues NDR-Produktions- und Sendezentrum 
  • Music Hall Stuttgart 
  • Theater der Altmark, Stendal 
  • Theater Baden-Baden 
  • Theater Putbus 
  • Neubau Gouda, Rekonstr. Gent 
  • Die „THITS-Norm“ 
  • Sanierung in der Wiener Staatsoper 
  • Neue Obermaschinerie für die Comédie Française 
  • Bühnentechnik im Theater ‘s Hertogenbosch

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1 Das OISTAT Bulletin erschien zwei Jahre lang in sieben Sprachen unter der Redaktion von Karin Winkelsesser.


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