1994

Der Fachverband

Wiederholt stand das Thema Aus- und Weiterbildung der bühnentechnischen Fachberufe im Mittelpunkt der Verbandsarbeit. Zum einen ging es darum, in den neuen Bundesländern die Prüfungsordnungen und die Anerkennung der bereits absolvierten Qualifizierungen durchzusetzen. Zum anderen war die DTHG bemüht, Seminare zu unterstützen, die eine Weiterbildung ermöglichten, mit der dann Absolventen eine Prüfung zum Meister VT absolvieren konnten. 1994 begann eine neue Seminarreihe dazu in Potsdam-Babelsberg beim Institut für Medientechnik.

Die Meisterprüfungen selbst allerdings boten Anlass zu Diskussionen. Helmut Großer schreibt:

Nun ist allerdings das Thema der Prüfungen und Prüfungskommissionen fast genau so alt, wie das Buch Hansings und Unruhs. Und jedes Jahr wieder klagt man mit schöner Regelmäßigkeit über das Fehlen einheitlicher Organisationsformen und Inhalte der Meisterprüfungen. Seit Bestehen der Bundesrepublik wird es immerhin mit der föderativen Struktur begründet und deren eigenständigen Kultus- oder Innenministerien. Man weiß ja: „die kulturelle Vielfalt“. Na, wenn es um die ginge, brauchten wir in Bayern ohnehin drei Prüfstellen: für die (richtigen) Bayern, für die Franken und für die Schwaben. Scherz beiseite – Zu viele Innenminister, zu viele Kulturbeamte und zu viele Feuerwehrhauptmänner. Zu viele Egoismen, zu viele Eitelkeiten oder nur zu viel Trägheit? Warum unterstellt man uns nicht ganz einfach dem Verteidigungsministerium, da gibt es nur eins, und das hat ja nun auch genügend freie Kapazitäten.

Eine Einführung in die physikalisch-technischen Grundlagen der Lichttechnik boten vier Weiterbildungskurse der Fachhochschule Hamburg für alle, die beruflich mit Beleuchtung befasst sind und ihre theoretischen Kenntnisse hierüber ergänzen oder vertiefen wollten. 

Für die Zeit vom 4.-6. Mai 1994 hatten DTHG, OeTHG und svtb zur 47. Bühnentechnischen Tagung nach Bregenz eingeladen. Die Schirmherrschaft hatte der Österreichische Minister für Unterricht und Kunst, Dr. Rudolf Schoelten übernommen. Das Motto lautete: Zukunft in schwierigen Zeiten. Auch der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Prof. August Everding war mit einem Gastvortrag vertreten zum Thema: Kann der Kulturauftrag Theatereffektiver und wirtschaftlicher erfüllt werden?

Der Verlauf der Tagung, die Inhalte der Referate und die Ergebnisse der Diskussionen lieferten die Basis für die Formulierung eines Thesenpapiers. Ein Entwurf da zu wurde von Siegfried Stäblein, Präsident der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, am letzten Tag der Fachtagung vorgestellt. Selbstverständlich muss dieses Papier nun in den Gremien der drei Fachverbände – Österreichische Theatertechnische Gesellschaft, Deutsche Theatertechnische Gesellschaft und Schweizer Verband technischer Bühnenberufe – weiter diskutiert und letztlich beschlossen werden, bevor man damit schwarz auf weiß an die Öffentlichkeit geht, sagte dazu, stelIvertretend für die drei Verbände, Siegfried Stäblein. „Es wird aber sicherlich noch im Sommer dieses Jahres sein.“ 

87 Mitgliedsfirmen der DTHG, der OThG und des svtb stellten aus. Einschließlich Ehrengästen und Organisatoren haben insgesamt 919 Personen an der Tagung teilgenommen. 

Am 5. Mai 1994 fand auch die Jahreshauptversammlung der DTHG statt.

174 Mitglieder waren anwesend, die gesamte Mitgliederzahl war auf 801 angestiegen, davon 110 Firmenmitglieder.

Die Arbeit der Geschäftsstelle in Poing kam gut voran, aber ebenso wurde deutlich, dass eine Halbtagsstelle für die Fülle der Aufgaben nicht ausreichen würde. Im Bericht ging Siegfried Stäblein besonders auf die Bemühungen um die Etablierung verschiedener Berufsausbildungen ein:

Das Projekt „Qualifikationsanforderungen für Bühnentechnische Meisterberufe“ ist soweit abgeschlossen, dass der Schlußbericht derzeit formuliert werden kann. Eine Kurzfassung liegt bereits vor. An dieser Stelle soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass Verlauf und Ergebnis dieses Projektes wesentliche Voraussetzung waren für die Fortbildungsordnung für „Meister Veranstaltungstechnik“.
Im Rahmen des Projektes „Bühne-Film Fernsehen-Studio“ und „Veranstaltungstechnische Berufe“ wurden die Bereiche „MaskenbiId, Theatermalerei, Theaterplastik, Requisite, Kostümschneiderei und Cutter/BiIdmischer“ bereits 1992 abgeschlossen. 

Die Arbeit der Regionalgruppen hatte sich inzwischen als fester Bestandteil der Verbandsarbeit etabliert. 1994 fanden Tagungen bei der Firma Werning, im Schauspielhaus Köln, im Hans-Otto-Theater Potsdam, in der Schaubühne Berlin, in Dresden bei der Firma SBS, Annaberg, Friedrichshafen, Frankfurt, Recklinghausen und den Landesbühnen Sachsen statt.

Die Regeln und Normen zum Arbeitsschutz in Bühnen und Studios unterlagen in diesen Jahren verschiedenen Änderungen. Dies war zum Teil auch auf die europäische Harmonisierung von Vorschriften in der EU zurückzuführen. Die DTHG bemühte sich um eine zeitnahe Information ihrer Mitglieder.

Es wurde beschlossen, die 48. BTT 1996 in Dresden stattfinden zu lassen, bei der auch die Neuwahlen für den Vorstand anstehen sollten. 

OISTAT

Im Januar tagte das Exekutivkomitee in Harlem, Niederlande und bezog somit seinen neuen Standort. Bei den anstehenden Wahlen wurde Helmut Großer wieder zum Präsidenten gewählt, allerdings hatte er bereits vorab angekündigt, dass dies seine letzte Amtsperiode werden würde. Karin Winkelsesser wurde als Mitarbeiterin des Generalsekretärs Chris Livaat nun auch als Mitglied im Exekutivkomitee aufgenommen.

Die Verlegung des Sitzes der OISTAT in die Niederlande verlief nicht ohne Komplikationen: Das Generalsekretariat musste einen niederländischen Rechtsstatus erhalten. Dieser wurde mit der Gründung einer niederländischen OISTAT-Stiftung geschaffen. Sie war an die Exekutive der OISTAT gekoppelt, d.h. der Vorstand der Stiftung wurde aus Mitgliedern des Exekutivkomitees gewählt.
Entscheidungen des Exekutivkomitees sollten für die Stiftung immer bindend sein, und sie selbst hatte keine Entscheidungsbefugnis ohne Zustimmung des Exekutivkomitees. Die Arbeit des Generalsekretariats sollte zunächst für vier Jahre vom niederländischen KuIturministerium finanziell unterstützt werden. Das erste Finanzjahr 1994 war sozusagen ein Testjahr, an dessen Ende sich zeigen sollte, ob das aufgestellte Budget dem tatsächlichen Kostenaufwand für die Verwaltung der OISTAT entspricht. 

1994 organisierte die DTHG erstmals eine Gruppenreise zum amerikanischen Partnerverband USITT und deren Messe Stage Expo.

 

Die Normungsarbeit hatte in den 90er Jahren an Umfang stark zugenommen und wurde durch den Fachausschuss Normen der Theatertechnik (FNTh) koordiniert.

Diese Arbeit wurde verantwortlich begleitet durch einen Beirat, in dem der Deutsche Bühnenverein (DBV), die DTHG, der Internationale Verband der Stadt, Sport- und Mehrzweckhallen (VDSM) und der Bundesverband der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand (BAGUV) vertreten
sind.

Personalien

Der Berliner Regisseur, Bühnen-, Kostümbildner und Raumgestalter Achim Freier feierte am 30. März seinen 60. Ge burtstag. 

Am 3. November 1994 verstarb in Berlin Dr. Manfred Simon  im Alter von 59 Jahren. Er war zehn Jahre der Leiter der Abteilung Architektur und Technik im Institut für Kulturbauten und bis zu seinem Tode Geschäftsführer der AIK Planungsbüro Kulturbauten GmbH. 

Willi Schmidt, der gebürtige Dresdner, Schüler und Assistent von Rochus Gliese, verstarb im Alter von 84 Jahren. 

Rudolf Biste, national und international anerkannter Fachplaner, verstarb im Alter von 67 Jahren.

Der langjährige Vorsitzende der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung der GDBA, Mitglied des Hauptvorstandes Erich Falk verstarb im Alter von 74 Jahren. Er war als GDBA-Vertreter zweiter Vorsitzender der DTHG. 

BTR

In den 90er Jahren präsentieren sich die Ausgaben der Bühnentechnischen Rundschau besonders üppig. Noch ist das Internet nicht so weit, die Stellenanzeigen und viele Informationen präsentieren zu können. Und so umfassen diese Ausgaben fast immer an die 100 Seiten und ebenso viele Stellen- wie Firmenanzeigen.

Heft 01

  • „Cerritos Center for Performing Arts“ 
  • Schnakenberg – System NIVOflex-mot 
  • Zur Baugeschichte des Prager Ständetheaters 
  • Aus Joseph Mühldorfers Mannheimer Dekorationsatelier 
  • Die Diplomarbeiten des Berliner Studiengangs Theater- und Veranstaltungstechnik 
  • Fernsehgerechte Beleuchtung von Räumen und Gegenständen hohen künstlerischen Wertes 
  • Was ist ein Szenograf, und warum ist diese Frage von Belang ? 
  • Gespräch mit dem Regisseur und Bühnenbildner Pet Halmen 
  • Wagner in der Wüste 

Heft 02

  • Das Schauspielhaus Hannover 
  • Das „Juliusz Slowacki-Theater“ in Krakau 
  • Licht als Inszenierung 
  • Veranstungstechnik und Logistik
  • Rauchklappen in Theatern 
  • Luftfremde Stoffe – eine Gefahrenquelle am Arbeitsplatz 
  • Der Kandidat hat 99 Punkte 

Heft 03

  • Tagebuch zum „Ring“ – Zyklus der Berliner Staatsoper, 1. Teil 
  • Der Dinosaurier im Münchener „Giulio Cesare“ 
  • UW und Normung 
  • Technik – Partner, Diener oder Strörenfried 
  • Lärmbelästigung von Orchestermusikern 
  • Das Ausbildungskonzept des „Mozarteum“ Salzburg 
  • Tätigkeit des ITI-Förderervereins
  • 70 Jahre Bildwand- und Projektionsentwicklung 
  • „Nabucco“, vom Modell bis zur Einwinterung im Zeitraffer 
  • Netzplantechnik als Planungsinstrument im Theater 

Heft 04

  • Die Sanierung des Nationaltheaters Mannheim 
  • Ein Tyrannosaurus Rex für Händels „Giulio Cesare“ 
  • Seminar für Führungskräfte aus Kulturbetrieben 
  • Die innerbetriebliche Kalkulation und Kostenrechnung von Inszenierungen im Theater 
  • Normung der Theatertechnik. Bühnenmaschinerie 
  • Theater in einer sich verändernden Welt. Ost-West/Nord-Süd 

Heft 05

  • Hamburgische Staatsoper. Untermaschinerie-Erneuerung 
  • Fernsehbeleuchtung im Wandel 
  • Rauchschutzmaßnahmen in Theatern am Beispiel der Vollbühne 
  • Es werde Licht — Produktions- und Sendezentrum des NDR 
  • Funkfernsteuerbare Scheinwerfer im mobilen Einsatz 
  • Führung und Organisation am Theater
  • 100 Jahre Bühnenbeleuchtung – Warum nicht wie bei Appia beleuchten? 
  • Vor 125 Jahren: Brand des Dresdner Hoftheaters 

Heft 06

  • Der Bayreuther „Ring“ 1994 
  • Die technische Einrichtung des „Ring“ in Bayreuth 
  • Vom Sternenhimmel zum Sternenraum 
  • Die Dekorationswerkstatt — Anforderungen an Gebäude, Funktionsbereiche und Arbeitsplätze 
  • Motorisierung der Gegengewichtszüge im Theater Winterthur 
  • Absauganlage Maske 
  • Gesamteindruck über die photokina ‘94 
  • Die Modernisierung des J. Slowacki-Theaters in Krakau 
  • Bericht über ein Drehbühnenexperiment 

Sonderheft

  • Theater in Österreich und der Schweiz, Beschreibungen, Bühnenpläne etc.

BTR Ausgaben 1994
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