1993

Der Fachverband

Das Jahr beginnt mit guten Nachrichten: Aus einer Initiativgruppe Technischer Direktoren in Sachsen wird die Gründung einer Regionalgruppe Ost angekündigt.

In Zusammenarbeit mit der Fachgruppe „Theater“, unter Beteiligung der DTHG, wird die Vortragsreihe zum Thema Sicherheit, Organisation und Technik in Theatern, Mehrzweckhallen, Film- und Fernsehstudios in der Technischen Akademie Heilbronn fortgesetzt. Das Seminar fand am 9. und 10.3.93 statt und war für technische Führungskräfte, Sicherheitsingenieure und Sachverständige bestimmt. Es war die dritte berufliche Fortbildungsveranstaltung einer 1988 begonnenen Reihe. 

Eine Meldung aus den neuen Bundesländern bezeugt den immer noch währenden Prozess der Veränderungen:

Bisher war die „Planungsbüro Versammlungsstätten GmbH Berlin“, mit ihrer Außenstelle in Dresden, als Rechtsnachfolger des ehemaligen Institutes für Kulturbauten zu 100 % im Besitz der Treuhandanstalt. Mit der notariellen Beurkundung des Geschäftsanteilskaufvertrages v. 22.10.92 ist das Büro nun privatisiert. Neben den Gesellschaftern M. Appel, H. Begler, Dr. G. Bredenbeck, G. Döring, H.-J. Hartmann, L. Pechert u. Dr. M. Simon haben sich alle anderen Belegschaftsmitglieder im Rahmen einer stillen Gesellschaft beteiligt. Somit sind alle Geschäftsanteile im Besitz der Belegschaftsmitglieder, die sich gegenseitiges Vorkaufsrecht einräumen. Als Geschäftsführer wurden Dr. Manfred Simon und Gerhard Döring bestellt. Der Sitz des Büros ist in der Clara-Zetkin-Str. 105 in Berlin. 

Die DTHG-Jahreshauptversammlung fand am 9. Juni 1993 in Berlin im Rahmen der ShowTech statt. 153 Mitglieder waren anwesend – insgesamt war die Mitgliederzahl auf 793 angestiegen.

Siegfried Stäblein dazu:

Dies ist kein Zufall, vielmehr ist es ein Ergebnis harter Arbeit des Vorstandes, der Beauftragten, der Arbeitsgruppen und der Regionalgruppen. Die Regionalgruppen will ich dabei besonders erwähnen, da bei den Zusammenkünften die auch für Nichtmitglieder offen sind, von den Organisatoren intensiv für die DTHG geworben wird. Herzlichen Dank dafür!

Weiter konnte er berichten, dass seit dem 1.1.1993 in Poing bei München die Geschäftsstelle der DTHG residierte und mit Frau Rosemarie Poluschny halbtags eine Mitarbeitern gewonnen werden konnte.

Weiter führte Siegfried Stäblein aus:

Die satzungsgemäß festgelegte Aufgabe, Förderung der Aus-, Fort- und Weiterbildung, hat inzwischen einen Umfang angenommen, der durch einen Beauftragten allein nicht mehr bewältigt werden kann. Der Vorstand hat deshalb beschlossen, die Betreuung dieses Bereiches zentral bei der Geschäftsstelle und beim Geschäftsführer anzusiedeln. Er wird bei speziellen Aufgaben, z. B. Weiterbildung für Meister, Führungskräfteseminare usw., von Beauftragten unterstützt, die nur für dieses Thema, und nur für die Zeit in der es besteht, zuständig sind. Diese Lösung scheint auch der richtige Ansatz für ein DTHG-Bildungswerk zu sein. 

Eines der wichtigen Themen der Zeit war die Anerkennung der Meisterprüfungen in den neuen Bundesländern. Sachsen hatte 1993 den Anfang gemacht. In der Prüfungsordnung war auch die Regelung und Anerkennung der in der DDR erworbenen Abschlüsse enthalten. Ein wichtiger Meilenstein, um eine Zurücksetzung der Fachkompetenz der Bühnen- und Beleuchtungsmeister der DDR zu verhindern, welches sich die DTHG zum Ziel gesetzt hatte.

Seit dem 11.05.93 gab es für den Freistaat Sachsen in Leipzig bei der “Sächsischen Landesstelle für Bautechnik“ eine Prüfstelle für Technische Fachkräfte, Bühnen, Mehrzweckhallen und Studios. Staatliche Prüfstellen bestanden bereits in den alten Bundesländern Bayern (München), Hessen (Darmstadt), Hamburg (Hamburg) und Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf). Eine weitere Prüfstelle wurde von der DTHG für das Bundesland Brandenburg (Potsdam) angeregt.
Der Berufsverband bemühte sich auch 1993 intensiv um die Einrichtung von Aus- und Weiterbildungsseminaren für verschiedene Berufsgruppen und suchte dabei nach unterschiedlichen Kooperationspartnern. Durch Walter Mäcken wurden die Führungskräfteseminare, veranstaltet in Baden-Baden, weiter entwickelt.

Die internationale Arbeit der DTHG konzentrierte sich auf die aktive Mitwirkung in der OISTAT sowie besonders auf die Kooperation mit der OeTHG und dem, svtb. Mit beiden Verbänden war eine Bühnentechnische Tagung für das Jahr 1994 in Bregenz beschlossen worden.

Der Termin der Tagung muß leider eine Woche vorverlegt werden auf den 4. – 6. Mai 94. Der Grund dafür ist ein größerer Kongress in Friedrichshafen, der alle Übernachtungsmöglichkeiten im Bodenseeraum in Anspruch nimmt. 

Vom 13. — 20.9.92 traf sich das Exekutivkomitee der OISTAT in Santiago de Chile. Dort wurde bekanntgegeben, dass die Geschäftsstelle in Prag Ende 1993 ihre Arbeit einstellen wird. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sah das tschechische Kulturministerium keine Veranlassung mehr, die Kosten für die Geschäftsstelle aufzubringen. Gleichzeitig wurden erste Bemühungen unternommen, diese in den Niederlanden einzurichten.

Im Oktober 1993 fand der OISTAT-Weltkongress in Caracas Venezuela statt, wo auch das 25-jährige Jubiläum der Gründung gefeiert wurde.

Präsident Helmut Großer sagte in seiner Festansprache:

Seit dem Umbruch in den ehemals sozialistischen Ländern ab 1989 ist die Arbeit aber schwieriger geworden. Der Austausch ist zwar jetzt in Freiheit möglich, die Reisefreiheit ist gegeben, aber nur für diejenigen, die über die finanziellen Mittel verfügen. Staatliche Zuschüsse sind kaum noch zu bekommen. In der „veränderten Welt“ sind die Interessen der einzelnen Länder ebenfalls verändert. Dazu kommen neue Initiativen der verstärkt engagierten Mitgliedsländer Südamerikas und Asiens. Deshalb waren sich alle einig, daß neue inhaltliche Schwerpunkte erarbeitet werden müssen, die den Interessen und lnformationsbedürfnissen der Mitgliedssektionen aus mittlerweile allen Kontinenten entsprechen, wobei regionale Unterschiede durchaus Berücksichtigung finden sollten. 

Auf dieser Versammlung wurde beschlossen, das Generalsekretariat von Prag nach Amsterdam in die Niederlande zu verlegen.

Für den die ShowTech 1993 begleitenden Fachkongress werden folgende Schwerpunktthemen angekündigt:

  • „Logistik von der künstlerischen Idee bis zur Entsorgung“ 
  • Aufgaben und fachübergreiferides Planen und Handeln 
  • „Lichtdesigner“, Berufung oder Beruf 

Über die unmittelbare Aufeinanderfolge von zwei ShowTech-Veranstaltungen heißt es in der BTR:

Die ShowTech findet fortan in den ungeraden Jahren, also ‘93, ‘95, ‘97 usw. statt. Der Vorteil dieses neuen Turnus liegt für die ShowTech-Aussteller darin, dass die Messelandschaft in den geraden Jahren entzerrt wird und sich die Show Tech somit optimal in den Kalender der Veranstalterbranche einfügt. Diese Entscheidung erfolgte im Einvernehmen mit den Veranstaltungsträgern und den Ausstellern. Für die Branche ist aber auch der Termin 1993 so interessant, weil die ShowTech so genau rechtzeitig mit der Öffnung des europäischen Binnenmarktes stattfindet. Doch richtet sie sich nicht nur an den westeuropäischen Markt. Ca. 40 % der ausländischen Fachbesucher kamen 1992 aus Mittel- und Osteuropa. Wir bauen derzeit unsere Kontakte und Bemühungen auch in diese Richtung noch weiter aus.

4.450 Fachbesucher (1992: 4.900) aus 21 europäischen Ländern informierten sich über die neuesten Techniken und den Ausstattungsbedarf für Veranstaltungsstätten, die von 195 Ausstellern (1992: 193) aus 14 Ländern gezeigt wurden. 

Seit 1970 wurde auf der Internationalen Handwerksmesse München unter dem Titel alljährlich die Sonderschau Exempla durchgeführt. Die Exempla zeigt unter den verschiedensten Themen Spitzenleistungen des Handwerks, sie können wirtschaftlicher, technischer, kultureller, sozialer, soziologischer Art sein. Die Thematik der diesjährigen Exempla hob sich von den vorhergehenden ab. Sie widmete sich den attraktiven Leistungen der Theaterhandwerke. 

Im Dezember 1993 veröffentliche der Deutsche Bühnenverein ein Theaterpolitisches Thesenpapier, darin heißt es:

Artikel 5 Grundgesetz garantiert die Freiheit der Kunst. Er schließt damit die Einflussnahme des Staates auf die Inhalte der Kunst aus, verpflichtet den Staat aber gleichzeitig zu ihrer Pflege und Förderung.
Theaterstrukturen haben diesen grundgesetzlichen Anforderungen Rechnung zu tragen.
Theater bedarf als öffentliche Aufgabe der öffentlichen Finanzierung. Daraus ergibt sich insgesamt die Verpflichtung der für die Kultur zuständigen Bundesländer und ihrer Kommunen, zur Pflege und Förderung der Theater und Orchester ausreichende Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Bei aller Notwendigkeit zur Rationalisierung und zur Sparsamkeit darf Theater nicht Marktgesetzen ausgeliefert werden. Denn die Folge wäre eine der grundgesetzlich garantierten Kunstfreiheit nicht mehr gerecht werdende Verflachung der Inhalte und ästhetischen Formen.
Jedes Theater muß mit eigenem künstlerischen Profil sein eigenes Publikum finden. Erst dies sichert eine vielfältige, lebendige, in der Gesellschaft verankerte Theater-kunst.
Theater sind für Städte und Gemeinden, Länder und Regionen von zentraler kulturpolitischer, aber auch wirtschaftlicher Bedeutung. Das Theater ist einer der wenigen noch vorhandenen kommunalen öffentlichen Versammlungsorte der am Gemeinwesen interessierten Bürgerinnen und Bürger, ein Denk- und Erlebnisraum. …

Personalien

Der ehemalige Geschäftsführer, Helmut Himstedt-Alexander, feierte am 18. Mai in Hamburg seinen 75. Geburtstag. 

60 Jahre Cronenberg: Am 2. Mai feierte die Fa. Dieter Cronenberg GmbH & Co. KG, Bühnenbedarf und Messetextilien, in Düsseldorf ihr 60-jähriges Bestehen. 1933 wurde das Unternehmen von Walter Cronenberg gegründet und 1977 vom Nachfolger Dieter Cronenberg übernommen. 

Der Ehrenrat hatte in seiner Sitzung am 07.06.93 einstimmig vorgeschlagen, den Herren Ton Breeker und Karl-Heinz Wollmann für ihre Tätigkeiten und ihre Verdienste für die DTHG die silberne Ehrennadel zu verleihen.

Im September 1993 verstarb der langjährige Geschäftsführer der DTHG Alexander Himstedt-Alexander. In seiner Würdigung von Hellmut Perrottet heißt es:

Aufgrund gemeinsamer Tätigkeit mit Hellmut Himstedt-Alexander über eine lange Zeit kann ich beurteilen, welche persönliche Leistung hinter den kompli zierten und schwierigen Vorgängen seiner Arbeit steckte, speziell während der damaligen Aufbaujahre nach dem 2. Weltkrieg. Ich bewunderte an ihm die unnachahmliche Nonchalance, fast könnte man sagen Boheme, mit der er die ihm gestellten Aufgaben bewältigte und zum Erfolg führte. Für diese Erfahrungen sind ihm alle, welche ihn näher gekannt haben, noch heute dankbar.

Der international angesehene Bühnenbildner Hans Ulrich verstarb 76-jährig in Augsburg.

Dr. Bowman, General Manager von Rosco Labs, verstarb am 6. Mai im Alter von 61 Jahren in Norwalk.

Werner Schott, Mitbegründer der Theaterseminare in Recklinghausen, verstarb im Alter von 71 Jahren.

Am 31.12.93 feierte der Technische Direktor der Oper Leipzig, Helmut Ernst, seinen 65. Geburtstag. 

Mit der Josef Kainz-Medaille der Stadt Wien für die Spielzeit 1992/93 wurde auch der Bühnenbildner Hans Schavernoch ausgezeichnet. 

BTR

Heft 01

  • “Elisabeth“ in Wien 
  • Das Koninklijk Theater Carré in Amsterdam 
  • Die Beleuchtungstechnik im Studio 3 des Bayerischen Rundfunks München 
  • Was bedeutet Unternehmer dem Gesetz nach? Verantwortung und Möglichkeiten 

Heft 02

  • Licht für „Elisabeth“ 
  • Der „Sandwich-Mann“ 
  • Lichtsteuerung „Sirius 24“ 
  • Pablo Picasso, 1937—1973 
  • Lighting Design Studium in den USA 
  • Wie gefährlich sind Halogenlampen für Beleuchter? 
  • ShowTech und photokina 1992 
  • Alles geregelt 
  • Theater als mobiler Raum 
  • SIEL und 8. Theatersalon 

Heft 03

  • Parsifal in der „Linden Oper“ 
  • Bühnentechnische Sanierung, Staatstheater Kassel 
  • „EDV + Management“ 
  • Vor über 110 Jahren Wiener Ringtheaterbrand 
  • Verriegelte und versperrte Notausgänge 
  • Frauen in der Theatertechnik 

Heft 04

  • Erneuerung der Obermaschinerie im Stadttheater Ulm 
  • Megaro Musiki Athinion 
  • Die Luft, das nichtlineare Medium 
  • Das Theater „Spirale“ 
  • Johann Christian Keim, Württemb. Theatermaschinist im 18. Jahrh. 
  • Prüfung für Theatertechniker 
  • Lighting-Designer 
  • Künstliche Raumhallerzeugung mit digitalem Signalprozessor 
  • Hilfskonstruktion für Rollenbodenversatz 
  • Der Linearmotor 

Heft 05

  • „Tristan und Isolde“ als Todesritual, Bayreuth 1993 
  • Lichtdesign 
  • Stellwände aus Membran Absorbern 
  • Lighting Designer, Berufung oder Beruf 
  • Beleuchtung, subjektiv betrachtet 
  • Exempla ‘93 
  • Die Nabis, Propheten der Moderne 
  • Als vor 125 Jahren das Stadttheater von Helsingfors abbrannte 
  • Scheinwerfer 

Heft 06

  • Das Nationaitheater Maribor 
  • Technischer Bericht zum „Parsifal“ in Wuppertal 
  • Theaterpolitisches Thesenpapier des Deutschen Bühnenvereins 
  • Das Licht auf der an deren Seite 
  • Morosow und Schtschukin — die russischen Sammler. Von Monet bis Picasso 

Sonderheft

  • Tagungsberichte der Jahre 1920 – 1939

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