Der Fachverband
Die von Hofrat C.A. Schick im Jahr 1905 entwickelte Initiative zur Gründung eines Fachverbandes für die Bühnen- oder Theatertechnik verlief zunächst schleppend. Die Resonanz auf das erwähnte Werbeschreiben der von Schick zusammengerufenen fünf ersten Gleichgesinnten, hatte zwar Erfolg, setzte dennoch nur zögernd ein, wie verschiedentlichen Notizen aus den wenigen Archivunterlagen zweifelsfrei zu entnehmen ist. Es gelang Schick aber am 5. Oktober 1906 in Wiesbaden eine erste Zusammenkunft der sechs Herren : Brandt – Berlin, Klein – München, Rosenberg – Köln, Dodell – Schwerin, Kranich – Bayreuth und ihm selbst, zustande zu bringen. Nach ausführlichen Diskussionen über die anstehenden Themen einer Verbandsgründung und der Auswertung der bis zu diesem Zeitpunkt eingegangenen Antworten auf das Werbeschreiben, beschloss man das weitere Vorgehen in der Sache. Es wurden eine juristische Gründung des Fachverbandes und die laut Versammlungsgesetz dazu notwendigen Grundlagen erörtert. Als Name wurde folgende Formulierung festgelegt: Verband Deutscher Bühnen – Ingenieure und – Techniker e.V.
Im Zusammenhang damit stand auch ein Termin für die notwendige konstituierende Haupt- (Gründungs-) Versammlung im Sommer 1907. Bis dahin ließ Schick die erforderlichen schriftlichen Unterlagen ausfertigen und versandte dieselben unter Zugrundelegung des Theater-Almanachs 1906/07 der Bühnengenossenschaft an alle darin aufgeführten Theater im Deutschen Reich. Damit waren die Aktivitäten dieses Fachverbandes der Bühnentechnik, soweit es Schick und die fünf genannten Fachkollegen betraf, für das Jahr 1906 abgeschlossen.
Unabhängig von der Wiesbadener Entwicklung begannen in Berlin Bestrebungen zu einer nur auf den Bereich der Stadt konzentrierten Vereinigung von Bühnentechnikern Gestalt anzunehmen. In der Reichshauptstadt Berlin mit ihrem vielfältigen Kulturangebot entstanden diese Aktivitäten von den in den diversen Theatern tätigen Bühnentechnikern, vorwiegend Inspektoren und selbständigen Meistern.
Der Reichshauptstadt gegenüber wurde das übrige Reichsgebiet aus Berliner Sicht stets etwas herablassend als Provinz abqualifiziert. Man kümmerte sich nur oberflächlich um das Geschehen außerhalb der Stadtgrenzen, zumal es dem direkten Einflussbereich aufgrund nicht weit genug entwickelter Kommunikationstechniken zu entlegen erschien. Es war daher naheliegend, dass sich Berliner Theatertechniker unter sich zusammenfanden um analog zu Wiesbaden ähnliche Aktivitäten in Berlin in Gang zu setzen. Am 7. November 1906 traf man sich in Berlin Mitte zur Gründung der theatertechnischen Vereinigung. Man war bestrebt diese Angelegenheit möglichst offiziell vorzunehmen, weshalb bei der Gründung der Vereinigung der Technischen Bühnenvorstände, Sitz Berlindarauf geachtet wurde, dass man mit dem zu dieser Zeit gültigen Vereinsrecht konform ging. Man wählte einen Vorstand mit den dazu notwendigen Funktionen und stellte die angestrebten Ziele dar. Der gewählte Vorstand setzte sich folgendermaßen zusammen:
Vorsitzender: Franz Schmitt, Techn. Oberinspektor in der Komischen Oper;
stellv. Vors.: Georg Kühn, Maschinerie Insp., Neues Schauspielhaus;
Schriftführer: Fritz Heimreich, Ob. Masch. Insp. Lessingtheater;
Kassierer: Karl Möser, Masch. Insp. in der knigl. Hofoper, unter den Linden;
stellv. Kassierer: Wilhelm Wolff, Berliner Theater, gleichzeitig: Beisitzer.
Als Zweck der Vereinigung der Technischen Bühnenvorstände wurde hauptsächlich die Pflege der Berufsinteressen durch gegenseitige Mitteilungen in Bezug auf Neuerungen auf dem Gebiet der Bühnentechnik, Ausstattungskunst von Neuinszenierungen usw. festgelegt. Außerdem sollte eine Vermittlung von Engagements geschehen, auch von Hilfskräften. Darüber hinaus sollte der kollegiale Zusammenschluss gefördert werden. Dazu waren Treffen an jedem ersten Donnerstag nach dem jeweiligen 1. und 15. des Monats festgelegt worden. Betreffs schriftlicher Mitteilungen der Vereinigung an ihre Mitglieder wollte man sich vorerst der Form von Rundschreiben bedienen. Veröffentlichungen in einer einschlägigen Fachpresse wurden zwar erwogen, konnten aber noch nicht abschließend bestimmt werden. Mit diesen Festlegungen begann die Vereinigung der Technischen Bühnenvorstände, Sitz Berlin, offiziell ihre Arbeit.
Sie setzte sich fast ausschließlich aus der mittleren Führungsebene der Inspektoren und selbständigen Meister an den Theatern zusammen, während die Wiesbadener Verbandsmitglieder zumindest während des Gründungszeitpunktes fast alle der oberen, meist unabhängigen Ebene der bühnentechnischen Führungskräfte angehörten. Das erklärt anscheinend auch, dass diejenigen bei dem Wiesbadener Verband in Erscheinung getretenen Mitglieder aus Berlin, der dortigen obersten Führungsschicht der Theatertechnik entstammten und deshalb bei der Berliner Vereinigung nicht aktiv wurden, weil sie sich betrieblich von den Inspektoren und Meistern aufgrund ihrer akademischen Vorbildung als Diplomingenieure oder dergleichen deutlich abhoben. Dieser Sachverhalt sollte in den Folgejahren Schwierigkeiten bringen, was die Zahl der möglichen Mitglieder betraf.
Theatergeschichte
In Berlin werden die im Jahre 1905 erbauten Kammerspiele des Deutschen Theaters am 8. November 1906 unter der Leitung von Max Reinhard mit Ibsens „Gespenstern“ eröffnet.
Das 1875 erbaute Düsseldorfer Opernhaus wird im Jahre 1906 grundlegend umgebaut und technisch vollkommen modernisiert.
In Magdeburg beginnen 1906 die Bauarbeiten zur Erstellung eines Zentraltheaters für Operette und Varieté, dem späteren Großen Haus der Städtischen Bühnen.
Das Umfeld
Arbeiter in den entstandenen Industrien schliessen sich in christlichen Gewerksvereinen oder freien Gewerkschaften zusammen, zur besseren Interessenvertretung. – In Jena gründet Ernst Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung, welche unter anderem den damals erstmalig praktizierten Acht-Stunden-Arbeitstag einführt.
Panama wird mit Hilfe der USA als Provinz von Kolumbien unabhängig und zur eigenständigen Republik erklärt. Im Interesse und auf Veranlassung der USA beginnen die Bauarbeiten zu dem den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean verbindenden Schifffahrtskanal, der als Panamakanal in die Geschichte eingeht.
Zur Erreichung transkontinentaler Telefonsprechverbindungen in den USA verhilft die Erfindung der Verstärkerröhren. Im Jahr 1906 wird unabhängig voneinander durch die Ingenieure Lee Forest in den USA und Robert von Lieben in Österreich eine Drei-Elektroden-Vakuumröhre zur Verstärkung in Telefonverbindungen entwickelt, bei der eine kleine, an ein Gitter zwischen Anode und Kathode gelegte Spannung, den Elektronenfluss zwischen den beiden Letztgenannten steuerte. Damit ist man in der Lage ein primär gegebenes Abbild des Verlaufes von Spannungsänderungen, sekundär bei wesentlich stärkeren Spannungen zu erzeugen.
In Deutschland stiegt das Volkseinkommen stark an. Löhne und Preise bleiben stabil.