1912

Der Fachverband

Der im Jahr zuvor entstandene reichseinheitliche Verband Deutscher Bühnentechniker hielt im Juni 1912 seine erste offizielle Hauptversammlung in Berlin ab, welche aber keine Tagung im Sinne der späteren Bühnentechnischen Tagungen darstellte und deshalb in den heute vorhandenen Unterlagen nicht als solche bezeichnet ist. †Über diese Berliner Hauptversammlung existieren nur bruchstückhafte Vermerke, so daß genauer Ablauf, eventuelle Beschlussfassungen etc. heute nicht mehr feststellbar sind. Die Mitgliederzahl wurde, wie bereits 1911 erwähnt, mit 77 angegeben und das Nichterscheinen der Bühnentechnischen Rundschau wurde endgültig bestätigt. Sie war weder redaktionell erfolgversprechend zu betreuen noch finanziell aufrecht zu erhalten. Da die Neuen Bühnen Almanache der Bühnengenossenschaft auch in der Ausgabe von 1912 die im Jahr vorher erfolgte Vereinigung des Wiesbadener mit dem Berliner Verband ignorierten, waren lediglich Veränderungen bei der Berliner Gruppe angegeben worden. Als Bekanntmachungsorgan für Vereinsmitteilungen fungierte nunmehr die seit 1911 in Berlin erscheinende Neue Theaterzeitschrift, die aber im Titel nicht mehr den Vermerk “Offizielles Organ der Technischen Bühnenvorstände“ enthielt. Inhaltsverzeichnisse der wöchentlich erscheinenden Hefte gaben keinerlei Hinweis oder Nachrichten auf die Bühnentechnik. Im übrigen hieß es nur, der “Verband Deutscher Bühnentechniker“  betätige sich lebhaft im Interesse des deutschen Theaterwesens. Wegen der Ungenauigkeiten der damaligen Berichterstattung in den erwähnten Fachzeitschriften war es nicht möglich Niederschriften, Protokolle der Verbandsarbeit jener Jahre zu ermitteln und einen authentischen Ablauf der Verbandsgeschichte nachvollziehen zu können. Das belegen die mageren Zeitberichte dieses und auch der folgenden Jahre.

Theatergeschichte

Am 7. November 1912 wird an der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg ein neuerbautes Opernhaus seiner Bestimmung Ÿübergeben. Als Charlottenburger Oper ist es als zweites Opernhaus neben der königlichen Lindenoper gedacht (1919 bis 1933 wurde es dann als Städtische Oper“, 1933 bis 1944 als Deutsches Opernhaus,1945 bis 1961 wieder als Städtische Oper – West-Berlin im Ausweichquartier Theater des Westens“ bezeichnet). Nach dem Neuaufbau des Hauses in der Bismarckstraße in Charlottenburg wurde die Oper am 24. September 1961 als Deutsche Oper Berlin wieder in Betrieb genommen. Ebenfalls 1912 wird das Theater der Stadt Duisburg als eigenständiger Theaterbetrieb eröffnet und bespielt. Heute dient das Haus der mit Düsseldorf gemeinsam betriebenen Deutschen Oper am Rhein als Heimstätte in Duisburg. Das bereits seit 1843 am Hamburger Pferdemarkt, dem heutigem Gerhart-Hauptmann-Platz, existierende Thalia Theater erhält 1912 am gleichen Platz, aber gegenüber dem bisherigen Gebäude des Theaters, ein neu erbautes Haus durch die Architekten Lundt und Kailmorgen. Am gleichen Standort, an welchem es heute noch existiert, wurde es nach den im letzten Krieg erfolgten Zerstörungen erst provisorisch, später endgültig modernisiert, wieder aufgebaut. Das im Jahre 1911 als Münchener Lustspielhaus gegründete und erbaute Theater, wird erst am 11. Oktober 1912 unter dem neuen Namen Münchener Kammerspiele endgültig in Betrieb genommen.
Im gleichen Jahr 1912 erhält Stuttgart zwei neue Hoftheater, die heutigen Staatstheater, Großes Haus für die Oper und Kleines Haus für das Schau- und Lustspiel. Die Oper wird am 15. September 1912 und das Schauspiel einen Tag später, am 16. September 1912 eröffnet. Weil beide Theater im baulichen Zusammenhang mit Magazinen und Werkstätten als ein Gesamtkomplex errichtet wurden, konnte man hier erstmalig von einer echten Theater-Doppelanlage sprechen. Das heute als Mitteldeutsches Landestheater Wittenberg mit Nachbargemeinden gemeinsam geführte Theater in der Stadt Wittenberg an der Elbe, erhält im Jahr 1912 ein eigenes Gebäude mit ca. 412 Plätzen und mit eigenständigem Ensemble. Das heute vom Theater der Jugend in Wien betriebene Renaissancetheater wurde im Jahr 1912 als eigenständiges Theater mit ca. 650 Plätzen erbaut und in Betrieb genommen.

Das Umfeld

Die politischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan dauerten auch im Jahr 1912 an. Der Krieg der Balkanstaaten gegen die Türken (Osmanisches Reich), der mit Hilfe der Russen geführt wurde, erreichte seinen Höhepunkt in der Besiegung der Türken. 1912 sollte die noch luxuriöser, als die 1911 in Dienst gestellte OLYMPIC der WhiteStar-Line ausgestattete TITANIC  im Nordatlanticverkehr eingesetzt werden. Dieser Einsatz kam jedoch niemals zustande, da die TITANIC auf ihrer Jungfernreise über den Nordatlantik einen Eisberg rammte und mit 1503 Menschen an Bord unterging, da keine der vorgeschriebenen und auch installierten Sicherheitseinrichtungen des Schiffes ihrer Bestimmung gemäß funktionierten. Der Name: TITANIC ist seitdem zu einem Inbegriff für Schiffskatastrophen allgemein und den Gigantismus, sowie Rekordwahn im Überseeverkehr geworden.