Der Fachverband
Die Arbeit des Verbandes Deutscher Bühnentechniker im Jahre 1915 verlief den Umständen entsprechend verhalten weiter, ohne die früher aufgestellten Zukunftspläne und übrigen Zielvorgaben der Verbandsarbeit dabei zu vernachlässigen. In Zusammenhang damit müssen die jährlichen Veröffentlichungen der Neuen Theater Almanache der Bühnengenossenschaft betrachtet werden, die zeitbedingt die einzig überlieferte Nachrichtenquelle darstellen. Sie unterlagen im Berichtsjahr einer grundlegenden Änderung sowohl in der Bezeichnung als auch in der Aufmachung. Ab dieser Ausgabe galt der Titel: Deutsches Bühnenjahrbuch. In dieser ersten neuen Ausgabe wurde der Eingangstext über den VDB seit Jahren unverändert von den vorherigen Ausgaben übernommen und man gab lediglich eine neue Vorstandsaufstellung an. Sie lautete: 1. Vorsitzender unverändert gegenüber 1914; 2. Vorsitzender unverändert gegenüber 1914; Kassierer unverändert gegenüber 1914; 1.Schriftführer: Friedrich Hansing, Städtischer Obermaschinenmeister, Vereinigte Stadttheater Chemnitz; 2. Schriftführer: Adolf Linnebach, Technischer Direktor, Schauspielhaus Dresden; ferner drei Beisitzer: a) Fritz Waßmuth, Technischer Assistent und Oberinspektor, Königliches Hoftheater Kassel; b) Hermann Mund, Technischer Oberinspektor, Königliches Hoftheater Hannover; c) Albert Rosenberg, Städtischer Betriebsinspektor, Stadttheater Köln a. Rhein. Neu bei dieser Eintragung war ein erstmalig erwähnter Ehrenrat mit Fritz Brandt – Berlin; Fritz Heimreich – Berlin; Theodor Schleim – Wiesbaden; Ernst Schwertfeger – Darmstadt und Franz Schmidt (tt) Frankfurt am Main. Bei dieser Vorstandsliste fällt auf, dass mit Ausnahme zweier Ehrenratsmitglieder alle übrigen Vorstandskollegen aus dem Wiesbadener Verbandsteil hervorgegangen waren. Allem Anschein nach lagen die Gründe an der Altersstruktur und damit zusammenhängend an dem zu jener Zeit maßgeblichen Kriegseinsatz der jüngeren Mitglieder des Verbandes. Da wegen des andauernden Krieges reguläre Tagungen oder Zusammenkünfte der Mitglieder auf Reichsebene, wie ursprünglich im Sommer 1914 geplant, nicht durchzuführen waren, begnügte man sich mit einer Art Hauptversammlung der Mitglieder im Berliner Lessingtheater am 2. und 3. Juli 1915, an der immerhin 30 Personen teilnahmen. Obwohl dieses Treffen in Berlin nur als Ersatz einer nicht möglichen Bühnentechnischen Tagung anzusehen war, ging sie offiziell als fünfte BTT in die Verbandsgeschichte ein.
Wie durch nur spärliche Berichte überliefert, erschienen nach einem Vorläuferheft vom November 1914, im Berichtsjahr 1915 etwa fünf Hefte der BTR, von denen es aber keine erhalten gebliebenen Exemplare mehr gibt.
Theatergeschichte
Die Einschränkungen des andauernden Krieges wirkten sich auch auf die Kultur und besonders auf das nur personalintensiv zu betreibende Theatergeschehen aus. Erstaunlicherweise verlief der Spielbetrieb der Theater verhältnismäßig störungsfrei nach den jeweils aufgestellten Plänen ohne kriegsbedingte Mängel nach außen in Erscheinung treten zu lassen.
So wird trotz des Krieges das neu erbaute Stadttheater Greifswald nach seiner baulichen Fertigstellung am 10. Oktober 1915 als Dreispartenbetrieb eröffnet.
Am 30. Dezember 1915 kann das Theater der Stadt Bochum dem Betrieb übergeben werden.
Das Umfeld
Der Krieg ging in das zweite Jahr. Von dem anfänglichen Hurra-Patriotismus war nicht mehr viel zu spüren, da die wirtschaftlichen und persönlichen Auswirkungen auf die allgemeine Bevölkerung im gesamten Land stärker spürbar wurden. Am 23. Mai 1915 war Italien an der Seite der Alliierten (Entente) in den Krieg eingetreten und hatte damit für das Deutsche Reich eine dritte Front im Süden geschaffen. Beide Seiten versuchten vergeblich, in mehr als zehn Schlachten am Isonzo einen Durchbruch zu erreichen, bei denen es zu schweren Verlusten an Menschen und Material kam. Mit Kriegsbeginn hatten die Engländer eine vollständige Blockade der deutschen Küsten durchgeführt. Die Auswirkungen hiervon auf den normalen Tagesablauf. Im Deutschen Reich wurden bei allen Gelegenheiten deutlich spürbar. Die Versorgung des Reiches konnte nur durch eine staatliche Zwangswirtschaft aufrecht erhalten werden, weil sie abhängig von der Einfuhr von Rohstoffen aller Art und insbesondere auch Lebensmitteln war. Die Zivilbevölkerung musste sich einschränken. Was dem Krieg diente wurde beschlagnahmt. Von Kirchenglocken bis zu metallenen Türklinken konnte man alles gebrauchen. Ein besonderer Mangel herrschte an Kohle und Stahl. Wegen Mangels an Kunstdünger gingen die Ernteerträge drastisch zurück. Die Bevölkerung erhielt Lebensmittelkarten welche zum Einkauf einer festgelegten Nahrungsmenge pro Monat berechtigten; Milch und Fleisch waren die am strengsten rationierten Lebensmittel.