Der Fachverband
Die Arbeit des Verbandes Deutscher Bühnentechniker ruhte weitgehend; Zusammenkünfte oder gar Tagungen verbot das sich verschärfende Kriegsgeschehen. Auch bei der BTR gab es kriegsbedingte Einschränkungen und anderem durch das Fehlen von Papier und anderen Rohstoffen. 1917 erschienen deshalb nur noch zwei Ausgaben und zwar ein Heft mit Nr. 1 im September und ein weiteres Heft Nr. 2 im Dezember; beide konnten nur, mit einem Erlaubnisstempel der Kriegszensurstelle versehen, in den Verkehr gebracht werden. Nach diesen beiden Heften wurde das Erscheinen der BTR vorerst wieder ganz eingestellt. Der Inhalt der beiden o.a. Hefte berichtet über die zum Kriegsdienst eingezogenen Kollegen der verschiedenen Häuser; dazu traten dann die Gefallenenmeldungen. Aber es gab auch Fachartikel aus der Feder führender Theatertechniker. So gibt Max Hasait über Beleuchtung im Rundhorizont mit Hinweisen über neue Beleuchtungsgeräte der einschlägigen Industrie ausführlich Bericht, wobei besonders auf die modernen *Wolkenapparate*für bewegliche Wolkenprojektionen hingewiesen wird.
Wenn es auch über die eigentliche Verbandsarbeit in diesen Kriegsjahren kaum Nennenswertes zu berichten gibt, vermitteln die alten, soweit noch vorhandenen BTR-Hefte für die heute im Beruf stehenden Kollegen eine Menge Basiswissen über die gesamte Fachtechnik. Die dort erläuterten Geräte und Verfahrensweisen stellen zwar heute reine Geschichte dar, doch sind sie zum Verständnis der historischen Entwicklung von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Theatergeschichte
Trotz des andauernden Krieges läßt die Stadt Nordhausen durch den Architekten Gericke Stabe ein Theater mit ca. 600 Plätzen erbauen. Die Inbetriebnahme erfolgt am 29. September 1917.
Im Heft 2/1917 der BTR las sich der Bericht darüber so:
Die alte Reichsstadt Nordhausen am Harzrand hat den Wagemut besessen, ihr Stadttheater im Krieg neu zu bauen und zu eröffnen. Das Ganze fügt sich nach der Fachzeitschrift die Bauwelt so in den Stil dieser charaktervollen bürgerlichen Stadt und wird vom Grün der Bäume so umsponnen, als stehe es schon über hundert Jahre am Platze. Die Bühne ist klein, aber ausreichend.
Da es weder Rundfunk noch Fernsehen gibt und das Stummfilmkino gerade seine ersten Meriten mit abendfüllenden Spielfilmen verdient hatte, es gibt sogar eine Art „Wochenschau“ mit ersten dokumentarischen Filmberichten über die Ereignisse an den Kriegsfronten, fällt den Theatern die Hauptaufgabe der Unterhaltung und Ablenkung der Bevölkerung zu, was sich durch starke Besucherzahlen und gut besuchte Häuser dokumentiert.
Das Umfeld
Am 1. Februar 1917 beginnt der uneingeschränkte deutsche U-Boot-Krieg. Am 6. April 1917 – nach anfänglichem Zögern Präsident Wilson’s – erfolgt die Kriegserklärung der USA durch den Kongress und den Senat.
Im Februar/März 1917 erzwingt die Februarrevolution die Abdankung des Zaren und die Bildung einer Provisorischen Regierung in Russland. Im April 1917 kehrt Lenin nach Petrograd zurück. Die Aprilthesen werden erstellt. Im Juli wird Kerenski Ministerpräsident, die letzte Offensive des Krieges scheitert. Am 24. / 25. Oktober (nach unserem Kalender 6./7. November) 1917 findet die „Oktoberrevolution“ in Russland statt.