1922

Der Fachverband

Um eine Einstimmung in die Berufsgruppenarbeit des Berichtsjahres 1922 geben zu können, sollen zunächst einige Meldungen/Notizen aus verschiedenen Heften der BTR einen Überblick geben.
Da ging es erstens um die Arbeits- und Bereitschaftszeiten der Technischen Bühnenvorstände. Die Theaterunternehmer und -betreiber versuchten, was die Technischen Bühnenvorstände betraf, aus den Verpflichtungen der Arbeitszeitordnung herauszukommen. Sie standen auf dem Standpunkt, dass einem Technischen Leiter aufgrund seines freien Vertragsverhältnisses zuzumuten sei, im Haus ständig verfügbar zu sein. Im Tarifvertrag für die Technischen Vorstände wurde seinerzeit von einer Regelung der täglichen Dienstzeit abgesehen. Man verlangte von den Technischen Vorständen ständige Mehrarbeit mit der Begründung, dass im Tarifvertrag nichts von einer zeitbestimmten Arbeitsdauer festgelegt worden sei. Doch konnte sich die Berufsgruppe durch engen Zusammenhalt der Mitglieder etwas vor dieser Willkür schützen. Man forderte die Mitglieder auf, alle Fälle von Nichteinhaltung der Tarifbedingungen, überspannter Forderungen bezüglich Dienstzeit usw. dem Gruppenrat zu melden, der bei Engagements-Neuverhandlungen den Betreffenden auf eventuelle Missstände am zukünftigen Arbeitsplatz aufmerksam machen könne. Tüchtige Technische Vorstände waren selten und fanden stets ein ihnen angemessenes Engagement. Mehr Vertrauen zum eigenen Können und mehr Vertrauen auf die fachliche Berufsvertretung, waren zwei Faktoren, die beim Kampf um die Rechte eingesetzt werden sollten.
Von Seiten des Vorstandes begann man sich erstmalig nach dem Krieg auf die ursprünglichen Themen der vorherigen Verbandsarbeit zu besinnen, um wenigstens dem Begriff eines Berufsfachverbandes wieder zu entsprechen. Damit sollte die von der gewerkschaftlich orientierten Seite der Genossenschaft bis dahin erfolgte Majorisierung des Gruppenrates abgemildert werden. Diese Bestrebungen fanden ihren Ausdruck in verschiedenen Artikeln der Bühnentechnischen Rundschau, welche sich vermehrt mit beruflichen Fragen beschäftigten.
Der Nachdruck eines Artikels aus der Kinotechnik beschäftigte sich mit der Erfindung des Chemikers Gustav Schaaf aus Berlin, dem es gelungen war das bisher vergeblich erforschte Problem des schwerentflammbaren Zelluloidfilms zu lösen. 

Dabei wurden die Vorzüge des bisherigen Filmmaterials durch die Umwandlung in schwer entflammbaren Film in keiner Weise beeinträchtigt. Eine doch sehr beachtenswerte technische Neuerung, die eine offensichtlich bestehende Marktlücke ausfüllte. Im Berichtsjahr stand wiederum eine Tagung der Berufsgruppe an, welche ursprünglich in Verbindung mit der in München stattfindenden Gewerbeausstellung geplant war, aber wegen der allgemeinen Teuerung und der mittlerweile deutlicher gewordenen Inflationsentwicklung nicht in einer Großstadt wie München stattfinden sollte. Man wich auf das preiswertere Augsburg aus. Im Aufruf zu einer Zusammenkunft der Technischen Bühnenvorstände, Leiter und Vertreter von Firmen des Theaterausstattungswesens und der Bühnentechnik vom 16. bis 18. Juli wurden alle wichtigen Details bekanntgegeben und zu einer regen Teilnahme von Mitgliedern und Nichtmitgliedern einschließlich Firmen usw. aufgerufen. Die Tagung fand im Augsburger Stadttheater unter der Leitung von Friedrich Saft als offiziell 9.Bühnentechnische Tagung (BTT) statt. Sie erlangte durch die dort behandelten fachlichen Themen eine für die zukünftige Berufsgruppenarbeit nicht zu unterschätzende Bedeutung. Die Themen unterstrichen wieder den eigentlichen Verbandszweck der Förderung der Theatertechnik, wie er bei den Verbandsgründungen im Vordergrund gestanden hatte. Dies wurde auch durch den starken Anteil anwesender Vertreter der theaterbeliefernden Industrie erreicht.
Das Thema Normung, damals noch als Normalisierung bezeichnet, wurde erstmalig in der Öffentlichkeit einer Tagung angesprochen und diskutiert. Die Fronten des Für und Wider der Normung auf dem Theatergebiet stießen zwar noch hart gegeneinander, aber der von den Anwesenden der Theaterindustrie gegebene Anstoß und die verlangte Inangriffnahme des Themas zwangen dazu, sich diesen Fragen ernsthaft zu stellen. 

Ein anderer Faktor in dieser Diskussion war die immer mehr um sich greifende Inflation, welche in den Theaterunternehmen zu äußerst rigorosen Sparmaßnahmen führte. Man musste sich deshalb intensiv um rationellere Arbeitsmethoden in den Betrieben kümmern um unter diesen Bedingungen überhaupt überleben zu können. Dabei waren für den heutigen Beobachter besonders die Debatten um die Gerüst-, beziehungsweise Podestsysteme als Grundbaumaterial der Bühne interessant. Diese Fragen wurden zur Basis der späteren Normenarbeit des Verbandes, weil sich die große Unterschiedlichkeit der vorhandenen Systeme in den einzelnen Theaterbetrieben und Filmstudios besonders bei der zunehmenden Gastspieltätigkeit als unwirtschaftlich und störend bemerkbar machte. 

Auch das andere, durch einen Lichtbildervortrag von Hansing – Stuttgart, bei der Tagung behandelte Thema des farbigen Lichtes für Bühnenbildhintergründe übte auf die Anwesenden großen Eindruck aus. Hierbei wurde ausführlich auf das Licht als dramaturgisches Gestaltungsmittel einer Inszenierung hingewiesen, was durch immer mehr in ihrer Lichtwirkung verbesserte Apparate der einschlägigen Industrie große Fortschritte zu verzeichnen hatte. Hinter der Bezeichnung Verfahren zur Erzielung eigenartiger Lichtwirkungen auf Bühnen verbarg sich die Erzeugung von Effekten mit UV-Licht, welches durch Spezialscheinwerfer zur Anregung fluoreszierender Materialien eingesetzt wurde. 

Friedrich Schleim – Wiesbaden gab in Heft 4 der BTR einen ausführlichen Bericht über die Tagung. Anschließend an Hansings Vortrag sprach der Ingenieur Helsberg von der Maschinenfabrik Wiesbaden über die Beziehungen zwischen Bühnenbaufach und bühnentechnischer Praxis vor Ort. Aus seinen Ausführungen war zu entnehmen, daß er sehr positiv bewerte, daß sich in Augsburg zum ersten Mal leitende Persönlichkeiten des technischen Theaterwesens mit Vertretern der einschlägigen Industrie zusammengefunden hätten, um gemeinsam praktische Erfahrungen und Anregungen auszutauschen. Anhand verschiedener Beispiele begründete er seine Vorschläge mit der Ansicht, daß für viele bühnentechnische Einrichtungen, wie Versenkungen, Tritthöhe von Stufen, Gegengewichtszügen usw., bezüglich deren Größen-, Breiten – und Belastungsverhältnissen bestimmte Richtlinien, “Normen“, festgelegt werden müßten. Viele für die damalige Zeit zukunftsweisende Gedanken wurden dabei entwickelt. Es sollte aber noch etliche Jahre dauern, bis dieselben Allgemeingut aller Theaterbeschäftigten, sowohl in deren eigenen Betrieben als auch bei der betreffenden Zulieferindustrie, werden konnten.
Dieses Thema der Augsburger Tagung zog sich wie ein roter Faden durch die Verbandsarbeit der folgenden Jahre und bildete einen ständigen Streitpunkt bei Diskussion und Beschlüssen. Zwar hatte man in der Zwischenzeit durchaus die Notwendigkeit einer vernünftig angewandten Normung in der Theatertechnik erkannt und befürwortet, aber der Einwand, dass sich eine nachträgliche Normalisierung praktisch gar nicht realisieren ließe und bei einer etwaigen Umwandlung der vorhandenen Podestsysteme Millionenwerte auf dem Spiel stünden, hat dann über Jahre hinweg eine sinnvolle Normung dieser Systeme verhindert. 

Nach Helsbergs Ausführungen über die Stufentritthöhe bei Bühnenbauten entspann sich eine lebhafte Auseinandersetzung, die schließlich zu folgendem Ergebnis führte: Bei Theaterneubauten soll bei den für den Bühnenbetrieb zu beschaffenden Stufen und Treppen künftighin als Tritthöhe das Normalmaß der Architekten 16 2/3 Zentimeter (drei Stufen auf 50 cm) zugrunde gelegt werden. Die mit der Ausarbeitung des Bühnenprojektes betrauten Maschinenfabriken sollen dieses Höhenmaß als grundlegend für die in Frage kommenden Bühnenmaschinerien, zum Beispiel der Versenkungen, der Verwandlungswagen usw., annehmen.
Mit dem Thema der Höhe der Verwandlungswagen wurden auch Rampenhöhe, Lichteinfall von der Rampe, Schlagschattenbildung in der vorderen Gasse usw. eingehend besprochen. Nach Ansicht des Kollegen Linnebach – Dresden, ließ sich der lästige Schlagschatten der Rampe durch eine verstellbare Schräge und Höhe derselben, eventuell durch eine indirekte Rampenbeleuchtung, noch besser aber durch entsprechende Lichtverstärkung von der Vorbühnenbeleuchtung wesentlich mildern. Die Diskussion wurde von Helsberg aber noch auf ein zweites wichtiges Thema gelenkt, welches sich immer wieder, insbesondere bei Gastspielen, störend bemerkbar machte. Die sogenannte Seitenbenennung der Bühne. Die Bühnenbau – und Maschinenfirmen, sowie die elektrotechnischen Fabriken klagten sehr darüber, daß man bei fast allen zu bearbeitenden Projekten die einheitliche Bezeichnung der Bühnenseiten Rechts und Links vermisse. Es wurde vereinbart Links und Rechts stets vom Zuschauer ausgehend anzunehmen. 

Ein weiteres Thema war, das Wetterleuchten der bevorstehenden Inflation. Auch die BTR war davon betroffen. Friedrich Hansing – Stuttgart, als verantwortlicher Schriftleiter, hatte es unter diesen Umständen schwer um ihren Fortbestand zu ringen. Verschiedene, über das Berichtsjahr verteilte, Hinweise und Notizen in den Heften dieses Jahrganges zeugten von den Bemühungen zum Erhalt dieser Fachzeitschrift. In einem Aufruf zu Anfang des Jahres, bei dem es um die Erhöhung der Bezugsgebühren ging, gab er den Stand der Druckkosten mit einer um 60% erfolgten Steigerung an, während das Papier von 100% im Januar auf 200% im April gestiegen war. Dabei muß man berücksichtigen, daß das BTR-Abonnement, soweit es die Mitglieder der Berufsgruppe betraf, im Wesentlichen von der GDBA finanziert wurde und die Mitglieder nur mit den Zustellkosten belastet werden mußten. Bei einem weiteren Aufruf von Hansing unter dem Titel Helft Eurer Fachpresse hatten sich inzwischen die Zahlen zunehmend verschlechtert. So waren die Druckkosten um 4000% und die für Papier gar um 8000% gegenüber den Vorkriegskosten gestiegen. Im letzten Heft wandte sich Hansing mit einem nochmaligen Aufruf an die Leser und Inserenten und setzte die Preisgestaltung der BTR in bezug zu den damals gültigen Lebensmittelpreisen. Er schrieb dazu: 

Für die nächsten Jahre sind wir gezwungen, die geistige Nahrung, welche wir bieten, vorerst gleich einem Laib Brot festzusetzen, also mit Mk. 150. Früher wurde das Jahresabonnement gleich vier Pfund Butter bewertet; ein jeder mag sich demnach ausrechnen, um wieviel zu billig wir sind; hinzu kommt noch für das Porto nach voraussichtlicher Berechnung Mk. 50,—, so daß wir unsere Bezieher um Einsendung von Mk. 200,— bitten. Eine eventuell spätere Nachzahlung müssen wir uns vorbehalten. Für ausländische Bezieher ergeht besondere Rechnung, wobei wir bitten diesen Betrag in fremder Währung als eingeschriebenen Brief oder durch Scheck uns zuzusenden. Nur so hoffen wir, die BTR durch alle Fährnisse des nächsten Jahres steuern zu können und glauben damit der Deutschen Bühnentechnik zu dienen. 

Man ersieht aus alledem, daß es nicht einfach war damals eine Bühnenfachzeitschrift zu erhalten, obwohl im Berichtsjahr noch gar nicht der Höhepunkt der Inflation erreicht worden war. Um so höher ist die Leistung Friedrich Hansings zu bewerten diesen Balanceakt durchgehalten und die Zeitschrift den Berufskollegen erhalten zu haben. 1922 trat eine weitere Änderung der Polizeiverordnung für Theater, Zirkusse und sonstige Veranstaltungsräume in Kraft, die in ihrem § 2 folgende Unterscheidungen brachte: 

a) Theater (eigentliche und Volltheater) mit der Unterart: Rauchtheater;
b) öffentliche Versammlungsräume mit einer Bühnenanlage für gelegentliche Theateraufführungen;
c) öffentliche Versammlungsräume mit einem bühnenmäßig ausgestatteten Podium für Vorträge und Schaustellungen;
d) öffentliche Versammlungsräume mit einem Podium ohne bühnenmäßige Ausstattung für Aufführungen, die über den Rahmen einfacher Vorträge und Schaustellungen hinausgehen;
e) Zirkus anlagen. – Als Versammlungsräume gelten alle mehr als 200 Personen fassenden baulichen Anlagen. 

Diese Grundlagen der baulichen und betrieblichen Vorschriften haben sich im Prinzip bis heute erhalten und finden sich in zeitgemäß abgewandelter Form in der heute gültigen Versammlungsstätten Verordnung wieder. 

Auch dieses vierte Nachkriegsjahr brachte grundsätzliche Entscheidungen unter schwersten wirtschaftlichen Bedingungen. Die Arbeitsgrundlagen begannen mittlerweile verstärkt in die Öffentlichkeit zu wirken, was sich insbesondere auf die Theatereigner und -betreiber auswirkte. Sie mußten nach den von der Berufsgruppe aufgestellten Richtlinien über Bau und betriebliche Abläufe handeln, um nicht Schwierigkeiten wegen Nichteinhaltung erstellter Gesetze, Verträge oder Verordnungen zu riskieren. Das mußte als ein entscheidender Fortschritt der Verbands- beziehungsweise Berufsgruppenarbeit angesehen werden.

Theatergeschichte

Die Ilseder Hütte errichtete in Peine für ihre Arbeiter einen aus drei Teilen bestehen den Bau, die Peiner Festsäle. Sie enthielten im Mittelbau ein für 900 Zuschauer eingerichtetes Theater mit einer modern eingerichteten Bühne und einem versenkten Orchesterraum für ca. 60 Musiker. 

Ab 1. Januar übernahm das Staatstheater Wiesbaden das ehemalige private Residenztheater als Kleines Haus. Der Bau entstand ursprünglich im Jahre 1910. Leiter der Umbauarbeiten war der Techn. Oberinspektor des Staatstheaters Wiesbaden Th. Schleim. 

Ein intimes Operettentheater hat die Direktion Jullus Dewald und Emil Glock in Frankfurt a.M. geschaffen, das Neue Operetten-Theater Frankfurt. Technischer Sachverständiger war F. Schmitt vom Opernhaus Frankfurt.
In Halle a.d.S. wurde ein 1000 Personen fassendes neues Operettentheater unter der Bezeichnung Hallisches Operettentheater eröffnet. Es entstand nach Entwürfen der Architekten Fritz Schatz und Georg Lindner- Halle a.d.S. 

Das Bühnenhaus des im Jahre 1765 erbauten Alten Theaters in Leipzig sollte einem grundlegenden Umbau unterzogen werden, damit es den neuzeitlichen Anforderungen entspräche.
Ein Umbau der Bühne im Stadttheater Plauen i.V. sollte in diesem Sommer unter der Leitung von M. Hasait – Dresden vorgenommen werden; dabei war die Einrichtung eines Rundhorizontes vorgesehen. 

Ein 2000 Personen fassender Neubau für Theater, Film und Varieté sollte in Berlin auf dem Grundstück der Patzenhofer-Brauerei, Ecke Turm- und Stromstraße, errichtet werden.
In Darmstadt wurde im Laufe des Februar ein zweites neues Theater eröffnet, welches dem Betrieb des Landestheaters angegliedert wurde. Es handelt sich um den nunmehr siebten Umbau eines im Jahre 1606 errichteten Reithauses, welches 1670 erstmalig als Theater genutzt wurde. Es sollte neben dem großen Theater als Kleines Haus für Kammerspiele und Spieloper Verwendung finden.
Die große Volksoper in Berlin eröffnete ihre erste Spielzeit am 1. September im Theater des Westens, welches mit neu angelegten Maschinen- und Beleuchtungseinrichtungen, wozu auch ein Rundhorizont gehörte, versehen wurde. Der vom Deutschen Opernhaus kommende Otto Bösiger übernahm als Oberinspektor die Technische Leitung.
Das in der Charlottenburger Hardenbergstraße 6 im Renaissancebau des Motivhauses befindliche Terra-Theater, welches bisher als Kino verwendet wurde, wurde unter Leitung des Architekten Arnold v. Goedecke vollkommen umgebaut und sollte im Herbst als Schauspielhaus unter dem Namen Renaissancetheater wieder eröffnet werden.
Die Berliner Russen trugen sich mit dem Gedanken, ein eigenes Russisches Theater im Westen zu bauen.
Ein neuer Plan zur Errichtung und Eröffnung eines großen Opernhauses stand in Berlin vor der Verwirklichung. Man wollte das Grundstück in der Potsdamer Straße 120, dem preußischen Fiskus gehörend, erwerben und dort mit dem Bau des neuen Hauses beginnen. Der Plan sollte so schnell gefördert werden, daß die Eröffnung des Hauses schon mit Beginn der Spielzeit 1923 erfolgen könne.
Beim Interimstheater in Dessau, das auf Jahre hinaus das niedergebrannte Friedrich – Theater ersetzen sollte, wurde Richtfest gefeiert. Der Umbau der einstigen Reitbahn, die schon einmal nach einem Theaterbrand der Kunst Unterkunft bot, erfolgte nach Plänen des Technischen Direktors des Dresdener Schauspielhauses, A. Linnebach. Das frühere alte Hoftheatergebäude in Greiz, welches in den letzten Jahrzehnten als Geräteraum des fürstlichen Schlosses Verwendung fand, wurde durch den Greizer Architekten A. Obersöll und dem Techn. Direktor der Leipziger Städtischen Bühnen Wilhelm Dobra renoviert und umgebaut. Das kleine intime Parktheater nach Art der Lauchstädter Bühne sollte für Festaufführungen, Kammermusik und Vorträge genutzt werden.
Das Stadttheater in Saarbrücken wurde einem Umbau unterzogen, der dem Zuschauerraum einen Ausbau des zweiten Ranges sowie eine Neugestaltung des Foyers brachte. Im Bühnenhaus wurde eine beträchtliche Vertiefung der Bühne, eine Vergrößerung des Orchesterraumes, der Einbau einer Probebühne und einer neuen Beleuchtungsanlage, sowie einer Rundhorizontanlage geschaffen.
In Berlin sollte ein Technisches Theatermuseum geschaffen werden. Zur Erlangung geeigneter Objekte wurde in der Stadt eine Internationale Technische Theaterausstellung veranstaltet, deren Leitung die ausgewählten Ausstellungsgegenstände für das Museum ankaufen soll.
Ein Skandinavisches Konsortium wollte einen großen Saal mieten, ihn bühnenmäßig umbauen und dort das nordische Drama kultivieren. 

Ein fahrendes Kolossaltheater wurde von dem Englischen Theaterdirektor Cochran geplant. Das Theater, das mit den modernsten szenischen Einrichtungen ausgestattet wurde und eine Dampfheizung besaß, könne in 12 Stunden aufgestellt werden. Der Thespiskarren in zwei Teilen konstruiert, kann als ein größeres Theater aufgebaut werden, das über 8000 Sitze hätte, und als kleineres, das nur 2000 Sitze umfasse, je nach Bedarf. 

Das bereits vor dem Kriege im dritten Wiener Bezirk 1911 bis 1913 erbaute Akademietheater, heute zweite Spielstätte des Wiener Burgtheaters, wurde am 8. September endgültig in Betrieb genommen.
Kurz vor Weihnachten wurde ein Prunksaal der Wiener Hofburg, der große Redoutensaal, als Theater eingeweiht. Der gleichzeitig neu adaptierte kleinere Redoutensaal bildete das Foyer mit den Garderoben für das Publikum, den Buffets usw. Dieses Theater ist als Filialbetrieb des Burgtheaters und der Staatsoper gleichermaßen gedacht. 

Das Umfeld

14.-16. April Vertrag von Rapallo.
Gandhis Boykottbewegung gegen Großbritannien/England.
Bildung und Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR); Konsolidierung der bolschewistischen Macht.

1922 Mussolinis Marsch auf Rom; Italien bekam eine faschistische Regierung.
Im Juni wurde der Reichsaußenminister Walther Rathenau von rechtsradikalen jungen Offizieren ermordet.
Entwicklung der Inflation in Deutschland; im Sommer stand der US-$ bei 500,— Reichsmark, im November war er bereits auf 6.000,— Reichsmark gestiegen. 

Zu Ende des 19. Jahrhunderts waren die ersten bewegten Bilder als Vorläufer des Filmes aufgetaucht; zur Jahrhundertwende erfolgten durch die Brüder Lumiére in Frankreich die ersten Filmvorführungen mit einem sogenannten Cinematographen. 

Die Erzeugung und Speicherung von Tönen durch mechanische Nachführung,
also durch Rillen, ließ sich anfangs jedoch nicht mit den auf Zelluloid und Licht eingestellten Filmen synchronisieren. Erst die Weiterentwicklung der Elektronenröhren, welche die aufgenommenen Informationen unverzüglich verstärkt weitergaben, ermöglichten zu Beginn der zwanziger Jahre die Produktion von Tonfilmen. So fand in Berlin im Berichtsjahr die erste öffentliche Tonfilmaufführung statt.


 BTR