1924

Der Fachverband

In Heft 2 der BTR wurde mitgeteilt, dass am 1. Mai in Bayreuth der Obermaschinerieinspektor des Festspielhauses Friedrich Kranich d. Ä. im 67. Lebensjahr verstorben war. Er galt als der letzte Veteran, der sich seit der Grundsteinlegung des Festspielhauses ununterbrochen, noch unter Richard Wagner selbst und dann unter seinen Erben, im Dienst der Sache um das Wagner‘sche Werk verdient gemacht hatte. 

Am 27. und 28. April fand in Leipzig eine Reichskonferenz der Theaterarbeiter statt, die vom Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter einberufen worden war. 54 Delegierte aus 36 Städten nahmen daran teil. Zum Tagungsprogramm gab es u. a. folgende Referate: Die Entwicklung der Bühnentechnik von Hansing – Stuttgart; Der Kampf um die Arbeitszeit in den Theaterbetrieben von Hummel – Darmstadt; Die Theaterarbeiter im Rahmen der Gesamtorganisation von Stetter – Berlin und schließlich Die soziale Gesetzgebung und die Theaterarbeiter von Link – Berlin.
Im Heft 2 der BTR wurde bereits frühzeitig auf die für Juli in Frankfurt am Main geplante Tagung der Berufsgruppe verwiesen. Aufgrund der 1922 und 1923 gesammelten Erfahrungen strebte man wieder eine Tagung mit einer Fachausstellung der theaterbeliefernden Industrie an. Ein Hinweis im gleichen Heft der BTR galt dem in den Ostertagen begangenen vierzigsten Jahrestag des Bestehens des Werkmeisterverbandes, der im Jahre 1884 in Düsseldorf gegründet worden war, und der bereits 2.340 Mitglieder zählte. Im Jahre 1924 war diese Zahl auf 150.000 Werkmeister angewachsen, zu denen auch eine größere Zahl Theatermeister gehörte. Diese Situation hatte bei der Gründung der Berufsgruppe der GDBA zunächst zu Unstimmigkeiten zwischen beiden Verbänden geführt, da diese Angehörigen des Werkmeisterverbandes automatisch GDBA-Mitglieder wurden. Es wurde eine Regelung der zweifachen Mitgliedschaft gefunden, so dass beide Verbände für die Interessen dieser Gruppe gemeinsam auftraten und handelten.
Der Oberinspektor F. Landsberg – Schauspielhaus Frankfurt am Main – war für die Organisation der dort im Juli vorgesehenen Tagung verantwortlich. Hauptanlass diese Tagung in Frankfurt am Main und nicht in Wiesbaden abzuhalten, war der nach dem Brand des Wiesbadener Staatstheaters 1923 stattgefundene Wiederaufbau im Berichtsjahr, dessen Arbeiten eine Tagung nicht ermöglichten. Die 11. Bühnentechnische Tagung fand vom 6. bis 8. Juli im Frankfurter Opernhaus statt. Aus dem Bericht zu dieser Tagung seien einige Punkte herausgegriffen, die Einfluss auf die Verbandsarbeit der Berufsgruppe hatten. Die Bedeutung derartiger Jahrestagungen der Berufsgruppe im großen Rahmen zeigte sich durch die von Jahr zu Jahr zunehmende Besucherzahl sowohl der Berufskollegen als auch Außenstehender. Es wurden bei der Frankfurter Tagung unter anderen sieben Intendanten, Theater- und Verwaltungsdirektoren, zahlreiche Vertreter bühnentechnischer Firmen und über 70 Technische Vorstände als Teilnehmer gezählt. Wenn man Pressevertreter und andere städtische Beamte hinzurechnete stieg die Teilnehmerzahl auf 118 Besucher. Da war für das Jahr 1924 ein beachtenswerter Erfolg.
Der Intendant der Frankfurter Städtischen Bühnen Richard Weichert begrüßte die Teilnehmer im Namen des Deutschen Bühnenvereins und anderer Verbände. Als besonderes Ereignis wurde eine Grußadresse an die Tagungsteilnehmer durch den Frankfurter Radiosender und die Übertragung einer Vorstellung aus dem Opernhaus für die Rundfunkhörer im Umland begrüßt. Im Foyer hatte man die Firmenausstellung platziert, welche dadurch auch die Aufmerksamkeit der Opernbesucher auf sich lenken konnte und somit in die Öffentlichkeit wirkte. An eine Besichtigung der technischen Anlagen des Opernhauses schlossen sich die Vorträge an. Direktor Werner von der Firma Richter, Dr. Weil & Co. sprach über neue Wege im Feuermeldewesen. Dem Vortragenden war es gelungen, sich die Rauchentwicklung bei einem Feuer nutzbar zu machen. Er fand heraus, dass eine Seehzelle, welche auf Lichteinwirkungen reagiert, sich in ähnlicher Weise auch durch Rauchentwicklung beeinflussen ließ. Die dadurch mögliche Steuerung eines Relaisstromes, welchen man zu einer Meldeapparatur weiterleiten konnte, ergab damit den ersten Rauchmelder für den vorbeugenden Brandschutz. 

Prof. A. Linnebach hielt einen Lichtbildervortrag, Entwicklung des Bühnenbildes mit geschickter Auswahl zahlreicher bis dahin noch nicht gezeigter Lichtbilder. An die Vorträge schlossen sich eingehende Diskussionen der Fachbesucher an.
Der zweite Tag war Sitzungen, Aussprachen und Beratungen über die bereits bei der Einladung angesprochenen Themen gewidmet. Er wurde eingeleitet durch einen Vortrag von M. Hasait – Dresden über: Die Verantwortung von technischen Bühnenvorständen. Am Nachmittag fand u. a. ein Besuch des Frankfurter Rundfunksenders statt, der besonders für die Kollegen aus dem besetzten Gebiet von Interesse war, da Rundfunk dort von den Besatzungstruppen verboten war. 

Im Tagungsbericht besonders hervorgehoben wurde die Besichtigung des wieder aufgebauten Theaters in Wiesbaden. 0. Landsberg hatte bei den Besatzungsoffiziellen erreicht, dass die Teilnehmer über die Besatzungsgrenze hinweg, welche damals zwischen Frankfurt am Main und Wiesbaden verlief und Letztere in das linksrheinische Besatzungsgebiet einschloß, die Möglichkeit der Besichtigung erhielten. Begrüßt wurden sie durch den Intendanten Dr. Hagemann und den Maschineriedirektor Schleim. Nach den aus dem Brand gemachten Erfahrungen in bezug auf den notwendigen Feuerschutz bestanden die Feuerschutzeinrichtungen aus E – Vorhangberieselung, Regenanlage, Rauchklappenauslösung, Feuermeldesystemen nach neuesten Erkenntnissen und sogenannten Wenderohren. Eine im zweiten Rang des Zuschauerraumes vorgenommene Meldeprobe ließ binnen 3 Minuten einen Autolöschzug der Wiesbadener Feuerwehr anrücken. 

Im Zusammenhang mit den angesprochenen Verhältnissen der besetzten Gebiete gewann eine zu Ende des Jahres 1924 in der BTR nachgedruckte Veröffentlichung amtlichen Charakters Bedeutung für den heutigen Leser. Unter der Überschrift, Wiederaufnahme der Geschäftsbeziehungen zum besetzten Gebiet konnte man Folgendes lesen: 

Nachdem die Zollgrenze zwischen dem besetzten und nicht besetztem Gebiet gefallen ist, ist nicht nur die Wiederaufnahme alter Geschäftsverbindungen mit dem besetzten Gebiet von Interesse, sondern auch die Anknüpfung neuer Beziehungen ist von großem Wert für die Wiederbelebung von Handel und Industrie. Mit dem Aufblühen des Wirtschaftslebens aber werden die Kulturwerte, deren Träger vorzüglich das Theater ist, gehoben. 

Zwei Meldungen über Kollegen und deren Veränderungen im Berufsbereich seien hier noch erwähnt. Der Maschineriedirektor Friedrich Kranich d. J. vom Landestheater Schwerin wurde an Stelle seines Vaters als Technischer Oberleiter der Bayreuther Festspiele verpflichtet.

Zu Beginn der Spielzeit 1924/25 wurde der aus Kiel kommende Bühnenbildner und -techniker Walter Dinse als Technischer Oberleiter für die Frankfurter Bühnen, Opernhaus + Schauspielhaus, verpflichtet. Dieses Engagement führte in über zwanzig Jahren von Dinses Tätigkeit in Frankfurt am Main zu einer weltweit Maßstab setzenden modernen Bühnentechnik. 

Eine gewisse Übersättigung mit Theaterausstellungen der verschiedensten Art konnte mittlerweile festgestellt werden. So fand Ende April in Helsingfors eine große internationale Theaterausstellung mit deutscher Beteiligung statt, die auf allgemeines Interesse stieß. Außerdem wurde vom 15. September bis 10. Oktober von der Gemeinde Wien, im Rahmen des Musik- und Theaterfestes der Stadt Wien, eine internationale Ausstellung neuer Theatertechnik veranstaltet, welche in den Räumen des Wiener Konzerthauses stattfand. Zweck dieser Ausstellung war, die Resultate der neuesten Bemühungen auf dem Gebiete des Theaterwesens mit der Kinoentwicklung, soweit diese mit dem Theater in direkter Verbindung stand, eindrucksvoll zu demonstrieren. 

Zwei Meldungen in der Bühnentechnischen Rundschau ließen erkennen, dass der immerhin noch sehr junge “Rundfunk“ begann, seine Fühler in die Theater auszustrecken, um Übertragungen vornehmlich musikalischer Werke, aber auch des Sprechtheaters, im Radio durchführen zu können. So startete ein Versuch in München mit einer rein telefonischen Übertragung, also drahtgebunden, an die Fernsprechteilnehmer mit Opernausschnitten vom Nationaltheater München am 1. Oktober. Ein anderer Versuch mit drahtloser Übertragung einer Operette erfolgte in Berlin bei der Premiere von Lehar‘s Frasquita aus dem Thaliatheater in Berlin. Dort wurde zum Zwecke der Übertragung des Bühnengeschehens ein Kabel vom Theater zur Sendestation in das Voxhaus in der Potsdamer Straße geschaltet. Vor der Bühne im Theater wurde ein Mikrofon angebracht, über welches die Übermittlung zum Sender erfolgte; dort verstärkt ging es in die Sendeantenne, von der aus die drahtlose Ausstrahlung erfolgte.
Ein weiterer Versuch der drahtlosen Übertragung einer Opernaufführung erfolgte zeitgleich mit München ebenfalls am 1. Oktober aus der Berliner Staatsoper. Zu diesem Zweck wurde eine Sendeanlage installiert, welche auf eigens eingerichteter Kabelleitung die Opern verstärkt zum Voxhaus führte, von wo sie abermals verstärkt über den Sender den Funkhörern weitergegeben wurden. Der Kontroll- und Empfangsraum befand sich in 40 m Entfernung von der Bühne. Diese Entfernung war gewählt worden, um das Vor- und Zurückgehen der Künstler zu verwischen und eine bessere Wiedergabe zu erreichen. 

Theatergeschichte

Theater Neu-, Um- u. Wiederaufbauten gab es folgende: In Allenstein (Ostpreußen) wurde nach Entwurf, Bauplanung und -leitung des Architekten A. Feddersen im Berichtsjahr ein neues Theater errichtet und in Betrieb genommen.
Am Großen Schauspielhaus in Berlin wurde während der Sommerpause an der Vergrößerung der Bühne für eine große Revue gearbeitet, zu der neueste amerikanische Lichteffekte eingebracht wurden, welche an die Feuersicherheit des Hauses verschärfte Anforderungen stellten. 

Im kleinen Theater des Schauspielhauses in Berlin wurde das Parkett von 400 auf 600 Plätze erweitert.
Das Goethe-Theater in Berlin eröffnete am 20. Oktober, nach Umbau des ehemaligen Gemeindehauses der französisch reformierten Gemeinde, eine neue Spielstätte. Die Bühne 72 qm Grundfläche; der Zuschauerraum 600 Plätze im Parkett und 250 in einem neu eingebauten Rang. Dem Bühnenhaus wurde ein dreistöckiger Anbau angefügt mit geräumigen Garderoben, Arbeitssälen, Kulissenhaus usw.
Der Umbau des Alten Stadttheaters in Chemnitz wurde vollendet. Die Errichtung eines völlig neuen modernen Theaters scheiterte an den Kosten. So wurde das Alte Stadttheater mit einem streng begrenzten Budget von 953.000 Goldmark nach neuesten Erkenntnissen modernisiert. Im alten Theater bekam das Schauspiel sein Domizil, das bestehende Neue Theater wurde von der Oper bespielt und das so genannte Zentraltheater Chemnitz diente der Operette.
Der Danziger Senat stellte für den Haushaltsplan des Folgejahres (1925) einen Betrag von 100.000 Gulden als Rücklage für einen Theaterneubau ein. Darüber hinaus sollten die Ersparnisse im Haushaltsplan des bisherigen Stadttheaterbetriebes ebenfalls als Rücklage diesem Fond zugeführt werden.
Die Stadtverordneten in Essen beschäftigten sich ernsthaft mit dem Plan für ein neues Stadttheater, weil das derzeitig bestehende Haus, der sogenannte GRILLO Bau, in keiner Weise mehr ausreichte.
Die Theaterkommission der Stadt Görlitz beschloss im Stadttheater die Bühne mit neuer Beleuchtungsanlage, einem Rundhorizont und neuer Versenkungsanlage auszustatten. Die Arbeiten wurden in drei einander folgenden Bauabschnitten durchgeführt. Die Umbauten erfolgten nach Plänen des Berliner Technischen Direktors Georg Linnebach.
Im südwestlichen Turm des Schlosses in Gotha befand sich ein zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbautes Theater, welches in der Entwicklung der deutschen Schaubühne eine herausragende Rolle gespielt hatte. Trotz wiederholter Veränderungen hat dieses Gothaer Schloßtheater den Charakter einer Bühne des 18. Jahrhunderts behalten. Von verschiedenen Seiten wurde deshalb der Wunsch geäußert, dieses bedeutsame Denkmal der deutschen Theaterentwicklung zu erhalten und in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen. Zu diesem Zweck wurde ein Ausschuss zur Gründung eines Thüringer Theatermuseum beschlossen. 

Nach dem Brande des Stadttheaters in Lüneburg 1921 erhielt die Stadt nach Plänen des Lüneburger Architekten Reith jetzt ein modernes neues Theater mit ca. 1000 Sitzplätzen, das zu Beginn der Spielzeit im Herbst eröffnet wurde.
Nach Plänen des Theaterarchitekten Lotz soll in der Nymphenburger Vorstadt Münchens eine neue Bühne gebaut werden, welche den Namen Theater des Westens erhalten soll. Dieses Theater ist als Volksoper (wahrscheinlich nach Berliner Vorbild) gedacht und soll auch für Operetten genutzt werden. Die technischen Einrichtungen sind dergestalt geplant, dass auch Filmvorführungen dort stattfinden können. Baubeginn soll der Herbst sein. 

Das Stadttheater Mönchen-Gladbach wurde durch Einbau eines Rundhorizontes, einer modernen Beleuchtungsanlage sowie die Einrichtung einer Vorbühne einer umfassenden technischen Reform unterzogen.
Die Stadt Neuß am Rhein liess das Zeughaus, ein 1633 als Kirche entstandener Bau, welcher unter Denkmalschutz stand, zu einem Theater- und Konzertsaal umbauen. Der ehemalige Chorraum wurde Bühne und Konzertpodium; das Kirchenschiff zum Zuschauerraum mit 750 Sitzplätzen. Das Äußere des Baues wurde restauriert. 

Am 19. September wurde in Pforzheim das völlig umgebaute Viktoriatheater als städtisch subventioniertes Schauspielhaus eröffnet. Unter Leitung von Dipl.-Ing. Walther Unruh, welcher seit 1923 als Betriebsinspektor am Badischen Landestheater in Karlsruhe tätig war, wurde der Gesamtumbau der Bühne, welche eine völlig neue Obermaschinerie, Rundhorizont, Portalbühnenrahmen und neuzeitliche Beleuchtungsanlage erhielt, geplant und geleitet. 

In Reydt beschloß, unter Teilnahme der Stadt, eine Vereinigung von Bürgern den Bau eines Stadttheaters. Die Hälfte der dafür erforderlichen Bausumme von 1,5 Millionen Goldmark wurde bereits von den Bürgern aufgebracht.
In Schreiberhau wurde ein neu erbautes Theater mit 500 Plätzen in Betrieb genommen. 

In Sorau wurde ein ständiges Theater durch den Umbau eines dort vorhandenen ehemaligen Lichtspielhauses geschaffen. Die Bühne wurde mit den zu der Zeit modernsten technischen Einrichtungen ausgestattet.
In Tecklenburg wurde das Freilichttheater mit 2400 Plätzen mit Wilhelm TeIl eröffnet. 

Das Schauspielhaus Düsseldorf und das Städtische Schauspielhaus Köln schlossen sich zu künstlerischer und technischer Gemeinschaftsarbeit zusammen. Trotz Wahrung der Eigenständigkeit, sollte nicht nur ein künstlerischer Austausch, sondern auch eine wechselweise Überlassung von Dekorationen erfolgen. 

Im Ausland begannen die deutschen Sprachgruppen nach dem Krieg ihre heimatliche Kultur neu zu beleben und schafften sich entsprechende Kulturstätten. Fast alle wurden von seinerzeit bekannten Theatertechnikern aus dem Reichsgebiet geplant und ausgeführt. Ein deutschsprachiges Theater wollte eine zu diesem Zweck gegründete Theaterbaugemeinde in Brünn errichten. 

Am Ostermontag wurde das unter der Oberbauleitung von Prof. A. Linnebach – München erbaute neue deutsche Stadttheater Teplitz-Schönau seiner Bestimmung übergeben. — Aus Sofia wurde gemeldet, dass dem Dresdner Prof. Martin Dülfer die Erbauung des bulgarischen Nationaltheaters übertragen wurde. 

An der Via Veneto in Rom zwischen Kapuzinerkirche und dem Palast der Königsmutter sollte auf Wunsch Mussolinis der Grundstein zu einem neuen italienischen Staatsopernhaus gelegt werden, welches im Stile des alten Marzellus-Theaters sowie den Amphitheatern in Verona und Pola angepaßt werden sollte. 

In Wien fanden auf dem Sportplatz in Döbling im Juli/August zehn Freilichtaufführungen der Oper Aida statt, welche von einer italienischen Gesellschaft produziert wurden. Diese Aufführungen mit über 1.000 Mitwirkenden galten als Generalprobe für eine Europäische Tournee, die sich vor allen Dingen nach Berlin wenden sollte, wo in den dortigen Ausstellungshallen am Zoo bereits die Vorbereitungen getroffen wurden. 

Das Umfeld

Nach der Währungsreform vom November 1923 war Deutschland zwar seine inländischen Schulden los geworden, behielt aber die durch Reparationsleistungen entstandenen Auslandsschulden als wirtschaftliche Belastung. Um diese Verpflichtungen aus dem verlorenen Krieg zu regeln, erarbeitete der amerikanische Finanzexperte Dawes ein Gutachten, das unter der Bezeichnung: Dawes-Plan ab April in die Geschichte einging. Danach beschloss eine Londoner Konferenz eine jährliche deutsche Reparationszahlung von 2,5 Milliarden Goldmark zahlbar in Geld- und Sachleistungen. Zugleich damit erhielt Deutschland eine Auslandsanleihe in Höhe von 800 Millionen Mark sofort und weitere Auslandskredite, vor allem aus den USA, zugesagt. Dies führte zu einer gewissen Stabilisierung und einem langsamen Aufstieg der deutschen Wirtschaft. Auf deutscher Seite wurde dieses Abkommen durch den ab 1924 tätigen Außenminister Gustav Stresemann vertreten. 

Am 8. Januar 1924 erfolgte der Prozeß wegen Hochverrates gegen Hitler und seine Beteiligten unter Bezug auf den Putsch vom 8./9. November 1923. Es erging ein Urteil gegen Hitler auf 5 Jahre Festungshaft (in Landsberg). Er verbrachte jedoch nur 9 Monate in milder Haft und wurde dann vorzeitig entlassen. In seiner dortigen Haftzeit schrieb er das Buch: Mein Kampf, die spätere Pflichtlektüre der Nationalsozialisten.
1924 fanden zwei Reichstagswahlen statt, weil sich die politischen Kräfteverhältnisse ständig verschoben, und die daraus folgenden Regierungsbündnisse der realen Wirklichkeit nicht standhielten. Der damals zweite Reichstag wurde am 4. Mai und der darauf folgende dritte am 7. Dezember gewählt und instituiert. 

Mihaly und Karolus entwickelten aus dem Verfahren der Bildtelegraphie die Frühstufe des heutigen Fernsehens (TV), neben dem sich ebenfalls mit der Materie befassen- den Paul Nipkow. Das Bild wurde in 10.000 Einzelteile aufgelöst, was bei der Wiederzusammensetzung genügte, um Köpfe, Portraits und andere Gegen stände auf den ersten Blick erkennen zu lassen. Beim Karolusschen System wurde auf der Sendeseite eine Photozelle und auf der Empfangsseite eine sogenannte Kerrzelle verwendet. Die Lichtstärke war immerhin so groß, dass das Bild auf eine Leinwand von dreiviertel Quadratmeter projiziert werden konnte. Die Zusammensetzung des Bildes aus den sogenannten Bildpunkten erfolgte mit Hilfe einer Scheibe, deren Rand mit kleinen Spiegeln besetzt war. Die dort auffallenden Lichtsignale wurden zur kompletten Bildwiedergabe aneinandergereiht und auf eine Leinwand projiziert. Während beim Karolus ‘schen System nur das projizierte Bild betrachtet werden konnte, fand bei Mihaly, ähnlich wie bei Nipkow, die unmittelbare Betrachtung auf einer Art Bildschirm statt. 


 BTR Ausgaben 1924

(Bitte haben Sie etwas Geduld, bis die Anwendung startet und die Daten geladen wurden.)

Heft 01


Heft 02


Heft 03


Heft 04


Heft 05


Heft 06