1925

Der Fachverband

Am 31. Juli verstarb in Wiesbaden der dort im Ruhestand lebende Hofrat und Maschineriedirektor a. D. Carl August Schick, Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Bühnentechniker, im Alter von 68 Jahren. Heft 4 der BTR gab eine ausführliche Würdigung seiner Verdienste um die Deutsche Theatertechnik. 

Für die Bühnentechnische Rundschau des lfd. Jahrgangs wurde kein Sonderbeitrag mehr erhoben. Die Bezugskosten waren im Mitgliedsbeitrag für die Berufsgruppe enthalten. Für nicht organisierte Bezieher betrug der Bezugspreis 2,50 Mark für 6 Hefte pro Jahr.
In Heft 2 der BTR erfolgte ein Hinweis auf die Änderung des Austragungsortes der vorgesehenen Tagung. Nachdem auf der letztjährigen Versammlung Würzburg als Tagungsort für das Jahr 1925 gewählt wurde, war von verschiedenen Seiten hiergegen Bedenken geäußert worden, denen sich der Gruppenrat anschloß. Es wurde Dresden wegen seiner technisch vorbildlichen Theater oder Chemnitz, wo das Schauspielhaus nach den Grundsätzen moderner Bühnentechnik umgebaut worden ist, als Ort der Zusammenkunft vorgeschlagen. 

Im selben Heft wurde auf eine Internationale Polizeitechnische Ausstellung, in Karlsruhe hingewiesen, auf der besonders die neuesten technischen Hilfsmittel zur Gewährung der Feuersicherheit in Theatern ausgestellt und erläutert werden sollten. Eine weitere Meldung des vorgenannten Heftes der BTR beschäftigte sich mit dem Wechsel des Maschineriedirektors W. Unruh von Karlsruhe in gleicher Eigenschaft an das Nationaltheater in Mannheim.
An der 12. Bühnentechnischen Tagung vom 3. bis 6. Juli in Dresden nahmen 79 Mitglieder der Berufsgruppe der GDBA, je ein Mitglied der Schweizer Genossenschaft und des Österreichischen Bühnenbundes sowie 18 Vertreter der einschlägigen Industrien teil. Den Teilnehmern wurde Gelegenheit geboten, die neuzeitlichsten Theater Deutschlands, Opern- und Schauspielhaus Dresden und das Schauspielhaus Chemnitz kennen zu lernen. Es war auch erfreulich festzustellen, dass mehrere Theaterleitungen ihren Technischen Vorständen die Bewilligung einer Dienstreise, d.h. die Kostenübernahme durch die Theater, gewährten. Herrn Direktor M. Hasait wurde der Dank für die gute Ausrichtung dieser Tagung von allen Anwesenden ausgesprochen.
Unter anderem erfolgte zunächst die Besichtigung der Krupp-Ernemann-Werke, welche sich durch ein neues lichtstärkeres Objektiv für Fotoapparate bekanntgemacht hatten, durch das Momentaufnahmen während einer Vorstellung ohne zusätzliche Lichtverstärkung möglich wurden.

In den Diskussionen ging es um Unfallwesen, Prüfungs- und Polizeiverordnungen, Verhältnisse der technischen Vorstände an den Gemeinnützigen Theatern‚ Genossenschaftsfragen, sowie verschiedene Anfragen und Mitteilungen. Als wichtigstes Ereignis wurde eine Resolution an Ministerien und Behörden gefaßt, in der es u. a. hieß: 

Die zuständigen Ministerien werden im Hinblick auf die bestehende Unsicherheit der Bühnenbetriebe, welche in der Häufung der Personalunfälle, Brände und dergleichen zum Ausdruck kommt, dringenst gebeten, die schon seit langen Jahren von den Ministerien behandelte Angelegenheit einer Prüfung für die technischen Bühnenvorstände möglichst bald zum Abschluss zu bringen. Es ist den Mitgliedern der Berufsgruppe unverständlich, dass man für Vorführer in Kinotheatern eine Prüfung fordert, während bei dem weit gefährlicheren Bühnenbetrieb der heutigen Theater dem Eindringen ungeeigneter Kräfte Vorschub geleistet wird.

Diese Resolution wurde zu einem für die zuständigen Behörden nicht mehr zu umgehenden Faktum, das diese aus ihrer Lethargie aufrüttelte.
Einem Antrag der Genossenschaft sämtliche Bühnenangehörige in die staatliche Unfallversicherung aufzunehmen, wurde von der Reichsregierung wegen der schlechten Finanzlage des Reiches abgelehnt.

Die Themen einer Reihe von Vorträgen waren, Bühnenbild und Kostümentwurf der letzten Jahre, u. a. zeigte der Dresdener Direktor des Trachtenwesens, Professor Leonhard Fanto Lichtbilder von verschiedenen wiederbelebten Kostümentwürfen aus der Zeit August des Starken, welche anläßlich einer Xerxes-Aufführung wiederbelebt wurden. Aus der Zeit der höfischen Kunstbetätigung wurden die Teilnehmer dann in die moderne Bühnentechnik zurückgeführt, welche dem Technischen Leiter bei der Umsetzung der Forderungen moderner Regisseure durch die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit gestellt werden. Dazu sprach Max Hasait über die Trennung der Arbeitsplätze bei künstlerischer sowie technischer Proben- und Vorbereitungsarbeit im Alltagsbetrieb. Ein weiterer Vortrag behandelte die Anwendung der Lumineszenzerscheinungen auf der Bühne, sowie über die mit ultravioletten Strahlen erzielten ähnlichen Effekte mit Hilfe von Quarzlampen. Außerdem wurde noch über die Neukonstruktion eines Weitwinkelobjektives für die Bühnenbildprojektion berichtet, bei dem es gelungen war, auf kurze Entfernungen große lichtstarke Projektionen zu erzeugen: bei Diapositiven von 9 x 12 cm bis zu einer Vergrößerung von 1:3. Das war bei der immer mehr um sich greifenden Projektionstechnik eine sehr wichtige Erfindung.
Parallel zu den Vorträgen dieses Tagungstages lief der Besuch der bühnentechnischen Ausstellung, die außer den Firmen auch vom Kunstmuseum Dresden reich beschickt worden war. Am Abend konnten die Teilnehmer der technischen Probe zum Fliegenden Holländer, der ohne Pause durchgespielt wurde, beiwohnen und dabei die erstaunliche Leistungsfähigkeit der dortigen Bühneneinrichtungen beobachten.
Am 6. Juli fand eine Besichtigung der Chemnitzer Bühnen statt. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt führte der Kollege Freygang die Bühne des Alten Theaters vor, welches nach den Plänen von Prof. A. Linnebach völlig umgebaut und modernisiert worden war. 

Es zeigte sich nach jener Tagung überaus deutlich, dass die Arbeit der Berufsgruppe, beziehungsweise des Verbandes, anfing auch nach außen hin immer mehr Früchte zu tragen. Insbesondere kamen Behörden nicht mehr an der geballten Kraft der verbandsgebundenen namhaften Bühnentechniker und der bühnentechnischen Industrie vorbei. So wurden Gesetzesbestimmungen vermehrt mit den zuständigen Gremien des Verbandes abgestimmt. Dies wurde besonders deutlich bei dem bereits erwähnten, seit zwei Jahren existierenden Entwurf einer Prüfungsverordnung für technische Bühnenvorstände. Nachdem nun abermals die Wichtigkeit einer Berufsprüfung für technische Bühnenangestellte in verantwortlichen Stellungen unterstrichen und in der Öffentlichkeit dringlichst gefordert wurde, begannen die Behörden langsam in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen. Es gab auch bei Theaterleitern noch Zweifel, ob eine starre, staatlich festgesetzte Reglementierung die richtige Lösung des Problems bedeuten würde. In der BTR schrieb ein Intendant u. a. würden an einen technischen Bühnenvorstand ständig neue Aufgaben gestellt für deren Lösung es kein Schema F gäbe. So müsse dieser über eine Summe von Kenntnissen verfügen, welche ihm ermöglichen soll, die Wirkungen des Bühnengeschehens und die dabei entstehenden Gefahren, der auf der Bühne auftretenden unterschiedlich wirksamen Kräfte zu überblicken und zu beherrschen. Auf welche Weise sollte sich nun ein Intendant überzeugen, ob ein Anwärter auf die Position eines technischen Vorstandes diesen Forderungen genügt? Ein amtliches Prüfungszeugnis einer Behörde sage ihm in dieser Hinsicht herzlich wenig, denn es teile nur mit, dass gewisse Kenntnisse für die Sicherheit vorhanden sind. Dieser Einwand traf den Nerv der geplanten Prüfungsordnung. Um die Behörden überhaupt in dieser Sache tätig werden zu lassen, war man seitens der Berufsgruppe gezwungen gewesen, den Sicherheitsaspekt als oberstes Ziel der Prüfung in den Vordergrund zu stellen. Demzufolge konnten nur Themen als Grundlagen zur Erreichung des Sicherheitszieles in dem aufzustellenden Prüfungskatalog ausgewiesen werden. Es gelang zwar einige wenige berufsspezifische Themen mit unter die vorgesehenen Prüfungsaufgabenstellungen zu mischen, aber das erfüllte keineswegs die Einwände gegen die Prüfungsordnung seitens der künstlerischen Theaterleitungen. Trotzdem hielt man den einmal eingeschlagenen Weg bei und forcierte die Anstrengungen, und so trat am 28. Oktober die Prüfungsvorschrift für technische Bühnenvorstände in Preußen in Kraft. Die anderen Länder des Reiches und die Freien Städte, wie Hamburg, Bremen und Lübeck, folgten in unterschiedlichen Zeitabständen. Die Prüfungsordnung galt für Theater- und Beleuchtungsmeister an allen Deutschen Theatern. Technische Direktoren mussten beide Prüfungen als Eignungsnachweis erbringen. Von Vertretern der Feuerwehr, des Deutschen Bühnenvereins, der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger und des deutschen Werkmeistverbandes wurden Grundsätze aufgestellt, die fortan für die Prüfung gelten sollten. Nach dieser Richtlinie wurden in den Städten Preußens: Berlin, Breslau, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hannover, Kiel und Königsberg Prüfstellen eingerichtet. Diese setzten sich aus: dem technischen Beamten des Regierungspräsidenten oder des Polizeipräsidiums als Vorsitzendem; einem Beamten der Berufsfeuerwehr; drei Sachverständigen, die nach Anhörung der in Betracht kommenden Berufsorganisationen von dem Polizeipräsidenten zu ernennen waren, und zwar einem Technischen Oberleiter, einem Theatermeister und einem Beleuchtungsmeister zusammen. Beschlüsse der Prüfstelle wurden nach Stimmenmehrheit gefaßt. Zulassungsalter war mindestens 25 Jahre. Von der Prüfung wurden diejenigen technischen Bühnenvorstände befreit, welche am Tage des Inkrafttretens der Prüfungsordnung mindestens zehn Jahre in einem bühnentechnischen Betrieb ohne Beanstandungen verantwortlich tätig gewesen waren. 

Personalien

Friedrich Kranich d. J., welcher als Nachfolger seines Vaters Technischer Leiter der Bayreuther Festspiele geworden war, wechselte aufgrund dieser Tätigkeit vom damaligen Landestheater Schwerin an die Städtischen Bühnen in Hannover als Obermaschineriedirektor. Rudolf Kranich wurde 1925 als Maschineriedirektor an das Gothaer Landestheater verpflichtet.
Unter Nummer 528 456 wurde dem Technischen Oberinspektor des Augsburger Stadttheaters Friedrich Saft das Patent für einen speziellen Vorhang- und Gardinenzug erteilt, der einen gleichmäßigen Faltenwurf bei der Bewegung erzielte. Dieser so genannte Scheren-Zug findet noch heute Anwendung.
Im 61. Lebensjahr verstarb der weltweit bekannt gewordene, Alois Nagel – Stuttgart, der Erfinder der elektrischen Illusionskerzen, welche die originalen Kerzenflammen täuschend echt nachahmten und damit wesentlich zur größeren Feuersicherheit in den Theatern beitrugen. 

Theatergeschichte

In Düsseldorf wurde ein neues städtisches Theater eröffnet. Das Haus wurde durch den Umbau der bisherigen Vergnügungsstätte Groß-Düsseldorf gewonnen und umfaßte etwa 1.000 Sitzplätze; es führte ab dann den Namen: Kleines Haus.
Das aus dem Jahre 1827 stammende Hamburger Stadttheater (die heutige Hamburger Staatsoper) wurde 1873/74 schon einmal umgebaut. Bestehen aber blieben die fehlende feuersicherheitsmäßige Trennung des Zuschauerraumes zur Bühne, zum Beispiel Eiserner Vorhang, sowie die gesamte Gebäudeholzkonstruktion. Nach Schluss der laufenden Spielzeit 1924/1 925 wurde mit dem Umbau begonnen, der sich insgesamt über 10 Monate erstreckte. Nach Schätzungen von Prof. A. Linnebach – München wurden ca. 2,5 Millionen Goldmark erforderlich. Die neue Bühnenbreite betrug 25 Meter, die Tiefe 19 Meter, dazu eine 7,50 Meter tiefe Hinterbühne und zwei 6,20 Meter breite Seitenbühnen; der gesamte Bühnenboden bestand fortan aus in 6 Gassen angelegte Versenkungseinrichtungen, welche bis auf -10 Meter abgesenkt werden konnten, die ersten beiden waren als Doppelstockpodien ausgebildet. Das Bühnenhaus hatte nach dem Umbau eine nutzbare Höhe von 36,5 Metern. Für die Obermaschinerie wurden durchgehend hydraulisch betriebene Dekorationszüge eingerichtet. 

Die Stadtverwaltung von Danzig stellt einen Betrag von 250.000 Gulden zur Verfügung, um das städtische Theater umzubauen. Durch eine Überbauung der hinter dem Gebäude befindlichen Gasse soll Raum für eine groß angelegten Hinterbühne geschaffen werden. Das Bühnenhaus soll durch Eisenkonstruktionen gestützt und die Bühne mit einem Rundhorizont versehen werden. 

Für das Städtische Theater in Plauen bewilligten die städtischen Körperschaften 550.000 Mk. für einen größeren Um- und Erweiterungsbau. An das bestehende Haus wurden ein Kulissenhaus mit Malersaal und Werkstätten, sowie ein Zwischenbau mit Seitenbühne, und einer Vertiefung der Hauptbühne um 4 Meter errichtet. 

In Koblenz wurde der Bau eines neuen Theaters angestrebt. Es bestanden aber Schwierigkeiten bei der Finanzierung.
Ein neuer Konzert- und Theatersaal sollte in Berlin entstehen. Unter dem im Bau befindlichen Bürohochhaus von geplanten 10 Stockwerken des Volksverbandes der Bücherfreunde in der Charlottenburger Berliner Straße 42/43, sollte ein Konzertsaal für etwa 1.200 Personen Fassungsvermögen eingerichtet werden. 

Der Mannheimer Stadtrat befaßt sich mit dem Projekt zur Errichtung eines Theatersaales im Mannheimer Schloß. Die Bühnentechnik wird von Prof. A. Linnebach – München geplant.
Für einen Umbau des Neuen Theaters in Leipzig hatte der Technische Direktor Wilhelm Dobra ein Projekt ausgearbeitet, welches sich mit einer baulichen Erweiterung befaßte. Die Seitenfassaden des Gebäudes sollten um jeweils 6 Meter nach außen verlegt werden, was einer Verbreiterung des Hauses um 12 Metern entsprach. Dieser Raumgewinn käme im südlichen Teil der Bühne zugute, welche damit auf eine Breite von 36 Meter käme. Sechs benachbarte Abschnitte, von denen jeder der Breite der Hauptbühnenöffnung entsprach, hätten je nach dem Fortgang der Handlung hin und her geschoben werden können. Man hatte in jüngster Zeit viel von den Linnebach‘schen Versenkbühnen vernommen, bei denen die vorbereiteten Schauplätze auf – und niedersteigen. In diesem Falle aber soll sich alles horizontal bewegen, also ein Schiebebühnensystem, im Gegensatz zu den vertikal arbeiten den Versenkungssytemen. Die Kosten wurden auf 3 1/2 Millionen Mark geschätzt. Für den Neubau eines Wagner – Theaters in Amsterdam mit ca. 1.900 Plätzen sind die Vorarbeiten angelaufen. 

Das Königliche Opernhaus in Madrid war in einem derart bedenklichem baulichen Zustand, dass man dort keine Vorstellungen mehr abhalten konnte. Man beabsichtigte deshalb den vollständigen Abbruch des Gebäudes, den verbleibenden freien Platz in eine Gartenanlage umzuwandeln und an anderer Stelle der Stadt ein neues Opernhaus zu bauen.
Das Svenska-Theater in Stockholm wurde im Sommer ein Raub der Flammen. 

Im Stadttheater (Opernhaus) von Straßburg brach am 8. Oktober ein Brand aus, welcher angeblich durch Kurzschluss entstanden.
Wie leichtsinnig seinerzeit mit reinem Benzin als Reinigungsmittel umgegangen wurde, ist zwei Meldungen über Theaterbrände im Stadttheater Düsseldorf und dem Berliner Staatlichen Schauspielhaus zu entnehmen. 

Im Stuttgarter Stadtgartentheater brach am 21. Januar kurz nach Beginn der Vorstellung der Revue: Regenbogen, anscheinend durch unsachgemäße Anlage der elektrischen Beleuchtungseinrichtungen, ein Brand aus. Die im Theater vorhandenen Feuerlöscheinrichtungen versagten völlig mangels sachgemäßer Unterhaltung. 

Ein ebenfalls am 21. Januar in dem Russischen Kabarett, Der blaue Vogel in Berlin entstandener Brand richtete beträchtliche Schäden an.

 Am 21. April brannte es im Stargarder Stadttheater. Ein im Zuschauerraum montierter Scheinwerfer setzte seine Umgebung in Brand. Bühne und Zuschauerraum bildeten einen großen Trümmerhaufen; die vom Feuer verschont gebliebenen Räume erlitten erhebliche Wasserschäden. 

Das Umfeld 

Der Beginn einer Art Sicherheitssystems für West- und Mitteleuropa bedeuteten die Locarno-Verträge. Der britische Außenminister Chamberlain und sein französischer Kollege Briand waren überzeugt, dass Deutschland die harten Friedensauflagen von Versailles auf Dauer nicht würden tragen können. Es kam zu Verhandlungen, an denen neben Frankreich, Deutschland und Großbritannien auch Italien, Belgien, Polen und die Tschechoslowakei teilnahmen. Am 16. Oktober wurde der “Vertrag von Locarno“ geschlossen. Deutschland, Frankreich und Belgien bestätigten sich die Unverletztlichkeit der Grenzen, wie sie durch den Versailler Friedensvertrag festgesetzt worden waren. Deutschland akzeptierte die unbefristete Entmilitarisierung des Rheinlandes. 

Im Februar verstarb der erste Reichspräsident der Weimarer Republik Friedrich Ebert; zum Nachfolger wurde der 78 Jahre alte Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg gewählt. 

Am 13. und 14. November 1924 hatten sich die Aufsichtsratsvorsitzenden der chemischen Bayer-Werke und der Badischen Anilin und Sodafabriken-BASF zu einer Interessengemeinschaft zusammengefunden, um auf dem Weltmarkt gegen amerikanische Konkurrenz besser bestehen zu können. Nachdem dann auch Höchst seit 1904 bestehende Widerstände gegen ein gemeinsames Vorgehen der großen Chemieunternehmen in Deutschland aufgab, kam es am 21. November zum ersten Teil einer Fusion: Die Höchster Farbwerke, übertrugen ihr gesamtes Vermögen an die BASF. Die übrigen Firmen der Interessengemeinschaft: Bayer-Leverkusen, Agfa- Berlin, Chemische Fabrik Griesheim-Elektron und Chemische Fabriken Weiler-ter Meer-Ürdingen schlüpften ebenfalls in den Firmenmantel der BASF. Darauf erfolgte als zweiter Teil die Namensänderung der BASF in: Interessengemeinschaft Farbenindustrie Aktiengesellschaft, verkürzt IG Farbenindustrie AG. Der Firmensitz dieser neuen Großgesellschaft wurde nach Frankfurt a. M. verlegt. Der erste wirkliche Industrietrust in Deutschland war Tatsache geworden. 

Dem Physiker Werner Heisenberg gelang die Begründung der Quantenmechanik. Die Zuidersee an der Niederländischen Kanalküste wurde, obwohl mit ihrem Niveau unter dem Meeresspiegel liegend, durch aufgeschüttete Deichanlagen trockengelegt und so für den wachsenden Bevölkerungsstand der Niederlande wertvolles Siedlungsland gewonnen. 


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