1929

Der Fachverband

Das wohl wichtigste Ereignis war im ersten Heft der BTR die Ankündigung eines Buches Ÿüber Bühnentechnik in deutscher Sprache: Bühnentechnik der Gegenwart, Band 1 von Friedrich Kranich – Bayreuth/Hannover. Dieses umfassende Werk war vom Zeitpunkt seines Erscheinens im Mai an, das meist gelesene und verbreitete Fachbuch der Theatertechnik in der ganzen Welt. 

In der vorstehend genannten Ankündigung hieß es: 

Da das Werk sehr umfangreich und stark wissenschaftlich fundiert war, schien es zunächst nicht die Allgemeinheit der Bühnentechniker anzusprechen, welche sich meist aufgrund ihrer Vorbildung nicht immer in der Lage sahen, die Inhalte ihrem Kenntnisstand entsprechend umzusetzen. Dies erkannten zwei führende Bühnentechniker sehr schnell und erarbeiteten im gleichen Jahr ein Handbuch, das als Ergänzung, und echte Vorbereitungshilfe zu den Meisterprüfungen angesehen werden konnte. In Heft 6 der BTR wurde angekündigt, dass voraussichtlich im April 1930 ein Hilfsbuch der Bühnenbeleuchtung von Dipl.-Ing. W. Unruh und F. Hansing erscheine.

Die diesjährige Tagung war für die erste Hälfte des Juli, in Mannheim geplant. In Heft 2 der BTR erfolgte eine Bekanntmachung, in welcher die Mannheimer Einladung angenommen wurde und in Heft 3 erschien dann das genaue Programm vom 8. bis 10. Juli. Daraus ging hervor, dass Unruh seine früheren Ideen realisiert hatte und die Tagung unter ein Leitthema stellte. Es lautete: Sparmaßnahmen im Theater. Vorträge und Referate standen zu diesem Leitthema in unmittelbarem Bezug. So sprachen: Max Hasait über Technische Einrichtung und Wirtschaftlichkeit, Fr. Kranich über Einheitsbauweisen und Prof. A. Linnebach Ÿüber Der Einfluß der Spielplangestaltung auf die Wirtschaftlichkeit. Dazu gab es einen Vortrag Ÿüber Bühnentechnik und Bühnendekoration von Bibiena bis MŸühldorfer. Außerdem fanden eine Theaterausstellung in Zusammenhang mit dem erwähnten 150-jährigen Jubiläum des Nationaltheaters in Mannheim, Besichtigungen der technischen Einrichtungen sowie der Kostüm- und Dekorationsmagazine und der Ausstattungswerkstätten des Nationaltheaters, die Vorführung neuer Beleuchtungsapparate im praktischen Einsatz auf der BüŸhne und eine Ausstellung der theaterbeliefernden Industrie statt.

Außer den Berufsgruppenmitgliedern waren Mitglieder nahestehender Organisationen, frei schaffende Bühnentechniker, Architekten, Ausstatter sowie die mit dem Theater beschäftigten Behördenvertreter eingeladen worden. Erstmalig hatte man Einladungen versandt, eine Neuerung, die auch eine regere Anteilnahme der allgemeinen Öffentlichkeit in Mannheim und Umgebung zur Folge hatte, was sich insbesondere durch umfangreiche Berichterstattung der šörtlichen Presseorgane dokumentierte.

In einer nicht šöffentlichen Sitzung der Berufsgruppe wurde über die Prüfungsordnung gesprochen. Nachdem in Preußen, Sachsen und Bayern die Prüfungsordnung laut Gesetz eingeführt wurde, stehen nun auch Württemberg, Thüringen und Mecklenburg vor dem Erlass entsprechender Richtlinien. Baden verweist seine Prüflinge an die Prüfstelle in Frankfurt a. M. Dazu gab es eine Resolution: 

Die in Mannheim tagende Berufsgruppe technischer Bühnenvorstände der GDBA hält es für unerlässlich, dass bei der Novelle zur Reichsgewerbeordnung die in Preussen und anderen Ländern erlassene Prüfungsordnung für technische Bühnenvorstände mit Wirkung für das Deutsche Reich als obligatorisch erklärt wird und dass zur Beaufsichtigung der Durchführung dieser Vorschrift ein theatersachverständiger Reichsgewerbeinspektor ernannt wird.

Auf eine Anfrage betreffs Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht wurde darauf hingewiesen, dass man nicht nur die Hinzuziehung von Sachverständigen, sondern auch die Bildung einer Fachkammer beantragen kann. Zur weiteren Diskussion wurde die vom Präsidium der GDBA erfolgte Gründung einer eigenen Berufsgruppe der Bühnenbildner angeschnitten, gegen die sich die Herren Cziossek und Pils – Stuttgart in Briefen an das Präsidium bereits lebhaft ausgesprochen hatten. Man sollte den alten Zustand, Bühnenbildner nach wie vor bei der Berufsgruppe der technischen Bühnenvorstände zu belassen, beibehalten. Alle Bühnentechniker, darunter Ludwig, Hasait, Prof. Linnebach, Hansing bedauerten zutiefst die Bildung dieser neuen Berufsgruppe. Daraufhin wurde von Unruh ein Antrag gestellt, Verhandlungen mit der Berufsgruppe der Bühnenbildner wegen Verschmelzung mit der Berufsgruppe der technischen Bühnenvorstände einzuleiten. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.

Der Gründungswunsch einer separaten Bühnenbildner – Berufsgruppe ging hauptsächlich von einer Anzahl von Vorständen der Malerabteilungen aus, welche damals durch die Werbetätigkeit der Berufsgruppe für technische Bühnenvorstände dem selbständigen Verband beigetreten und somit automatisch nach dessen †Übernahme in die GDBA als Berufsgruppe, Mitglieder derselben geworden waren. Das Präsidium der Genossenschaft hatte sich zu einem Versuch bereit erklärt und diese Berufsgruppe Bühnenbildner geschaffen. Trotz all dieser wohl gemeinten Bemühungen wurde sie aber nicht lebendig, weil sich wahrscheinlich niemand bereit fand, die anfallende Arbeit zu Ÿübernehmen. So kam es dann schließlich nach dem Antrag von Unruh zur Wiedervereinigung beider Gruppen, die jedoch nur aufgrund einer Satzungsänderung geschehen konnte.

Angesichts des großen Angebots der Tagung in und um Mannheim war der Wunsch vieler Mitglieder, als Tagungsort auch kleinere Städte zu wählen, welche nicht soviel Ablenkung bieten, doch sehr beachtenswert.

In der Zeit vom 24. Februar bis 3. März fand in Deutschland eine erste ReichsunfallverhüŸtungswoche (RUWo) unter dem Motto: Schützt Leben und Gesundheit. Helft Unfälle verhüten, statt. Dazu warnte F. Hansing in Heft 1 der BTR in einem dreiseitigen Aufsatz alle Bühnenangestellten, ob Künstler oder Techniker, eindringlich vor den Gefahren einer modernen Bühne und deren Werkstätten, und bat um die Beachtung der einschlägigen Vorschriften, weil nur so die Gesundheit und Unversehrtheit der Mitarbeiter gewährleistet sei.

A. Ludwig veröffentlichte ebenfalls in Heft 1 der BTR einen Kurzbericht über die Herausgabe von Prüfungsrichtlinien, die nicht nur den Prüflingen, sondern auch den Mitgliedern der Prüfungskommissionen zur Beachtung empfohlen werde. In diesem Zusammenhang wurde bekanntgegeben, dass die bayerische Prüfungsverordnung im Gegensatz zu der preussischen einige Punkte enthalte, die sich eingehender Ÿüber den Prüfungsstoff ausdrückten. Außerdem wäre zu wünschen, dass die Prüfungszeugnisse eine einheitliche Form erhalten sollten. Es gehe nicht an, dass ein 1/4 Bogen Papier mit Stempel, Lichtbild und dem Vermerk: Prüfung bestanden ausreiche.

Ein Missstand im Verwaltungsrat der Genossenschaft wurde in einem Aufsatz der BTR unter der †Überschrift, Berufsgruppen und Verwaltungsrat, aufgegriffen. Man schrieb dazu: 

Warum bedenkt man bei der Genossenschaft nicht, dass sie eine Vereinigung aller Bühnenangehörigen darstellt und nicht nur eine Vertretung der Interessen der Darsteller am Theater. … Dem Verwaltungsrat der Genossenschaft, bestehend aus neun Personen, haben mindestens ein Vertreter der künstlerischen Bühnenvorstände (Spielleiter, Kapellmeister), einer der Inspizienten und Souffleure, sowie einer der technischen Bühnenvorstände (Bühnenbildner, künstlerische Beiräte, Friseure = Maskenbildner und technischen Bühnenvorstände) anzugehören. Also sechs Vertreter der Darsteller und drei der Ÿübrigen Genossenschaftler.

In Heft 3 der BTR gab es eine Notiz Ÿüber ein Schreiben des Berliner Polizeipräsidenten an den Deutschen Bühnenverein und an den Internationalen Varieté-Theater-Direktoren-Verband. Dort hieß es unter anderem: 

Nach den gegebenen Bestimmungen muss in jedem Theater während des technischen Betriebes und den Vorstellungen je ein geprüfter Theater- und Beleuchtungsmeister anwesend sein. Falls der eine oder andere Meister verhindert sein sollte, muss für ihn eine gleiche geprüfte Kraft die Vertretung Ÿübernehmen. Da angeblich bei zeitweiser Abwesenheit die Beschaffung eines geprüften Vertreters fast unmöglich sein soll, will ich ausnahmsweise zulassen, dass für einen erkrankten, verreisten oder beurlaubten Meister, aber nur bis zu 8 Tagen, ein bereits längere Zeit am Theater beschäftigter Arbeiter mit der Vertretung betraut werden kann. In jedem Falle muss aber ein geprüfter Meister anwesend sein.

In Hamburg fand am 10. und 11. Mai der zehnte Vertretertag der Reichsarbeitsgemeinschaft technischer Beamtenverbände (RateB) statt. Zur Verstärkung ihres Einflusses in den Verwaltungen und šöffentlichen Betrieben hat sich die RateB mit den in Betracht kommenden Spitzenorganisationen zusammengeschlossen, wie dem Deutschen Beamtenbund, dem Reichsbund deutscher Technik und hat sich außerdem Vertretungen im Deutschen Ausschuss für technisches Schulwesen gesichert. In Heft 4 der BTR wurde ausführlich ein Gehaltsabkommen des Verbandes Berliner Bühnenleiter mit dem Bezirksverband der GDBA Groß-Berlin füŸr die technischen Bühnenvorstände bekanntgegeben. Es enthielt neben der Festlegung von Mindestgagen für geprüfte Meister auch eine Einteilung der Berliner Bühnen in drei Gruppen, welche nach der Größe und Wichtigkeit der Bühnen unterschieden. Außerdem wurden in diesem Abkommen die Honorierungen der Nachmittagsvorstellungen, Matineen oder Doppelvorstellungen, sowie die Vergütung der Nachtarbeit geregelt. Freie Tage und Urlaub richteten sich nach dem Tarifabkommen zwischen dem Deutschen Bühnenverein und der Genossenschaft. Dies galt alles nur fŸür die Mitglieder der Berufsgruppe, womit gleichzeitig zum Beitritt geworben wurde.

Ein Thema, welches so alt wie die Bühnentechnik selbst ist, wurde in Heft 5 der BTR aufgegriffen und kommentiert. Anlass war eine Verfügung des Berliner Polizeipräsidenten, dass in der Folge eines Unfalls darum ersucht wird, an allen Stellen des Bühnenaufbaus, an denen Höhenunterschiede von mehr als 50 cm vorhanden sind, ausreichend starke und festen Umwehrungen anzubringen. Hansing setzte sich daraufhin in Heft 5 vehement mit diesem Erlass auseinander, indem er ihm einen durch keinerlei Sachkenntnis getrübten Wunsch unterstellte, der den Bühnenrealitäten diametral zuwiderlaufe. Das entspräche in seiner Undurchführbarkeit dem Verlangen eines Gewerbeaufsichtsbeamten in einem Theater, wo dieser zur Sicherheit des Betriebes vorschlug, bei allen Bewegungen von Plateauversenkungen Signalsirenen zwangsläufig ertönen zu lassen. Hansing betonte, dass die Art solcher Schutzerlasse sich ausschließlich nach den betrieblich technischen Möglichkeiten des Theaters zu richten habe und lehnte sich gegen verallgemeinernde unsinnige, unkünstlerische Vorschriften auf. Erst viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg gelang es bei der †Überarbeitung der Unfallverhütungsvorschriften den Begriff einer Sicherheitszone zu schaffen, die dem Darsteller soviel horizontalen Abstand zur Absturzkante lässt, dass man auf eine das Bild störende feste Abgrenzung verzichten kann. Soviel zu diesem Thema an dieser Stelle.

Die Sonderberichterstatterin der Deutschen Allgemeinen und der Vossischen Zeitung, Frau Else Merbach, veröffentlichte unter dem Titel: Ungesprochene Worte auf der Mannheimer Tagung einen Aufsatz, der das Thema Bebilderung der Bühnentechnik zum Inhalt hatte. F. Kranich hatte sie in der Vorbereitung seines Buches Bühnentechnik der Gegenwart, Band I mit einem Fragebogen durch die deutschen Lande geschickt, um die technischen Einzelheiten aller deutschsprachigen Theater zu beschaffen. Er hatte diese Form des persönlich geführten Interviews wählen müssen, weil ihm niemand die per Post zugesandten Fragebogen beantwortet hatte. Wohin sie kam, Ÿüberall die gleiche Bereitwilligkeit der technischen Vorstände die gestellten Fragen zu beantworten, aber das aufrichtige Bedauern, sie nicht mit entsprechendem Bildmaterial unterstützen zu können. Bühnenbildentwürfe in Hülle und Fülle, aber keine Aufnahmen der reinen Bühnentechnik. Das war ein Manko, welches bis zu dem vorgesehenen zweiten Band unbedingt beseitigt werden musste.

Außerdem schnitt Frau Merbach noch ein anderes Thema der Öffentlichkeitsarbeit an. Eine große Berliner Zeitung veröffentlichte damals eine Portraitsammlung bekannter Bühnenbildner. Sie wies die Schriftleitung darauf hin, dass sie bei ihrer Reise im Auftrage Kranichs Gelegenheit hatte, das nach außen im einzelnen niemals sichtbare, verantwortungsreiche Wirken der technischen Bühnenleiter zu beobachten und fragte, ob sie nicht auch einmal ihren Lesern diese Gruppe schöpferischer Kräfte zeigen sollte. Der Deutschen Allgemeinen Zeitung blieb es vorbehalten, als erste Zeitung Ÿüberhaupt einen schon früher geplanten Artikel Ÿüber: Bedeutende Bühnentechniker herauszubringen. Frau Merbach war die erste nicht direkt dem Theater verbundene Allgemeinjournalistin, welche sich ab da die Verbreitung bühnentechnischer Kenntnisse in der Öffentlichkeit zum Ziel gesetzt hatte und darin erfolgreich wirkte.

Zum Abschluss des Berichtsjahres ein Thema, was leider sehr im Verborgenen um seine Daseinsberechtigung kämpfen musste: Die theatertechnische Normung. Am 10. November gründeten die Herren: Hasait – Dresden, Hansing – Stuttgart, Kranich – Hannover und Unruh – Mannheim einen Normenausschuss für Bühnentechnik, der seine Arbeit ab da offiziell aufnahm. Es gelang aber damals nicht, diesen Ausschuss als Bestandteil des später als Deutscher Normen Ausschuss (DNA) bezeichneten Normalien-Ausschuss für den allgemeinen Maschinenbau anzugliedern. Der Ausschuss begann seine Arbeit mit der Festlegung der Begriffe, Namen und Bezeichnungen von bühnentechnischen Einrichtungen. Man sprach die Erwartung aus, dass nach endgültiger Festlegung der Bezeichnungen, was voraussichtlich bis zur Tagung 1930 erfolgen sollte, dieselben dann bei den Bühnenbetrieben als verbindlich eingeführt werden könnten.

Theatergeschichte

Das alte Bonner Stadttheater konnte in seinem derzeitigen Bauzustand seine Aufgaben nicht mehr erfüllen. Es musste nach Beendigung der laufenden Spielzeit geschlossen werden. Dazu entschloss man sich, da eine gründliche Renovierung mehr als ein Neubau kosten würde. Der direkt am Rhein geplante Bau sollte mit allen Errungenschaften neuzeitlicher Theatertechnik ausgestattet werden.

In München erwog man den Bau eines neuen Schauspielhauses, da die akustischen VerhŠältnisse im Prinzregententheater fŸür das gesprochene Wort derart ungŸünstig waren, dass die Besucherorganisationen nur ungern dort Vorstellungen abzunehmen bereit waren.

Mannheim blickte auf das 150-jŠährige Bestehen seines Nationaltheaters zurŸück; ein Ereignis, welches weit Ÿüber den engeren Bereich der Stadt hinaus von Bedeutung war. Das Nationaltheater war aus dem ehemaligen KurpfŠälzischen Residenz- und Hoftheater hervorgegangen. Es kamen Schillers RŠäuber als Festvorstellung zur Aufführung, deren Uraufführung im gleichen Theater unter lffland 1782 stattgefunden hatte.

Zur Einschränkung des Defizits sollten die Ensembles der vorhandenen Landesbühnen in Thüringen, mit Ausnahme des Nationaltheaters in Weimar, aufgelöst werden. Ein einziges Schauspielensemble in Art einer Wanderbühne würde dann gebildet werden, welches abwechselnd längere Gastspiele in den in Betracht kommenden Theatern, wie Altenburg, Eisenach, Meiningen, Gotha, Sondershausen, usw., geben sollte. Staatsminister Th. Bauer setzte sich vehement fŸür den Erhalt der thŸüringischen LandesbŸühnen ein.

Der vorgesehene Theaterumbau in Regensburg, fŸür den bereits 180.000 RM in den Etat eingestellt waren, wurde verschoben.

Das Grundstück des Schauspielhauses in Düsseldorf, einschließlich des darauf befindlichen Theatergebäudes, wurde von den Vereinigten Stahlwerken aufgekauft. Das Theater soll an anderer Stelle wieder neu gebaut werden.

Das Wilhelm-Theater in Magdeburg wird mit Ablauf der Spielzeit 1928/29 fŸür immer geschlossen, da die von der Baupolizei verlangten feuerschutztechnischen Umbauten finanziell nicht durchführbar sind.

Trotz der bestehenden Theaterkrise beschäftigte sich Neustadt a.d. Haardt mit dem Plan eines Theaterneubaues. Der vorliegende Plan sieht einen Zuschauerraum mit 920 Sitzplätzen vor. Die Kosten werden mit 300.000 Mark angegeben.

Der Vorläufer des heutigen Kleist-Theaters in Frankfurt a. d. 0. wurde als ein Musiklandheim von Prof. Otto Bartning erbaut.

Das 1821 im Chor der ehemaligen Klosterkirche eingerichtete Theater in Hof (Saale) wurde bereits 1894 an seinen neuen Standort in der SchŸützenstraße verlegt. Dieses Haus wurde zum Stadttheater Hof umgebaut.

Piscator hat die frühere Komische Oper an der Weidendammer BrŸücke in Berlin vom September ab gepachtet. Als Bühnenbildner sollen sein früherer Mitarbeiter Traugott MŸüller sowie Caspar Neher verpflichtet werden.

Der Offenburger Theatersaal brannte vollständig aus. Bühnenraum und Schnürboden, sowie die Bedachung des Bühnenhauses sind vollkommen verloren, während der für das Publikum reservierte Teil des Saales durch Löschwasser Einwirkung schwer gelitten hat.

Die Stadtverwaltung von Konstantinopel hat eine deutsche Firma beauftragt, ein neues Theater zu bauen, es soll im Bezug auf Eleganz und bühnentechnische Einrichtungen keinem Theaterbau in Europa nachstehen.

Der Bau eines Volksbühnentheaters, der zu den schönsten in Europa gehören soll, wird in der norwegischen Stadt Oslo begonnen. Das Theater im Zentrum der Stadt wird auch noch ein Kino mit 1.000 Sitzplätzen enthalten.

Für den Umbau des königlichen Theaters in Madrid wurde als Vorbild für die Bühneneinrichtung die Berliner Staatsoper Unter den Linden gewählt, die nach Entwürfen von Georg Linnebach erbaut wurde.

Im 100 Jahre alten Bowery-Theater in New York brach ein Brand aus, der das Theater zerstörte. Im Juni brach im Tiergarten-Theater in Stockholm Feuer aus, das in kurzer Zeit das Gebäude vollständig zerstörte. Das Theater war eines der größten in Schwedens Hauptstadt. Wie aus Bukarest gemeldet wurde, ist dort das neu erbaute Theater Regina Maria , das kurz vor der Vollendung stand, aus bisher noch ungeklärter Ursache eingestürzt.

Das Umfeld

Der von J. Stalin in Gang gesetzte erste Fünfjahresplan zur Industrialisierung der Sowjetunion trat mit Beginn des Berichtsjahres in Kraft. Die alten Industriezentren wurden erweitert, neue entstanden. Neue Verkehrswege erschlossen das Land. Ein Kanalsystem verband Moskau mit dem Weißen Meer und dem Ural. Das Eisenbahnnetz wurde um 20.000 km erweitert.

Mussolini schloss mit dem Vatikan den Konkordatsvertrag, der die Unabhängigkeit des Vatikanstaates von Mussolinis Politik in Italien gewährleistete. Dieses unter der Bezeichnung Lateranvertrag in die Geschichte eingegangene Abkommen sicherte den Faschisten die Loyalität der Katholiken Italiens bei ihren späteren Handlungen. Durch den Faschismus erlebte das Land tatsächlich einen wirtschaftlichen Aufschwung. Große Projekte wie die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe, der Ausbau des Straßennetzes, die Errichtung von Wasserkraftwerken und der Ausbau neuer Städte verringerten die Zahl der Arbeitslosen im Lande.

Das Bild der amerikanischen Gesellschaft zeigte sich widersprüchlich, attraktiv und dynamisch. Das galt auch für die Kultur. Architekten, Photographen, Maler und Komponisten beschritten ganz neue Wege. Opern und Musicals von George Gershwin und Cole Porter eroberten das Publikum. Ernest Hemingway und Thornton Wilder schrieben ihre Romane und Kurzgeschichten.

Den Europäern erschien Amerika als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Das sich auf die gesamte Weltlage im Berichtsjahr am meisten auswirkende Ereignis kam aus den Vereinigten Staaten von Amerika ( USA). Sie sahen dabei nicht die Schattenseiten zum Beispiel, dass die Farmer verarmten, weil die Preise für ihre Produkte fielen. Die Ungleichheit der Normaleinkommen nahm gewaltig zu. 52% lebten unter dem Existenzminimum, aber nur 5% verfügten Ÿüber ein Viertel der hohen und höchsten Einkommen. Deshalb war in 1928/1929 die Konjunktur Ÿüberhitzt. Infolge einer immer mehr zunehmenden †Überproduktion lagerten massenweise unverkäufliche Waren und konnten nicht gewinnbringend abgesetzt werden. Die Aktienkurse an den Börsen sanken, die Aktionäre verloren ihr Kapital. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wurde am 25. Oktober erreicht, der als sogenannter „Schwarzer Freitag“ in die Geschichte einging. Die Bšörse brach an diesem Tag vollstŠändig zusammen; alle Aktienwerte kollabierten. Die USA erlebte die schwerste Wirtschaftskrise in ihrer Geschichte.


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