1934

Der Fachverband

Wie 1932 berichtet, war die Berufsgruppe der Bühnenbildner mit der Berufsgruppe der Technischen Bühnenvorstände zusammengelegt worden. Ob nach der Umstellung der Genossenschaft im Jahre 1933, bei der die Bezeichnung von GDBA in GddBA geändert wurde, dieser Zusammenschluss wieder aufgehoben wurde, geht aus den vorliegenden Unterlagen nicht hervor, muss aber wohl erfolgt sein, denn sonst wäre der Wortlaut nachstehender Meldung nicht zu verstehen:

Vom Präsidium der GddBA wurde der Bühnenbildner Benno von Arent zum Gruppenobmann, Eduard Suhr zu dessen Stellvertreter ernannt.

Einige weitere Meldungen sollten ausführlich behandelt werden:

Auf Anordnung der Reichstheaterkammer wird die Aufnahme in die GddBA ab September gesperrt. Danach dürfen nur noch solche technische Bühnenvorstände und Bühnenbildner eine Berufstätigkeit an deutschen Theatern ausüben, die Mitglieder der GddBA sind. Alle Mitglieder GddBA sind berechtigt, das Abzeichen der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zu tragen; außerdem ist es erwünscht, den Festanzug (Uniform) anzuschaffen … Den Mitgliedern der GddBA ist es strengstens untersagt, sich in den ihren Beruf und dessen Ausübung betreffenden Angelegenheiten aller Art an andere Stellen als ihren Fachverband oder die Reichstheaterkammer zu wenden, ohne zuvor die Zustimmung des Präsidenten der Reichstheaterkammer hierzu eingeholt zu haben. Sämtliche an deutschen Bühnen tätigen Bühnenbildner müssen sofort der GddBA beitreten. Die Theaterleiter dürfen in Zukunft nur Bühnenbildner beschäftigen, welche Mitglied der GddBA sind.

Das erste Heft der BTR enthielt die Einladung zur 20.Bühnentechnischen Tagung des Jahres 1934. Sie fand vom 8. – 10. Juli in Berlin statt. Vorgesehen waren Vorträge von Zarth: Betriebsordnungen; Sauerbrey: UnfallverhüŸtung; Unruh: Große Volkstheater; Summerer: Hochdruckdampflampen und an Besichtigungen: Das Deutsche Opernhaus Charlottenburg und die UFA-Betriebe in Babelsberg. Aus dem Bericht sollen hier nur die für diese Chronik wichtigen Dinge herausgegriffen werden.

Anwesend waren 152 angemeldete Teilnehmer und weitere Außenstehende und GŠäste. Die Versammlung fand im Theatersaal des Hauses der Technik, von der AEG zur Verfügung gestellt, statt. Ein Vorstand der AEG begrüßte die Versammlung und gab einen ausführlichen †Überblick Ÿüber das Arbeitsgebiet Bühnenbeleuchtung mit den von der AEG neu herausgebrachten Geräten, unter anderen die Quecksilberdampfhochdruckleuchten für Horizontbeleuchtungen, Neuerungen an Projektionsapparaten und die von AEG hergestellten SALAN/-Regeltransformatoren. Anschließend sprach der Syndikus der GddBA über: Die Betriebsordnung füŸr den technischen Theaterbetrieb nach dem Gesetz vom 20. Januar 1934 zur Ordnung der nationalen Arbeit. Er führte aus, dass für Berufsgruppen, die durch den Theatertarifvertrag bereits erfasst sind, eine Betriebsordnung schon gegeben sei. Für šöffentliche Betriebe, also solche Theater, die der Verwaltung des Reiches, der Länder und Gemeinden unterstellt sind, sei eine Betriebsordnung und die Einführung eines Vertrauensrates laut Gesetz nicht notwendig.

Nach Beendigung des Vortrages erklärte er, dass der Tarifvertrag auch füŸr die technischen Vorstände bindend sei, nur dass die Ruhezeiten in den Verträgen für technische Vorstände meist gestrichen werden. Dr. Zarth führte weiter aus, dass er glaube, dass sich das Reichstheaterkammergesetz und das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit noch manchmal Ÿüberschneiden, aber letztendlich die Reichstheaterkammer Klarheit schaffen werde. 

Herr Dr. Aßmann – Berlin, Geschäftsführer der Reichstheaterkammer, gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass durch die Eingruppierung der technischen Bühnenvorstände in die Reichstheaterkammer die Bühnentechniker als künstlerisch Schaffende am Theater anerkannt worden seien, zumal die technischen BüŸhnenvorstände durch ihre Mitarbeit am Bühnenbild unbedingt Kulturschaffende seien.

Im Vortrag des technischen Aufsichtsbeamten der Berufsgenossenschaft 68 für reichsgesetzliche Unfallversicherung, Abt.II, Schauspiel- und Vergüngungsbetriebe, wurden noch einmal allgemeine Ausführungen Ÿüber das Wesen der Reichsunfallversicherung gemacht. Zum vorangegangenen Thema bemerkte der Redner, dass vom Standpunkt der Unfallverhütung aus gesehen, der Erlass einer Betriebsordnung nicht nur zu wünschen, sondern zu fordern sei. Sie würde auch den technischen Bühnenvorständen die Sicherheit geben, die ihnen Unterstellten dem Zugriff willkürlicher Befehlserteilung (z. B. technisch nicht zu verantwortende Regieanweisungen) entzogen zu wissen. Wegen der anscheinend erhöhten Unfallgefahr wurde angeregt, in die Betriebsordnung eine Bestimmung aufzunehmen, welche die ständige Beschäftigung einer Mindestzahl von Bühnenfacharbeitern und die Höchstbegrenzung der Zahl von Aushilfskräften regelt. Der Technische Direktor W. Unruh, Hamburg, sprach Ÿüber Technische Voraussetzungen, Erfahrungen und Anregungen füŸr große Volkstheater. Im Anschluss daran berichtete ein Vertreter der Firma Kalle – Wiesbaden Ÿüber einen neuartigen Zellulose-Malerleim, der unter dem Namen Glutolin SL 100 in den Handel gebracht wurde. 

Die Firma Schutzmann GmbH – München, zeigte den Plastika-Drahtrupfen fŸür alle Theaterplastiken und Kaschierarbeiten geeignet, sowie Bicella, das neuartige Material fŸür Bühnenfenster. Mit verschiedenen Apparaten der Firma W. Hagedorn – Berlin wurden Bühnenbildprojektionen gezeigt. Von den weiteren Neukonstruktionen der Firma fiel ein 3000 Watt Projektionsapparat mit eingebautem geräuschlosen Ventilator auf, ferner die durch fein einzustellenden Zahntrieb verstellbaren Objektive und die Puffersicherung gegen ein Abkippen. 

Zur Besichtigung der Siemens-Schuckert-Werke hielt Herr Oberingenieur Wißmann einen Vortrag über Fortschritte in der neuzeitlichen Bühnenbeleuchtung. Dann wurden ein großes Bühnenstellwerk für das Stadttheater Danzig mit 4 x 24 Hebeln und ein noch unvollendetes mit motorischem Antrieb für das staatliche Schauspielhaus in Hamburg besichtigt. Auch eine erhebliche Anzahl von Bordoni-Transformatoren füŸr verlustlose Regelung der Bühnenbeleuchtung bei Dreh-Wechselstrom waren zur Ansicht aufgestellt. Zur Besichtigung der Volksbühne, Theater am Horst-Wessel-Platz, begrüßte der Technische Direktor Hans Sachs die Kollegen. Besonders die große Drehbühne, in der sich die gesamte Untermaschinerie mitdreht und bei der noch die eine Hälfte des Bühnenbodens eine Schräglage einnehmen kann, war von allgemeinem Interesse.Die Besichtigung der Deutschen Oper eröffnete der Technische Direktor K. Hemmerling mit einer eingehenden Erklärung der technischen Einrichtungen. Die Bühne wurde nach Entwürfen des Geheimrats Brandt, des verstorbenen Maschineriedirektors der früheren Hoftheater und Ehrenmitglied der Berufsgruppe, errichtet. Sie besitzt außer der Hauptbühne zwei Seitenbühnen mit Schiebebühnen. Die Gesamtbreite beträgt 72 m. Die Hinterbühne ist so bemessen, dass sie den in der Bühnentiefe verfahrbaren Kuppelhorizont in Ruhestellung aufnehmen kann. In nächster Zeit soll die frühere Einrichtung zum rückwärtigen Anheben der Kuppel wieder gangbar gemacht werden, die das Freiwerden der HinterbŸühnenöffnung ermöšglicht, um komplett aufgebaute Bühnenwagen von der Hauptbühne nach der Hinterbühne verfahren zu können. Sehr beachtet wurden die aus Blechträgern gebildeten Bauelemente (Zargenteile), die leicht in verschiedenen Längen und Breiten zusammengesetzt, mit Rollen versehen und mit Podesttafeln eingedeckt, Bühnenwagen oder Verlängerungen der Seitenbühnen sowie Podeste ergeben. Blechträger, gesamtes Zubehör, wie auch das Material für die Patentsteifen werden in der Schlosserei der Deutschen Oper angefertigt. Anschließend wurden BŸühnenbildprojektionen mittels mit UmlaufwasserküŸhlung versehenen 1OOA-Bogenlichtapparaten der Firma Reiche & Vogel – Berlin vorgeführt. Daraufhin erfolgte die Besichtigung der großen Bühnenregulatoranlage mit von der AEG gelieferten SALAN/-Regeltransformatoren größerer Anzahl. Nach den Vorführungen sprach Herr Dr. Naumann von der Firma E. Busch AC – Rathenow über Optik an Bühnenscheinwerfern. Im Lichthaus der Firma OSRAM hielten die Herren Dipl.-Ing. Höpcke und Dipl.-Ing. Summerer Vorträge, die alles Wissenswerte Ÿüber Aufbau, Lebensdauer und Leuchtstärke von Projektionslampen vermittelten. Auch die Ausführungen Ÿüber die neuen Hochdruckdampflampen (Quecksilber- und Natriumdampf) fanden reges Interesse. Einern Imbiss bei Osram, folgte der Besuch der Ateliers der UFA in Neubabelsberg. Großes Interesse erregten die noch vorhandenen Bauten zu FlüŸchtlinge, des Savoy-Hotels und der Straßenecke aus Victor und Victoria. Nach eingehender Besichtigung verschiedener Tonfilm- und Synchronateliers wurden die AbhöšrräŠume, die komplizierte Anlage für die Tonmeister, die TonŸübertragungs- und Verstärkereinrichtungen, sowie die für die Synchronisierung von Tonfilmen notwendigen Apparaturen erklärt. Der größte deutschen Filmbetrieb hat für seine Aufnahmekapazitäten eine Installationsmöglichkeit bis zu 10.000 kW. Der Bericht Ÿüber die 20. Bühnentechnische Tagung wurde abgeschlossen mit einem Wunsch Fr. Hansings, dass im nächsten Jahr alle jene noch zur Tagung erscheinen möchten, die es nur irgendwie würden ermöglichen können. 

Denn nur derjenige, der sein Wissen ständig ergänzt und bereichert und somit sein Können nie als abgeschlossen betrachtet, steht mit Recht in diesen Zeiten an seinem Platz im deutschen Theater.

Theatergeschichte

In der Rundschau über das Theatergeschehen gibt es folgende Notizen: Der Oberbürgermeister von Krefeld griff den behandelten Gedanken eines Theaterneubaus auf, durch den die Zahl der Besucherplätze verdoppelt werden könnte. Das Stadttheater Konstanz am Bodensee wird einem völligen Umbau unterzogen. 

Nach einem Beschluss der Ulmer Stadtverwaltung wird ein Theater errichtet werden das lediglich den Vorführungen der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude dienen soll. Mit dem Bau soll in Kürze begonnen werden. Der Technische Direktor des Nationaltheaters Mannheim, Dipl.-Ing. Walther Unruh, wurde ab kommender Spielzeit in gleicher Eigenschaft an das Hamburger Stadttheater (Staatsoper) berufen und dessen Bühne erhält im August (auf Veranlassung von Unruh) eine neue Drehscheibe, die, wenn sie nicht als Drehscheibe benutzt wird, teilbar ist und als Bühnenwagen Verwendung finden kann. Die Beleuchtungsanlage wird zur Verstärkung in der Horizontbeleuchtung durch den Einbau von einer Anzahl Quecksilberdampf-Hochdruckröšhrenlampen ergänzt. Nachdem ein 1933 begonnener vierstöckiger Anbau des Staatstheaters Danzig der Vollendung entgegen ging, wird in den Sommermonaten das eigentliche Theatergebäude umgestaltet. Die Hinterbühne wird vergrößert, der Bühnenrahmen erweitert.Die neu erstellte Doppelstock-Drehbühne des bayrischen Nationaltheaters (Staatsoper) in München wird fertiggestellt. FüŸr den Neubau des Dessauer Theaters hat die Theaterstiftung einen Wettbewerb ausgeschrieben. Der Reichsstatthalter Lüšper teilte mit, er habe die zuversichtliche Hoffnung, dass der Bau des Theaters 1935 in Angriff genommen werden könne. In der Stadt Frankfurt am Main sind die Arbeiten für die Erneuerung der Opernbühne im Gange. Sie wird in 6 Versenkungsplateaus eingeteilt sein, die sich mit 18 Meter über die ganze Bühnenbreite hinziehen. Die ganze Bühnenfläche kann versenkt oder Ÿüber Bühnenbodenhšöhe hochgefahren werden. Eine auflegbare Drehscheibe steht zur Verfügung. Sie ist in der Mitte klappbar, kann mit einem Maschinenzug angehoben und dann in einer Fußbodenkassette vor der Hinterbühnenöffnung eingelagert werden.Die Flensburger Stadtverwaltung hat beschlossen, einen auf einem Zeitraum von mehreren Jahren verteilten Umbau des Grenzlandtheaters (Stadttheaters) vorzunehmen. Das alte markgräŠfliche Opernhaus in Bayreuth, das 1744 von Jos. St. Pierre errichtet wurde, soll einer durchgreifenden Erneuerung unterzogen werden. Die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude ist mit dem OberbŸürgermeister der Stadt Dresden wegen des Baues einer 5-10.000 Personen fassenden Stadthalle in Verbindung getreten. Die seit vielen Jahren schwebende Aufgabe, das alte, in keiner Beziehung mehr zeitgemäße Konstanzer Theater umzubauen, ist in diesem Jahre, endlich gelöst worden. Es wurde grundlegend umgebaut und kommt einem Neubau innerhalb der alten Grundmauern gleich. 470 Plätze mit gleich guter Sicht enthält der neue Zuschauerraum nebst dem Rang. Das Orchester wurde tiefer versenkt und vergrößert. Die Bühne ist in ihrer Größe fast gleich geblieben. Die alte Holzkonstruktion ist einer massiven Eisenkonstruktion gewichen. Die Bühne wurde durch Aufbau auf 12,50 m Nutzhöhe gebracht. Die deutsche Bevölkerung der Stadt BrüŸnn wird ein neues Gebäude für das Deutsche Theater erhalten. Das alte Stadttheater war nach dem Umsturz tschechoslowakisches Nationaltheater geworden. Die BrüŸnner Gemeindevertretung hat dem Verkauf eines Grundstücks an die Deutsche Theaterbaugemeinde zugestimmt. Die Madrider Oper bleibt bis zum Oktober 1937 geschlossen. Das Haus wird einer grundlegenden Erneuerung unterzogen und mit modernen bühnentechnischen Anlagen versehen werden. Die Kosten dieses Umbaus sind auf 22 Millionen Peseten veranschlagt.

Im Pariser Boulevardtheater Daunou brach ein Brand aus, der durch einen Bühnenvorhang, welcher Feuer fing, entstand. Die Vorstellung musste abgebrochen werden. Die Bühne und ein Teil der Dekorationen fielen dem Feuer zum Opfer. Der Sachschaden beläuft sich auf 250.000 Franken. 

In der Vorhalle des Salzburger Festspielhauses wurde in den Nachmittagsstunden des 18. Mai eine Bombe geworfen, wodurch mehrere Personen verletzt und schwere Verwüstungen an dem Bauwerk verursacht wurden. Die TäŠter entkamen unerkannt. 

Das städtische Theater in Arnheim ist im Dezember durch ein Großfeuer vernichtet worden. Der Brand wurde erst so spät bemerkt, dass die Feuerwehr das Gebäude nicht mehr retten konnte. Der Schaden wird auf rund 1 Million Gulden geschätzt.

Zu Unruh’s Wechsel von Mannheim nach Hamburg hier noch ein Nachtrag: In Mannheim beeinflusste die politische Entwicklung sehr stark den Betrieb und dessen Abläufe. Nicht arische oder anderen Parteien zugeordnete Mitarbeiter wurden nicht mehr geduldet. Diese Entwicklung schilderte Unruh im Nachruf füŸr Max Ailinger in Heft 5/1971 der BTR: 

Der †Übergang 1933/34 ging nicht ohne Schwierigkeiten ab. Die Nazis forderten Ailingers Entlassung, denn er war aktiver Sozialdemokrat und Betriebsrat. Allerdings war er einige Jahre zuvor noch städtischer Beamter geworden und so wurde ihm denn in einem Arbeitsgerichtsverfahren die Wiedereinstellung zugestanden. Da eine Weiterbeschäftigung in Mannheim aber undenkbar geworden war, ergab sich bei meinem Wechsel nach Hamburg, dass ich Ailinger 1934 in gehobener Position an die Hamburger Staatsoper verpflichten konnte (wo man noch nicht so 100% „braun“ sein musste. 

Dieses Zitat zeigt deutlich, wie unterschiedlich damals die politische Beeinflussung der Theater gewesen ist.

Das Umfeld

Im Januar 1934 Ÿüberraschte Hitler Europa durch den Abschluss eines Vertrages mit Polen, dessen Kern eine GewaltverzichtserklŠärung war. Im Sommer Ÿübernahmen die šösterreichischen Nationalsozialisten vergeblich einen Putschversuch, bei dem der šösterreichische Bundeskanzler Dollfuss ermordet wurde. Mussolini ließ deshalb vorsorglich seine Truppen am Brenner aufmarschieren. Italien, Frankreich und England erklärten gemeinsam die Unabhängigkeit Österreichs schützen zu wollen, worauf sich Hitler von den dortigen Geschehnissen distanzierte. Mit dem am 30. Januar verkündetem Gesetz über den Neubau des Reiches war die Entmachtung der LŠänder gesetzlich vollendet worden. Der Kampf gegen die christlichen Kirchen setzte in verschärfter Form ein. Die Geistlichen unter Pfarrer Martin Niemöller leisteten jedoch Widerstand. Ein Pfarrernotbund und kirchliche Laien vereinigten sich zur Bekennenden Kirche als Sammelbecken aller Widerstandskräfte. Auch in der katholischen Kirche kam es bald danach zur offenen Auseinandersetzung mit den staatlichen Stellen, als der Papst die Verletzungen des Reichskonkordats scharf kritisierte. Der NS-Staat antwortete mit der Schließung von Klosterschulen. Viele Geistliche beider Konfessionen kamen in Konzentrationslager. Noch war die Reichswehr nicht in der Hand der Nationalsozialisten. Die SA, von ehemaligen Freikorpsleuten geführt, betrachtete sich als berufene Waffenträger des neuen Regimes. Sie wurde zum Rivalen der Reichswehr. Man sprach von der zweiten Revolution, die kommen müsse. In einer Blitzaktion am 30. Juni ließ Hitler in Bad Wiessee Ršöhm und die um ihn versammelten SA-Führer verhaften und alle in die Strafanstalt nach Stadelheim bei München verbringen. Da Röhm es abgelehnt hatte Selbstmord zu verüben und ein gerichtliches Verfahren forderte, wurde er auf der Stelle erschossen. Die Aktion, welche von Hitler persönlich geleitet worden war, wurde gleichzeitig dazu benutzt, konservative Gegner des Regimes zu beseitigen. Etwa 200 Menschen, darunter auch General von Schleicher und seine Frau wurden zwischen dem 30. Juni und 2. Juli auf diese Weise hingerichtet. Man behauptete, die Ermordeten hätten hoch- und landesverräterische Angriffe geplant. Jetzt war die mächtige SA ungefährlich geworden, wofür sich die Reichswehrführung bei Hitler bedankte.

Am 2. August verstarb der ReichsprŠäsident von Hindenburg; daraufhin ließ Hitler die Armee sofort auf sich vereidigen. Er hatte durch ein Gesetz einen Tag zuvor das Präsidenten- und Kanzleramt in seiner Person vereinigt und sich somit zum FüŸhrer und Reichskanzler aller Deutschen gemacht.

Der Bauingenieur Konrad Zuse begann einen funktionsfähigen programmierbaren Rechner herzustellen, um seine statischen Berechnungen zu automatisieren. Bis zur endgültigen Fertigstellung seiner ersten noch mechanisch arbeitenden Maschine dauerte es aber bis 1937.Das erste Patent zu einem „Funkortungsverfahren“ wurde 1904 von dem Deutschen C. HŸülsmeyer angemeldet. Es wurde in seiner weiteren Entwicklung zu einer kriegsentscheidenden Technik im zweiten Weltkrieg. 1934 wurde ein erstes nutzbares RADAR (Radio-Detection-and-Ranging)-GeräŠt fertiggestellt und in praktischen Versuchen erprobt.


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