1940

Der Fachverband

Trotz Krieg und Papierrationalisierung konnte die Bühnentechnische Rundschau mit fünf Heften im Jahrgang 1940 erscheinen. Zwei Hinweise im ersten Heft zum Thema Tagung und das für und wider. Unvorgesehene Schwierigkeiten stünden der geplanten Tagung in Dresden entgegen. Der so angedeutete Ausfall der Tagung sollte dann sehr bald Realität werden. Im Heft 2 wurde bekanntgegeben: 

Der uns aufgezwungene Krieg, auf dessen siegreiche Beendigung wir jetzt alle Kraft zu konzentrieren haben, veranlasst uns, die diesjährige Tagung endgültig abzusagen“. Damit war dieses Thema vom Tisch, und es fanden von 1940 bis 1946 keine Tagungen mehr statt. .

Der Bühneninspektor Max Pikosz von den Nürnberger Städtischen Bühnen gab 

in Heft 3/1940 der BTR unter der †Überschrift: Sortierung und Normung einheimischer Nadelschnitthölzer einen Bericht Ÿüber die im Januar erfolgte Festlegung der Gutbestimmungen, die der Viel- und Verschiedenheit auf diesem Gebiet ein Ende bereiteten. 

Ein anderes Thema, welches ebenfalls stetig weiter bearbeitet wurde, waren die Reichseinheitlichen Vorschriften Ÿüber die Prüfung der technischen BŸühnevorstände. Die daraus resultierende neue Polizeiverordnung veranlasste Linnebach in einem mehrseitigen Artikel in Heft 4 zu dieser ausführlich Stellung zu nehmen. Auch wurde trotz des Krieges an den anstehenden Berufsfragen intensiv weitergearbeitet. Das im gleichen Heft veröffentlichte Rundschreiben Nr.7 befasste sich mit den Bezugsgebühren für die BTR und den Mitgliedsbeiträgen der DBG. Es heißt dann, …dass drei Mark Mitgliedsbeitrag und drei Mark Zeitschriftenkosten, also sechs Mark jährlich, ein Aufwand ist, der, gemessen an den Beiträgen für andere Organisationen eine bescheidene Summe bedeutet.

Im letzten Heft 5/1940 gab Max Hasait die neuen Bestimmungen fŸür die in Dresden abzuhaltenden Lehrgänge für Theater- und Beleuchtungsmeister bekannt. In dieser Bekanntmachung wurden unter anderem auch die neuen Gebühren benannt, welche für Schulgeld, Lehrmittel, Prüfungsgebühren und monatlichen Verpflegung und Wohnungskosten mit insgesamt 250 RM angegeben waren.

Theatergeschichte

Die Maschinenfabrik Augsburg-NŸürnberg (MAN) feierte 1940 ihr einhundertjähriges Bestehen wobei besonders der auch seit hundert Jahren ausgeübte Bühnenbau erwähnt wurde. Zwei Firmenanzeigen in diesem letzten Jahresheft sind deshalb interessant, weil in ihnen auch die seit Kriegsbeginn in den von Deutschland besetzten Gebieten durchgeführten Theaterumbauten aufgeführt waren. Das Stadttheater Litzmannstadt (frŸüher Lodz), das Stadttheater Graz, das Deutsche Theater in Prag, die Volksoper in Wien, die Stadttheater in Klagenfurt, Leoben und Salzburg, die Stadttheater in Posen, das Schillertheater in Berlin, das Stadttheater Bromberg, das alte StŠändetheater in Prag, das Landestheater Linz und das Stadttheater Lübeck. Bei allen genannten Häusern handelte es sich um Umbauten der beleuchtungs- und teilweise bühnentechnischen Anlagen und deren Betriebsumstellungen von Gleich- auf Dreh- oder Wechselstrom.
Theaterneu-, beziehungsweise Umbauten fanden trotz des Krieges statt. So berichtete Dipl.-Ing. W. Unruh im ersten Heft des Jahrganges 1940 der BTR ausführlich über den Umbau des Thalia – Theaters in Hamburg unter seiner maßgeblichen Mitwirkung. Dieses im Jahre 1912 gebaute Kammerspieltheater gehörte mit seinen 300 Sitzplätzen und infolge seiner guten Lage von jeher zu den beliebtesten ŸBühnen Hamburgs. Im Stadttheater LŸübeck konnten die Termine des unmittelbar vor dem Kriege begonenen Umbaus nicht gehalten werden. Man zog in die Kammerspiele und spielte außerdem vor dem Eisernen Vorhang des Stadttheaters. Linnebach, als diesen Umbau leitender bühnentechnischer Sachverständiger, der diese Notlösung laufend beobachtete, fand sie sehr gelungen. Dieses Beispiel wurde deshalb genannt, weil solche Notlösungen aufgrund der sich vermehrenden Luftangriffe und der dadurch auftretenden Zerstörungen in und an den Theatern, vermehrt aufgegriffen werden mussten.

Das Umfeld

In der Sowjetunion musste Stalin die bisher von ihm verfolgte Expansionspolitik zurücknehmen und nach Ausbruch des Krieges den Terror im eigenen Land einschränken. Die Sowjetunion zementierte den eigenen Machtbereich. Im Sommer 40 mussten die drei besetzten baltischen Staaten der UdSSR als sozialistische Sowjetrepubliken beitreten und Rumänien die Bukowina und Bessarabien herausgeben.Deutsche Truppen besetzten im April das neutrale Dänemark und eroberten von April bis Juni Norwegen. Im Mai begann der Angriff im Westen mit dem ŸÜberrennen von Holland und Belgien, welche beide bis dahin neutral gewesen waren. Deutsche Panzer Ÿüberrollten, von Kampfflugzeugen unterstützt, die französischen Stellungen der sogenannten Maginot-Linie. Das von den Briten auf dem Festland eingesetzte britische Expeditionskorps konnte sich unter Zurücklassung allen Kriegsmaterials bei ŸDünkirchen nach England retten. In sechs Wochen war Frankreich geschlagen. Der Norden und die AtlantikküŸste blieben von deutschen Truppen besetzt. Im sŸüdfranzösischen Vichy durfte Marschall Petain einen Reststaat verwalten. Elsaß-Lothringen wurde wie ein Teil des Deutschen Reiches behandelt. Im Juni trat Italien in den Krieg ein. 10 Monate nach Kriegsbeginn war Hitler auf dem Höhepunkt seiner Macht.

In England löste Winston Churchill (1874-1965) Chamberlain als Regierungschef ab. Seine mitreißenden Reden, in denen er aufrief Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen zu ertragen, stärkten den englischen Widerstandswillen. Hitler musste seine Pläne einer Invasion der britischen Inseln aufgeben, auch weil die Luftschlacht um England vom September bis November 1940 unter großen Verlusten für Deutschland verloren ging. Er wandte sich wieder seinen alten Plänen zu, den Lebensraum im Osten zu erweitern. Das Restgebiet Polens, welches nicht von Deutschland oder der UdSSR annektiert worden war, blieb vom Reichsgebiet getrennt, wurde als völlig abhängiges Gebiet wirtschaftlich ausgebeutet und politisch versklavt. An der Westfront wurden die alliierten Verbände in Nordfrankreich nach Belgien hineingelockt, während die deutschen Panzerverbände von Süden her völlig Ÿüberraschend bis zur KanalküŸste vorstießen und damit die nach Belgien gelangten Feindtruppen von ihren Basen abschnitten. In Frankreich begannen sich Männer und Frauen zur Widerstandsbewegung der Résistance zusammenzuschließen. Im September erfolgte der sogenannte DreimŠächtepakt, ein Militärbündnis zwischen dem Dritten Reich, Italien und Japan mit dem Ziel gegenseitiger Hilfe gegen die USA und der Abgrenzung von GroßrŠäumen, in denen die drei Bündnispartner ihre Hegemonie ausŸüben sollten.

Schon bald nach Ausbruch des Krieges wurden die Forschungen auf dem Gebiete der Atomphysik sowohl in Europa als auch in Nordamerika intensiviert. Dort identifizierte man ein neues Element, welches schwerer als Uran war und sich noch besser für die Kernspaltung eignete, Plutonium. Nichtspaltbares U-238 konnte durch Neutroneneinfang in spaltbares Plutonium (239) verwandelt werden.

Das Radar wurde aufgrund seiner Bedeutung sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien stetig weiterentwickelt. In Großbritannien wurde mit dem sogenannten Typ 16 eine neue Generation britischer Radarstationen für die Flugdatenerfassung zur Steuerung taktischer Jagdflugzeuge in Betrieb genommen.Eine wichtige Entwicklung kriegsbedingter technologischer Innovation waren die Trägersysteme nuklearer Waffen in Form von see- oder landgestützten Kurz-, Mittelstrecken- oder Interkontinentalraketen sowie leichter konventioneller Flugkörper, an der deutsche Wissenschaftler maßgeblich beteiligt waren.

Die bereits vor dem Krieg in Deutschland begonnene Entwicklung des Tonbandes wurde in militärischem Interesse eifrigst vorangetrieben und die ersten mit AW 2 bezeichneten, von der AEG gefertigten, Geräte wurden insbesondere bei der Nachrichtentruppe zur Gesprächsüberwachung eigener und dem Abhören feindlicher Nachrichtenquellen intensiv eingesetzt. 

Der Reichsrundfunk setzte bereits seit 1939 neben dem bisherigen Tonträger Schallplatte vermehrt die zivile Version der AW 2 im alltäglichen Rundfunkbetrieb ein.


BTR Ausgaben 1940

(Bitte haben Sie etwas Geduld, bis die Anwendung startet und die Daten geladen wurden.)

Heft 02

Heft 03

Heft 04

Heft 05