1947

Auch 1947 war von einem eigentlichen Fachverband der Theatertechnik noch nicht zu reden. Trotzdem müssen einige Entwicklungen der GDBA an dieser Stelle erwähnt werden, weil sie die Grundlage der späteren Entwicklung bildeten.
Bereits Ende Oktober 1946 wurde in Hessen die erste Landesverfassung verabschiedet, welche ab 1. Dezember 1946 in Kraft trat. In derselben wurde ein Betriebsräte-Gesetz in Aussicht gestellt. Die ersten Entwürfe dazu sahen weitgehendes Mitspracherecht und Mitbestimmung der Schauspieler in der Personalpolitik und im künstlerischen Bereich vor.
Die aufkommenden Differenzen zwischen der Ost-GDBA im FDGB und der West-GDBA in Hamburg ließen sich kaum noch kaschieren. 

Die ideologischen Differenzen der vier noch verbündeten Alliierten äußerten sich in stark divergierenden Gewerkschaftskonzeptionen und waren wohl auch Anlass für den einsetzenden Spaltungsprozess in der Genossenschaft selbst. Offene Kontroversen wurden aber zu diesem Zeitpunkt von niemandem für nützlich erachtet. 

Erich Otto sprach auf Delegierten-Tagungen in den neugegründeten Landesverbänden immer in Gegenwart von US-Theateroffizieren und stets im Sinne der Gewerkschaftspläne des Westens. Proteste von Seiten der GDBA-FDGB wurden dazu nicht laut. Im bayerischen Landesverband kam es zum Streit über die Organisationsform, wobei sich die Fronten verhärteten. Die Münchener richteten am 26. November 1946 ein Schreiben an die Hamburger Kollegen, die den von Otto vertretenen Standpunkt aber teilten.
Eine schon 1946 geplante GDBA-Konferenz mit Vertretern aus allen Westzonen, Mitgliedern des inzwischen wieder neu gegründeten Deutschen Bühnenvereins (DBV), welcher allerdings nur für die Westzonen zuständig war, und den jeweiligen Theateroffizieren, kam dann erst nach Gründung der Bizone (als Bizone wurde die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit und der darauf erfolgte Zusammenschluss der amerikanischen und britischen Besatzungszonen in Deutschland bezeichnet) am 25./26. Februar in Stuttgart zustande. Dort setzte E. Otto die Agitation für einen selbständigen und tariffähigen Berufsverband fort. In vielen abschließenden Pressekommuniqués wurde festgehalten: 

Die Konferenz behandelte in eingehender Debatte, an der sich die Vertreter der alliierten Nationen in großem Umfange beteiligten, wichtige Probleme, die den Wiederaufbau eines künstlerisch hochstehenden deutschen Theaters und der Theaterorganisationen in den Zonen sicherstellen sollen. So wurde die Frage der Wiedererrichtung der GDBA als selbständiger Berufsverband und im engsten Anschluß an die deutsche Gewerkschaftsbewegung, die Wiedereinrichtung der Bühnenschiedsgerichte, die Fortführung der Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen, Erleichterungen des interzonalen Reiseverkehrs für Bühnenkünstler, sowie die Festsetzung von einheitlichen Richtlinien für die Prüfungen und Registrierungen der künstlerisch tätigen Bühnenmitglieder besprochen und beschlossen.

Dass nur von den künstlerisch tätigen Mitgliedern der GDBA gesprochen wurde, beweist, dass die wiedererstandene Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung eben nur ein sozial bedingtes Anhängsel der GDBA darstellte. 

Andererseits wiesen alle vorgenannten Bestrebungen darauf hin, dass man trotz der unterschiedlichen politischen Voraussetzungen, bemüht war, einen Zusammenschluss aller bis dato bestehenden Landesverbände in einer zentralen GDBA zu erreichen. Wohl bemerkt mit der Betonung des eigenständigen Berufsverbandes und der Zusammenarbeit – nicht Verschmelzung – mit den Gewerkschaften. Damit wurde dem bereits im Osten bestehenden Organisationsprinzip der GDBA als Teil der Gewerkschaft 17 im FDGB der SBZ eine eindeutige Absage erteilt. 

Von E. Otto, der über den verschiedenen Parteirichtungen stehen wollte, war anzunehmen, dass er bereit sein würde, falls keine gesamtdeutsche Einigung zu erzielen war, notfalls eine Spaltung herbeizuführen.
Eine vom 12. bis 16. Mai in Wiesbaden stattfindende Konferenz stand immer noch unter der Aufsicht der alliierten Theateroffiziere. Die dort versammelten 25 GDBA-Vertreter und die 14 Mitglieder des sich eben neu konstituierten Deutschen Bühnenvereins (DBV) vereinbarten den Tarifausschuss und die Bühnenschiedsgerichte wieder einzusetzen. – Einen breiten Raum nahm die Aussprache über die Versorgungsanstalt der Deutschen Bühnen (Münchener Versicherung) ein, die den Faschismus, trotz der in dieser Zeit veranlaßten “Pflichtversicherung“, unbeschadet überdauert hatte und noch immer leistungsfähig war. Ein weiterer Zweck der Wiesbadener Konferenz war die Beratung einer neuen GDBA-Satzung, die Grundlage werden sollte für den interzonalen Aufbau der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger Theater/Film/Funk. Dabei wurde der Aufbau auf streng demokratischer Grundlage vollzogen und eine große Bedeutung sollten die Berufsgruppen dabei haben. Als weitere Berufsgruppe wurden Technik, Rundfunk und Film geplant. Die Theateroffiziere, die ihre Kompetenzen abzugeben beabsichtigten, erkannten die GDBA und den DBV in Wiesbaden als die einzig berufenen Vertreter des Deutschen Theaters an, denen man volles Vertrauen entgegenzubringen bereit war. 

Der für Erich Otto günstige Verlauf der Debatten war für die GDBA in Berlin, Bayern und der SBZ formal ein schwerer Affront, da diese den Wiederaufbau des DBV, geschweige denn eine Zusammenarbeit mit ihm, strikt ablehnte. 

Der GDBA Präsident hatte – ähnlich wie Gustav Rickelt 1919 – den Kontakt zum ehemaligen Tarifpartner (DBV) gesucht und mitgeholfen, diesen zu konsolidieren. Otto trat von seinem Posten als erster Vorsitzender der Gewerkschaft 17 des FDGB zurück – blieb aber weiter an der Spitze von GDBA/FDGB. 

Vom 31. Juli bis 2. August (in anderen Unterlagen vom 3. bis 5. August) hielten in Hamburg die Technischen Bühnenvorstände und Bühnenbildner der GDBA vor 300 Versammelten ihre erste Fachtagung nach dem Krieg ab, die 24. Bühnentechnische Tagung in der Unruh‘schen Liste. Sie stand unter der Leitung von Hermann Mendt und Max Ailinger. Folgende Vortagsthemen wurden angeboten: Senator Landahl: Kulturpolitische Aufgaben der Stadttheater; Architekt Kalimorgen: “Theaterbau“; Walther Unruh: Aufgaben der Bühnentechniker beim Wiederaufbau der Theater; Adolf Zotzmann: Materialien der Behelfsbühne. Außerdem fand eine Ausstellung: Unsere Not – unsere Tugend statt und die Hamburger Behelfsbühnen wurden besichtigt. Ausgehend von der Tatsache, dass diese Fachtagung innerhalb der GDBA von alten Genossenschaftlern wie Max Ailinger, Hermann Mendt, Adolf Zotzmann und natürlich als geistigem lnspirator Walther Unruh trotz der in dieser Zeit vorherrschenden Not von der Idee zur Tat umgesetzt werden konnte, war es nicht verwunderlich, dass diese Hamburger Tagung auch von der Allgemeinheit mit Interesse verfolgt wurde. Erstmals seit Kriegsende standen nicht die abstrakten organisatorischen Fragen solcher GDBA-Tagungen im Vordergrund, sondern es wurden ausschließlich Sachfragen der Bühnentechnik erörtert, angesichts der zerstörten Theater und des notwendigen Neuaufbaus derselben, eine unbedingte fachliche Notwendigkeit. Von Seiten der GDBA/FDGB referierte bei dieser Tagung in Hamburg der Intendant Ernst Legal aus Ostberlin, der später Präsident der Ost-GDBA/FDGB werden sollte. 

Ein neuerliches Treffen zwischen GDBA- und DBV- Vertretern der Bizone fand am 22./23. August in Köln statt. Am Vortag hatte die GDBA eine Landesobmänner-Konferenz einberufen, die eine Musterbetriebsvereinbarung nach dem Betriebsrätegesetz des Kontrollrates vom 10. April 1946 entwarf. Außerdem wurde nochmals Stellung gegen die Lizenzierungsanarchie der Alliierten bezogen und der Beschluss zur Zusammenarbeit mit dem DBV bekräftigt. Die Verhandlungen mit dem DBV verliefen für beide Seiten zufriedenstellend. Sie erkannten sich gegenseitig als ausschließliche Vertretungen ihrer jeweiligen Interessengruppen an und bestätigten die Wiesbadener Beschlüsse zum Bühnenschiedsgericht sowie der Weitergeltung, des Normalvertrages (Solo); hinsichtlich der Wünsche der GDBA nach einer Musterbetriebsvereinbarung kamen der DBV und die GDBA überein, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen. Obwohl die Differenzen in der Politik der beiden GDBA-Fraktionen (Ost/West) nun im unterschiedlichen Verhältnis zum DBV immer deutlicher hervortraten, kam es zu keinem Eklat; auch die Mitteilungen der GDBA/FDGB berichteten sachlich, ohne das Geschehen dort einer Wertung zu unterziehen. 

Die konstituierende Delegiertenversammlung der GDBA der Britischen Zone fand am 22. November in Hamburg statt. Mit der Verbandsleitung wurden Heinrich Wüllner und Fritz Wagner betraut. Der damit vollzogene Zusammenschluss zum Zonenverband sicherte den Norddeutschen weiter die Dominanz in den Westzonen, denn im US-Bereich bestanden bis auf weiteres ausschließlich nur die Landesverbände. Die am 22. November verabschiedete Satzung bedeutete einen zusätzlichen Schritt zur Lostrennung von den Genossenschaftlern im FDGB, was diese jedenfalls ohne erkennbaren Protest hinnahmen. 

Aus allen Berichten ging klar hervor, dass eine alle Besatzungszonen Deutschlands umfassende GDBA-Organisation, ein unerfüllbarer Wunschtraum bleiben musste, weil die verhärtenden politischen Voraussetzungen eindeutig auf eine Spaltung Deutschlands in einen westlichen und einen östlichen Teil hinausliefen. 

Diese Erfahrungen blieben auch W. Unruh bei seinen Wiederauflebensbemühungen einer Bühnentechnischen Gesellschaft nicht erspart. Durch seine Selbständigkeit ergaben sich erste Schritte in Richtung Berlin. Er war vom neuen Chef der Komischen Oper in Ostberlin, Walter Felsenstein und dem Intendanten der Volksbühne in Ostberlin Karl Heinz Martin gerufen worden, um diese beim Wiederaufbau ihrer Häuser bühnentechnisch zu beraten. Die Engländer stellten Unruh eine Travel-Order aus, die es ihm ermöglichte im Laufe des Jahres mehrmals nach Berlin zu reisen. Dort erwartete ihn noch eine andere Aufgabe. 

Dank seiner Beharrlichkeit war es ihm gelungen beim Präsidium des Deutschen Normenausschuss (DNA) in Berlin endlich grünes Licht zur Gründung eines Fachnormenausschusses für die Theatertechnik zu erreichen. Am 15. Dezember konnte die offizielle Gründung des Fachnormenausschuss Theatertechnik (FNTh) von ihm bekanntgegeben werden. Erster Vorsitzender wurde erwartungsgemäß Dipl.-lng. Walther Unruh; als offizieller Geschäftsführer seitens des DNA dieses neuen Normenausschusses wurde von diesem Herrn Oberingenieur Wilhelm Gampe bestimmt. Letztgenanntem oblag gleichzeitig die Geschäftsführung völlig anders gearteter Arbeitsausschüsse. 

Unruh hätte sich aber für den Anlauf der theatertechnischen Normenarbeit keinen besseren Mann wünschen können, denn Gampe verstand es ausgezeichnet, sich in das ihm eigentlich absolut fern liegende Spezialgebiet einzuarbeiten. Von diesem Zeitpunkt an begann die intensive theatertechnische Normenarbeit, zunächst interzonal, später aufgrund der politischen Lage auf den Westen Deutschlands beschränkt. 

Aus der Normenarbeit in Berlin und den dort von Unruh ausgeübten beratenden Funktionen beim Wiederaufbau der verschiedenen namhaften Berliner Bühnen, ergab sich für ihn auch ein Kontakt zur Technischen Universität in Berlin, insbesondere zu deren Architektur-, Elektrotechnik und Maschinenbauressorts, welche später zur Einrichtung eines Lehrstuhles speziell für Theatertechnik unter seiner Leitung führen sollte. Sein Wechsel nach Berlin fand dann zu Ende 1947/Anfang 1948 statt. Er war auch international gesehen, der inzwischen kompetenteste Fachmann auf dem Gebiet der Deutschen Theatertechnik. 

Zwei Vorgänge aus dem Osten sollten für dieses Berichtsjahr nicht unerwähnt bleiben: 

Am 18. Mai wurde in Ostberlin und der SBZ der Bund Deutscher Volksbühnen gegründet. Als Vorstand dieser Organisation fungierten Karl- Heinz Martin, W. Maschke und Frau Inge von Wangenheim.
Am 22. Dezember wurde die nunmehr wieder spielfähige Komische Oper in der Behrenstraße unter der Leitung ihres neuen Chefs, Walter Felsenstein, eröffnet. Diese neue Opernspielstätte sollte in den folgenden Jahren weltweit berühmte Inszenierungen klassischer Opernwerke produzieren, die maßstab setzend wurden. Technischer Direktor war zunächst Max Pikosz, welcher später durch Franz Esterle abgelöst wurde. 

Das Umfeld

Am 29. Mai nahm der Wirtschaftsrat für die Bizone mit Sitz in Frankfurt am Main, der unter Leitung entsprechender Fachleute der Besatzungsmächte stand, seine Arbeit auf. Er diente zur Einarbeitung einer gesamtdeutschen Verwaltung für die Bizone und, nach Möglichkeit, mit der Einbeziehung der französischen Zone zum dem später als Trizonesien bezeichneten Vorläufer der westdeutschen Bundesrepublik.

Eine auf Initiative des bayerischen Ministerpräsidenten Ehard Anfang Juni arrangierte Konferenz der Regierungschefs der Länder aller vier Besatzungszonen in München kam zwar zustande, wurde aber bereits von den inzwischen verstärkten Ost-West Gegensätzen der vier Besatzungsmächte stark überschattet.

Die Vertreter der SBZ verlangten, dass zuerst über politische Probleme verhandelt werde. Die Ministerpräsidenten Westdeutschlands hingegen bestanden ihrerseits darauf, dass der vorgesehenen Tagesordnung entsprechend, zunächst sich praktisch ergebende Sachfragen diskutiert werden sollten. Daraufhin verließen die Ministerpräsidenten der SBZ unter Protest den Tagungsort. Das bedeutete nach den Worten Erhards: die “Spaltung Deutschlands“, aus der sich dann im Laufe der folgenden Jahre eine reguläre Teilung der gesamten Welt in eine östliche und westliche Hemisphäre herausbildete.

In Europa, vor allem im besetzten Deutschland, herrschten immer noch Hunger und Not. Man mußte Nahrungsmittel einführen, welche Großbritannien und USA bezahlten. Dabei hatte England selbst große Schwierigkeiten in der Versorgung der Bevölkerung.

Am 5. Juni entwarf US-Außenminister Marshall in einer Rede die Grundzüge eines Hilfsprogamms für Europa: Die USA waren bereit umfangreiche Geldmittel zur Verfügung zu stellen, falls die Europäer selbst sich vor aber einen gemeinsamen Aufbauplan und die Verteilung der Hilfsgelder geeinigt hätten. – Die UdSSR lehnte die Teilnahme an der Vorkonferenz in Paris ab, mit ihr die anderen osteuropäischen Staaten. Die ĆSSR mußte ihre bereits gegebene Zusage wieder zurückziehen. 

16 europäische Staaten beschlossen einen gemeinsamen Aufbauplan und gründeten eine Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (OEEC). Diese war zusammen mit dem amerikanischen Marshallplan für die Durchführung der vorgesehenen Hilfsmaßnahmen verantwortlich.

Seit Kriegsende hatten die USA bereits für 2 Milliarden Dollar Lebensmittel in die Bizone geschickt. Für die 1,5 Mrd. des Marshall-Plans wurden vorwiegend Rohstoffe und Maschinen gekauft. Nur knapp ein Drittel der amerikanischen

Hilfsgelder mußte zurückgezahlt werden. Der Marshall-Plan bildete eine Grundlage des westeuropäischen und des westdeutschen Nachkriegswohlstandes, von dem die osteuropäischen Völker ausgeschlossen blieben.

John Foster Dulles, der spätere Außenminister der USA, äußerte sich ein Jahr später über den Marshall-Plan unter anderem wie folgt: 

Das westliche Deutschland muß so schnell wie nur irgend möglich dem westlichen Wirtschaftssystem eingegliedert werden. Mit anderen Worten: ‚Ich finde mich nicht notwendigerweise mit einer permanenten Teilung Deutschlands ab, sondern sage, dass der einzige Weg Deutschland unter Bedingungen zusammenzubringen die für uns und die westlichen Staaten akzeptabel sind, ist, mit der Eingliederung Deutschlands in die so gesunde und kraftvolle Wirtschaft Westeuropas sofort zu beginnen.

Im Grunde genommen ging es darum, ein Bollwerk gegen die Westausweitung des Bolschewismus zu schaffen.

Die Auseinandersetzung zwischen Imperialismus und Bolschewismus fand ihren Niederschlag im Begriff des Kalten Krieges, die von amerikanischen Journalisten eingeführte Bezeichnung für die Spannungen zwischen den USA und der UdSSR in der Nachkriegspolitik mit ihren weltweiten ideologischen Auseinandersetzungen ohne direkten militärischen Konflikt. Sie wurde erst Ende der 50er Jahre allmählich von der sogenannten Entspannungspolitik abgelöst.

Politische Parteien waren in den ersten Monaten nach Kriegsende in den jeweiligen Besatzungszonen, beziehungsweise – Sektoren von Berlin, zugelassen worden. Die sowjetische Militäradministration wollte über die zentralen Reichsleitungen der Parteien nicht nur in Berlin sondern auch in den anderen Besatzungszonen Einfluss gewinnen. Die KPD in der SBZ wurde von ehemaligen Moskauer Emigranten geführt, an ihrer Spitze Wilhelm Pieck (1876- 1960) und Walter Ulbricht (1893-1972). Die SPD besaß in Berlin einen Zentralausschuss unter Otto Grotewohl. Vorsitzender der SPD in den Westzonen wurde jedoch der ehemalige Reichstagsabgeordnete Kurt

Schumacher (1895-1952) in Hannover, der von Erich Ollenhauer unterstützt wurde. Schumacher war 10 Jahre im KZ gewesen, Ollenhauer hatte die SPD während der NS-Zeit vom Exil aus, zuletzt aus London, geleitet. Beide vertraten den demokratischen Sozialismus. Auch die KPD taktierte zunächst demokratisch und wollte alle antifaschistischen Kräfte zu einem Bündnis gewinnen.

Eine Vereinigung von KPD und SPD lehnten Schumacher und die Mehrheit im Berliner Zentralausschuss der SPD kategorisch ab. Unter dem Druck der sowjetischen Besatzungsmacht musste die SPD in der SBZ dieser Vereinigung aber schließlich zustimmen: damit war die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) entstanden. 

Anfangs waren die Führungsorgane der neuen SED je zur Hälfte mit ehemaligen SPD- und KPD-Mitgliedern besetzt, ab 1948 wurde die SED jedoch nach sowjetischem Muster in eine Leninistische Partei neuen Typs umgewandelt. “Sozialdemokratismus“ galt von da ab als ein politisches Verbrechen. 

In den Westzonen bildete sich aus den ehemaligen verschiedenen liberalen Parteien der Weimarer Republik die Freie-Demokratische-Partei (F.D.P.). Eine Neugründung ohne Vorbild aus der Weimarer Zeit war die Christlich-Demokratische-Union (CDU), die sich in Bayern, als rein eigenständige Bayerische Partei, Christlich-Soziale-Union (CSU) nannte. Beide Letztgenannten wollten zusammen eine überkonfessionelle Politik auf christlicher Grundlage machen und das gesellschaftliche Leben im Geiste des Christentums erneuern. Die damals noch in Berlin angesiedelte Leitung der CDU unter dem Gewerkschaftsführer Jakob Kaiser (1888-1961) bemühte sich um eine Brückenfunktion zwischen Ost und West. Kaiser erklärte im April 1947 dazu: 

Ein Ausgleich zwischen Sozialismus und Freiheit ist die Aufgabe der Welt. Er ist auch unsere Aufgabe.

Seine Vorstellung einer “Dritten Kraft“ scheiterte einerseits an der sowjetischen Besatzungsmacht, die ihn im Dezember 1947 absetzte und ihm Redeverbot erteilte, aber auch an der Entwicklung der CDU in den Westzonen, deren dortige Politik zunehmend von dem ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876-1967) bestimmt wurde. Dieser trat für eine konsequente Westorientierung der deutschen Politik ein. In den Jahren 1946/47 fanden in den Westzonen und Westsektoren verschiedene Landtagswahlen in den inzwischen gegründeten Ländern statt. Stärkste Partei wurde bei den Landtagswahlen zwischen Oktober 1946 und Oktober 1947 mit 6,55 Millionen Stimmen die CDU. 6,07 Millionen wählten die SPD,2,04 Millionen die KPD und 1,62 Millionen die Liberalen.

Die Bevölkerung wünschte in ihrer Mehrheit eine liberale Wirtschaft und Gesellschaft ohne staatliche Bevormundung und orientierte sich zum erstenmal der deutschen Geschichte ohne Vorbehalt am Vorbild der westlichen Demokratien.

Obwohl die Elektronenröhre der Computerentwicklung einen steilen Aufschwung beschert hatte, war ihr Einsatz auf diesem Gebiet von nicht längerer Dauer als der des elektromechanischen Relais. Mit einer kleinen Meldung auf der vorletzten Seite der New York Times über die Erfindung eines Transistors (Abgeleitet aus Transfer-Resistor, was soviel wie leitender Widerstand bedeutet) wurde das Ende der Röhrentechnik auf dem Gebiet der Computerentwicklung eingeläutet. Diese Festkörper-Verstärkerschaltung auf der Basis von Halbleitern war am 23. Dezember erstmals zum Funktionieren gebracht worden.

Bereits vier Jahre nach der Bekanntgabe der Transistorentwicklung gab es weltweit 30 Lizenznehmer, die an der Weiterentwicklung und Vermarktung arbeiteten. Elf Jahre später (1958) präsentierte die Firma Texas Instruments den ersten integrierten Schaltkreis, mit dem demonstriert wurde, dass die Festkörpertechnik die Erstellung kompletter Miniaturschaltungen erlaubte. 

Ihren Durchbruch erlangte die Transistortechnik im amerikanischen Minuteman-Raketenprogramm. Die im Vergleich zu russischen Triebwerken schwachen amerikanischen Raketen konnten auf diese Weise mit hochentwickelter Steuerungselektronik ausgerüstet werden. 

Auch bei dieser Entwicklung stand zunächst die militärische Nutzung im Vordergrund. Da die benötigten Forschungsmittel in unbegrenzter Höhe zur Verfügung standen, konnte auch der Zivilsektor davon profitieren.

Als Beispiel in unserem Falle sei nur auf die rasante Entwicklung der Computergesteuerten Lichtstellanlagen in der heutigen Veranstaltungstechnik hingewiesen, welche ohne die militärischen Entwicklungen, niemals möglich gewesen wären.


1947 – Mitteilungen