1948

Der Fachverband

Auch das Berichtsjahr 1948 erbrachte im Sinne dieser Geschichte der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft e. V. keine eigentliche Verbandsarbeit.
Der von Unruh im Dezember 1947 aus der Taufe gehobene Fachnormenausschuss für Theatertechnik (FNTh) hatte zwar seine Arbeit aufgenommen, aber wegen der zunächst zu bewältigenden Verwaltungs- und Organisationsprobleme nach außen noch keinerlei Wirkung verzeichnen können. Es mußten erst einmal die ehemaligen Arbeitsausschusskollegen, soweit sie noch am Leben waren und wieder ausfindig gemacht werden konnten, neu aktiviert werden. Trotz intensiver Arbeit des Vorsitzenden Unruh und des Geschäftsführers Gampe, war aber keine irgendwie geartete Normarbeit in der Sache selbst zu verzeichnen. 

Mit dem nur in den Westzonen und Westberlin zugelassenen Deutsche Bühnenverein DBV erzielte die dortige GDBA ein Abkommen über die Regelung der Anfängerfrage und den Prüfungszwang für die rein künstlerisch tätigen Mitglieder. In Organisationsfragen waren sich der britische Zonenverband und die Landesverbände des US-Machtbereichs schon seit der Wiesbadener Konferenz einig, doch sollte nun zur bizonalen Vereinigung fortgeschritten werden. Eine gemeinsame Delegiertenversammlung am 24./25.Juli in Frankfurt am Main sollte zu einer Gründungsversammlung für die west-deutsche GDBA werden, mußte jedoch aufgrund der politischen Turbulenzen, welche die Währungsreform mit sich gebracht hatte, verschoben werden. 

Von der von Erich Otto geplanten Wiederbegründung der GDBA als nationalem Verband der Westzonen im Sommer/Herbst 1948 stellte sich für die westdeutschen Genossenschaftler die Frage der Integration des Berliner Genossenschaftsverbandes. Da Berlin Sitz der vorgesehenen neuen GDBA werden sollte, aber Ottos gesamtdeutsche Hoffnungen langsam schwanden, musste seines Erachtens der Berliner Landesverband unter allen Umständen 

aus dem FDGB herausgebrochen werden. Einen Beschluss dieser Art fasste der vorläufige Verwaltungsrat der GDBA am 17. Juni. Noch vor der Währungsreform in den Westzonen am 21. Juni, in Westberlin am 24. Juni, und dem Beginn der unmittelbar darauffolgenden Berliner Blockade durch die Sowjets war also die Spaltung der Berliner GDBA bereits beschlossene Sache.
Am 2. Juli trafen sich der GDBA-Präsident Otto und Verwaltungsrat Paul Biermann mit Vertretern des Schutzverbandes Deutscher Autoren‚ des Verbandes Deutscher Presse (VDP) und des Schutzbundes bildender Künstler (SchbK), einigen Journalisten und einem Mitglied der Berliner Unabhängigen Gewerkschaftsorganisation(UGO), welche sich gerade vom FDGB ablöste. Das Protokoll dieser Sitzung läßt den Willen aller Versammelten zur endgültigen Lostrennung vom FDGB erkennen und machte deutlich, dass bei der Realisierung dieses Vorhabens der GDBA, als mitgliedstärkster Gruppe, eine Vorreiterrolle zukommen sollte. Ein GDBA-Aktionskomitee, das die Abspaltung vom FDGB forderte, rief in der Folge für den 17. Juli zu einer Versammlung auf, die dann allerdings nach dreistündiger Debatte über das weitere Verbleiben im FDGB ergebnislos auseinanderging. Der Landesverband von Gesamtberlin lud daher zu einer neuerlichen Versammlung am 24. Juli. Otto hatte die Spaltung des bisherigen Landesverbandes Berlin durchgesetzt. Die Westberliner Bühnenkünstler beschlossen eine autonome Organisation zu bilden, die Freie Bühnengenossenschaft an deren Spitze sich Erich Otto setzte. Die Ost-GDBA im FDGB zog nach diesem Zerwürfnis aus dem Genossenschaftshaus in der Westberliner Schlüterstraße 15 aus und bezog interimistisches Quartier in Ostberlin, ab April 1949 dann im Haus der Deutschen Presse, Friedrichstraße 101 -103.
Die Freie Bühnengenossenschaft übernahm den Namen: Landesverband West-Berlin und schloss sich der GDBA der Westzonen an. 

Otto trieb die Vorbereitungen zur offiziellen Gründung der Westzonen-GDBA, einschließlich Westberlin, weiter voran und setzte den Termin für den feierlichen Zusammenschluss auf den 15./16.Oktober fest. Der erfolgte im Rahmen eines Festaktes in der provisorisch wieder aufgebauten Frankfurter Paulskirche. 

Um den Ländern eine starke Mitsprache zu sichern, wurden alle Landesvorsitzenden der neuen GDBA zu Vizepräsidenten der trizonalen Organisation ernannt. Erich Otto wurde mit 233 von 251 Stimmen als Präsident bestätigt, sein Stellvertreter wurde Heinrich Wüllner. 

Die neuen Statuten der West-GDBA, die auf der Festveranstaltung nach längeren Debatten angenommen wurden, sahen die Einführung von vier Abteilungen vor, nämlich für Theater, Film, Funk und Technik (= Handwerker). Für den Bereich der Theater wurden zehn Berufsgruppen geschaffen, welchen je ein Gruppenratsvorsitzender vorstand. Mit Ausnahme der Vizepräsidentenregelung, die nur für eine Übergangszeit gelten sollte und der Einführung neuer Berufsgruppen, war die Paulskirchen-Satzung mit der Satzung aus der Zeit vor 1933 nahezu identisch. Den Lokal- und Bezirksverbänden entstanden die Rechte und Pflichten der Weimarer Zeit. 

Mit Spannung erwarteten die Delegierten in Frankfurt den Rechenschaftsbericht über die Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen, welche nach dem Dritten Reich auch noch die Währungsreform überstehen mußte. John (Jonny) Gläser, früher Verwaltungsratmitglied und später ehrenamtlicher Präsident der GDBA, hatte erreichen können, dass der Versicherung ein Vermögen von ca. 9 Millionen DM erhalten blieb, von dem 1948 Berlin und Westdeutschland 290 beziehungsweise 1450 Rentenempfänger versorgt werden konnten. Man einigte sich am Ende der Frankfurter Tagung auf die Verlegung des GDBA-Geschäftsitzes nach Hamburg.

Die Entwertung der Reichsmark und die Einführung der Deutschen Mark in den Westzonen schlug sich unter anderem in einem gravierenden Besucherrückgang an den Theatern nieder. Da plötzlich Lebensmittel und Gebrauchsartikel hinreichend zur Verfügung standen, wurde die kulturellen Bedürfnisse vorerst sekundär. Das hieraus resultierende Publikumsdefizit hatte insbesondere auf die Privattheater eine vernichtende Wirkung. Nur die öffentlich subventionierten Bühnen hatten eine reelle Chance zum Überleben, doch auch dort wurde kräftig eingespart. Allenthalben wurde diskutiert, aber auch beschlossen, Spielzeiten zu verkürzen, kostenträchtige Sparten zu schließen, Fusionierungen anzustreben, Personal zu reduzieren und vor allem die Gagen zu kürzen. Die leichtfertige und politisch gewollte Lizenzierungspraxis der Alliierten rächte sich nun an den Beschäftigten der Bühnen, welche zu Spielzeitbeginn 1948/49 (ab Herbst 1948) in Massen arbeitslos wurden. 

Die aus der Währungsreform resultierende Reduzierung der bestehenden Bühnen von 419 (1947/48) auf nur noch 104 (1950/51) wurde zur ersten größeren Belastungsprobe für die GDBA. Bei raschem Anstieg der Arbeitslosenzahlen mußte gleichzeitig die alte Organisationsstruktur aufgebaut und alte Besitzstände gesichert werden. Während die Zahl der beschäftigten Mitglieder zurückging und dazu arbeitslose Schauspieler aus Osteuropa zuströmten, was den Kampf um die rar gewordenen Arbeitsplätze noch verschärfte, hatte sich die GDBA als glaubwürdige Interessenvertretung aller Bühnenschaffenden zu etablieren. War schon am Stellendefizit der zerstörten Theatergebäude nur wenig zu ändern, so ging die GDBA nun daran, wenigstens die im Rahmen der Geldumstellung erfolgten finanziellen Benachteiligungen der Bühnenangehörigen zu revidieren. 

Die damals mit der Wiederbelebung der Deutschen Bühnentechnischen Gesellschaft (DBG) befaßten Berufsgruppenmitglieder, welche 1947 hoffnungsvoll die 24. Bühnentechnische Tagung (BTT) in Hamburg auf die Beine gestellt hatten, mußten in diesem Jahr aufgrund der herrschenden Tatsachen kapitulieren. Man konnte keine BTT stattfinden lassen. So sehr durch die vielerorts gehegten Wiederaufbaupläne der zerstörten Theater und deren Betriebsstätten ein kollegialer Fachaustausch nötig war, ließen die wirtschaftlichen Umstände einen irgendwie gearteten Meinungsaustausch einfach nicht zu. So war jeder Berufskollege gezwungen, sich in seinem engeren Umfeld um praktische Lösungen zu bemühen und es war der jeweilige persönliche Einsatz gefordert. Aber gerade hierbei setzten die Kämpfe um Meister- oder sonstigen Führungspositionen ein, da aus politischen Gründen viele Kollegen aus der SBZ und Ostberlin ihren Weg nach Westen richteten und damit den dort an und für sich schon angespannten Arbeitsmarkt belasteten. Hinzu kam, dass in vielen Fällen das Problem weniger eines der freien Stellen an den Theatern war, als die mit einer Beschäftigung am Ort oder wenigstens in dessen unmittelbarere Nähe zusammenhängende Wohnmöglichkeit. Diese Dinge wurden ausschließlich von den Landesregierungen entschieden und konnten nicht von örtlichen Kommunalstellen veranlaßt werden. Daraus ergaben sich zusätzliche Schwierigkeiten und Probleme, die bei einem Zonenwechsel eines Neuengagements hinzukamen.

Im Osten wurde von Seiten der sowjetischen Besatzungsmacht alles nur Mögliche getan, um trotz der noch stärker bestehenden Material- und Sachschwierigkeiten, den Wiederaufbau der zerstörten Theaterspielstätten voranzutreiben.

Es war nicht weiter verwunderlich, dass sich Professor Dipl.-lng. Kurt Hemmerling, in der SBZ und Ostberlin, sowie später in der DDR als führender, international anerkannter Fachmann der Theatertechnik etablierte. Viele Kollegen kehrten dem Osten den Rücken, um der politischen Bevormundung zu entgehen. Der im Westen dadurch eintretende Konkurrenzkampf unter leitenden Bühnentechnikern fand im Osten in dieser Form nicht statt. Hemmerlings Verdienst war es, dass er sich mit im Osten herangewachsenen und dort ausgebildeten jungen Berufskollegen umgab und so effektive Arbeitsteams schaffte, die unter seiner anfänglichen Leitung bald Verantwortung in führenden Positionen übernahmen. So kam in diesem Berichtsjahr der als Technischer Vorstand in Zittau tätig gewesene Johannes Berndt als Technischer Direktor nach Gera. Hemmerling setzte ihn anschließend als verantwortlichen Planer und Bauleiter zum Wiederaufbau am Chemnitzer (Karl-Marx-Stadt) Opernhaus ein. Auch der Dipl.-Ing. Hans Gußmann gehörte zum ersten Arbeitsstab, Hemmerlings in Weimar und Berlin und wurde später als dessen Nachfolger, Leiter des in der DDR gegründeten Institutes für die Technologie kultureller Einrichtungen.

Bei dieser Gegenüberstellung der Ost- und Westberichte muss beachtet werden, dass sich die Geschichte der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DThG) ausschließlich auf die Westentwicklung bezieht, weil nur unter den dort bestehenden Verhältnissen ein solcher Fachverband wiedergegründet werden konnte. Die auf gleichem Fachgebiet stattgefundene Entwicklung im Osten soll in einem separaten Ergänzungsband zu dieser Geschichte der Deutsche Theatertechnischen Gesellschaft e. V., von den dortigen Kollegen in seiner Entwicklung während der vierzig Jahre der Trennung ausführlich dargestellt werden.

Es soll versucht werden, einige für dieses Berichtsjahr wichtige Ereignisse des allgemeinen Theatergeschehens herauszugreifen. Bei Durchsicht der Unterlagen fällt auf, dass im Gegensatz zum Osten, der Westen sich mit der Wiederbelebung der Theater allgemein und deren Wiederaufbau in Westdeutschland und in Westberlin sehr schwer tat. Die Gründe waren unter anderem die föderale Struktur der deutschen Verwaltungen in den westlichen Besatzungszonen und den Westsektoren von Berlin und der Vielfältigkeit verschiedener politischer Meinungen in deren Parlamenten, welche außerdem in Kulturfragen weitgehendst unabhängig von den Besatzungsmächten entscheiden konnten. Außerdem bestand bei den westlichen Besatzungsmächten ab dem Zeitpunkt der Verselbständigung der Deutschen nur wenig Interesse am Wiederaufleben des deutschen Theater-Kulturgutes. Demzufolge kamen die Wiederinstandsetzungen renommierter Bühnen, deren Ausstrahlung auch in das Ausland Bedeutung hatte, wie z. B. das Deutsche Opernhaus Berlin, das Festspielhaus Bayreuth, die Nationaltheater in Mannheim und München, einfach nicht voran. Im Gegensatz zum Osten, erhielten die namhaften Bühnentechniker des Westens von Seiten der deutschen Behörden und Dienststellen wenig fördernde Unterstützung, während im Ostsektor von Berlin und in der SBZ die Kulturabteilung der sowjetischen Administration mit Initiativen am Wiederaufbau wichtiger Häusern beschäftigt war. Im Westen kam vorerst nichts Gleichwertiges in Bewegung.

Unabhängig von dem vorstehend Gesagten muss aber über ein besonderes, den Westen betreffendes Thema für die Theatertechnik in diesem Jahr berichtet werden, die 1947 entstandenen Ruhrfestspiele in Recklinghausen.

Was befähigte die rheinisch-westfälische Industriestadt am nördlichen Rande des Kohlenpotts dazu, solche Festspiele in ihren Mauern zu veranstalten?

Ein glücklicher Zufall, aus dem sich eine Idee herauskristallisierte.

Im schweren Winter 1946/47 unterstützten die Bergleute einiger Reklinghauser Zechen die Hamburger Theater durch umfangreiche, außerplanmäßige Kohlelieferungen. Im Sommer 1947, während der Hamburger Theaterferien, bedankten sich die Hamburger in Form eines umfangreichen Gastspiels in Recklinghausen. Man bot Unterhaltungstheater, und die Betriebsräte der Zechen organisierten für die Kollegen ihrer Betriebe den Theaterbesuch. Ein bescheidener Anfang ohne irgendwelche ideologische Ambitionen, die dann allmählich Gestalt annahmen.

Die Voraussetzung für die ersten eigentlichen Ruhrfestspiele 1948 war die Bitte der Bergleute, die Hamburger mögen wiederkommen. Man lud außerdem die Kölner Bühnen dazu, deren Schauspieldirektor, Dr. Karl Pempelfort, künstlerischer Leiter in Recklinghausen wurde. Die alles entscheidende Verantwortung für Durchführung und Finanzierung übernahm der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Dadurch traten diese Festspiele in ein richtungsweisendes Stadium ein. Der DGB hatte die einmalige Chance erkannt, ein Forum für die Begegnung von Theater und Arbeiter zu werden. Damit wurde in einer Ecke Deutschlands, die nicht zu den alten Kulturlandschaften zählt und in den ersten Nachkriegsjahren noch unter der Herrschaft des Hungers stand, ein gewerkschaftliches Kulturwerk errichtet, das in Deutschland und der Welt nicht seinesgleichen hatte.

Man muss die folgenden Berichtsjahre des Theatergeschehens aus der Sicht betrachten, dass in jenen Jahren in den damit zusammenhängenden Vorgängen der Osten gegenüber dem Westen gerade und trotz aller wirtschaftlicher Schwierigkeiten oft im Vorteil war.

Das Umfeld

Das Zeitgeschehen dieses Berichtsjahres:
Am 9. Mai wurde die Tschechoslowakei auf Veranlassung der UdSSR endgültig zu einer Volksdemokratie. Dieser Ausdruck war vom sowjetischen Kommunismus geprägt worden und galt bis 1989/90 für alle von ihr abhängigen Ostblockstaaten als offizielle Staatsbezeichnung. In all diesen Ländern waren unter Führung der Kommunisten die vorhandenen Parteien und Massenorganisationen zu einem Block zusammengeschlossen und damit als legale Opposition ausgeschaltet worden. 

Nach Aufhebung des Britischen Protektorates und der Teilung Palästinas erfolgte am 14. Mai durch Ben Gurion die offizielle Gründung des Staates Israel als eigenständige politische Einheit aller Juden innerhalb Palästinas. Die Palästinenser (Araber) erkannten den Teilungsplan nicht an. Das führte bereits unmittelbar während des Gründungsvorganges zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Israelis und den arabischen Nachbarstaaten. 

Die Staaten Lateinamerikas hatten die soziale und wirtschaftliche Struktur der Kolonialzeit nicht überwinden können, Großgrundbesitzer herrschten weiter hin über Land und Leute; die Industrialisierung blieb vom ausländischen Kapital abhängig. 

In den meisten Ländern Mittel- und Südamerikas herrschten die für Entwicklungsländer typischen Verhältnisse und schärfste gesellschaftliche Gegensätze zwischen Arm und Reich. Diese bildeten den Nährboden für andauernde Revolutionen. Auf Veranlassung der USA und der UN entstanden Bemühungen zu einer länderübergreifenden Organisation und es erfolgte die Gründung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), die in den Folgejahren zumindest in einigen Ländern des südamerikanischen Kontinents spürbare Verbesserungen brachte. 

In Europa trat am 17. März in Brüssel eine Sonderkonferenz zusammen, auf sich England und Frankreich zusammen mit Belgien, Luxemburg und den Niederlanden auf eine gemeinsame Ruhrkontrolle und die Errichtung eines föderativen Staates in den drei Westzonen einigten. Als Antwort auf die Brüsseler Beschlüsse verließ am 20. März der sowjetische Vertreter den Berliner Kontrollrat. Der Kontrollrat in Berlin zur Verwaltung des besetzten Deutschlands durch die vier Siegermächte war damit arbeitsunfähig geworden, wurde aber zunächst nicht offiziell aufgelöst. Gleichzeitig wurden auch die bis dahin noch bestehenden Reste einer sogenannten Wirtschaftseinheit von Gesamtdeutschland nicht weitergeführt.
Die ersten Grundlagen einer offiziellen Spaltung Deutschlands waren damit geschaffen worden. 

Am Ende des Krieges hatte die Reichsschuld der Kriegsjahre 400 Milliarden Reichsmark betragen; das waren 95% des gesamten verbliebenen Geldvermögens Deutschlands dem aber längst keine entsprechenden Sachwerte mehr entsprachen. Das zu jener Zeit in den Gebieten umlaufende Geld war daher ohne gedeckten Tauschwert und somit nicht mehr das Papier wert, auf dem es gedruckt war. Der sowohl von den Alliierten als auch von den deutschen Verwaltungen angestrebte Wirtschaftsaufbau im Sinne des amerikanischen Marshallplanes verlangte aber einen geordneten und soliden Geldumlauf als Fundament dieser Bemühungen.
In Frankfurt am Main hatte man inzwischen als Dachorganisation für die auf Länderebene entstandenen Landesbanken die Bank Deutscher Länder (BDL), den Vorläufer der späteren Bundesbank, eingerichtet.
Am 18. Juni wurde mit einem gewissen Überraschungseffekt von den Westmächten die Währungsreform verkündet, welche dann am 21. Juni offiziell in Kraft trat. Die Deutsche Mark der Bank Deutscher Länder, welche die bisher gültige Reichsmark im Umtauschverhältnis von 10 zu 1 ablöste, wurde zum allein gültigen Zahlungsmittel. Jeder Bürger bekam eine vorläufige Umtauschquote von 40,– DM als erstes neues Geld.
Am Tag danach erschien in den Schaufenstern der Geschäfte ein Warenangebot unglaublicher Fülle aller nur erdenklichen Artikel, wie man sich das nicht hatte vorstellen können. Alle stürzten sich auf die jetzt wieder in alter Qualität erhältlichen Lebensmittel, es begann die erste sogenannte Fresswelle.
Durch die Einführung der D-Mark in den drei Westzonen fühlten sich die Sowjets vor vollendete Tatsachen gestellt und wurden ihrerseits zum Handeln gezwungen. Sie blockierten sämtliche zu Lande (lnterzonenautobahn, Fern- und Lokalstraßen- und Bahnverbindungen) und zu Wasser (Elbe – soweit gänzlich im sowjetischen Einflußbereich -‚ Mittellandkanal, Havel und Spree) bestehenden Zufahrts- und Verkehrswege zu den Westsektoren Berlins. Lediglich drei “Luftkorridore“ durch die SBZ nach Westberlin konnten nicht gesperrt werden, da dort die Westmächte die Lufthoheit besaßen. Damit begann die Wirtschaftsblockade des freien Teiles der Stadt Berlin. 

Nun mussten auch die Sowjets in der SBZ eine Währungsreform durchführen, da die dort noch geltende Reichsmark als nicht mehr gültiges Zahlungsmittel im Westen keinerlei Möglichkeiten eines normalen Wirtschaftsverkehrs mehr zuließ. Am Samstag, den 24. Juli erfolgte dann die Ostwährungsreform mit dem dazu erforderlichen Geldumtausch an die Bevölkerung. Von da ab galt in der SBZ die Mark der Deutschen Notenbank.

Die erwähnte Blockade Westberlins durch die Sowjets blieb ohne Erfolg. General Clay, der US-Militärgouverneur in Deutschland, telegrafierte unmittelbar nach deren Eröffnung unter anderem nach Washington: “Wenn wir beabsichtigen, Europa gegen den Kommunismus zu halten, dürfen wir uns nicht von der Stelle rühren. Wir können Demütigungen und Druck, die nicht zum Kriege führen, in Berlin einstecken, ohne das Gesicht zu verlieren. Wenn wir fortgehen, gefährden wir unsere europäische Position.“
Clay hatte zwar für kurze Zeit erwogen, eine gepanzerte Kolonne von Hannover in Richtung Osten über die Interzonenautobahn rollen zu lassen, aber Washington winkte ab, weil ein zu hohes Kriegsrisiko befürchtet wurde. Die Folge dieser Überlegungen war die “Luftbrücke“, auf deren Höhepunkt alle 48 Sekunden eines der Flugzeuge der westlichen Besatzungsmächte auf den drei westlichen Flughäfen Berlins (Tempelhof, Gatow und Tegel) landete, welche die Berliner Bevölkerung mit “Rosinenbombern“ bezeichneten. Damals wurden innerhalb von 462 Tagen mehr als zwei Millionen Tonnen Fracht in die eingeschlossene Stadt geflogen und somit das Überleben der Menschen gesichert. Diese “Berliner Luftbrücke“ galt und gilt noch heute als das größte Transportunternehmen der Luftfahrgeschichte überhaupt. Diese legendäre und einmalige Hilfsaktion, welche die Entschlossenheit der Amerikaner und ihrer westlichen Verbündeten demonstrierte, bewies den Russen, dass man nicht gewillt war in diesem Poker nachzugeben.
Stalin hatte die Politik der Stärke verstanden und gab darum auch bald nach. Noch während der Berlinblockade berieten die Westmächte und in Westdeutschland die Ministerpräsidenten der Länder über die Sachlage eines neuen Deutschen Staatsgefüges. Aus diesen Überlegungen entstand die Bildung „Parlamentarischen Rates“ in Frankfurt a. M., welcher den Auftrag erhielt den Entwurf einer Verfassung für einen zukünftigen westdeutschen Staat zu schaffen. Die 11 bereits existierenden Länderparlamente delegierten 65 Mitglieder ihrer Parlamente in den Parlamentarischen Rat, der sich am 1. August in Bonn versammelte und Konrad Adenauer zum Vorsitzenden wählte. In monatelanger Kleinarbeit, bei der es manche Schwierigkeiten mit den Alliierten gab, wurde so das Grundgesetz des späteren Weststaates auf deutschem Gebiet geschaffen. Alle Landtage – mit Ausnahme des bayerischen – stimmten dieser Vorlage zu. Bayern gab sich als Freistaat eine eigene Verfassung mit vom Bundesgesetz abweichenden Formulierungen und Auslegungen.
Aufgrund der Vorgänge im Westen handelte auch die SED in Ostberlin. Am 30. November setzte sie, nachdem in den Westbezirken für die drei Sektoren mit Ernst Reuter ein erster Oberbürgermeister für den Westberliner Gesamtmagistrat gewählt worden war, einen Gegenmagistrat im sowjetisch besetzten Teil der Stadt, mit Dienstsitz im sogenannten Roten Rathaus ein. Damit hatte eine einheitliche Berliner Stadtverwaltung endgültig aufgehört zu existieren. 

Ebenso begannen die Vorbereitungen zu einem ostdeutschen Separatstaat, der die SBZ und den Ostsektor Berlins als Gesamtheit umfassen sollte. Als Haupt stadt dieses vorgesehenen Separatstaates, wurde der Ostteil Berlins zur Hauptstadt dieses zukünftigen Staates erklärt. 

Da die Planwirtschaft der Sowjets auch für die SBZ und Ostberlin galt, war es nicht weiter verwunderlich, dass auch die sogenannten Jahrespläne zur Pflichterfüllung eingeführt wurden. So wurde am 30. Juni in Berlin der Beschlussentwurf für einen zunächst auf die Jahre 1949/50 festgelegten 2-Jahresplan zur Steigerung der Produktion vorgelegt und beschlossen. 

Zur Forschung und Wissenschaft lagen für 1948 keine Meldungen vor.
Durch die politischen Turbulenzen war das irgendwie verständlich. Viele der Firmen, die ihren angestammten Firmensitz in den sowjetisch besetzten Gebieten hatten und damit der Enteignung und anderer Zwangsmaßnahmen durch die sowjetischen Besatzungsbehörden unterlagen, verlegten ihre Aktivitäten in die westlichen Besatzungszonen und gründeten dort neue Firmenstammsitze. Unter diesen Umständen waren keine irgendwie gearteten Ergebnisse von Forschung und Wissenschaft zu erwarten.