1952

Der Fachverband

Im ersten Heft des 42. Jahrgangs der BTR gab Unruh unter der Überschrift: Rückblick auf 5 Jahre Theaterbau ein Resümee über die inzwischen erfolgten Wiederaufbauten, beziehungsweise Neubauten im Krieg zerstörter Theater. Er setzte sich darin auch mit Fehlentwicklungen auseinander, die im Trubel der Ereignisse aufgetreten waren. Über bühnentechnische Neuorientierung ließ sich zunächst noch nicht viel sagen, weil die meisten Anlagen nur mit dem Allernotwendigsten ausgestattet werden konnten. Lediglich die lichttechnischen Anlagen wurden modernisiert, und die sich immer mehr in den Vordergrund drängenden elektroakustischen Anlagen gaben richtungsweisende Verbesserungen der Hörbarkeit. 

Eine wesentliche Veränderung der Szenen-Verwandlungstechnik wurde durch die Bevorzugung des horizontalen gegenüber dem vertikalen Bildwechsel erreicht, weil dadurch größere Kosteneinsparungen beim Ausbau der Maschinerie erreicht werden konnten. Unruh beanstandete unter anderem:

dass fast alle bisher durchgeführten Wiederaufbauten der Theater das Produkt der jeweiligen Stadtplanungsämter darstellten und weder erfahrene Theaterarchitekten noch Theatertechniker hinzugezogen wurden, was sich dann meist in betrieblich unwirtschaftlichen Anlagen manifestierte.

Er schlug vor:

ähnlich, wie ein statischer Nachweis und eine Begutachtung von der Feuerwehr gefordert wird, einen Nachweis darüber zu erbringen, dass das geplante Theatergebäude in theaterbetriebstechnischer Hinsicht den zeitgemäßen Anforderungen entspricht. Mit einer solchen Sperre könnte verhütet werden, dass öffentliche Gelder unsachgemäß verwendet und unbrauchbare Anlagen erstellt würden. 

Mit diesem Artikel wollte Unruh auch auf die Notwendigkeit eines Fachverbandes der Theatertechnik hinweisen, der solche Projekte beurteilen könne und damit die Bauherren, Länder, Städte, Organisationen, usw. wertneutral beraten würde. 

Im Zusammenhang mit vorstehendem Artikel befaßte sich in Heft 2 Hanns Zimmermann aus München mit den in der allgemeinen Tagespresse erschienenen Kritikveröffentlichungen mit ungerechtfertigter Polemik über Theaterbauten im Allgemeinen. Als Obmann der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung der GDBA wandte er sich darin an den deutschen Bühnenverein, dass eine derartige Behandlung der mit dem Spezialgebiet Theaterbau zusammenhängenden Fragen nicht nur den betroffenen Architekten und Bühneningenieuren, sondern dem deutschen Theater überhaupt abträglich sei und regte eine sachliche öffentliche Diskussion zu diesen Themen an. Vor allem sollten damit den teilweise skandalösen Verunglimpfungen und persönlichen Angriffen auf bestimmte Personen durch die verschiedenen Presseveröffentlichungen Einhalt geboten werden. – Unruh, der die Debatte wieder auf eine fachliche Diskussion heben und den polemisierten Angriffen Außenstehender entgegentreten wollte, musste die Leser auf eine spätere Veröffentlichung über die Frankfurter Anlagen vertrösten, welche dann im Augustheft durch Paul Kuhnert nachgeholt wurde. Auch in diesem Fall erwies sich das Fehlen eines entsprechenden Fachverbandes einmal mehr als fatal, da die gewerkschaftlich gebundene Berufsgruppe von Außenstehenden nicht als neutrale Fachorganisation angesehen wurde.

Um sein Ziel im Hinblick auf einen anerkannten Fachverband zu erreichen, intensivierte Unruh die Arbeit des FNTh und konnte in seinen laufenden Berichten über dessen Arbeit weitere Erfolge vermelden. Der Entwurf des Normblattes DIN 56 902 Bezeichnungsschild für Bühnenleuchten konnte veröffentlicht werden. Die Normen DIN 56 903 und 56 904 konnten nach Abklärung mit der VDE-Kommission 0108 und nach Überarbeitung durch den FNTh zur endgültigen Norm verabschiedet werden. Außerdem wurde der Normblattentwurf DIN 56 908 Bühnenbeleuchtung, Lichtwerfer-Befestigung, Anschluss-Maße, veröffentlicht. Als ein wichtiger Schritt der theatertechnischen Normung, muss der Normentwurfes DIN 56 920 Einheitliche Benennungen für theatertechnische Begriffe des FNTh angesehen werden. Mit ihm sollte für den deutschen Markt, und hier insbesondere für den Behördenverkehr, endlich eine einheitliche Bezeichnung der wichtigsten theatertechnischen Einrichtungen erreicht werden, um dem in den Ländern sehr unterschiedlichen Bezeichnungswirrwarr ein Ende zu bereiten. 

Im November fand im Haus der Technik in Essen die 2. Vortragsreihe Theatertechnik in Verbindung mit einer weiteren Jahreshauptversammlung des FNTh statt. Zur Einleitung hielt der Intendant der Essener Bühnen Dr. Karl Bauer einen Vortrag zum Verhältnis Theater und Technik aus der Sicht des Regisseurs und Theaterleiters. Das folgende Programm befaßte sich mit den anstehenden Fachfragen insbesondere der Bühnenbeleuchtung im Nachgang zu der erwähnten internationalen Tagung des C.I.E. Zu einem weiteren Thema Die Modernisierung der Bauvorschriften für Theater, setzte sich Ministerialrat H. Schürmann auseinander. 

Die Vorkriegsbestrebungen zu einer reichseinheitlichen Theaterbauordnung waren nicht mehr zu vollenden, weil die Befugnisse nunmehr aufgrund des Föderalismus auf die einzelnen Länder verteilt waren und somit eine Einheitlichkeit in keinem Fall mehr herzustellen war. 

In Heft 3 der BTR stellte der gleiche sehr konservative Verfasser aus dem Lager der Bauaufsicht, die noch rechtsgültig existierenden Baugesetze den neuen Vorschlägen von Raumbühnen und dergleichen gegenüber. Aus jeder Zeile war ersichtlich, wie man sich seitens der konservativen Theaterbauer gegen die neuen Theaterbaubestrebungen mit allen zur Verfügung stehenden Argumenten zur Wehr setzte. Unverständlich war, dass Unruh diese Gruppe Kritiker in ihrer Meinung unterstützte, obwohl er doch eigentlich aufgrund seiner Berufserfahrungen erkennen musste, dass kein Weg an dieser Entwicklung vorbeiführte. Diese Diskussionen versetzten damals allen vorgeschlagenen neuen Theaterformen zunächst den Todesstoß, was alleine durch den neu in den Abschnitt der Theaterbauverordnung aufgenommenen Absatz über die ausschIießliche Verwendbarkeit unbrennbarer Dekorationen seinen Ausdruck fand. Das bedeutete damals die Unmöglichkeit jeglichen Spieles im Raum inmitten von Zuschauern, weil man zu diesem Zeitpunkt weder unbrennbare Kostümstoffe noch Dekorationen kannte und von der einschlägigen Industrie geliefert bekam. Die ausführlichen Darlegungen aller Umstände führten zunächst zu dem Weg einer Regelung über das Normenwerk, um so eventuell wenigstens einheitliche Grundlagen für die Länderbauverordnungen zu erreichen. Dieses Szenario fand seinen Niederschlag in der viel umstrittenen Norm DIN 18600. 

In Zusammenhang mit der Normenarbeit stand auch ein ausführlicher Bericht in Heft 3 der BTR von Dipl.-Ing. A. Spitta, Erlangen (Siemens), über die 12. Vollversammlung der Internationalen Beleuchtungskommission (C.I.E.) in Stockholm 1951, die von 16 teilnehmenden Nationen beschickt worden war. Deutschland konnte erstmalig an dieser Tagung als gleichberechtigtes Mitglied nach dem Krieg teilnehmen. Die Deutsche Delegation bestand aus 40 Teilnehmern. Vom unter britischer Leitung stehendem Sekretariat 62c Theaterbeleuchtung gab es einen Bericht über eine Arbeit, die dem Sekretariat anläßlich der 11. Vollversammlung der C.I.E. in Paris 1948 aufgetragen worden war. Es handelte sich dabei um drei Punkte: 

1.) Spektrale Durchlässigkeit von Farbfiltern für die Bühnenbeleuchtung. 

2.) Beleuchtungs mäßige Ausstattung und Wirkung von Bühnenbildern, wobei für die Beschreibung die photometrischen und kolorimetrischen Bewertungs methoden entsprechend den Vorschlägen der C.I.E. zu benutzen sind und 

3.) Vorschläge zur internationalen Normung der Abmessungen von Projektionslampen für die Bühnenbeleuchtung sowie Anregung zur allgemeinen Einführung von Lampen mit Einrichtungen für die Vorfokussierung

Über diese Aufgabenstellung hinaus wurden alle Fragen die Bühnen- und Filmstudiobeleuchtung betreffend behandelt und eine intensivierte Zusammenarbeit mit den jeweiligen Nationalen Komitees des Internationalen Theaterinstitutes Paris (ITI) empfohlen. 

Eine für Anfang Juli vorgesehene Bühnentechnische Tagung (BTT) der Berufsgruppe Ausstattung, und Technik, die in Frankfurt am Main stattfinden sollte, kam nicht zustande. In einem kurzen Statement erläuterte Hermann Mendt, Hamburg, in Vertretung des Obmannes Zimmermann, München, in Heft 3 der BTR die Gründe für den Ausfall folgendermaßen: 

Der Gruppenrat der Berufsgruppe Ausstattung und Technik in der GDBA hat beschlossen, die diesjährige Tagung auszusetzen. Zu dieser Maßnahme veranlaßt den Gruppenrat die Tatsache, dass die seit drei Jahren für die Berufsgruppe gestellten Tarifforderungen ohne Ergebnis sind – Es ist nicht an der Zeit, sich zur Diskussion fachlicher Fragen zusammenzufinden, wenn die elementarsten Forderungen unserer gewerkschaftlichen Organisation mißachtet werden. – Der Gruppenrat wird umgehend Maßnahmen beraten und beschließen, um diesen Zustand zu beenden.

Diese Veröffentlichung war eindeutig gegen Unruh und die ihm nahestehenden Mitglieder von AuT gerichtet, weil diese sich seit 1951 ausschließlich auf die fachlich orientierten Essener Vortragsreihen konzentrierten und diese eigentlich zu Beginn des Jahres hätten wieder durchführen wollen, was aber an Terminschwierigkeiten seitens des Hauses der Technik scheiterte. Die Kollegen Zimmermann, München, und Zotzmann/Mendt, Hamburg, die sich eifrigst mit Tarif- und Arbeitszeitfragen in den Betrieben beschäftigten, hatten keine vorlegbaren Ergebnisse aufzuweisen, so dass man in diesem Jahr auf eine BTT verzichtete. Gleichzeitig wollte man verhindern, dass eine BTT ausschließlich von theatertechnischen Fachthemen beherrscht würde. Erst in Heft 6 der BTR wurde in einem kurzen Aufruf zur Berufsgruppentagung im Juli 1953, aufgerufen. 

Willi Ehle, Düsseldorf, schrieb in einem Leserbrief zum Thema Prüfungen. Dabei ging es hauptsächlich um höhere Ansprüche an die Prüflinge im Bezug auf Fachwissen und Praxiserfahrungen. Während bei Ersterem noch mit Hilfe eines einigermaßen wachen Geistes das Fehlen der elementarsten Grundlagen in der Theorie überspielt werden könne, hoffe man dann im praktischen Teil der Prüfung einen notwendigen Ausgleich zu finden, wobei man dann auch auf diesem Gebiet enttäuscht würde, denn es meldeten sich leider nicht immer die Besten zu einer Prüfung. Manch fähiger Bühnenhandwerker, der zum Meister avancieren könnte, zöge es aus tariflichen Gründen vor, auf seinem Posten zu verbleiben, da er dort mehr verdient als der die Verantwortung tragende Meister. Dieses Problem sollte über all die Jahre bis heute seine Bedeutung leider nicht verlieren und immer wieder Anlass zu heftigen Debatten liefern. 

Theatergeschichte

Die Wiederaufbau- und Neubauberichte der Nachkriegstheater begannen mit Aufsätzen in Heft 1 der BTR über den Wiederaufbau des Stadttheaters in Aachen, über den Neubau des Lindauer Stadttheaters und über den Neubau des Staatstheaters in Reykjavik. 

Ein Projekt des Architekten Frank Lloyd Wright für ein Theater in Hartford (USA) wurde in Heft 2 der BTR beschrieben. Ebenso gab es einen Bericht über den Neubau des Kurtheaters in Baden (Schweiz).
In Heft 3 der BTR nahm ein Wiederaufbaubericht über das Stadttheater Bremerhaven ein größeren Raum ein. Interessant an diesem Bericht war die neuartige Unterbringung des Beleuchtungsstellwerkes zwischen Bühne und Vorbühne rechts vom Zuschauerraum, so dass der Beleuchter sowohl seitlich von der Bühne als auch durch ein Fenster von der Vorbühne die Spielfläche gleichzeitig überblicken konnte. Diese Aufstellungsart führte anhand dieses Neubaus zu verschiedenen Diskussionen über die grundsätzliche Aufstellung von Stellwerken. 

Unter dem Titel: Licht und Raum bei Wagner-Inszenierungen berichtete Friedrich Herzfeld erstmalig ausführlich im Heft 5. Damit wurde zum ersten Mal in der BTR kritisch Stellung zu den seit 1951 bei den Bayreuther Festspielen gemachten Erfahrungen mit der Lichtregie Wieland Wagners bezogen. 

Unruh gab im gleichen Heft die Einzelheiten zum Wettbewerb für den Wiederaufbau des Staatstheaters Kassel bekannt, da er dem Preisgericht für die Ausschreibung als Sachverständiger angehörte. 

Ebenfalls im gleichen Heft erschien ein Bericht über den Wiederaufbau des Stadttheaters Mainz. Zunächst war im Sommer 1951 für das in Mainz statt findende Sängerfest der Zuschauerraum fertiggestellt worden, worauf im November 1951 auch das Bühnenhaus nach den Bombenzerstörungen wieder hergestellt werden konnte.

Der in den Folgejahren als Geschäftsführer der Berufsgruppe Ausstattung und Technik in Erscheinung tretende Bühnenbildner Willem Huller, Hamburg, veröffentlichte in Heft 5 einen ausführlichen Artikel über die von ihm entworfene Flachhorizontbühne als Beitrag zur allgemeinen Diskussion über neue Theaterbauformen. 

Auch ein Aufsatz über: Eine völlig geräuschlos laufende Drehscheibe für die Ausweichspielstätte der Städtischen Oper Westberlin im ehemaligen Theater des Westens in der Kantstraße war für die Leser der BTR von großem Interesse. 

In Heft 6 der BTR wurde ausführlich über den Ausbau des Bühnenhauses in Duisburg berichtet, der ja seinerzeit (1950) aus Kostengründen zurückgestellt und als nächster Bauabschnitt mit einem betriebsfähigen Bühnenraum nun mehr vollendet worden war. Mit diesem Bauabschnitt konnte auch der 2. Rang mit seinen umgebenden Räumen in Betrieb genommen werden. 

Die künstlerischen Leitungen forderten Umstellungen auf moderne, elektrisch und elektronisch arbeitende Anlagen, welche jedoch meist an den erforderlichen finanziellen Mitteln scheiterten. Insbesondere das sprunghaft wachsende Gebiet des Fernsehens trieb diese Entwicklung voran. Leider reagierten manche der namhaften Theatertechniker nur sehr zögernd, da die meisten von ihnen aufgrund fehlender Vorbildung in diesem neuem Fachbereichen, sich nicht in der Lage sahen, die auf sie zukommende Entwicklung zu verstehen, zu beherrschen und ihr dann vorstehen zu können. Man blieb daher zunächst beim Altbewährten mit dem man seine Erfolge über die Jahre gefestigt hatte. Da es außer einigen sogenannten Fernlehrgängen keine vernünftige Ausbildung für die angehenden Meister gab und jeder zusehen musste, wie er sich das erforderliche Wissen zur Prüfung selbst aneignete, lag es auf der Hand, dass die moderne technologische Entwicklung draußen vor blieb. 

Hinzu kam das Thema Prüfungsordnung, dass ja immer wieder Hauptthema aller Tagungen war und leider seinen Anfangsstand aus den ersten Jahren dieses Jahrhunderts kaum wesentlich modernisiert hatte. So war es bei allen Prüfungsämtern üblich, in der theoretischen und praktischen Prüfung alle nur möglichen Anschlussarten von Elektromotoren abzufragen, obwohl laut Theaterbauordnung kein Beleuchtungsmeister überhaupt befugt war elektrische Installationen von Motoren und dergleichen vornehmen zu dürfen, es sei denn er hatte schon eine Meisterprüfung als Elektromeister in der Tasche. Die Hauptgebiete eines Beleuchtungsmeisters: Licht, lichttechnische Optik und Projektion wurden überhaupt nicht oder nur nebenbei bei Prüfungen abgefragt. Das kam natürlich aus der Grundkonzeption der im Theater vorwiegend aus Sicherheitsgründen geforderten Meisterprüfung, um bei Unfällen und dergleichen einen Verantwortlichen für die Sicherheit zur Verantwortung ziehen zu können. Fachlich gesehen hatten diese Meisterprüfungen überhaupt keinen Wert, was unzählige Fehlbesetzungen von Meisterpositionen an deutsche Theatern bewiesen haben und letztendlich nach dem Krieg das Thema: Lighting Designer immer mehr in den Vordergrund treten ließ. Es gibt leider nur wenige ältere Kollegen, die in der Lage sind, neben ihren Verpflichtungen als Abteilungsleiter einer Beleuchtungsabteilung, auch bedeutende Lichtentwerfer mit den dazu erforderlichen Fähigkeiten zu sein. 

Von der letztjährigen Vortragsreihe wurden auch in diesem Jahr noch ausführlich die dort gehaltenen Fachvorträge veröffentlicht. In Heft 1 der BTR über: Elektrische Signalanlagen im Theaterbetrieb, aus der Sicht der baulichen Gestaltung und den besonderen Eigenarten eines Theaterbetriebes. Im Zusammenhang damit wurde der Vortrag Elektroakustik im Theaterbetrieb veröffentlicht. Als dritter Beitrag zu diesem Thema gab es einen Aufsatz: Theatersicherheitseinrichtungen mit Fernmeldetechnik. Aus allen drei Vorträgen konnte man die enorme Entwicklung auf den genannten Gebieten im Bezug zu den dabei verwendeten neuentwickelten Geräten feststellen. 

Zwei Vorträge der Vortragsreihe in Essen verdienten besondere Aufmerksamkeit: Ing. Werner Schott stellte unter dem Titel Neue Regelsysteme für die Bühnenbeleuchtung diese Fragen nicht als Physiker oder Entwicklungsingenieur, sondern vom Standpunkt eines Bühnentechnikers aus unter Zuhilfenahme der von der AEG im Konzertsaal der Hochschule für Musik in Berlin erstellten Anlage einer Beleuchtungsregelung mit gittergesteuerten Thyratrons in Antiparallelschaltung die ausführlich in Heft 2 der BTR dargestellt wurde, erläuterte er die von ihm entwickelte elektronische Regelung dazu. 

In Heft 4 der BTR beschrieb der Leiter der Theaterabteilung der Fa. Siemens, Alfred Kolbe Die neue Horizontbeleuchtung im Opernhaus Nürnberg aus Niederspannungs – Leuchtstofflampengeräten mit der dazugehörigen Steuerung für die Herabregelung bis “0%“. 

Im sechsten und letzten Heft der BTR wurde über Entwicklungslinien der Bühnenlichtsteuerung im Theater berichtet d. h. über die zu dieser Zeit bestehenden elektrischen und elektronischen Steuerungsmethoden der verschiedenen Beleuchtungsregelungen, wie Stromtore = Thyratrons, Transduktoren, etc. Dabei wurden die Vorteile der jeweiligen Methode ihren Nachteilen gegen übergestellt, so dass der Anwender sich ein genaues Bild darüber machen konnte. 

Dass dieses Thema sowohl national als auch international als äußerst wichtig erachtet wurde, ging aus den verschiedenen Stellungnahmen bedeutender Ingenieure und Theatertechniker zum Thema Elektronische Beleuchtungsregelung hervor entweder generell zum Thema Elektronische Steuerungen, oder mit der Frage: Arbeiten transduktorische Bühnenlichtsteuergeräte lastunabhängig? sowie mit kritischen Betrachtungen über den transduktorischen Bühnenregler des Systems Graham Brothers. 

Man konnte aus all diesen Beiträgen entnehmen, wie den Kollegen in den Betrieben das Thema: Moderne Bühnenbeleuchtungsregelung unter den Nägeln brannte.
In Heft 5 der BTR wurde, eine neuartige elektronische Stellwarte von der Fa. Adrian de Baker vorgestellt. Die Anlage war für 2×120 Regelstromkreise und einem in der Mitte befindlichen Meisterpult ausgelegt und arbeitete mit Stromtoren in den Verstärkergestellen. Es ähnelte dem Graham System, war aber den Ansprüchen des zu beliefernden Theaters besser angepaßt worden.
Auch für Bühnenaufbauten gab es neue Materialien und Entwicklungen. Neben den bekannten Mannesmann – Rohrgerüsten kam die Fa. Stinnes mit einem Stahlwinkelprofil namens Dexion in Form eines Stabilbaukastens auf den Markt. Diese Systeme dienten unter anderem dem Bau von Bühnenschrägen oder Aufbauten. Obwohl es den Nachteil als englisch/amerikanisches Patent hatte, dass es nicht nach den bei uns üblichen Normmaßen gefertigt war und Schwierigkeiten des Anschlusses zu normal Bühnenpodesten mit sich brachte, war es innerhalb des Systems vielseitig zu verwenden. In Heft 4 der BTR wurde es beschrieben.
Im gleichen Heft wurde über eine Theateranlage für eine Raumbühne berichtet. Der Clou war ein Versenkungssystem des gegliederten Raumspielfeldes wie das viele Jahre später im Berliner Mendelsohnbau für die Schaubühne konzipierte Raumsystems mit den unterschiedlich unterteilbaren Spielflächen. 

Eine besonders interessante Rubrik aller BTR-Hefte vor dem Krieg und seit ihrer Wiedergründung waren Berichte über Patentanmeldungen und -erteilungen, sowie erteilter Gebrauchsmuster. Aus ihnen ging hervor, wer was erfand und sich hatte schützen lassen. 

Es war erstaunlich, wieviele Theaterkollegen neben Firmeningenieuren Patente erteilt erhielten für Dinge, die uns heutigen Fachleuten zur Gewohnheit im Betriebsalltag geworden sind.
In Heft 5 der BTR wurde eine Elektrische Fernsteuerung für hydraulisch betriebene Bühnenpodien im Stadttheater Duisburg beschrieben. Heute insofern interessant, weil damit erstmalig der Versuch unternommen wurde, eine hydraulische Gesamtanlage der Bühnenmaschinerie elektrisch fernzusteuern. Man konnte den Bedienenden neben dem Inspizienten postieren und erlangte damit eine wesentlich verbesserte Verständigung bei Verwandlungen und dergleichen, gegenüber den mechanisch gesteuerten Anlagen, wo der Bedienende nur durch Lichtzeichen vom Inspizienten angesprochen werden konnte. 

Neue Flammenschutztechniken für Textilien, Scheinwerferlampen mit Silastic-Kabeln als Anschluß, neue Leichtbaustoffe für Bühnendekorationen und Bühnenwagen, welche zugleich als Drehscheibe zu verwenden sind, waren weitere Themen von technischen Neuerungen in diesem Berichtsjahr. Unter dem Thema: Schwierigkeiten der Fernsehtechnik bei Übertragungen von Theateraufführungen werden die dabei auftretenden Probleme sowohl für das betreffende Theater, dessen Aufführung übertragen werden soll, als auch für das damit beauftragte Team der Fernsehtechniker geschildert. 

Für die Theatertechniker war dieser Aufsatz wichtig, weil sie ständig mit diesen Problemen konfrontiert und die Programmdirektoren der Fernsehsender ständig auf Suche nach Programmvielfalt, bei den Theatern nach Übertragungsrechten vorstellig wurden. Beste Beispiele sind die beiden Volkstheater: Millowitsch in Köln und Ohnsorg in Hamburg, die mit der Übertragung ihrer Stücke auch dazu beitrugen, dass die Zahl der Fernsehempfänger in Deutschland enorm zunahm. 


 

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