1953

Der Fachverband

Das Berichtsjahr 1953 begann mit der Mitteilung der Berufsgruppe im zweiten Heft der BTR, dass die Durchführung der in Heft 6/1952 angekündigten Tagung der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung (neuer Titel, da die Verwaltungsleute mit in die Berufsgruppe integriert wurden) n i c h t wie vorgesehen, in Darmstadt erfolgen kann.

Die 28. Bühnentechnische Tagung fände nun vom 19. bis 21. Juli in Langen bei Frankfurt am Main statt. Das vorgesehene Programm sah am 19. vormittags die Arbeitstagung der Berufsgruppe vor. Am Nachmittag war die Eröffnung der Fachtagung vorgesehen. Themen: Forderungen der Berufsgruppe für den Theaterbau, die neue Theaterbauordnung, Theatersicherheitseinrichtungen in der Praxis. 

Am 20. vormittags: Bericht über den Stand der Fachnormen, Prüfungsordnung, -ausschüsse und -richtlinien für technische Bühnenvorstände, Ökonomie des technischen Theaterbetriebs.
Nachmittags: Kostüm und Maske, Xenonlicht und Niedervoltbeleuchtung, Regelsysteme und Beleuchtungsstellwerke, Verschiedenes. 

Am 21. Theaterbesichtigungen in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt am Main, sowie Besuch der Wiesbadener Maschinenfabrik und des MAN-Werkes Gustavsburg.
Mit dieser Programmveröffentlichung war einmal mehr klar geworden, dass Unruh, wohl bemerkt im Hintergrund, eine klare Trennung der rein gewerkschaftlichen von den rein fachlichen Berufsfragen anstrebte, um zu verhindern, dass nicht gewerkschaftlich gebundene Teilnehmer der Tagung, den für sie gewerkschaftsfreien Tagungstag wählen konnten. So ergaben sich als erster Tag für die einladende GDBA alle Themen, die mit der Berufsgruppenarbeit zusammenhingen und für den zweiten Tag die rein fachlich zu behandelnden Themen. – Dieses Prinzip wurde bis lange nach der Gründung der DThG beibehalten, soweit die GDBA die einladende und die Tagung tragende Veranstalterin war.
Unruh integrierte die Themen, bei denen er unbedingt auf das politische Gewicht der GDBA bei der Durchsetzung von Beschlüssen beim Bund und den Ländern angewiesen war, geschickt in den Berufsgruppentag.
Einer kurzen Notiz des Verlages in Heft 2 konnte man entnehmen, dass die BTR mittlerweile wieder in zwanzig Ländern der Erde mit größter Aufmerksamkeit studiert werde, weil es bis dato kein zweites Fachblatt seiner Art gebe. Eine Nachricht, die Unruh‘s Bemühungen um Hebung des Berufsstandes und wieder Anerkennung der deutschen Theatertechnik im Ausland äußerst positiv erscheinen ließ.

In diesem Zusammenhang gab es auch eine Bemerkung, dass die BTR eine Sondernummer der BTR zur Tagung herausbringen wolle. Diese konnte wahrscheinlich in der vorgesehenen Form nicht hergestellt werden und so wurde das reguläre Heft 4 lediglich um 8 Seiten, davon 4 auf “Kunstdruckpapier“ mit Bühnenbilddarstellungen erweitert. 

Eine kurze Notiz vom Juni 1953 in der BTR weist auf die Wichtigkeit des Inseratenteils dieser Fachzeitschrift hin. Unter der Überschrift:Erfolge der BTR schrieb eine Düsseldorfer Firma, dass sie mit dem Erfolg ihrer Inserate in der BTR sehr zufrieden sei. Insbesondere habe sie durch diese Annoncen Geschäftsbeziehungen nach Jugoslawien, Frankreich, Finnland, Schweden und neuerdings auch mit der Schweiz anbahnen können. Auch aus England seien Anfragen ergangen. Dies sei ein Zeichen, dass die BTR nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland mit Interesse gelesen werde. Ein für den Schriftleiter befriedigendes Ergebnis seiner unermüdlichen Arbeit am Image der Deutschen Theatertechnik. 

Die auf der BTT gehaltenen Grundsatzreferate von Alfred Sierke, Hamburg, und Willi Ehle, Düsseldorf, zum Thema: Forderungen der Bühnen – Betriebstechniker an den Theaterbau standen unter dem Motto, dass ein Theaterbau ein schwieriger Zweckbau ist, bei dessen Einrichtung der in Bau und Betrieb erfahrene Spezialist mitwirken muss, um praktische, moderne und wirtschaftliche Anlagen zu erhalten. Die in beiden Vorträgen wiedergegebenen Grundsätze zum Theaterbau aus der Sicht der Praktiker berührten die künftige Aufgabe eines zu gründenden Fachverbandes und unterstützten damit wiederum die Bemühungen Unruh‘s. Zum gleichen Thema schrieb Hanns Zimmermann unter dem Titel: Ökonomie im Technischen Theaterbetrieb: 

Die Anregung zu dem Thema gab die Diskussion im Kollegenkreis über Theaterbauprojekte – ausgeführte und geplante – an denen wir gewissermaßen auf den ersten Blick, spätestens aber beim zweiten eine für den Ablauf der Arbeiten im bühnentechnischen Sektor ungünstige Raumverteilung und Größenordnung feststellten.

Er bezog sich dann auf den Band 1 der Bühnentechnik der Gegenwart von Friedrich Kranich aus dem Jahr 1929, wo dieser schon auf viele Mängel hingewiesen und deren Abstellung gefordert hatte. Leider hätte man auch heutzutage aus den damals beanstandeten Fehlern nichts gelernt und vieles in gleicher konservativer Art wiederholt, zum Nachteil eines wirtschaftlich arbeitenden technischen Betriebes.
In Heft 5 der BTR gab dann Unruh ausführlich Bericht über den FNTh und seine Arbeit, wie sie auf der BTT besprochen und beschlossen worden war. Er monierte zum wiederholten Male die Engstirnigkeit vieler Kollegen, die sich einer fördernden Mitarbeit an diesen Arbeiten verschlössen und sich nicht für die Umsetzung der durch den FNTh erarbeiteten Normen in die Praxis einsetzen würden. Ein Problem, welches eigentlich bis zum heutigen Tag bestehen blieb, obwohl sich der Grundgedanke der Normung mittlerweile auch in der Veranstaltungstechnik durchgesetzt hat.
Für Anfang Dezember war im Haus der Technik in Essen die 3. Vortragsreihe Theatertechnik geplant. An Themen waren vorgesehen: Signalanlagen im Betrieb, Elektroakustik im Theaterbetrieb, die Hochfrequenz als moderner Nachrichtenträger im Theater, Theatersicherheitseinrichtungen mit Fernmeldetechnik, die Verwendung der elektrischen Steuerung für die Bühnenbeleuchtung. Besonders letztes Thema war von großem Interesse, da es durch das Engagement von Ing. Werner Schott bei der AEG, einem aus dem praktischen Betrieb kommenden Fachmann, neuen Schwung erhielt. Das Problem war nur, dass Siemens bereits vor dem zweiten Weltkrieg eine vollständige elektrische Steuerung sogenannter Bühnenstellwarten konstruiert hatte (siehe Band 1). Man hatte die Patentunterlagen über den Krieg vor fremden Zugriff gerettet und damit ein völlig entwickeltes System zur Hand. Dergleichen Systeme lagen in Großbritannien und den USA mit dortigen Patenten fest. So blieb für die AEG, welche inzwischen das aus den USA zurückgekehrte System der elektronischen Thyratronregelung in Deutschland vertrieb, die Notwendigkeit ein neues Stellwartensystem herzustellen. Diese Aufgabe übernahm nunmehr W. Schott mit der ihm eigenen Intensität. 

W. Ehle hatte inzwischen die Grundlagen für eine neue Prüfungsordnung für Technische Bühnenvorstände und neue Prüfungsrichtlinien erarbeitet, die er bei der Tagung zur Diskussion gestellt hatte. Über das Ergebnis berichtete er in Heft 6/1 953 der BTR ausführlich. 

Im Juni fand in Den Haag der Kongress des ITI – lautete: Theater und Jugend. Außer einer Reihe von Sondervorstellungen wurde eine Ausstellung von Theaterkostümen gezeigt.

Personalien 

Zum Thema Personalien gab es in diesem Berichtsjahr einiges zu vermelden. Im Januar verstarb der im 70. Lebensjahr stehende Friedrich In den Birken in Freiburg an den Folgen einer Operation. Er hatte im Frühjahr noch im städtischen Auftrag die Leitung des Wiederaufbaus des Freiburger Theaters betrieben und aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrungen zur Zufriedenheit aller durchgeführt. 

Im April verstarb im Alter von 75 Jahren der bei der Maschinenfabrik Wiesbaden tätig gewesene Oberingenieur Ferdinand Klose. Er hatte über viele Jahre sein erarbeitetes Fachwissen in den Dienst der Sache gestellt und war sogleich nach dem Krieg in den Wiederaufbau wichtiger Theater in Deutschland und Österreich eingestiegen.

Der Chefbühnenbildner der Münchener Kammerspiele, Wolfgang Znamenacek war am Pfingstsonntag zwischen Modena und Bologna, im Alter von 40 Jahren bei einer Autoreise tödlich verunglückt. Neben seiner Tätigkeit in München war er an verschiedenen anderen Deutschen Bühnen, wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M und in Zürich tätig. 

Im Juni beging der langjährige Technische Direktor des Deutschen Opernhauses und später der Staatsoper Berlin, Prof. Rudolf Klein, seinen 75. Geburtstag.
Desgleichen beging im Oktober der Technische Leiter des Schlossparktheaters in Steglitz, Julius Richter, seinen 70. Geburtstag und das 58-jährige Bühnenjubiläum. 

Der Bühnenbildner des Schauspielhauses Zürich, Teo Otto, der auch durch seine Arbeiten für Salzburg, Wien, Berlin, München Frankfurt a.M., Düsseldorf und andere bekannt geworden war, wurde ab dem Wintersemester 1953/54 mit einem Lehrauftrag für Bühnenbild an die Werkakademie Kassel berufen. 

Im Februar war das 40-jährige Bühnenjubiläum des Beleuchtungschefs der Städtischen Oper Berlin, Paul Überall.
Zu den von ihm zu weltweitem Erfolg geführten Innovationen gehören unter vielen anderen die ersten “Thyratronversuche“ 1938 in der Berliner Oper mit Siemens, die nicht weniger wichtige Einführung der sogenannten Überall – Steckvorrichtungen im Bühnenbetrieb ab Mitte der 30-iger Jahre, abblendbare Notenpulte für das Orchester und elektrische Melde- und Anzeigevorrichtung für den Stand des Hauptvorhanges an den Inspizientenpulten usw. 

Das waren die Dinge, die einen zukünftigen Fachverband betreffen und damit an dieser Stelle behandelt wurden. 

Theatergeschichte

Zum Thema Theater und den damit zusammenhängenden Bereichen.
Im Oktober 1952 war das neue Stadttheater Krefeld nach Beendigung des ersten Bauabschnittes dem Betrieb der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld – Mönchengladbach übergeben worden. – Das kleine Krefelder Stadttheater war ein Opfer des Krieges geworden.
Das Provisorium des ersten Bauabschnittes warf aber sehr viele, den Alltagsbetrieb behindernde Probleme auf und machte einen zügigen Spielplanablauf sehr schwierig. Hinzu kam, dass das Theater ja im Verbund mit Mönchengladbach bespielt wurde, was in der dortigen Kaiser-Friedrich-Halle zu damaliger Zeit bedeutete, daß die sogenannten Breitwanddekorationen mit geringer Bühnentiefe der neuen Krefelder Bühne, für den Spielbetrieb in Mönchengladbach in der Breite zusammengedrückt und in der Länge gestreckt werden mussten, was den laufenden Betrieb bei fast täglichem Spielplanwechsel an beiden Orten mit einer Menge zusätzlicher Arbeiten, bei schon damals sparsamer Personalausstattung im technischen Bereich, be lastete. 

Auch der Bau eines neuen Stadttheaters in der Stadt Wilhelmshaven wurde im ersten Heft der BTR ausführlich beschrieben. Bereits 1947 wurde von W Unruh die erste vorliegende Planung überprüft, Richtlinien für Ergänzungsmöglichkeiten und Detailfragen, sowie Gliederungen der Baustufen gegeben. 1952 wurde der erste, noch nicht vollständige, Bauabschnitt mit einer Bespielung des Hauses durch Fremdensembles und den dafür notwendigen Mindestvoraussetzungen in Betrieb genommen. 

Ein weiterer Theaterumbau dürfte an dieser Stelle auch interessant sein. Das Flensburger Stadttheater, welches unbeschädigt inmitten der Stadt an der Rathausstraße den Krieg überstanden hatte, war in seinen technischen Anlagen auf dem Stand des ausgehenden 19. Jahrhunderts stehen geblieben. Da die Stadt unmittelbar nach dem Krieg, bis weit nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, eine überwiegend dänische Stadtverwaltung besaß, war an eine Modernisierung des Theaters zunächst nicht zu denken. Es gelang aber dann doch ab 1951 in zwei Bauabschnitten einen Totalumbau der technischen Anlagen zu bewerkstelligen, so dass das Haus zu Beginn der Spielzeit 1952/53 wieder eröffnet werden konnte. Wie das zustande kam, sei kurz erläutert. Da die städtischen Arbeiter Flensburgs ganzjährig Angestellte waren, mussten sie wegen der Länge der Spielpause von 31 Monaten anderweitig beschäftigt werden. Zum Glück bestand das ganze technische Personal aus Fachhandwerkern, wie Malern, Tischlern, Schlossern, Maurer, Zimmerleuten, Elektriker usw. Es gelang nun, alle Arbeiten, die vor Ort ausgeführt werden konnten, vom theatereigenen Personal durchführen zu lassen, so dass die Stadt nur das Material liefern und bezahlen musste. Lediglich die neue Portal- und Beleuchtungsanlage wurden von der Märkischen Maschinenfabrik und Siemens erstellt, wobei nur jeweils ein Vorhandwerker von den Firmen eingesetzt wurde, um das theatereigene Personal entsprechend anzuleiteten. Auf diese Weise konnte das gesamte Stadttheater sowohl technisch als auch im Zuschauerraum und den Foyers neu gestaltet werden, bei minimalstem Kostenaufwand für die Stadt. Eine damals sehr beachtete Leistung in Fachkreisen.
Ein Bericht in Heft 2 der BTR über das im November 1952 eröffnete “Volkstheater“ in Oslo verdient erwähnt zu werden, weil dort eine vollelektrische Stellwarte mit 116 Hebeln auf entsprechende “Transduktoren“ (Magnetverstärker) für die einzelnen Steuerkreise eingerichtet worden war. Da Transduktoren sich trotz einer gewissen Lastabhängigkeit gegenüber den Thyratronsteuerungen wegen ihrer größeren Robustheit im Theaterbetrieb durchzusetzen begannen, fing auch Siemens in Deutschland wieder mit dieser Entwicklung an. 

In Heft 2 der BTR berichtete die Fa. Kliegl Bros., New York über das “Seestadion in Jones Beach, N.Y.“, ein 1952 fertiggestelltes imposantes Freilichttheater für Bühnenschau und Wasserspiele mit Sitzplätzen für 8.000 Zuschauer und Ankleide- und Betriebsräumen für 250 Mitwirkende. Eine für uns deutsche Theatertechniker damals gigantische Einrichtung. 

Mit einem Artikel in Heft 3 über die “Weserbergland Festhalle in Hameln“ gab es erstmalig eine ausführliche Darstellung einer modernen “Mehrzweckhalle“, die in nur 14 Monaten Bauzeit erstellt worden war. Damit begann das “Hallenzeitalter“ und damit eine notwendige Ergänzung der in Arbeit befindlichen Theaterbauordnung. 

Die Mehrzweckhallen stellten die Abkehr vom bisherigen “Axialprinzip“ des Theaterbaus dar, weil sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Nutzung ständig sich ändernde Raumformen beanspruchten und deshalb nicht in das bisherige “Korsett“ der bestehenden Theaterbauordnung paßten. 

Im Osten unseres Landes ging diese Entwicklung wesentlich schneller vonstatten. Hemmerling, Gußmann und andere erarbeiteten mit ihrem staatlichen Institut die erforderlichen Richtlinien.
In Zusammenhang mit vorstehendem Hamelner Bericht nahm der Technische Leiter der Städtischen Bühnen Gelsenkirchen in einem Aufsatz Abstecherbühnen im gleichen Heft Stellung, weil die Gelsenkirchener Bühnen auf vielen solchen Bühnen von Mehrzweckhallen, Schulen und dergleichen zu gastieren hatten. 

Auch ein kurzer Bericht über den Neubau eines Theaters in der Stadt Marl (70.000 Einwohner) gehört zu diesen Meldungen. 

Unter das Thema Mehrzweckhallen fiel im gleichen Heft eine Beschreibung der neuen “Ostseehalle“ in Kiel mit rund 9000 Personen Fassungsvermögen bei Bestuhlung oder 7000 Personen bei freiem Mittelfeld. Sie war eine echte Mehrzweckhalle für alle Arten von Veranstaltungen, einschließlich Sport, da der Fußboden entsprechend verwandelbar eingerichtet worden war. 

Im gleichen Bericht ging es auch um die neu erbaute “Schwarzwaldhalle“ in Karlsruhe, die ebenfalls als echte Mehrzweckhalle konzipiert worden war. Als Dritte dieser neuen Hallen wurde die erneuerte und den derzeitigen Anforderungen (besonders tontechnisch in der Beschallung) an moderne Mehrzweckhallen angepaßte Dortmunder Westfalenhalle beschrieben. 

In solchen Hallen wurden, von den baupolizeilichen Verordnungen ausgehend, auch Bühnen- und Beleuchtungsmeister zum Betrieb gesetzlich vorgeschrieben, was viele Kollegen bewog ihren angestammten Platz am Theater gegen den in einer Mehrzweckhalle auszutauschen. So entstand zum zweiten Mal nach dem Krieg das Problem fehlender, geprüfter Meister für die Betriebe. Dadurch wurde die Berufsgruppe veranlasst, sich intensiver mit Ausbildung und Prüfung von Meistern zu befassen. Auch dabei machte sich das Fehlen eines reinen Fachverbandes äußerst unangenehm bemerkbar. 

Einen besonderen Bericht gab es in Heft 4 der BTR von W. Unruh über die in Bayreuth zwischen den Festspielen 1952 zu 1953 erfolgten Umbauten der Portalanlagen auf der Bühne und der damit zusammenhängenden Umstellung der gesamten Beleuchtungsanlage nach modernen Prinzipien. 

Es wurde von der Märkischen Maschinenfabrik, Berlin, eine völlig neue eiserne Portalanlage eingebaut und Siemens lieferte ein mechanisches 4×40 160 Hebel-Stellwerk mit motorischem Wellenantrieb, dessen Bedienung erstmalig separat am Ausguck zur Bühne installiert worden war. 

Auch sämtliche Scheinwerfer und Projektionsgeräte von Reiche & Vogel wurden neu geliefert. Bei der neuen Anlage wurde von Seiten Wielands, später auch Wolfgang Wagners Regiearbeit, je nach Art des Werkes und dessen Beleuchtungsaufgaben, ein ständiger Wechsel der Standorte vollzogen. Beim Ring kamen fast alle wichtigen Projektionen von der neuen Doppelstock Beleuchtungsbrücke, während beim “Parsifal“ sämtliche Projektionen von den beiden Türmen betrieben wurden, was bedeutete, dass alle benötigten Geräte entsprechend umgesetzt werden mussten. Das war Neubayreuth, wie es nur die kennen, die wie ich damals in der Technik mitgewirkt haben. 

Ein interessanter Bericht in Heft 5 der BTR schilderte den Umbau des Titania Palastes in Berlin Steglitz von einem Lichtspielhaus in ein Volltheater. Dieser Umbau war erforderlich geworden, weil W. Furtwängler dort die philharmonischen Konzerte wegen Fehlen eines entsprechenden Ersatzes für die zerstörte Berliner Philharmonie durchführen musste. Außerdem nutzte der RIAS das Haus für öffentliche Sendungen. Es wurde im September nach dem Umbau wieder eröffnet. 

Im gleichen Heft wurde über das Ergebnis des Wettbewerbes für den Wiederaufbau des Deutschen Opernhauses in Berlin – Charlottenburg ausführlich berichtet. 

Die UFA hatte 1952 für das Theater “Am Aegi“ in Hannover einen Wettbewerb ausgeschrieben, den die Architektengemeinschaft Hans Klüppelberg und Gerd Lichtenhahn gewonnen hatten. Es war als “Mehrzwecktheater“ für Filmvorführungen, Konzerte, Schauspiele und Operetten geplant und wurde im März 1953 vollendet. Der Zuschauerraum, der die Form einer “halbierten Eierschale“ hatte und in den ein nach vorn neigender Rang eingehängt war, fasste insgesamt 1453 Personen. Die Bühne mit einfacher Maschinerie, deren Hauptbestandteil 20 Prospektzüge waren, entsprach einer Mittelbühne nach der späteren Theaterbauordnung. 

Außerdem gab es einen Bericht über den “Boccaccio auf dem Bodensee“ mit ausführlicher Darstellung des Bühnenbildes auf dem See für die Bregenzer Festspiele.
Den Hauptteil des 6. Jahresheftes der BTR nahm ein Artikel vom Architekten Heinz Jentzsch über den “Wiederaufbau des Schauspielhauses in Bochum“ ein. 


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