1960

Der Fachverband

Das Berichtsjahr begann mit dem Bericht über die im Januar abgehaltene Vortragsreihe Theatertechnik, die damit in Zusammenhang stehenden Mitgliederversammlung der DThG und Arbeitssitzungen des FNTh.
Bei der Mitgliederversammlung waren 38 Mitglieder anwesend. Der Vorsitzende gab den Geschäftsbericht über das vergangene Geschäftsjahr. Der Kassenwart, Herr W. Richter bemerkte in seinem Kassenbericht, dass Vorstand und Geschäftsführung sparsam gewirtschaftet hätten, so dass zur Entlastung des GF eine ständig angestellte Schreibkraft eingestellt werden konnte. Die Versammlung bestätigte diese Einstellung durch einstimmigen Beschluss. 

Es gab dann die verschiedenen Berichte der Arbeitsausschüsse, welche alle erfolgversprechende Fortschritte verzeichnen konnten.
Zu dem von Unruh angeregten und bei der TU in Berlin geplanten theatertechnischen Archiv empfahl Fr. Hansing (Stuttgart), noch eine Sammlung von Patentschriften der Theatertechnik in das Arbeitsprogramm aufzunehmen. Es kam auch zu einer Diskussion über den Abstand der Bühnentechnischen Tagungen. Man schlug vor, aller 2 Jahre eine BTT abzuhalten, da der Fortschritt der Technik und die Notwendigkeit zum persönlichen Meinungsaustausch einen Abstand von drei Jahren nicht ratsam erscheinen ließ. In der Arbeitssitzung des FNTh wurden die zur Bearbeitung anstehenden Normen diskutiert und zur jeweiligen nächsten Stufe verabschiedet. Bei der DIN 56 921 (Prospektzüge, Blatt 2) wurde, außer einer Maßreform, bei den Gegengewichten die grundsätzliche Verwendung von Grauguss empfohlen. Lediglich in Sonderfällen solle in der Norm auf eine Ausführung aus Blei verwiesen werden.
Auch die DIN 18600 stand wieder zur Debatte, weil die Einsprüche der DThG nicht berücksichtigt wurden. In einem Beschluss wurde die Mitwirkung der Theaterfachleute gefordert und ein entsprechendes Schreiben an den zuständigen Redaktionsausschuss geleitet. Zur Begründung der Einsprüche wurde ein Gutachten erarbeitet, das als Grundlage für die weiteren Besprechungen dienen soll. 

Ein anderer wichtiger Punkt in dieser Arbeitssitzung des FNTh war die Wahl eines stellvertretenden Vorsitzenden. Zum Stellvertreter Unruhs im Vorsitz des FNTh wurde der Technische Direktor Paul Kuhnert benannt. 

In Heft 2 der BTR wurde auf die 5. Tonmeistertagung im Oktober in Detmold hingewiesen. Nachdem das Problem der stereophonischen Schallplattenaufzeichnung nunmehr gelöst worden ist und vielerlei Erfahrungen darüber vorliegen, wurde in der vorgesehenen Tagesordnung die Stereophonie in den Mittelpunkt der Erörterungen gestellt. Neben den Referaten wird auf Vorführungen von Aufnahmen aller Art besonderer Wert gelegt, wobei auch die elektronischen Verfahren zur Klangtransformation (Stilisierung von Klängen und Geräuschen als Hörspiel – oder Filmbegleitung oder als akustische Kulisse im Theater) einbezogen werden sollen. 

Im gleichen Heft gab es noch ein Aufruf für das Kolloquium über Theaterbau – Berlin 1960, weIches von der Union Internationale des Architectes (UIA), dem Internationalen Theaterinstitut (ITI) und dem Internationalen Musikrat im November 1960 veranstaltet wird. Bei dieser Veranstaltung waren außer der DThG als nationalem Vertreter der Theatertechnik, die Deutsche Sektion des ITI in Berlin – Halensee, sowie der Bund Deutscher Architekten (BDA) beteiligt. In Heft 3 der BTR erfolgte dann die Veröffentlichung des gesamten Programms dieser Tagung in drei Sprachen. Die Veranstaltung war in der Kongresshalle Berlin (Volksmund: Schwangere Auster) vorgesehen. 

Das von der DThG in Verbindung mit der GDBA – ATuV hergestellte Merkblatt: Wegweiser zur Berufskunde wurde in Heft 3 der BTR wörtlich abgedruckt. In Fachkreisen bestand zu diesem Papier angeblicher Diskussionsbedarf. 

Eine Zuschrift aus der DDR an die BTR (in Heft 4 veröffentlicht) sollte hier nicht unerwähnt bleiben: 

Für uns – auf der anderen Seite – bedeutet die BTR unsagbar mehr als vielleicht anderen Berufskollegen, die unter anderen Verhältnissen leben. Für uns ist die Zeitschrift ein Glied, welches uns mit lieben und wertvollen Berufskollegen verbindet, durch die wir über die vielen schönen Neuerungen Bescheid erhalten und die uns in unserem Bühnenberuf auf dem Laufenden hält. Wenn ich in der Mehrzahl schreibe, so soll dies alle Kollegen unseres Landes umfassen, die am Theater tätig sind, auch diejenigen welche die BTR nicht beziehen können.

Das sechste Heft der BTR erschien als besonders umfangreiche 65-seitige Ausgabe zum internationalen Kolloquium in der Kongresshalle in Berlin. Alle Aufsätze dieses Heftes standen in unmittelbarer Beziehung zu diesem Kongress. 

Damit wären die den Fachverband unmittelbar betreffenden Themen für dieses Berichtsjahr erschöpft. 

Theatergeschichte

Es folgen die das Theatergeschehen betreffenden Neuigkeiten. 

Architekt Werner Ruhnau und der Technische Direktor Adolf Zotzmann gaben in Heft 1 der BTR ausführlichen Bericht über den Neubau des Stadttheaters Gelsenkirchen, der mit seinem Kleinen Haus besondere Wege neuer Raumgestaltung ging. 

Ebenfalls in Heft 1 der BTR gab es einen Kurzbericht über den Ausbau des Schauspielhauses Nürnberg, obwohl die Eröffnung bereits im September erfolgte. Auf der Tagesordnung der Vortragsreihe Theatertechnik im Januar stand der Vortrag von Prof. Dr.-lng. Friedrich Herzfeld über: Ergebnis und Auswertung des Ideenwettbewerbs für ein Neues Opernhaus in Essen. Nachdem das Ergebnis dieses Wettbewerbs vorlag, einigte man sich auf den Entwurf des finnischen Architekten Prof. Alvar Aalto. Trotz dieses Beschlusses sollten noch viele Jahre vergehen, bis endlich der Bau begonnen werden konnte. Der Intendant der Essener Bühnen, Dr. F. Schumacher, äußerte sich ebenfalls in einem; Beitrag zu diesem Thema. 

Weiterhin gab es einen Vortrag von Prof. Dr.-lng. F. Winkel über: Wandlungen im Theaterbau unter dem Einfluss akustischer Forderungen, mit vielen Beispielen berühmter Opernhäuser und deren akustischen Problemen. 

Als Ergänzung dazu sprach H. Petzold (Telefunken) über Verwendung von Nachhallanlagen und Stereophonie in Theatern, der ebenfalls in Heft 2 der BTR veröffentlicht worden war. 

In Heft 3 der BTR wurde über den Wettbewerb für das Stadttheater Trier berichtet, in dem der mit dem 5. Preis ausgezeichnete Entwurf von Prof. G. Craubner zur Ausführung bestimmt wurde. 

Außerdem erfolgte ein Bericht über den Wettbewerb für das Stadttheater Luxemburg, der von dem Architekten Alain Bourbonnais gewonnen wurde. Zu einer eventuellen Ausführung wurden verschiedene Änderungen vorgeschlagen, die aus Sicht der Theatertechniker unbedingt zu beachten seien. 

In Heft 4 der BTR wurde unter dem Titel: Innen und Außen im Theaterbau ein Aufsatz von DipI.-lng. W. Ruhnau veröffentlicht, der als Erwiderung zu dem vorgenannten Herzfeld – Artikel über das neue Gelsenkirchener Stadttheater erstellt worden war. 

Das Thema: Arenatheater stand zur Zeit überall im Vordergrund, wie auch die Berichte über die Neubauten des Nationaltheaters Mannheim (Kleines Haus) und das Stadttheater Gelsenkirchen (Kleines Haus) bewiesen. Deshalb gab Unruh in Heft 5 der BTR einen Bericht von W. Cabler über Circle In The Square, wieder, der als geglückter Versuch einer neuen Theaterform bezeichnet wurde. Dieser Aufsatz beschrieb ein Rundtheater mit in der Mitte liegender Spielfläche, welches dem Théâtre en Ronde in Paris in seiner Anlage und Ausgestaltung glich. 

Wie schon angedeutet gab Unruh in Heft 6 der BTR zum Kolloquium Theaterbau in Berlin einen ausführlichen Bericht über alle Theater und maßgeblichen Lichtspielhauser (mit Bühneneinrichtungen) in Berlin. Als Spezialitätentheater wurden darin auch der Friedrichstadt-Palast im ehemaligen Großen Schauspielhaus Ostberlin und die Waldbühne am Reichssportfeld in Berlin Charlottenburg aufgeführt. 

Als besonders herausgehobener Bericht in Heft 6 der BTR erschien die ausführliche Darstellung des neuen Festspielhauses in Salzburg. Das besondere an diesem Bau war die in den Mönchsbergfelsen hineingehauene Kaverne für die Hinterbühne und den dahinter liegenden Raum für die Rückprojektionseinrichtungen. Besondere an der Bühne ist auch deren überdimensionale Breite von 35 m, die zu teilweise harter Kritik an diesem Bauwerk führte und schwerlich für intime Szenen taugte. Jedoch ermöglichte die Breite der Bühne auch verschiedene Szenen nebeneinander abzuwickeln, ohne größere Umbauten vornehmen zu müssen. 

Schließlich wurde noch über das Studio der Akademie der Künste in Berlin berichtet, worin es um eine Bühne mit nach zwei Seiten angrenzenden Zuschauerräumen ging. 

Im VEB-Verlag E. A. Seemann Leipzig erschien 1960 anläßlich der Eröffnung des neuen Leipziger Opernhauses eine 134 Seiten umfassende Festschrift, die einen Überblick über dieses neu erstandene Theater gab. 


BTR Ausgaben 1960
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