1961

Der Fachverband

Das Berichtsjahr sollte im Umfeld einen Verlauf nehmen, der die Facharbeit der DThG, zumindest was ihr Wirken in die DDR hinein betraf, weitgehendst lahm legte. Trotz dieser Schwierigkeiten ließ man sich nicht entmutigen und trieb die Zielsetzungen der Gesellschaft weiter voran. 

Da war zunächst ein ausführlicher Bericht in Heft 1/1961 der BTR über das im November 1960 in Berlin stattgefundene Kolloquium über Theaterbau, welcher durch eine interessante Nachschrift Unruh’s ergänzt wurde. Da dieser Absatz für die weitere Entwicklung von Bedeutung war, soll er hier zitiert werden: 

Es war nicht beabsichtigt, am Ende des Kolloquiums eine sogenannte Resolution zu fassen. Aus den Debatten heraus ergab sich aber für die anwesenden Mitglieder der AITT (Association Internationale des Techniciens du Théâtre) spontan die Anregung zur Gründung eines internationalen Arbeitsausschusses, der die mehrfach zur Diskussion gestellte Frage der Reformbedürftigkeit der baupolizeilichen Vorschriften für Theaterbauten näher studieren soll. So sollten Vorschläge, den Eisernen Vorhang betreffend, gemacht werden, insbesondere, wo er notwendig und wo er überflüssig ist. Weiterhin sollten die einschlägigen Vorschriften aller Länder gesammelt und ausgetauscht werden, mit dem Ziel, dass eine internationale Kommission über Vereinheitlichung und Vereinfachung zusammentreten kann. 

Aus dieser Notiz konnte man ersehen, dass die Facharbeit der DThG immer mehr in den internationalen Bereich übergriff und eine Art Vorbereitung für die 1968 erfolgte Gründung einer internationalen Vereinigung (OISTAT) war. 

Auch in den folgenden Heften der BTR dieses Berichtsjahres wurden noch Aufsätze über die Vortragsthemen des Kolloquiums von Berlin nachgedruckt. 

Im Januar hatten in Essen die 10. Vortragsreihe Theatertechnik und die Jahresmitgliederversammlung stattgefunden. Unruh berichtete im Heft 2 der BTR unter anderem: 

Zwei Aufgabenbereiche stehen im Vordergrund der Arbeit der DThG: die Einschaltung in die Arbeiten der Baupolizeibehörden bei der Schaffung einer neuen Theaterbau – Vorschrift und die Schulung der Nachwuchskräfte im Fachgebiet. Das Berliner Kolloquium hat u. a. gezeigt, dass die Ausbildung von Nachwuchs auf dem Gebiete des Theaters in anderen Ländern, besonders in den USA viel intensiver und nach anderen Gesichtspunkten betrieben wird. Reiche Mittel und viel mehr Ausbildungsstätten stehen dort zur Verfügung, um den Nachwuchs universell, d. h. auf allen Fachgebieten des Theaters, künstlerisch und technisch, auszubilden. Der Vorsitzende hat deshalb einen Antrag an die Kultusministerkonferenz vorbereitet um zu ermöglichen, daß die DThG zwei besondere Aufgaben durchführt:
1. Die fachliche Mitarbeit an der Schaffung neuer Theaterbauvorschriften und 2. Die Einrichtung systematischer Ausbildungsstätten für Theatertechniker im weitesten Sinne des Wortes.

Dazu gab es einen Vorschlag von dem Technischen Direktor der Ruhrfestspiele in Recklinghausen, Adolf Zotzmann, in dem dieser erklärte: Innerhalb des Neubaues die Räume und in Verbindung mit dem Spielbetrieb eine Ausbildung zu schaffen. Diese Notiz war das erste Wetterleuchten des später in Recklinghausen gegründeten Ausbildungsseminars.
Außerdem wurde in Essen beschlossen, im Jahre 1961 an Stelle einer BTT nur eine außerordentliche Mitgliederversammlung im Juli abzuhalten, und zwar im Anschluss an eine zweitägige Arbeitstagung, welche die Berufsgruppe AtuV der GDBA abhalten will. Ort und Zeit würde noch bekanntgegeben. 

Außerdem fand in Essen noch die fällige Arbeitssitzung des FNTh statt. Zunächst wurde über die leidige Theaterbaunorm DIN 18 600 berichtet und die Mitarbeiter des FNTh nahmen Kenntnis von dem juristischen Gutachten des Herrn Dr. jur. C. Hammann, zur Frage der Rechtsgültigkeit von DIN – Normen als Vorschrift und dessen Einwände bei dem zu erwartenden Einspruch gegen den Entwurf DIN 18 600. 

Bei dieser Sitzung teilte Prof. W. Unruh mit, dass er ab sofort wegen Arbeitsüberlastung vom Amt als Vorsitzender (des FNTh) zurücktrete. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende, Herr Paul Kuhnert, lehnte eine Nachfolge im Amt des Vorsitzenden ebenfalls aus Arbeitsüberlastung ab. Zur Wahl als neuer Vorsitzender des FNTh wurde Herr H. Jochen Perrottet (Frankfurt am Main) vorgeschlagen und von den Anwesenden einstimmig gewählt. In seiner Antrittsrede gab er zu verstehen, dass er sich bemühen werde, die Aufgaben des FNTh im Sinne seines Vorgängers zu fördern, weiter voranzubringen und stets ein neutraler Verfechter der Interessen aller beteiligten Mitarbeiter zu sein. Dabei würdigte er die über Jahrzehnte von Prof. W. Unruh geleistete DIN-Arbeit. 

In Großbritannien war die ABTT (Association of British Theatre Technicians) gegründet worden. Diese lud in Heft 3 der BTR zur 3. Konferenz des AITT im Juni nach London ein. Als Hauptthema waren Mehrzwecktheater (insbesondere als Stadttheater mit einer Sitzplatzzahl von ca. 1000 Plätzen) vorgesehen. Dabei sollten Referate und Diskussionen zu folgenden 5 Themen erfolgen: 1. Mehrzwecktheater, 2. Kommunale Kulturzentren, 3. Der Architekt im Theater, 4. Probleme der Gastspielbühnen und 5. Theaterformen ohne europäische Tradition. 

In Heft 3 der BTR erfolgte als kurze Mitteilung: 

Die Berufsgruppe AtuV in der GDBA hat beschlossen, im Jahre 1961 keine Tagung abzuhalten. – Vorgesehen ist eine Bühnentechnische Tagung gemeinsam mit der DThG im Sommer 1962 in Gelsenkirchen. Die DThG wird deshalb n i c h t zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juli zusammentreten.“

In Heft 4 der BTR kündigte Unruh die 11. Vortragsreihe Theatertechnik im Januar 1962 an. Am Vormittag des gleichen Tages sollte die Jahreshauptversammlung der DThG und am Folgetag vormittags die Arbeitssitzung des FNTh stattfinden. Unruh, nicht mehr Vorsitzender des FNTh, nahm nun die Zeiten für Arbeitssitzungen des FNTh aus dem engeren Programm der Vortragsreihe, später auch der BTT, heraus und stellte sie entweder an das offizielle Ende der Veranstaltungen oder parallel zu anderen Sitzungsterminen. So standen oft die Mitarbeiter des FNTh, entweder wegen vorzeitiger Abreise vom Tagungsort oder aber durch anderweitige Inanspruchnahme, nicht zur Verfügung. Diese Praxis war für den neuen Vorsitzenden zunächst ein Handicap, gegen das er sich aber in den folgenden Jahren behaupten konnte. 

In einem in Heft 5 der BTR erfolgten Bericht über die Mitgliederversammlung der AITT im Juni in London ist unter anderem zu lesen: 

Präsident Mourier erwähnte die Gründung des Executiv-Komitees, das Statuten erarbeitet hat, die beim Kolloquium 1960 in Berlin gebilligt wurden. In einigen Ländern wurden nationale Centres gegründet. Leider bestehen diese noch nicht überall, es ist aber sehr erfreulich, dass die USA, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Spanien ihre nationalen Sektionen gebildet haben.

Hierbei bleibt zu bemerken, dass die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft eV die erste nationale Sektion der AITT war! Weiterhin wird die Gründung des neuen Executiv-Komitees vermerkt. Als Repräsentant der Deutschen Sektion ist Professor Unruh gewählt; unter den weiteren Ländervertretern findet man Prof. Kuckoff (DDR). Bei der Weiterarbeit der AITT müsse der Fragenkomplex der Mehrzwecktheater und des anpassungsfähigen (adaptablen) Theaters behandelt werden, die Sicherheitsvorschriften seien auf internationaler Basis zu erarbeiten.
In der anschließenden Sitzung des neu gewählten Executiv-Komitees wurde die Präsidentenwahl für die kommende Legislaturperiode vorgenommen. Gewählt wurden: als Präsident der AITT: M. Jean Mourjer (Paris); als 1. Vizepräsident: Prof. Walther Unruh (Berlin); als 2. Vizepräsident: Dr. Richard Southern (London); als Generalsekretär: Mr. Thomas Detani (New York) und als Schatzmeister: M. André Boll (Paris). Die Wiedergabe dieses Berichtes an dieser Stelle war erforderlich, weil daraus hervorgeht, dass Unruh als Vorsitzender der DThG stets bemüht war, deren Einfluss international zu stärken, was wiederum positiven Einfluß auf die nationale Arbeit der Gesellschaft hatte. 

In Heft 1 der BTR wurden weitere Beiträge des Kolloquiums im November 1960 in Berlin veröffentlicht, so über: Moderne Theaterarchitektur und über: Universitätstheater in USA. Dabei wurde auf einige grundsätzliche Unterschiede zwischen den europäischen und den amerikanischen Universitäten hingewiesen:

Die amerikanische Universität beschränkt sich nicht auf die Lehre von theoretischem Wissen, sondern vermittelt dieses Wissen auch praktisch. Infolgedessen besitzen die amerikanischen Universitäten auch komplette Theatergebäude, in denen der Student nicht nur als Darsteller geschult wird, sondern auch mitarbeiten, das heißt: entwerfen, malen, beleuchten, Dekorationen, Requisiten und Kostüme anfertigen und auf der Bühne umbauen muss. In manchen Fällen ist der Student sogar Autor oder auch Produktionsleiter oder Bühnenbildner. Von größter Bedeutung aber ist, dass die amerikanischen Universitätstheater nicht unter die staatlichen oder städtischen Baupolizeibestimmungen fallen und deshalb auch nicht durch sie behindert sind. Die Originalität einiger neuer Theaterbauten beweist, dass Architekten hier in der Lage sind, zu experimentieren und zu Studienzwecken neue Ideen zu verwirklichen.

Dieser Auszug beweist deutlich, dass die sogenannte Renaissance des amerikanischen Theaters, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg durch die europäischen Einflüsse, in einem großen Maße der geistigen und wirtschaftlichen Freiheit der Universitätstheater zu verdanken ist. 

Unruh hatte bei dem Kolloquium in Berlin einen Vortrag über Theaterbau und Theatertechnik gehalten, den er im Heft 1 der BTR veröffentlichte. Im Zusammenhang damit gab er einen Bericht über das in New York im Bau befindliche Lincoln-Center for Performing Arts, das die technisch und baulich überholte New Yorker Metropolitan Opera ersetzen und gleichzeitig eine Konzentration anderer Kultureinrichtungen werden soll. 

Es werden dort folgende Neubauten in Angriff genommen: Metropolitan Opera mit 3800 Sitzplätzen; Theatre ForThe Dance mit 2500 Sitzplätzen Philharmonic Hall mit 2600 Sitzplätzen; Juilliard School and Student Theatre mit 600 Sitzplätzen; Repertory Theatre mit 1100 Sitzplätzen und Library-Museum and Children Theatre. 

Als weiterer Bericht in diesem ersten Heft gab es eine Beschreibung des Freilicht-Opernhauses in Santa Fé, welches zu den eigenartigsten sowie reizvollsten Operntheatern Amerikas zählt. Mit der längsten Spielzeit von 9 Wochen außer der Metropolitan Opera mit 27 Wochen zählt die Santa Fé Opera schon heute zu den bedeutendsten Unternehmen ihrer Art.

Unter der Überschrift: Theater und Fernsehen gab Herbert Graf aus der Sicht eines Regisseurs und Theaterleiters einen Bericht in Heft 2 der BTR zu dem Nebeneinander dieser beiden Medien. Er schrieb u.a.:

Die Beziehung zwischen Theater und Fernsehen ist derzeit eher als respektvolles Nebeneinander, als als organische Zusammenarbeit anzusehen. Die gegenwärtigen Berührungspunkte beschränken sich auf die Beschäftigung von Bühnenkünstlern im Fernsehen, die Verwendung des TV-Apparates als technisches Hilfsmittel auf der Bühne und auf gelegentliche Übertragungen von Theateraufführungen. Obwohl dieser Bericht ausschließlich das Verhältnis aus der Sicht des künstlerisch Verantwortlichen wiedergibt, werden am Rande auch den Theatertechniker interessierende Bemerkungen gegeben, die das Nebeneinander an Stelle eines Miteinander deutlich belegen. Dinge, die sichtbar machen, was in Zukunft auch zu den Aufgaben der DThG gehören sollte. 

Ein weiterer Vortrag des Berliner Kolloquiums über Fragen der baulichen Gestaltung von Opernhäusern wurde ebenfalls veröffentlicht. Er gibt einen interessanten Einblick in die verschiedenartigen sowohl historischen als auch modernen Gestaltungen dieser Spezies. 

An neuen Theaterbauten wurde der Neubau des Stadttheaters Mönchengladbach beschrieben, das zu Beginn der Spielzeit 1960/61 eröffnet wurde. Der Zuschauerraum hat 800 Plätze, die sich auf Parkett und einen Rang verteilen. Bei Nichtbenutzung des Orchesters haben noch einmal 41 Besucher im Vorbühnenbereich ihren Platz. Die bühnentechnische Ausrüstung wurde durch Friedrich Hansing geplant und geleitet. 

In Heft 3 der BTR wurde die neue Stadthalle der Stadt Ahaus in Westfalen ausführlich beschrieben. Diese Halle mit Bühnenturm glich eher einem Theaterbau und erinnerte in Form und Grundausstattung auch an den Zuschauerraum eines Theaters. Das wesentlich Neue dieses Raumes bildet die Gestaltung des Fußbodens. Hier werden erstmalig ölhydraulische Versenkungsplateaus zur unterschiedlichen Höhengestaltung der Saalfläche benutzt. Bei Theater, Kino oder Vortragsveranstaltungen ist der Fußboden nach hinten ansteigend gestaffelt, bei Festveranstaltungen bilden diese Plateaus eine einheitlich horizontale Fußbodenfläche. 

Interessant war eine Anzeige in Heft 3 der BTR. Lange vor Bayreuth wurde für die Aufführung des Rings der Nibelungen eine hydraulisch verstellbare Ringscheibe von 12 m Durchmesser und 4,2 m Hub im Theater am Goetheplatz in Bremen eingebaut. Damit wurde erstmals der Begriff der “Inszenierungstechnik“ bei den deutschen Theatertechnikfirmen werbewirksam eingeführt.

In Zürich wurde eine Ausstellung der 95 eingegangenen Entwürfe für den Neubau des Opernhauses gezeigt. Es gab dabei in Heft 4 der BTR gezeigte interessante Lösungen, die nicht, wie in Deutschland, durch Vorschriften hinsichtlich der sogenannten Vorbühnenzone gebunden sind, da in der Schweiz kein “Eiserner Schutzvorhang“ verlangt wird. 

Ebenfalls in Heft 4 wurde unter der Überschrift: Bühnenbild und Bühnentechnik ein von Theo Otto verfaßter Artikel aus der Zeitschrift Baukunst und Werkform nachgedruckt. Es handelte sich um die zwei Gesichtspunkte der Bühnentechnik: Die Technik des Umbaus, die ein Transportproblem darstellt und die Technik der Verwandlung, die ein rein künstlerisches Problem ist. 

Die zum Teil schwerfällige Maschinerie würde bei Verwandlungen, welche bisher vordringlich beim naturalistischen Bühnenbild als Umbauhilfe gebraucht wurde, den modernen Inszenierungsstil nachteilig beeinflussen. Konfrontiert mit der Bühnentechnik von heute lassen Regisseur und Bühnenbildner viele technische Möglichkeiten links liegen oder ignorieren den zu großen Raum. So geschieht es, dass zum Beispiel Rundhorizonte jahrelang nicht verwendet werden und technische Einrichtungen unbenutzt vor sich hin rosten. 

Der von Unruh dazu verfasste Kommentar ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Er schlug den Autor mit seinen eigenen Argumenten, indem er darauf verwies, dass über das Format der Bühnen geklagt wird, genauer gesagt über ihre Übergröße. Es seien aber viele Bühnenbildner bekannt, die mit dem zur Verfügung stehendem Raum immer noch nicht zufrieden sind, und die ständig über die eigentlich vorhandene Spielfläche hinaus bauen. Es gäbe eine einfache Antwort hierzu: Große Bühnen kann man räumlich oder optisch verkleinern, kleine aber nicht vergrößern! In einem für die Bregenzer Festspiele 1961 angekündigten Vortrag Theo Ottos: Der Kampf des Bühnenbildners mit der Bühnentechnik, schrieb Unruh weiter, eine solche Formulierung muss, ebenso wie die oben genannten Zitate, den Eindruck erwecken, als seien die Bühnentechniker absolut theaterfeindliche und amusische Menschen. In Wirklichkeit sind es aber die Bühnentechniker, die den Bühnenbildnern, und vor allem den vielen technisch unzulänglich geschulten Bühnenbildnern, erst die Realisierung ihrer künstlerischen Ideen überhaupt ermöglichen.
Dieser Unruh‘sche Kommentar war unbedingt notwendig geworden, weil sich – auch international – durch namhafte Bühnenbildner eine Entwicklung angebahnt hatte, die aufgrund örtlich gegebener schlechter Erfahrungen mit der Bühnentechnik, diese allgemein in der Öffentlichkeit schlecht redeten und damit dem Berufsstand insgesamt schadeten. Dabei wären vielerorts utopische Wünsche seitens der Regie und des Bühnenbildes kaum zu realisieren gewesen, wenn nicht eine absolut perfekt funktionierende Bühnentechnik dahintergestanden hätte. 

Ebenfalls in Heft 4 erschien ein Bericht über den Wiederaufbau des Thalia – Theaters in Hamburg und dessen neue technischen Einrichtungen. 

Ein anderer Bericht des vierten Heftes befaßte sich mit dem Bau des neuen Opernhauses In Sydney (Australien). Baubeginn war bereits im September 1959. Das Theater soll Ostern 1964 eröffnet werden. Es wird ein Großes Haus, ein kleines Haus und ein Studiotheater erhalten. Das Große Haus wird hauptsächlich als Konzerthalle mit 3200 Plätzen dienen. 

Für den IX. Kongress des Internationalen Theater Institutes (ITI) im Juni in Wien hatte Prof. Clemens Holzmeister mit der Ausstellung “Der Theaterbau in seiner historischen Entwicklung bis heute“ einen übernationalen Beitrag geliefert. Rund 150 Kongressteilnehmer aus 35 Ländern und vier Kontinenten kamen nach Wien. Noch fehlte Afrika. Die UNESCO wurde aufgefordert, sie solle das ITI beauftragen, durch Experten Mittel und Wege für eine wirksame Förderung der darstellenden Künste Afrikas festzustellen. Als Folge der Wiener Beschlüsse kamen zum Beispiel zwei junge Ghanaer an die Städtischen Bühnen Frankfurt am Main zur Ausbildung, die später hier die Theatermeisterprüfung ablegten, bevor sie in ihre Heimat in Führungspositionen der Theatertechnik zurückkehrten. 

Wie schwierig Tagungen wie der lTl – Deutschlands waren, beweist ein Abschnitt aus dem Tagungsbericht: 

…die Deutsche lTl – Sektion (Sitz Westberlin) war es von besonderer Bedeutung, dass die Bestimmung, jedes Land dürfe nur ein Centre bilden, dadurch modifiziert wurde, dass sie in Zukunft für jedes Theatergebiet gilt. Dadurch wurde an die Stelle der politisch – staatlichen die geographische Begrenzung gesetzt. Der vor zwei Jahren in Helsinki erfolgten Aufnahme eines Sowjetzonen – Centres in das ITI ist auf diese Weise die politische Spitze einer “indirekten Anerkennung“ der DDR durch eine UNESCO betreute Organisation genommen worden. – Die übrigen Satzungsmodifikationen betreffen unter anderem die Beziehungen zu anderen internationalen Vereinigungen der Theaterberufe wie der Schauspieler, der Puppenbühnen, der Theaterkritiker oder der Bühnentechniker.

Ebenfalls im Juni hatte die Britische Theatertechnische Gesellschaft (ABTT) die Durchführung des 3. Zweijahres-Kongresses der Internationalen Theatertechnischen Gesellschaft (AITT) in London übernommen. Teilnehmer aus der Bundesrepublik Deutschland waren unter anderen die Architekten E. Brundig (Kassel) und H. W. Theil (Stuttgart), die als Vortragende zum Thema des Kongresses Mehrzwecktheater sprachen. Dir. Paul Kuhnert (München) war als Referent für die Fragen der Theaterbauordnung und W. Huller (Hamburg) als Vertreter der DThG dabei. Zur Frage der Sicherheitsbestimmungen kamen unter anderen Dr. Dederböck und Paul Kuhnert zu Worte. 

Die Neuwahl für das Präsidium der AITT ergab folgendes: Präsident: Jean Mourier, 1 . Vizepräsident: Walther Unruh, 2. Vizepräsident: Richard Southern, Generalsekretär: Thomas De Gaetani, Schatzmeister: Andre‘ Boll. Für die kommenden Kongresse wurden Stockholm 1963 und New York 1965 vorgeschlagen. 

Mit diesen Berichten aus der internationalen Beteiligung der DThG sei dieser Abschnitt beendet. Es zeigte sich – wie bereits erwähnt – dass der Vorstand der Gesellschaft bemüht war, das im Krieg verlorengegangene Renommee der deutschen Theatertechnik wieder aufzubauen und damit auch der deutschen theatertechnischen Industrie eine neue Basis für ihre Auslandsbeziehungen zu schaffen. Auch österreichische Theaterzulieferer profitierten von dieser Entwicklung ebenso, wie die in der Schweiz ansässigen Unternehmen. Trotzdem dauerte die Gründung entsprechender nationaler theatertechnischer Gesellschaften sowohl in Österreich als auch in der Schweiz noch etliche Jahre, so dass deren Interessen, soweit es die Vertretung deutschsprachiger Vorgänge in denselben betraf, weitgehendst von den verschiedenen Vorstandsmitgliedern der DThG und aber auch von den Kollegen aus der DDR wahrgenommen wurden. Trotz aller politischer Schwierigkeiten konnte der Zusammenhalt bei der internationalen Arbeit, eine gemeinsame Basis gefunden werden. 

Theatergeschichte

Die schon erwähnte stetig wachsende Annäherung der Theater- an die Fernsehtechnik und umgekehrt, konnte von Seiten der Theaterleute nicht länger ignoriert werden. Das erkannte neben der theatertechnischen Industrie auch der Vorsitzende des FNTh und bemühte sich innerhalb des DIN mit den entsprechenden Normenausschüssen, Fachnormenausschuss Kinotechnik für FiIm und Fernsehen (FAKI), Fachnormenausschuss Phototechnik (photonorm) und Fachnormenausschuss Lichttechnik (FNL), eine engere Zusammenarbeit in der Normung zu erreichen. Dank einiger in diesen Normenausschüssen tätiger einflussreicher Mitarbeiter und an einer Zusammenarbeit mit der Theatertechnik interessierter Studiotechniker bei den verschiedenen Rundfunkanstalten der einzelnen Bundesländer gelang es, diese Arbeit zu initiieren und erste Erfolge zu verbuchen.
Ein Beispiel war ein bei der Wiesbadener Maschinenfabrik für den Hessischen Rundfunk entwickelter Leuchtenhänger unterhalb der sogenannten Griddecke, dessen Eigenschaften waren: leichte Montierbarkeit des Scheinwerferträgers, rasches Einrichten des Scheinwerfers, die Möglichkeit an jeder beliebigen Stelle Scheinwerfer anbringen zu können, keine Behinderung des sonstigen Studiobetriebes zu verursachen und schnelle Demontage nach beendeter Aufnahme zu erreichen. Die Geräte für das sogenannte Gassenlicht mussten bisher auf sogenannten Leiterstativen oder bei räumlich großen Bühnen auf fahrbaren Beleuchtungstürmen installiert sein. Die WMF entwickelte dafür an den vorderen Geländern der seitlichen untersten Arbeitsgalerien Laufwagen, an denen diese 

Leuchtenhänger bisheriger Studiokonstruktion befestigt waren. Durch eine Handwinde konnte das Teleskop mit dem daran hängenden Scheinwerfer mühelos herabgelassen oder bei Verwandlungen auch schnell wieder hochgezogen werden. Dieser Konstruktionsvorschlag wurde in Heft 5 der BTR veröffentlicht. 

Für die Wiener Staatsoper wurde von Waagner-Biro ein mehrfach verwendbarer neuartiger Bühnenwagen herausgebracht, der sich in einen Unterwagen und einen darüber befindlichen stufenlos schräg- und höhenverstellbaren Belagplattenteil gliederte. Die Belagplatten waren in beiden Richtungen höhenverstellbar. Das System wurde zum Patent angemeldet. 

Der seit fünf Jahren als Ausstattungschef der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main tätige Hein Heckroth feierte im April seinen 60. Geburtstag. 

Im Juni feierte der Altmeister der Deutschen Bühnentechnik, Professor Adolf Linnebach, seinen 85. Geburtstag. 

Zu Ende des Jahres konnte die Firma Reiche & Vogel, Leuchtkunst, Berlin ihr 30-jähriges Betriebsjubiläum festlich begehen. Die jetzige Firma ging aus der 1931 wegen fehlenden Familiennachwuchses geschlossenen Firma Schwabe & Co. hervor. 


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