Der Fachverband
Auch in diesem Jahr beginnt die Berichterstattung über die Verbandsarbeit mit Einzelheiten über die in Essen stattgefundene Vortragsreihe Theatertechnik, bei der am 23. Januar auch die Mitgliederversammlung der DThG stattfand. Aus dem Bericht in Heft 2 der BTR geht hervor, dass eine Vorstandssitzung über die Fragen der Berufsschulung und Berufsförderung stattgefunden hatte, die sich an einen Bericht von A. Zotzmann über seine Vorverhandlungen mit dem DBV beschäftigte.
Die von 61 Teilnehmern besuchte Mitgliederversammlung wurde über die Vorschläge des Vorstandes zu diesem Thema eingehend informiert.
Eingeleitet wurde die Sitzung mit einem Gedenken an den kürzlich verstorbenen Prof. Adolf Linnebach, dessen große Leistungen für die Entwicklung der modernen Bühnentechnik und des Theaterbaus gewürdigt wurde.
Aus dem danach vorgelegten Jahresgeschäftsbericht ging hervor, dass der 1962 in Gelsenkirchen durchgeführten Tagung ein voller Erfolg beschieden war, der vor allen Dingen dem Einsatz der Herren Huller, Brüdgam und Perrottet zu verdanken sei.
Der 1962 ins Leben gerufene Informations- und Presseausschuss arbeite nicht zufriedenstellend. Die Arbeit dieser Informationsstelle sei deshalb sehr wichtig, weil die Aktivitäten der ausländischen Fachvereinigungen sehr beachtlich sind. Es müsse auch innerhalb der Bundesrepublik und Westberlin eine größere Aktivität entfaltet werden. Dazu gehört die laufende Beschickung des theatertechnischen Archivs an der Technischen Universität Berlin mit Material, wie Prospekten, Festschriften, Bühnenplänen, Photographien usw. Bedauerlicherweise haben sich die Firmen der bühnentechnischen Industrie bisher noch kaum an dieser Sammlung von Studienmaterial beteiligt. Th. Münter berichtete, dass nach dem erfolgten Umzug in neue Räume der Architektur- Fakultät der TU und Ausbau der notwendigen Kartothek die Sammlung für Studienzwecke benutzbar sei.
Wie ein roter Faden zieht sich durch die gesamte Fachverbandsarbeit, dass hoffnungsvoll gestartete Unternehmungen seitens des Vorstandes immer wieder am Desinteresse und mangelndem Engagement der Mitglieder der Gesellschaft scheitern. Ein Phänomen, welches immer wieder in Erscheinung tritt und bis auf ganz wenige Ausnahmen von einzelnen sich engagierenden Kollegen einfach nicht zu bewältigen ist. Zum Thema Nachwuchsschulung berichtete A. Zotzmann, dass es endlich gelungen sei, den DBV und andere maßgebende Stellen von der dringenden Notwendigkeit einer Nachwuchsausbildung zu überzeugen. Nun müssten Mittel und Wege der Finanzierung gefunden werden. Es ist ein Ausbildungsplan aufzustellen, der sich auf zwei Wege bezieht: erstens für die Weiterbildung von technischem Nachwuchs aus der Praxis, dies soll durch mehrmonatige bis einjährige Schulung in Verbindung mit dem Betrieb des neuen Ruhrfestspielhauses in Recklinghausen geschehen (die ersten Ansätze des späteren Seminars) und zweitens für die Schulung von technisch ausgebildeten Ingenieuren in der Theaterpraxis, dies soll durch neu zu schaffende Assistentenstellen an mehreren Theatern geschehen, an denen diese Anwärter 3 Jahre lang wechselnd, je ein Jahr arbeiten sollen (ebenfalls Ansatz des heutigen Studiums an der Berliner TH). – Es wird eine Arbeitskommission gebildet, welche die Verhandlungen mit finanzierenden Stellen weiterzuführen, sowie allgemeine Vorschläge für die spätere praktische Verwirklichung zu machen hat. Zu gegebener Zeit müsse sich der Ausschuss mit der Vorbereitung des Lehrplanes, der Suche nach einem Schulungsleiter und nach Lehrkräften beschäftigen. Von Dringlichkeit ist auch die Beschaffung von Lehrmaterial, insbesondere eine Neufassung des Hilfsbuch der Bühnentechnik, die Herausgabe von Schulungsbriefen und -aufgaben, die Bildung einer Fachbibliothek und Ähnlichem.
Mit dieser Arbeitskommission war das Fundament in der so wichtigen Ausbildungsfrage gelegt. Dass diese erst 1998 mit den drei Säulen: Veranstaltungstechniker/in, Meister/in für Veranstaltungstechnik und Diplomingenieur/in für Theater- und Veranstaltungstechnik endgültig zum Abschluss gebracht werden konnten, zeigt welche Schwierigkeiten auf dem Weg dahin überwunden werden mussten.
Am 24. Januar fand in Essen anlässlich der Vortragsreihe Theatertechnik eine erste Konferenz der staatlichen Prüfstellen statt, zu welcher Anträge der technischen Bühnenvorstände bezüglich der Art und Dauer der Prüfungen für Theater- und Beleuchtungsmeister eingebracht wurden. Insbesondere stand die sogenannte 2. Prüfung zur Diskussion, da diese automatisch beinhaltet, dass der so geprüfte Meister als Technischer Leiter oder Direktor fungieren kann. Von Theaterseite wird dazu gewünscht, dass diese Prüfung erschwert werden müsse oder eine zusätzliche 3. Prüfung für diese Positionen erforderlich sei, die dann auf die besondere Eignung (wirtschaftliche, personelle und künstlerische Betriebsführung der Technik) ausgerichtet sein müsse.
Die Prüfstellen lehnen diese Prüfungsform aber ab, da eine Prüfung nur nach sicherheitstechnischen Gesichtspunkten vorzunehmen sei, um den Forderungen des Gesetzes zu entsprechen. Im Übrigen müssten die Richtlinien für die Prüfung von 1930 neu gefasst aufgestellt werden.
Das Thema DIN 18 600 (Versammlungsstätten) wurde um Blatt 4 Versammlungsstätten mit Spielflächen innerhalb von Versammlungsräumen und -flächen neu überarbeitet. Darin sind auch Spielflächen für künstlerische Darbietungen (Szenenpodien) aufgenommen worden. Damit wurde eine Regelung für die sogenannten Nicht-Proszeniums-Theater, also Filmtheater, Arena, Bühnen, Mehrzweckhallen u. ä. geschaffen.
Zum Thema der internationalen Tätigkeit der Gesellschaft sollen die Beziehungen zur AITT (Association des Techniciens de Théâtre) weiter ausgebaut werden. Das soll dadurch erreicht werden, dass die AITT dem ITI und der AIA (Association Internationale des Architectes) direkt angegliedert wird. Dieses Arrangement unterstrich die Notwendigkeit der internationalen Arbeit der DThG.
Bei der zu gleicher Zeit in Essen stattgefundenen Sitzung des FNTh berichtete der Vorsitzende, dass die immer stärker im Wirtschaftsleben hervortretenden Erscheinungen, wie Personalmangel und die damit zusammenhängenden Rationalisierungsbestrebungen, auch für die Theater- und Mehrzweckhallenbetriebe, sowie die die Theater beliefernde Industrie nicht ohne Auswirkungen blieben. Die zum Teil sehr lebhaften Diskussionen ließen erkennen, dass die Normarbeiten durchaus wichtige Themen der praktischen Theaterarbeit berühren.
Auf dem Gebiet der Bühnenbeleuchtung fand besonders die Norm DIN 5037 Lichttechnische Bewertung von Scheinwerfern besondere Beachtung, die sich in Überarbeitung befindet und dem derzeitigen Stand der Technik angepasst werden muss.
Die vom FNF (Fachnormenausschuss Farbe ) bearbeitete Norm DIN 6169 behandelt die Farbwiedergabe in der Beleuchtungstechnik und greift in das Gebiet der Theatertechnik über, muss also vom FNTh mitgetragen werden.
Ein Antrag, der von einer Firma gestellt wurde, befaßte sich mit der Geräuschentwicklung an Theatermaschinen und dazu Richtlinien zu finden, die als Anhaltspunkt für die zulässigen Grenzwerte gelten sollen. Diese Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit dem FachnormenausschussmAkustik vorgenommen werden.
W. Unruh berichtete in Heft 3 der BTR über die Theaterkonferenz in ANN ARBOR, der Architekturabteilung der Universität von Michigan und einer Ausstellung Das ideale Theater der Ford Foundation und der American Federation of Arts, an denen er als Vorsitzender der DThG teilgenommen hatte.
Da dieses Berichtsjahr ein Jahr ohne bühnentechnische Tagung war, erschien im Heft 5 der BTR bereits die Einladung zur 13. Vortragsreihe Theatertechnik im Haus der Technik in Essen im Januar 1964, die wegen ihrer angekündigten Themen wieder interessant zu werden versprach.
In Heft 6 der BTR kam dann endlich der Bericht über die Zusammenkunft der Prüfstellen anlässlich der diesjährigen Vortragsreihe in Essen, bei der die anstehenden und bereits erwähnten Fragen zur Vereinheitlichung der Prüfungsordnungen der Länder auf einander abgestimmt werden sollten.
Ausgiebige Debatten wurden über die Fragen der Entziehung von Prüfscheinen, Bewertungssysteme, Befreiungsscheine, Mindestanforderungen, Lehrmittel, praktische Übungen, Prüfungsdauer, Zahl der zuzulassenden Prüflinge bei einer Prüfung, Prüfungsgebühren, praktischen Fragen allgemeiner Art und der von der DThG geforderten 3. Prüfung geführt (s.o.). Solche gemeinsamen Sitzungen der Prüfstellen sollten alle zwei bis drei Jahre in Verbindung mit den Bühnentechnischen Tagungen der DThG und GDBA stattfinden. Worauf im Hinblick auf die im Juli 1964 in Frankfurt a. M vorgesehene BTT, die nächste Sitzung dort festgelegt wurde.
Damit waren die das Berichtsjahr betreffenden Fragen des Fachverbandes erwähnt und der Chronist kann sich dem Theater mit seinen vielfältigen neuen Häusern und Entwicklungen zuwenden.
Personalien
Im Januar verstarb in Ostin am Tegernsee der in Mannheim geborene Altmeister der deutschen Bühnentechnik Professor Adolf Linnebach im Alter von 86 Jahren. – Mit ihm verliert die moderne Theatertechnik einen Wegbereiter und Lehrer, der wie wenige seines Fachs sowohl die deutsche als auch die internationale Bühnentechnik maßgeblich beeinflusste.
Im Mai verstarb in Gießen völlig unerwartet im Alter von 59 Jahren der Beleuchtungsingenieur und Inhaber der bekannten Firma, Karl Hessenbruch. Er war seit 40 Jahren dem Theater verbunden und hat sich aus kleinen Anfängen zum Chef einer angesehenen Fabrik für Bühnenbeleuchtungsgeräte emporgearbeitet. Von 1923 bis 1943 war Karl Hessenbruch als Beleuchtungschef am Stadttheater in Remscheid, seiner Geburtsstadt, tätig.
Im August verstarb in München der Bühnenbildner Professor Helmut Jürgens. Die Bedeutung der bühnenbildnerischen Arbeit von Helmut Jürgens geht weit über den lokalen Rahmen hinaus, obwohl er München die Treue hielt und nur wenige Gastspiele außerhalb dieser von ihm geliebten Stadt annahm.
Im Oktober verstarb im Alter von 72 Jahren der langjährige Leiter der Theaterabteilung der AEG, Oberingenieur Erich Thormann. Er war einer der Pioniere der modernen Beleuchtungstechnik.
Im Dezember verstarb Herr Dipl. Ing. Franz Bunzl in Erlangen im Alter von 72 Jahren. In 36-jähriger Tätigkeit bei den Siemens – Schuckert – Werken AG. gehörte die Bühnenbeleuchtung zu den Abteilungen, denen er als Direktor der Abteilung “Verarbeitende Industrie“ der SSW jahrelang vorstand. Die neuere Regeltechnik nach dem 2. Weltkrieg hat er besonders gefördert und damit der Bühnentechnik der Firma Siemens einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Die Theaterwelt, und insbesondere die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft, deren Vorstandsbeirat Franz Bunzl lange angehörte, verlieren in ihm einen liebenswerten Menschen, einen Ingenieur und Künstler zugleich.
Im Januar konnte der Herausgeber und Schriftleiter der Bühnentechnischen Rundschau, Prof. Dipl.-Ing. Walther Unruh seinen 65. Geburtstag begehen, wozu ihm aus aller Welt Glückwünsche übermittelt wurden.
In Heft 2 der BTR gab es zum Gedenken an den 100. Geburtstag (1962) von Adolphe Appia einen längeren, bebilderten Artikel.
In Heft 4 der BTR wurde des international bekannten Meisters des modernen deutschen Bühnenbildes Dr. jur., Dr. phil., h. c. Emil Preetorius zu seinem 80. Geburtstag gedacht. Er arbeitete zunächst in Berlin, München und seit 1931 in Bayreuth, danach an allen großen Opernhäusern der Welt.
Ein weiterer Altkollege feierte im April in Berlin seinen 80. Geburtstag, der Technische Leiter i. R. Julius Richter. Seine Laufbahn begann 1903 als Bühnentechniker und er war zuletzt bis 1959 Technischer Leiter am Schlossparktheater in Berlin – Steglitz.
Theatergeschichte
Die im Jahre 1944 zerstörte erste reale Doppelanlage in Stuttgart mit der Oper und dem nunmehr wieder neu erbauten Schauspielhaus war in Betrieb gegangen und wurde im ersten Heft der BTR des Jahres vom Architekten Prof. Hans Volkart und den beiden Theatertechnikern Dipl. Ing. Thomas Münter und Ing. Rudolf Biste ausführlich beschrieben.
Mit dem Neubau des Schauspielhauses, dem Neubau des Kulissenhauses zwischen der Oper und dem Schauspiel und dem ebenfalls dort befindlichen Werkstatttrakt entstand ein ausgewogenes städtebauliches Ensemble, welches auch von der betriebswirtschaftlichen Seite alle Wünsche weitgehend erfüllte.
In Heft 2/1963 der BTR erschien ein ausführlicher Bericht über das bereits im Dezember 1962 wieder eröffnete Genfer Opernhaus, welches am 1. Mai 1951 durch einen Großbrand, der auf der Bühne bei einer Probe des Feuerzaubers für die “Walküre“ ausbrach, weitgehend zerstört worden war.
Im September 1962 erfolgte die Eröffnung des neuen Schauspielhauses der Stadt Köln, welches im baulichen Zusammenhang mit der bereits in Betrieb befindlichen Oper steht. Der ausführliche Bericht über dieses neue Theater erfolgte ebenfalls in Heft 2/1 963 der BTR.
In Heft 3 der BTR berichtete Unruh über das Entstehen neuer Theaterbauten in Sydney und New York. In Sydney betraf es das Projekt Sydney – Opera – Houses und in New York die Baustelle des Lincoln – Centers. Außerdem wurde der Entwurf für ein neues Japanisches Nationaltheater vorgestellt. Das im typischen japanischen Flachbau entworfene Gebäude soll ein Großes Haus mit 1800 Plätzen, vornehmlich für Kabuki – Vorstellungen bestimmt, und ein Kleines Haus mit 700 Plätzen für Bunraku – Vorstellungen enthalten.
Außerdem wurde in Heft 3 der BTR der Neubau des Stadttheaters und des Konzerthauses in Solingen vorgestellt.
Die alte Solinger Stadthalle war am 13. März 1957 ein Raub der Flammen geworden. Das kurz vor dem Kriege ausschließlich für Konzertzwecke um gebaute Haus fand seit 1946 auch als Ausweichspielstätte für Theateraufführungen Verwendung, da das eigentliche Theater während des Krieges zerstört worden war.
In Heft 4 der BTR wurde der Theaterneubau der Freien Volksbühne in Westberlin beschrieben. Damit besitzt die Freie Volksbühne Berlin nach fünf ereignisreichen Jahrzehnten wieder ein eigenes Theater. Erwin Piscator wurde für die künstlerische Leitung des neuen Volksbühnenhauses gewonnen.
Zum 100-jährigen Bestehen der Farbwerke Hoechst AG. ließ das Unternehmen eine Festhalle errichten, die der Belegschaft im Januar als Sammlungs- und Erholungsstätte übergeben wurde. Ein sogenannter Mehrzweckbau, der nicht allein den Hoechster Farbwerken, sondern dem gesamten Rhein – Main – Industriegebiet zwischen Frankfurt, Mainz und Wiesbaden als Stätte für kulturelle, sportliche und andere Massenveranstaltungen dient.
Das Heft 6 der BTR wurde durch einen ausführlichen Bericht von Prof. Dr. Ing. Werner Gabler über die neue Berliner Philharmonie eingeleitet, die nach einem Entwurf von Hans Scharoun im Tiergartenviertel Berlins erstellt wurde. Berlin hat damit in kurzem zeitlichen Abstand mehrere bedeutende Auditorien eröffnen können, die weltweit für moderne Veranstaltungstechnik Zeugnis ablegten: Die Deutsche Oper Berlin-Charlottenburg, das Theater der Freien Volksbühne und jetzt die neue Heimstätte für die Berliner Philharmoniker.
Im November wurde in München das traditionsreiche Nationaltheater im wiederaufgebauten Opernhaus am Maximiliansplatz in einer Synthese des klassizistischen Zuschauerhauses und einer hochmodernen Bühnenanlage seiner Bestimmung übergeben. Staatsintendant Prof. Rudolf Hartmann schrieb dazu u. a.: “Wir sind glücklich, mit dem altvertrauten Hause eine neuzeitliche Bühne vereinigt zu wissen. Unser Dank für den gelungenen Wiederaufbau gilt vor allem den Architekten und den Schöpfern der einzigartigen technischen Bühnenanlage“.
Mitte Dezember erfolgte mit der Inbetriebnahme der Theaterdoppelanlage in Frankfurt am Main ein weiteres Großereignis im modernen Nachkriegstheaterbau. Zu beiden Ereignissen erscheinen im nächsten Berichtsjahr größere Berichte.
Somit war dieses Jahr in der Geschichte und Entwicklung moderner Theatertechnik nach dem 2. Weltkrieg ein äußerst ereignisreiches, was die Wiederaufbau- und Eröffnungstätigkeit der im Kriege zerstörten Theaterlandschaft betrifft.
Die MAN AG., Nürnberg, veröffentlichte in Heft 1 der BTR die Erweiterung eines bereits bestehenden Patentes über eine Theaterdrehbühne, welche im Mittelfeld Hubpodien aufweist, deren maßgleiche darauf befindlichen Bühnen- wagen durch verbesserte Lenkrollen nach Drehung der Bühne um 900 jeweils auf Seitenbühnen oder in Magazine abgeschoben werden können.
In Heft 2 der BTR wurde eine Neukonstruktion von Prospektzügen veröffentlicht, welche wahlweise per Handbetrieb oder elektrischem Antrieb betrieben werden können. Gleichzeitig wurden diese Züge mit Höhenstandsanzeigevorrichtungen durch elektrische Fernanzeigegeber versehen. Diese Anlage wurde erstmalig für das neuerbaute Staatstheater Kassel geliefert.
Unter der Überschrift: “Künstlicher Nebel auf physikalischer Basis“ wurde ein Nebelapparat beschrieben, der besonders für Theater, Film und Fernsehen von Interesse sein dürfte, weil allerorts von Seiten der Regie immer mehr Bühnennebel als inszenatorischer Bestandteil verlangt wird und die Kollegen, besonders an kleineren Theatern, bei der Realisierung dieses Modegags‘ stets in Schwierigkeiten kommen, da der bisher meist verwendete chemische Nebel aus Gesundheitsgründen nicht mehr eingesetzt werden darf.
In Heft 3 der BTR wurde von der Firma ASEA, Schweden, eine “Bühnenstellwarte mit automatischer Programmsteuerung“ vorgestellt, eine Stellwarte, die durch eine IBM – Lochkartenmaschine ergänzt wurde. Im Prinzip ähnelte der Kartenspeicherteil entsprechenden Konstruktionen der AEG für deren Stellwarten.
Die Fa. Siemens brachte im gleichen Heft einen Aufsatz über das 80-jährige Bestehen der Bühnenbeleuchtungsabteilung mit interessanten Abbildungen erster Bühnenlichtregler.
In der Industrie geht man immer mehr dazu über, Teile für Technik und Wirtschaft sowie Gebrauchsartikel des täglichen Lebens aus Kunststoffen herzustellen. Diese Entwicklung wird auch nicht am Dekorationsbau der Veranstaltungstechnik vorbeigehen. Haupthinderungsgrund für die Anwendung in diesem Bereich ist oft die Brenn- oder leichte Entflammbarkeit dieser sonst idealen Baustoffe. Aber die Industrie ist bereits dabei, entsprechende flammenhemmende oder schwer enfflamnbare Kunststoffe herzustellen. Auch kann in einzelnen Fällen mit den bekannten Imprägnierungsmitteln (z. B. Albert DS) gearbeitet werden, um den Theatersicherheitsvorschriften zu entsprechen.
Ein wichtiger Baustoff wurde zum Beispiel das “Pevolon“, welches sich als Spezialkunststoff für Rollen und Räder im Bühnenbetrieb durchgesetzt hat. – Geräuscharmut, Abriebfestigkeit, Bodenschonung, Schrittfestig- und hohe Tragfähigkeit sind die herausragenden Vorteile dieses Materials.
Dass die Zusammenarbeit von Film und Fernsehen mit der Theatertechnik immer mehr an Bedeutung gewann, wurde durch einen Artikel in Heft 6 der BTR bewiesen. Unter der Überschrift: “Hintergrundprojektionen von Steh- und Laufbildern“ wurde anhand spezieller Kinoprojektoren für Steh- (Dias) und Laufbilder (Film) der Beweis geführt, dass diese Geräte sich auch für die Verwendung in Theatern bestens eignen und somit den bisherigen Theaterprojektionsgeräten gleichzustellen sind.
Ein weiteres Thema betrifft die Glühlampenentwicklung. Die Quarz – Jod Glühlampe, eine neue Lichtquelle wurde mit einem Referat auf der 33. BTT vorgestellt, das im Heft 6 der BTR wiedergegeben wurde. Wenn auch der Gedanke, der dieser Lichtquelle zugrunde liegt, nicht ganz neu ist, so zwingt doch ihr andersgearteter Aufbau zu einer Fertigungstechnik, die von der bisher gewohnten Art stark abweicht. Die normalen Glühlampen weisen am Ende ihrer Lebensdauer eine gewisse Schwärzung auf und je kleiner die Abmessungen einer Lampe bei gleichbleibender Leistungsaufnahme sind, um so stärker die Schwärzung. Man fand nun heraus, dass durch das Einbringen von geringen Mengen eines Halogens (Jod, Chlor, Brom, Fluor) in dem Kolben einer Glühlampe unter bestimmten Voraussetzungen ein Kreisprozess stattfindet, der das vom Leuchtkörper abdampfende Wolfram wieder auf diesen zurückbringt. Damit wird die Schwärzung des Lampenkolbens und ein entsprechender Lichtverlust wie bei bisher üblichen Glühlampen vermieden. Die für die Bühnenbeleuchtung in Frage kommenden Quarz – Jodglühlampen sind wie normale Glühlampen regulierbar. Bei erheblicher Unterspannung wird zwar der Jod – Kreisprozess wegen Unterschreitens der erforderlichen Minimaltemperatur von 250° C im Kolben unterbrochen, hat aber insofern keine Bedeutung mehr, als die Verdampfungsgeschwindigkeit des Wolframs dann so gering ist, dass eine Schwärzung des Kolbens ohnehin nicht erfolgt.
Das unter der Leitung von Prof. Dr. Ing. h. c. Hemmerling stehende Büro für Technologie kultureller Einrichtungen der DDR gibt ab diesen Jahr ein Mitteilungsblatt unter dem Titel SCENA (1/1962) heraus.
Das Büro für Technologie kultureller Einrichtungen wurde 1960 als Institut des Ministeriums für Kultur gegründet. Es ist ein wissenschaftliches Zentrum für alle kulturellen Einrichtungen der Deutschen Demokratischen Republik und arbeitet, verschmolzen mit der Abteilung Theaterbau der Deutschen Bauakademie, u. a. an Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, Anleitung und Konsultation bei Neubauten und Rekonstruktionen, aber auch an der Qualifizierung von technisch-wissenschaftlichen Kräften. In dem Mitteilungsblatt sollen die Ergebnisse dieser Arbeit bekanntgemacht werden.
Damit ist für die Ostkollegen die Grundlage zu einer Fachzeitschrift gelegt worden, die sich, genau wie 1907 die Bühnentechnische Rundschau, aus einem reinen Informationsblatt entwickeln wird, nur dass, sie hier auf staatliche Einwirkung hin entsteht, während die BTR damals als Initiative einer Branchengruppe geboren wurde.
BTR Ausgaben 1963
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