1965

Der Fachverband

Auch der Fachverbandsbericht dieses Jahres beginnt mit den Einzelheiten der im Januar durchgeführten 14. Vortragsreihe Theatertechnik im Haus der Technik in Essen.
Am Vormittag fand die Arbeitssitzung des FNTh statt, der am Nachmittag die Vortragsreihe folgte. Am darauffolgenden Tag fand die Mitgliederversammlung der DThG mit der Neuwahl des Vorstandes statt. 

Der von Unruh verfasste in Heft 2 der BTR abgedruckte Sitzungsbericht wurde veröffentlicht. Anwesend waren 52 Mitglieder.
Der Vorsitzende gedachte zunächst der im Jahre 1964 verstorbenen Mitglieder. Der Geschäftsbericht, den Willem Huller vorlegte, gibt den Überblick über die Arbeiten des Jahres 1964. Wichtigster Punkt dieses Berichtes waren die Ausführungen der Kommission zur Vorbereitung des Seminars für Theatertechnik, das ab Herbst in Recklinghausen eingerichtet werden soll. Finanzplan und Lehrplan waren ausgearbeitet, so dass die Kurse terminmäßig beginnen können. Nachdem die Arbeit der Schulkommission im April beendet sein wird, geht die Leitung des Seminars in die Hände eines Kuratoriums über, für das folgende Herren von der Mitgliederversammlung bestimmt wurden: A. Zotzmann, W. EhIe, K. Hahn, A. Kolbe, Hanns Zimmermann und W. Rettig. 

Das Überwiegen der Zahl der Nordrheinwestfälischen Mitglieder dieses Kuratoriums resultiert daraus, dass sich das Land zur Grundfinanzierung und Bereitstellung der Räume für die Schuleinrichtung zur Verfügung gestellt hat. Der Geschäftsbericht behandelte noch ein zweites wichtiges Thema, die Bearbeitung einer neuen Theaterbauordnung. Dazu fanden mehrere Sitzungen statt. Nachdem nun eine “Rechtsverordnung“ über den Theaterbau als Teil der Bundesmusterbauordnung erlassen werden soll besteht die Aussicht, dass die seit langem von der DThG vertretenen Einsprüche und Anregungen zur DIN 18 600 bei dieser neuen Bauordnung berücksichtigt werden. 

Für einen neuen Abschnitt der Vorschriften über sogenannte Raumtheater hat die DThG inzwischen Grundsätze in Zusammenarbeit mit Vertretern des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und des Deutschen Bühnenvereins (DBV) ausgearbeitet. 

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung wurde die fast stagnierende Zahl der Mitglieder der DThG besonders hervorgehoben. Es soll im kommen den Geschäftsjahr eine intensive Mitgliederwerbung erfolgen. Die Versammlung beschloss gleichzeitig den Jahresbeitrag für 1965 auf 25,– DM festzusetzen. Der Kassenbericht wurde zum letzten Mal vom Kollegen W. Richter (Hamburg) vorgelegt und durch den Kassenprüfer Werner Schott als richtig bestätigt, was zur Entlastung des alten Vorstandes führte. Die dann durch geführte Neuwahl des Vorstandes ergab folgendes: 1. Vorsitzender: Prof. Dipl. Ing. Walther Unruh (Wiesbaden); 2. Vorsitzender: Oberbetriebsinspektor i. R. K. Hahn, gleichzeitig Gruppenratsvorsitzender der Berufsgruppe AtuV in der 4 GDBA (Hamburg); 3. Vorsitzender Oberingenieur A. Göpfert (Wiesbaden); Geschäftsführer: Willem Huller (Hamburg); Kassenwart: Helmut Großer (Wiesbaden); Als Vorstandsbeirat wurden gewählt: der Jurist Dr. Carl Hammann (Düsseldorf) als Rechtsbeistand; Dr. Gerhard Hensel (Berlin) als Vertreter der Bühnenmaschinerieindustrie; Technischer Direktor Walter Huneke (Frankfurt a. M.) als Vertreter der Technischen Vorstände; Oberingenieur Alfred Kolbe (Erlangen) als Vertreter der Elektroindustrie; Technischer Direktor a. D. Paul Kuhnert (München) als Vertreter der Schul- und Freienbühnen sowie Oberingenieur Werner Schott als vorgesehener Leiter des Seminars für Theatertechnik in Recklinghausen.

Da der Geschäftsführer W. Huller infolge Krankheit im Laufe des Jahres sein Amt niederlegen wird, wird festgestellt, dass der von der GDBA neu zu bestellende Sachbearbeiter der Berufsgruppe AtuV dann auch die Geschäftsführung der DThG übernimmt, wie es bei der Wiedergründung der Gesellschaft seinerzeit vereinsrechtlich festgelegt wurde. 

Zum Schluß berichtete der Vorsitzende über die im Jahre 1966 durchzuführende 35. Bühnentechnische Tagung, die in Bayreuth erfolgen soll. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag zu. Termin und Programm werden bei der nächsten Jahreshauptversammlung im Januar 1966 in Essen bekannt gegeben. Damit war gleichzeitig der Termin für die 15. Vortragsreihe Theatertechnik festgelegt. 

In Heft 2 der BTR und in der Bühnengenossenschaft, Zeitschrift der GDBA, erschien eine Anzeige des Kuratoriumsvorsitzenden Hanns Zimmermann unter dem Titel Seminar für Theatertechnik, in dem es u. a. hieß: 

Seit Jahren richtet die DThG ihre Bemühungen auf die Förderung des Nachwuchses an technischen Bühnenvorständen, auf deren Ausbildungsmöglichkeiten. Der von der DThG angestrebte Plan, ein “Seminar für Theatertechniker“ zu schaffen, steht nun vor der baldigen Verwirklichung. Die zuständigen staatlichen Stellen für Berufsfortbildung haben die Anerkennung und Unterstützung zugesagt. Der Deutsche Bühnenverein und die bühnentechnische Industrie haben durch finanzielle Unterstützung die Gründung gefördert.

Damit sind nun endlich die seit 1922 bestehenden Bestrebungen zur fachlichen Ausbildung der im Theaterbetrieb notwendigen Meister für Bühne und Beleuchtung zu einem gewissen Zielpunkt gelangt. Viele namhafte Theatertechniker ihrer Zeit haben immer wieder die Notwendigkeit einer solchen Fachausbildung betont. Nun waren mit dem Recklinghäuser Seminar die Grundvoraussetzungen geschaffen. 

Die im Januar in Essen durchgeführte Arbeitssitzung des FNTh behandelte drei wichtige Vorgänge, Zunächst die Konstituierung des gemeinsamen Arbeitsausschusses Beleuchtungsscheinwerfer FNTh mit dem FN Lichttechnik (FNL), dem FN Elektrotechnik (FNE) und dem FN Kinotechnik für Film und Fernsehen (FAKI) zur gemeinsamen Bearbeitung der Normen für Beleuchtungsscheinwerfer. 

Damit war der Anfang einer enger werdenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der sich entwickelnden Veranstaltungs – Beleuchtungstechnik gemacht. Weiter wurde eingehend über das im Entstehen begriffene Normenverzeichnis der Theatertechnik gesprochen. Nach seiner Fertigstellung soll es als Arbeitsheft den einzelnen Interessenten zur Verfügung stehen. 

Letztlich wurde die Erfassung der Studiotechniker der Fernsehanstalten zur Mitarbeit im FNTh diskutiert, um auftretende Zweigleisigkeit in der beide Gebiete berührenden Normungsarbeit zu vermeiden.
Die Verbandsarbeit wird nicht umhin kommen, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen. 

In Heft 3 der BTR gab es einen neuen Hinweis zum Seminar für Theatertechnik in Recklinghausen, der besagte, dass der Beginn des ersten Seminarkursus auf den Herbst 1966 verschoben werden müsse. Es sei nicht möglich gewesen, bis zum Herbst 1965 den Kursusteilnehmern einen ausreichenden Unterhaltsbeitrag zu vermitteln. Die dazu eingeleiteten Maßnahmen und die weiteren Bemühungen bei den dafür zuständigen Behörden und Verbänden sind dort an Bestimmungen gebunden, auf deren zeitliche Abfolge die DThG ohne Einfluss ist. Das von der Mitgliederversammlung bestimmte Kuratorium wurde durch folgende Herren ergänzt: Oberregierungsrat Dr. Becker, Düsseldorf, Generalintendant Dr. E. Schumacher, Essen und Berufsschuldirektor A. Luther, Wiesbaden. 

Im Juni fand in Hamburg die Amtsübernahme der Geschäftsführung von Willem Huller durch seinen Nachfolger, Herrn Hellmut Himstedt-Alexander im Beisein der beiden Vorsitzenden Unruh und Hahn statt. Herr H. Himstedt Alexander ist von der GDBA als neuer Sachbearbeiter der Berufsgruppe verpflichtet worden und damit auch satzungsgemäß Geschäftsführer der DThG. Er stammt aus einer alten Theaterfamilie und war viele Jahre lang an kleineren und größeren Bühnen, u. a. in Braunschweig, als Theatermaler, Bühnenbildner und Ausstattungsleiter tätig. Gleichzeitig fand auch die Kassenübernahme durch den neuen Kassenwart, dem Technischen Direktor am Staatstheater Wiesbaden, Herrn Helmut Großer, statt. 

Zwei wichtige internationale Ereignisse, welche zwar nicht den technischen Theatersektor betrafen, die aber für das Theater insgesamt von Bedeutung sind, sollen hier noch angefügt werden, weil auch die DThG mit ihren internationalen Beziehungen davon betroffen ist. 

Im Mai fand in Essen ein Kongress des Internationalen Theaterinstitutes (ITI) statt, an dem mehr als 250 Theaterfachleute, Regisseure, und Schauspieldirektoren aus der ganzen Welt teilnahmen. 

Im Juli wird der XI. Weltkongress des ITI erstmals in einem außereuropäischen Land durchgeführt. Er findet in Tel-Aviv (Israel) statt. Uber 150 Delegierte aus 34 Nationen waren für acht Tage nach Jerusalem, Tel-Aviv und Haifa gekommen, um über die anstehenden Fragen des Theaters zu debattieren. 

In Heft 6 der BTR erschien die Einladung zur 15. Vortragsreihe Theatertechnik im Januar 1966 im Haus der Technik in Essen. Gleichzeitig erfolgten die Einladungen zur Jahreshauptversammlung der DThG und zur Arbeitssitzung des FNTh, womit die Berichterstattung über das Verbandsgeschehen dieses Berichtsjahres abgeschlossen werden kann. 

In Heft 1 der BTR berichtet der Ausstatter Prof. Walter von Hoesslin, Wien, über Die neue Bühne der Wiener Volksoper.

Es wurde vor allen Dingen der Bühnenboden und das Versenkungssystem umgestaltet. Die sich durch Jahrzehnte hindurch bewährte Drehbühne wurde in eine “Kern“- und “Ringsscheibe“ unterteilt, wobei die Kernscheibe auf das Unterbühnenniveau – 7 m absenkbar – geschaffen wurde. Beide Scheiben sind in jedem beliebigen Rhythmus synchron und gegenseitig drehbar. – Außerdem die fahrbaren Portaltürme in feststehende umgewandelt, die Beleuchtungsbrücke entsprechend verbreitert und darüber hinaus, wurde Raum durch neue Magazine, Transportwege, Seitenbühnen, Transportaufzüge und dergleichen mehr geschaffen. 

Dass mit diesem Umbau auch eine komplette Erneuerung der gesamten Bühnenbeleuchtung nach neuestem Stand der Technik verbunden war, versteht sich von selbst. Die seit 1960 erfolgten Umbauarbeiten werden während der jeweiligen Spielferien bis ca. 1968 durchgeführt. 

Ein Experiment über ein Simultantheater in Essen wurde in Heft 2 der BTR vorgestellt. Der Zuschauerraum ist dabei quadratisch von vier Spielpodien umgeben, die alle zur gleichen Zeit bespielt werden. In der Mitte des Zuschauerraumes befinden sich die Bedienungspulte für Beleuchtung und Tontechnik.
Die Aufführungen der Bühnen der Stadt Essen mit solcher Simultan – Bühnenanordnung fanden im Dezember 1963 in einer dafür eingerichteten Messehalle des Grugageländes statt. Das Publikum befindet sich in diesem Theater im wörtlichen und übertragenem Sinne im Zentrum des Geschehens. 

Bedingt dadurch sitzen die Zuschauer auf runden Hockern, damit sie sich der jeweils aktiven Handlung zuwenden können. – Diese neu erprobte Bühnenform ist damit der erste praktizierte Schritt eines Theaters, um aus dem starren Rahmen des Achsialtheaters oder der sogenannten Studiobühnen herkömmlicher Theatergebäude, in völlig andere Räume (Messe-, Fabrikhallen oder alte Bahnhöfe) auszubrechen. Die Tendenz dieser künstlerischen Bestrebungen ist steigend. 

Im Zusammenhang mit dem Thema gibt es einen Bericht in Heft 2 der BTR unter dem Titel: Projekt für eine Studiobühne im Schauspielhaus Düsseldorf, in dem es u. a. heißt: 

Die bisherigen Studiotheateranlagen in Deutschland sind nur Kompromisse, weil sie den brandschutz- und verkehrstechnischen Anforderungen nicht genügen; die verlangte Schutztrennwand Eiserner Vorhang hat eine entsprechende Entwicklung gehemmt. – Neben der Podium-Mittel- und Vollbühne ist eine “4. Bühnenform“ anzustreben, auf der in zeitgemäßer Regie moderne und avantgardistische Dramen aufführbar sind. Solche Theater müssen als Proszeniumsbühne oder auch als Raum- oder Arenabühne nutzbar sein. Deshalb wurde für das neue Düsseldorfer Schauspielhaus eine solche “Experimentierbühne“ entwickelt. 

Zum gleichen Thema, gab es im gleichen Heft der BTR einen Aufsatz Spielstätten für das Schul- und Laienspiel in Schulfestsälen, Turn- und Mehrzweckhallen sowie Bürgergemeinschafts- und Kulturhäusern. Auch beim Schulspiel wird aufgrund der genannten Vielfalt ein stets wandelbares Bühnen-/ Zuschauersystem verlangt, welches entsprechend in der deutschen Theaterbauordnung verankert werden muss, um die notwendigen Sicherheitsbestimmungen ohne Behinderung des Spielbetriebes einbringen zu können. 

Das Heft 4 der BTR enthielt einen Bericht über die Theaterneubauten das Music Center in Los Angeles, Cal., des Nissay – Theaters in Tokyo, der Stadttheater in Trier und in Bonn. Die Gegenüberstellung dieser Berichte sind aufgrund der verschiedenen Ausgangssituationen in den Ländern, eine interessante Information für die Fachleser der BTR. 

Im Juni wurde das neue Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen eröffnet. Otto Burrmeister, der Leiter der Ruhrfestspiele, erinnerte daran, dass fast zwei Dezennien vergangen sind, seit im Jahre 1946 die Kohlensuchexpedition der Hamburgischen Bühnen nach Recklinghausen kam und die Freundschaft zwischen Theaterleuten und Bergleuten den Grundstein zu den Ruhrfestspielen legte. In dieser Zeit haben sich die Ruhrfestspiele langsam von einem Dankgastspiel für Kohlelieferungen außerhalb der normalen Zuteilungen, zu einem sozialen Kulturwerk hohen Ranges entwickelt. Dieses Haus der Ruhrfestspiele krönt nun diese Entwicklung. 

Der Leiter des szenographischen Institutes in Prag, Ing. Arch. Miroslav Kouril brachte zur Einleitung in Heft 6 der BTR einen ausführlichen Bericht über das in Prag praktizierte Lichttheater und die Laterna Magica.
Dieser Bericht wurde von Unruh deshalb in der BTR so ausführlich wieder gegeben, weil der Bühnenbildner Josef Svoboda in den letzten Jahren sehr viel solcher Lichtinszenierungen in den Theatern von Deutschland, Österreichs und der Schweiz durchgeführt hat, um dieser besonderen Inszenierungsart mehr Verständnis bei den Berufskollegen abzugewinnen und die Zusammenarbeit mit dem Kollegen Svoboda zu erleichtern. 

Damit kann dieser Abschnitt beendet werden, der aufgrund der dargestellten Ereignisse bestimmt wieder interessant sein dürfte. 

Personalien

Der Technische Direktor des Stadttheaters Hildesheim, Peter Krausen, verstarb im Mai im Alter von 67 Jahren.
Im Theater diente er von der Pieke auf und war vor dem Krieg als Technischer Leiter in Schwerin, Berlin, Kassel, und Halle tätig. Danach kam er über Gelsenkirchen und Hagen nach Wuppertal. Vor dem 2. Weltkrieg gehörte er der Deutschen Bühnentechnischen Gesellschaft (DBG) an (siehe Band 1). Nach Gründung der DThG wurde er deren Mitglied und arbeitete auch dort an der Berufsbildung des Nachwuchses mit. Er war Mitinitiator und Leiter der ersten beiden Kurse zur Heranbildung von Technischen Bühnenvorständen 1957 und 1960. 

Im Juni verstarb im 82. Lebensjahr der weit über Deutschland hinaus bekannte Technische Direktor (bis 1959) des Berliner Schloßparktheaters, Julius Richter. Seine Berufslaufbahn begann 1903. Ab 1913 war er technischer Bühnenvorstand und gehörte zu den Gründern der DThG – Vorläuferorganisationen unter Schick. Nach der Wiedergründung der DThG 1957/58 war er einer der Ersten, die den Vorstand maßgeblich unterstützten. 

Im Dezember verstarb in Köln der langjährige Betriebsdirektor der Vereinigten Stadttheater Köln, Albert Rosenberg, im Alter von 89 Jahren. Er war der dritte seiner Generation, der an den Kölner Bühnen die technische Leitung inne hatte. Die Rosenbergs waren zu ihrer Zeit die bedeutendsten Berater beim Bau neuer Theater, z. B. der Kölner Oper (1902), der Stadttheater Nürnberg (1905) und Freiburg i. Br. (1910). Albert Rosenberg d. J. war bei der Neugründung der Deutschen Bühnen- technischen Gesellschaft in den Jahren 1936/37 einer der führenden prominenten Fachleute seiner Zeit. 

Wie bereits erwähnt hat sich Wilhelm Richter von der Tätigkeit im Vorstand der DThG verabschiedet, wo er seit Wiedergründung der Gesellschaft neun Jahre lang als Kassenwart tätig war. 65 Jahre hat er insgesamt im Dienst der Theatertechnik gestanden. 

Im April beging der Oberingenieur Alfred Kolbe, Leiter der Abteilung Bühnenbeleuchtung im Stammhaus Erlangen der Siemens-Schuckert Werke AG., sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Er ist Mitarbeiter in zahlreichen Fachgremien, wie: VDE – Kommission 0 108, DIN – FAKI und FNTh, LiTG u. a. 

Im Juni feierte der Technische Direktor a. D. Paul Kuhnert seinen 65. Geburtstag. Nach einer in Schweidnitz (Schlesien) begonnenen Theaterlaufbahn war er von 1941 bis zur allgemeinen Theaterschließung 1944 am Nationatheater München und den damals von München aus bespielten Salzburger Festspielen als Technischer Direktor tätig. Nach dem Krieg gründete er ein eigenes Planungsbüro aus dem außer den Planungen für Frankfurt und dem gleichzeitig stattfindenden Wiederaufbau des Nationaltheaters München viele Bühneneinrichtungen hervorgingen. Als Mitglied der Vorläufergesellschaft der DThG, der Deutschen Bühnentechnischen Gesellschaft (DBG), und nach der Wiedergründung der DThG war er in ihren Fachausschüssen, sowie an der BTR ein eifriger Mitarbeiter. 

Eugen Vogel beging im Oktober seinen 85. Geburtstag. Schon 1906 kam er zur Bühnenbeleuchtung und gründete mit Artur Reiche 1931 die Firma Reiche & Vogel.

Im August feierte die Freie Volksbühne ihr 75-jähriges Jubiläum. Die Deutsche Volksbühnenbewegung ist von Berlin ausgegangen. Hier fanden sich 1890 an die 2000 Menschen, zumeist Arbeiter zusammen, um die Gründung eines Vereins zu erörtern, der die arbeitenden Schichten der Bevölkerung mit dem Theater verbinden sollte. Triumphale Erfolge wechselten mit Krisen und Rückschlägen, Bedrohungen durch Polizeimaßnahmen, Zensuredikten und politischen Streitigkeiten, die das Gesamtgefüge des Vereins oftmals ernstlich gefährdeten. Das hohe Ziel der größten Theaterbesucherorganisation konnte aber nicht gefährdet werden, Menschen aller Bevölkerungsschichten, vor allem aber die wirtschaftlich Schwachen in die künstlerische, lebenserfüllende Strahlungskraft des Theaters durch die Ermöglichung eines stetigen Besuches einzubeziehen. 

Theatergeschichte

In der Veranstaltungstechnik beginnt die Computerisierung immer mehr um sich zu greifen. Nicht allein die Beleuchtungsstellanlagen sind davon betroffen, sondern auch die Bühnenmaschinerie beginnt sich zunehmend dieser neuen Technologie zu bedienen, und erste Spezialfirmen für Computersteuerungen von Bühnenmaschinerien beginnen sich zu etablieren. 

Die Technisierung der Vorstellungsabläufe bringt den älteren Berufskollegen größere Schwierigkeiten bei der Tagesarbeit, weil sie aufgrund fehlender Vorbildung mit der neuen Technik noch nicht zurecht kommen. Ein Vorgang, der seitens der DThG durchaus erkannt wird und dem man versucht mit intensiver Vorarbeit am Seminar für Theatertechnik die Härte zu nehmen. Da neben gibt es in der BTR entsprechende Fachaufsätze, um eine Hebung des Bildungsniveaus der Veranstaltungstechniker zu erreichen. 

So gibt es einen ausführlichen Aufsatz in Heft 1 der BTR mit dem Titel: Bühnentechnik im Fernsehstudio?. Dort heißt es unter anderem: 

Bühnentechnische Mittel und Verfahren haben bisher in den Fernsehstudios nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Zwar haben Fernsehproduzenten, -regisseure, und -szenenbildner vom Theater und mehr noch vom Film gelernt und viele Praktiken davon in die Fernsehstudios übertragen. Auch wird für Unterhaltungssendungen nicht selten mit einer Bühne gearbeitet, oder es wird der Fernsehstudiobetrieb sogar in ein Theater verlegt. Wo besondere Verhältnisse das rechtfertigen, werden für solche Produktionen sogar eigene Einrichtungen geschaffen wie z. B. das Ronacher TV-Theater in Wien und der vernünftige Plan des Schweizer Fernsehens, ein Fernsehstudio mit einem regulären Bühnenhaus zu kombinieren. 

Der Autor wollte deutlich machen, wie eng mittlerweile die Zusammenarbeit des Fernsehens mit dem Theater geworden ist, was in der Zukunft wahrscheinlich noch mehr zunehmen wird.
Besonders die Meister beider Fachrichtungen werden deshalb nicht umhin kommen, ihren Horizont auf das Nachbargebiet Fernsehen zu erweitern, wechseln doch inzwischen viele jüngere Berufskollegen, nach Ablegung ihrer Prüfungen, vom Theater zu den Fernsehanstalten, um dort als Studiomeister oder Studiobeleuchtungsmeister zu arbeiten. 

Auch mit den Beschreibungen von technisch interessanten Inszenierungen wird von der Schriftleitung der BTR die Bestrebung nach Erhöhung des Wissensstandes der deutschen Theatertechniker unterstützt, und es muss nur bedauert werden, wie wenige der im Beruf stehenden Theater- und Beleuchtungsmeister sich dieses Mittels zur Verbesserung ihres Berufshorizontes durch ein persönliches Abonnement bedienen. 

Das zur Zeit wichtige Thema: Steuerelemente und Regeleinrichtungen, welches durch die rasant fortschreitende Entwicklung der sogenannten Mikrotechnik auch in der Theatertechnik immer akuter wird, wurde gleich in zwei Aufsätzen in Heft 3 der BTR behandelt. 

Einmal wurde der Vortrag auf der Essener Tagung über Neue Steuerelemente und Regeleinrichtungen für Bühnenmaschinerien mit Grafiken und Abbildungen abgedruckt. Außerdem gab es unter dem Titel: Fingerspitzengefühl beim Steuern der Bühnenmaschinerie einen interessanten Aufsatz über die praktischen Erfahrungen beim Bedienen der Bühnenmaschinerien im neuen Frankfurter Schauspielhaus. 

Zwei andere inzwischen auch in den Vordergrund getretene Themen behandelten im gleichen Heft die sogenannten Vielleiterkabel für die Bühnenbeleuchtung einerseits und Internationale Symbolzeichen für die Bedienung von Bühnengeräten. 

Im ersten Aufsatz ging es dabei um die jetzt bei Neuinstallationen von Bühnenbeleuchtungsan lagen verwendeten Vielleiterkabel, anstelle der bisher vorgeschriebenen Stahlpanzerrohr – Installationen und die Bemühungen der Hersteller dieselben in der VDE 0 108 zu verankern. 

Die Wiedergabe der internationalen technischen Symbolzeichen zur Bedienung der Anlagen erlangten durch die Entwicklung moderner Regel- und Steuerungsmethoden immer stärkere Bedeutung, so dass sich auch der FNTh zur Zeit mit der Aufstellung einer Norm für Bildzeichen oder Bedienungssymbole befasst, angelehnt an die bereits bestehenden internationalen Vorlagen. 

Beim Neubau des Frankfurter Schauspielhauses wurden bei Teilen der Obermaschinerie sogenannte Fernanzeiger eingebaut. Ein Bericht über das System von der Firma Hagenuk wurde in Heft 5 der BTR veröffentlicht. 

In Heft 6 erschien ein Aufsatz über einen Ferngesteuerten Kartengeber zur Siemens Programmwarte für Lochkartenspeicherung. 

Wegen der Ausweitung des deutschen Marktes übernahm Strand Electric die nach dem Tode ihres Inhabers zum Verkauf stehende Fa. Karl Hessenbruch in Gießen als Herstellungswerk für den deutschsprachigen Markt unter der Firmierung: Strand Electric Bühnenbeleuchtung GmbH unter der Direktion von Gerd Ohlmer. 

Für den österreichischen Markt wurde gleichzeitig als Vertrieb die Beleuchtungsfirma Ludwig Pani, Wien gewonnen. 


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