1966

Der Fachverband

Das Berichtsjahr beginnt in Heft 1 der BTR mit dem Bericht über die im Januar in Essen statt gefundene 15. Vortragsreihe Theatertechnik, sowie der Jahreshauptversammlung der DThG, an der 55 Mitglieder, darunter auch Vertreter des Deutschen Bühnenvereins (DBV) und einige Gäste, teilnahmen. Nach Bericht des Vorstandes und des Geschäftsführers gaben der Kassenwart und die Kassenprüfer Auskunft über die finanzielle Lage der Gesellschaft. 

Die Versammlung bestätigte einstimmig die Wahl des Geschäftsführers Helmuth Himstedt – Alexander. Gleichzeitig wurde die Aufnahme neuer Mitglieder in die DThG bekanntgegeben, aus deren nachstehender Aufzählung zu ersehen ist, dass sich die Werbung beim Fernsehen und im Ausland für die Arbeit der DThG auszahlt und auf fruchtbaren Boden fällt. Womit der Anspruch der Gesellschaft auf fachkompetente Mitsprache im gesamten Veranstaltungswesen unterstrichen wird. 

Neue Mitglieder: Rudolf Küfner, Ausstattungsleiter im Hessischen Rundfunk; Richard D. Thompson, Secr. des USITT; Hugo Laing, Technischer Leiter, Stadttheater Basel; Josef Liebl, Ausstattungsleiter im Bayerischen Rundfunk; Prof. Gerhard Graubner, Architekt + Akustiker; Dipl.- Ing. Rolf Prange, Architekt; Dipl.-lng. Benvenuto Bausch; Ing. Wolfgang Hennig, Firma AEG; André Stuyckens, Firma (ADB). 

Doch weiter im Versammlungsbericht:
Nach Prof. Walther Unruhs Antrag der Gründung einer GmbH als Rechtsträger, erfolgte der einstimmige Beschluss zur Gründung einer Gesellschaft: Seminar für Theatertechnik GmbH, Sitz Recklinghausen. Gegenstand der selben ist die Errichtung und Erhaltung des Seminars und die systematische Darstellung des Wissensstoffes zu Lehrzwecken. Gesellschafter sind: Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft e. V. und zunächst Herr Rechtsanwalt Dr. Hammann, der gegebenenfalls durch die GDBA und den DBV als weitere Gesellschafter abgelöst wird, falls deren Hauptvorstände dies so beschließen. Die GDBA und der DBV erhalten hierfür ein Optionsrecht. Geschäftsführer der Seminar GmbH werden: Werner Schott als Studienleiter sowie Adolf Zotzmann und Helmut Großer.
Der 1. Lehrgang beginnt am 1. September. Dazu berichtete u. a. Hanns Zimmermann auszugsweise, dass 1966 die neue Theaterbau- und Betriebsvorschrift verabschiedet wird, worin den Fernsehanstalten geprüfte Theater- und Beleuchtungsmeister bei Life – Sendungen aus Sälen und Ateliers vorgeschrieben werden.
Demzufolge wurde auf Veranlassung des Hessischen Rundfunks (HR) und der Wiesbadener Prüfstelle durch dessen Leiter, Regierungsbaudirektor Schwarzer, diese auf die Prüfungen von Studio- und Studio-Beleuchtungsmeistern erweitert und entsprechende Voraussetzungen für die Fernsehleute zunächst nur bei dieser Prüfstelle eingerichtet. Zum anderen wird der Lehrplan des Seminars kurz nach seiner Gründung für die Anforderungen beim Fernsehen erweitert, von den Fernsehanstalten, zumindest für die von ihnen entsandten Kandidaten, finanziell unterstützt. Aus dieser Sachlage ergab sich, dass alle Prüfungen am Ende der Lehrgänge im Seminar und wegen der nur beim hessischen Prüfungsausschuss existierenden Fernsehprüfungen, in Wiesbaden und später in Darmstadt durchgeführt werden. 

Weiterhin wurde die Abhaltung der Bühnentechnischen Tagung 1966 in Bayreuth beschlossen. Die Tagung wird vom 10. Bis 13. Juli stattfinden.
Die Herren Himstedt – Alexander, Technischer Direktor W. Thalheim (Hof) und H. J. Perrottet (Frankfurt a. M.) wurden als Ausschuss zur weiteren Vorbereitung der Tagung gewählt. 

Als weiteres Thema der Essener Versammlung wurde die Aufstellung von Berufsbildern für Bühnenhandwerker beschlossen. Der DBV ist wegen des überall spürbaren Mangels an technischem Personal in den Theatern besonders an einer Bearbeitung dieser Frage durch die DThG interessiert. 

Im Zusammenhang mit den vorstehenden Ausführungen wurde in Heft 1 der BTR der auf der 15. Vortragsreihe “Theatertechnik“ gehaltene Vortrag Die künftigen Vorschriften über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten veröffentlicht.
Die Gründe für neue Vorschriften für Versammlungsstätten, zu denen künftig unter anderem außer Theatern auch Filmtheater zählen, wurde bereits in der 2. Vortragsreihe Theatertechnik 1952 unter dem Titel: Die Modernisierung der Bauvorschriften für Theater ausführlich dargelegt.
Aufgrund von Beschlüssen der Musterbau-Ordnungskommission und der Fachkommission Bauaufsicht der Arbeitsgemeinschaft der für das Bau-, Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen Minister der Länder (ARGEBAU) wurde bereits im Jahre 1962 ein Arbeitskreis Versammlungsstätten gebildet, der auf der Grundlage der Entwürfe des Normblattes DIN 18 600 das Muster einer Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten aufstellen sollte. Damit wurde im Jahre 1963 begonnen. Aufgrund der eingegangenen Einwände und Anregungen hat der Arbeitskreis inzwischen einen neuen Entwurf des Musters aufgestellt, der nunmehr in der Fassung vom Dezember 1965 vorliegt. Die Vorschriften der Versammlungsstättenverordnung sollen gelten für den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten mit Bühnen oder Szenenflächen, Versammlungsstätten mit Filmvorführungen, Versammlungsstätten mit nicht überdachten Spielflächen, Versammlungsstätten mit Versammlungsräumen, die einzeln oder zusammen mehr als 200 Personen fassen. 

Damit war endlich die leidige Angelegenheit DIN 18600 erledigt und die Versammlungsstättenverordnung (VSTVO) geboren. Das hier nur von einer Musterverordnung die Rede ist, hängt mit dem förderalistischen Prinzip der Bundesrepublik Deutschland zusammen. 

Ein Aufsatz in Heft 1 der BTR Fremdarbeiter im bühnentechnischen Betrieb, ein Alltagsproblem regte das Interesse vieler Kollegen an, weil die meisten von der darin behandelten Situation der Gastarbeiter betroffen waren. Zu der Einleitung heißt es u. a.: 

Fremdartig wirkende Menschen verschiedener Hautfarben und Sprachen bilden den Stamm der Bühnenhandwerker. Auch hier hat sich, mangels genügender und geeigneter Bewerber unter unseren Landsleuten, für diesen Berufszweig der “Gastarbeiter“ durchgesetzt. Italiener, Spanier, Portugiesen, Griechen, Türken, Marokkaner, Algerier, Korsen und viele andere bilden heute neben unseren Landsleuten die Mannschaft an vielen deutschen Theatern. – Dazu treten Volontäre aus jungen afrikanischen Staaten und Ländern der Vereinigten Staaten von Amerika, den Niederlanden und anderen, die sich hier bei uns Bühnenpraxiserfahrungen erarbeiten wollen, um später in ihren Heimatländern als führende Bühnentechniker einen eigenen Berufsstand aufzubauen und sattelfest zu sein. Es war erstaunlich, was bei diesen Ländern an finanziellen Mitteln für “Stipendiaten“ aufgewendet wurde, damit sie im deutschsprachigen Raum ihr theatertechnisches Handwerk von Grund auf erlernen können und somit einen verläßlichen Stamm von Ausbildern in ihren Heimatländern darstellen. Es ist übrigens eine Aktion, die auch von Seiten der DThG vor allem theoretisch unterstützt wird. Dass sich das im Endeffekt gelohnt hat, beweist die Tatsache, dass sowohl im deutschsprachigen Raum als auch im Ausland mehrere dieser so ausgebildeten und mit den deutschen Meisterprüfungszeugnissen versehene Theatertechniker heute zu maßgeblichen Führungskräften der Veranstaltungsbranche gehören und Mitglieder der DThG sind. 

Über die im Januar in Essen durchgeführte Arbeitssitzung des FNTh berichtete dessen Vorsitzender in Heft 2 der BTR, wobei gleichzeitig auch die Ereignisse einer späteren Gemeinschaftssitzung mit dem FA in München mit behandelt wurden. 

Der Arbeitsausschuss Scheinwerfer war besonders aktiv und hat die Norm der Beleuchtungsscheinwerfer gut voranbringen können. Die Zusammenarbeit mit dem FAKI soll in Zukunft über die Verbindungsleute beim Fernsehen mit den Theatertechnikern verstärkt werden. 

Bei der sehr eingehenden Diskussion über Bild- und Symbolzeichen für Bühnen- sowie Studiobeleuchtung wurde durch die inzwischen auf internationaler Basis vom CIE und der ISO bearbeitenden Grundlagen deren Erfahrungen aufgegriffen und eingearbeitet. Für die bestehende Norm DIN 56920 Theatertechnik, Benennungen, wird eine Neubearbeitung vorbereitet. Im Zusammenhang mit der Bayreuther BTT wird eine weitere Sitzung des FNTh stattfinden. Da erfahrungsgemäß bei diesen Sitzungen mehr Anteilnahme der Öffentlichkeit besteht, sollen dort vor allen Dingen die beschlussreifen Vorlagen zur Aussprache gestellt werden. – Soweit dieses Thema. 

Bereits auf der Titelseite des Heftes 3 der BTR, welches als Tagungsheft auf 64 Seiten erweitert worden ist, wird durch die Zahl 100 mit einem stilisierten Lorbeerzweig darauf aufmerksam gemacht, dass das als Sonderheft zur 35. Bühnentechnischen Tagung erscheinende Heft ‚ die 100. Nummer seit der Wiederaufnahme im Dezember 1949, unter der Schriftleitung von Prof. Dipl.-Ing. Walther Unruh ist. 

Mit Freude und Befriedigung wird festgestellt, dass die BTR als Organ der Fachverbände und als Informationsblatt, nicht nur von Bühneningenieuren, Architekten und Ausstattungsleitern des Theaters und Fernsehens, sondern auch von der Fachindustrie, von Behörden, Regisseuren und Theaterinteressenten im In- und Ausland regelmäßig bezogen und mit Interesse gelesen wird. Dieses Sonderheft ist zugleich das erste BTR – Heft, welches außer den üblichen schwarz / weiß Abbildungen Farbbilder in den Werbeanzeigen verwendet und damit teilweise im Vierfarbendruck erscheint. 

Die Einleitung dieses Heftes enthielt den genauen Veranstaltungsplan der BTT und Begrüßungsworten des Präsidenten der GDBA, Kammersänger Wolfgang Windgassen, sowie des Vorsitzenden der DThG, Prof. Walther Unruh. Darin wurde den Herren Wieland und Wolfgang Wagner gedankt, dass sie mit dem Besuch einer Rheingolg-Probe einen Einblick in die Praxis ihres so berühmten Theaters gaben.

Ein weiterer interessanter Beitrag des Sonderheftes war unter der Überschrift: Bühnentechnik 1906 – 1966, eine Chronik der Bühnentechnischen Tagungen, eine stichwortartige Zusammenstellung aller BTTs in diesem Zeitraum mit deren wichtigsten Ereignissen. 

Alle Tagungsveranstaltungen fanden in den Räumen der Bayreuther Stadthalle statt. – Der erste Tag gehört wieder den Spartentagungen der Berufsgruppe AtuV der GDBA.
Die BTT der DThG besuchten, lt. Sitzungsbericht in Heft 4 der BTR, 300 Tagungsteilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen des Veranstaltungsgeschehens. Presse, Rundfunk und Fernsehen berichteten ausführlich, so dass endlich auch eine größere Aufmerksamkeit der allgemeinen Öffentlichkeit zu den Problemen erfolgte, was sich in der Folge positiv auswirkte. Die Anwesenheit vieler Behördenvertreter aus Bayern und der übrigen Bundesrepublik trug mit dazu bei, dass das Verständnis für die Belange der Veranstaltungstechnik innerhalb dieser Institutionen wuchs. 

Den üblichen Begrüßungsformalitäten schlossen sich drei Fachreferate an: Betriebswirtschaft im Theater, Auswirkung des Gästebetriebes auf den technischen Theateretat sowie Der spielfreie Tag.
Am Nachmittag gab es Kurzberichte über Neuerungen auf dem Gebiete der Bühnenbeleuchtung, über Punktzüge, über Die neue Lichtstellanlage in Amsterdam, über Drahtseil- und Drahtverbindungen und Befestigungen im Bühnenbetrieb, über Entwicklungs-Tendenzen bei Lichtquellen für Bühnen- und Studiotechnik und über Betrachtungen zur Weiterentwicklung von Lichtstellhebeln. 

Am Dienstag, den 12. 07. vormittags erfolgte der 1. Teil der Generalprobe von Rheingold. Am Nachmittag führten Wolfgang Wagner und Willy Heinrich von der Fa. Reiche & Vogel mit Beleuchtungsvorführungen durch die technischen Anlagen des Festspielhauses, woran sich gegen Abend der 2.Teil der Rheingold – Generalprobe anschloss. 

Am letzten Tag wurde über Szenenflächen in Theatern, Studio und Mehrzweckhallen im Sinne der Musterbauverordnung für Versammlungsstätten gesprochen ‚ während gleichzeitig in der Bayreuther Handelskammer eine Sitzung der Prüfstellen stattfand. 

Gegen Mittag erfolgte dann die Mitgliederversammlung der DThG. 

Am Schluss der Tagung in Bayreuth wurde auf die 16. Vortragsreihe in Essen im Januar 1967 und die nächste 36. BTT 1968 in Recklinghausen hingewiesen. Alle Referats- und Vortragsbeiträge wurden sowohl in Heft 4/1966 als auch den folgenden Heften der BTR dieses Jahrganges abgedruckt und können dort nachgelesen werden, da sie auch heute noch von Bedeutung für das Berufsgeschehen sind. 

Im Heft 6 der BTR erfolgte unter dem Titel: Das Seminar für Theatertechnik wurde eröffnet! ein ausführlicher Bericht: 7 Bühnenhandwerker und 5 Beleuchter besuchen den ersten Lehrgang von 1O-monatiger Dauer, um sich das zur Ablegung der staatlich vorgeschriebenen Prüfung notwendige Wissen zu erarbeiten. Als Ehrengäste der offiziellen Eröffnung waren Vertreter der Regierung, der Verwaltung, der Parteien und der Verbände erschienen. In der Eröffnungsrede des Vertreters des DBV und Generalintendanten der Essener Bühnen, Dr. E. Schumacher führte dieser aus, wie verwunderlich es doch sei, dass in einem Land mit einer breitgestreuten und intensiven Theaterarbeit, mit einem Repertoire, das die ganze Horizontale der Theaterkulturen vieler Länder und die Vertikale aller Epochen umfaßt, das alljährlich einige hundertmillionen als Subventionen für seine Bühnen ausgibt, das zudem im letzten Jahrzehnt mehr technisch hervorragend ausgerüstete Theaterhäuser errichtete als jede andere Epoche, erst jetzt eine Ausbildungsstätte seiner führenden theatertechnischen Kräfte schafft. 

Ein anderes Ereignis, welches es aufgrund seiner Internationalität westdeutschen Theatertechnikern ermöglichte mit ihren DDR – Kollegen in engeren Gedankenaustausch zu kommen, war die Interscena 66 in Prag im Juni. Das 1. Internationale Szenographische Symposium stand unter der Schirmherrschaft des tschechischen Ministeriums für Schulwesen und Kultur. In Heft 4 der BTR berichtete der Technische Direktor des Staatstheaters Wiesbaden, Helmut Großer. 

Es war eine anspruchsvolle Arbeitstagung, die schon vom Kreis der eingeladenen Referenten und von der Themenstellung umfassend war. Die Teilnehmerliste führt zweihundert Namen und annähernd dreißig Referenten auf. Außer dem gastgebenden Land waren Gäste aus Belgien, Bulgarien, Kanada, Kuba, der deutschen Bundesrepublik, der DDR, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Jugoslawien, der Mongolei, Österreich, Polen, Rumänien, der Schweiz, der UdSSR, Ungarn und den Vereinigten Staaten vertreten. – Unter den Vorträgen ist der Beitrag des Kollegen Kurt Werner Knoll aus der DDR hervorzuheben. Er sprach über “Die Bedeutung der Qualifikation technischer Mitarbeiter für die szenische Funktion der Ausstattung“, ein Thema der Nachwuchsausbildung, welches bei der DThG gerade mit der Gründung des Seminars in Recklinghausen als besonders aktuell angesehen werden konnte.

Interessierten wird der entsprechende Aufsatz im o. g. BTR-Heft empfohlen. 

Personalien

Wie üblich folgen die personellen Ereignisse dieses Berichtsjahres.
Im Januar verstarb im Alter von 69 Jahren der international bekannte Bühnenbildner Franz Mertz an den Folgen eines Unfalls.
Mertz ging 1955 zunächst an die Städtischen Bühnen Köln, nahm maßgebenden Einfluss auf die Einrichtung der Ruhrfestspiele Recklinghausen und war seit einigen Jahren als Bühnenbildner an den Städtischen Bühnen in Frankfurt a. M. tätig. 

Der Regisseur, zuletzt Intendant, der Freien Volksbühne in Westberlin, Erwin Piscator, verstarb im März im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer Operation. Er hat seine theatergeschichtliche Bedeutung für uns besonders durch die Anwendung neuer technischer Mittel in der Inszenierung und im Bühnenbild und hat damit die Bühnentechnik um neue Elemente und Effekte bereichert. Die Bühnentechniker verlieren in Erwin Piscator einen Freund und wertvollen schöpferischen Kollegen. Seine Verdienste sind in den Sammlungen des Deutschen Theatermuseums München noch heute erkennbar. 

Im Oktober verstarb im Alter von nur 49 Jahren Wieland Wagner, der Enkel Richard Wagners. Die von ihm aufgestellten Inszenierungsbedingungen revolutionierten sowohl das gesamte technische Equipment der Bühne als auch die Handhabung der bisherigen Bühnenbeleuchtungsabläufe derartig, dass man getrost von einer bühnentechnischen Revolution sprechen kann, die unter anderem maßgeblich zur forcierten Entwicklung der modernen Bühnenbeleuchtung führte. Die moderne Veranstaltungstechnik hat aus der Arbeit Wieland Wagners viele Impulse empfangen, so dass es sich auch heute noch lohnt, sich mit seinem Werk auseinanderzusetzen um seinen Einfluss auf die moderne technisch – künstlerische Entwicklung zu verstehen. 

Im November verstarb im 83. Lebensjahr Ferdinand Jaschke, der ein Lebensalter der Staatsoper Wien diente. Erst mit 72 Jahren verabschiedete er sich von der Stätte seines Wirkens als Technischer Direktor, hochgeehrt für seine dabei erworbenen Verdienste. Die Republik Osterreich hat ihm durch die Auszeichnung mit hohen Orden und die Verleihungen der Titel “Regierungsrat“ und “Hofrat“ gewürdigt. 

Prof. Ludwig Sievert verstarb im Dezember im Alter von 79 Jahren. Er wurde durch sein revolutionäres künstlerisches Wirken an den Opernhäusern von Frankfurt, Berlin, Wien und München zum Begründer des modernen abstrakten Bühnenbildes. 

Im Alter von 74 Jahren verstarb der englische Theaterregisseur und Bühnenbildner Gordon Graig, der an der Entwicklung des modernen Theaters bedeutenden Anteil hatte. Bereits in den Jahren 1890 – 1903 brachte er Opern und Schauspiele in symbolisch strengem Stil heraus, der eine Abkehr vom Realismus bewirkte und die Entwicklung zur modernen europäischen Bühnenkunst beeinflusste. 

Der Chef des Ausstattungswesens der Deutschen Oper in Berlin, Architekt und Bühnenbildner Wilhelm Reinking, vollendete sein 70. Lebensjahr. Ausgangspunkte und Ergebnisse zugleich für einen szenischen Architekten, der ursprünglich Baumeister werden wollte, sich die Kenntnisse dafür als Student an der Technischen Hochschule Karlsruhe gewissenhaft aneignete und 

dann seine Erkenntnisse in den beweglicheren “Spielraum“ der Bühne übersetzte. In den zwanziger Jahren gehörte Reinking zu den Revolutionären, die erst einmal die Szene “abräumten“, um ganz neu anfangen zu können. 

Karl Hahn, Oberbetriebsinspektor der Hamburgischen Staatsoper i.R. wurde im November 70 Jahre alt. Karl Hahn ist Vorsitzender der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung (AtuV) in der GDBA und damit stellvertretender Vorsitzender bei der DThG. 

Max Ailinger, langjähriger Betriebsdirektor an der Hamburgischen Staatsoper und später Technischer Leiter am Thaliatheater in Hamburg, feiert im November seinen 80. Geburtstag. 

Friedrich Hansing, Technischer Direktor der Württembergischen Staatstheater i. R. und bis 1937 langjähriger Schriftleiter der Bühnentechnischen Rundschau, vollendet im Dezember sein 80. Lebensjahr. Seine Verdienste können ausführlich an anderer Stelle nachgelesen werden. 

Theatergeschichte

Mit diesen Betrachtungen soll der Fachverband dieses Berichtsjahres abgeschlossen und den Theaterneu- und -umbauten des gleichen Zeitraums entsprechender Platz eingeräumt werden. In Heft 1 der BTR, berichtete Erwin M. Feher über: Das Vivian – Beaumont -Theater im Lincoln Center of Performing Arts, New York“. Mit der Inbetriebnahme dieses dritten Theaters im Lincoln Center Komplex, wurde die Herbstspielzeit des Theaters eröffnet. Der Autor setzte sich ausführlich mit diesem neuen Theaterstil Amerikas im Gegensatz zu den Massenware produzierenden Broadway – Theatern auseinander. 

Ein zweiter großer Bericht im gleichen Heft galt der Wiedereröffnung der Großen Oper in Warschau, die bereits im November 1965 stattgefunden In Heft 2 der BTR wurde unter der Überschrift Der Neubau des Stadttheaters Dortmund auf über 20 Seiten dieser im März eröffnete Neubau vorgestellt. 

In einem Artikel in Heft 3 über: Das Bayreuther Festspielhaus, wurde anhand der Grundrisse von 1876, 1925, 1931 und 1963 – 1966 mit entsprechenden Abbildungen, der technische Wandel des Hauses dargestellt. 

Im gleichen Heft gab es unter dem Titel: Neubau des Stadttheaters und des Festsaales in Ingolstadt eine genaue Beschreibung dieses Neubaus mit allen Einzelheiten. 

Besonders für die westdeutschen Kollegen interessant war der in Heft 6 der BTR veröffentlichte Artikel von Klaus Werer, dem Leiter des Büros für Technologie kultureller Anlagen in der DDR, über Die Erweiterung der Komischen Oper in Berlin“ mit technischen Angaben zum Umbau. 

Ebenfalls in Heft 6 wurde über die Fertigstellung des ersten Bauabschnittes des neuen Wuppertaler Schauspielhauses mit 750 Plätzen berichtet. Der voll betriebsfertige Ausbau soll im kommenden Jahr erfolgen. 

Auch der Theatertechnik-Bereich profitierte von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung, was einem besonders beim Durchblättern der Firmenanzeigen in der BTR auffällt. In jeder Ausgabe erscheinen neue Firmen und neue Systeme sowohl in der Bühnenmaschinerie als auch in der Bühnen- und Studiobeleuchtung. Das erstreckt sich von Deutschland über Österreich, die Schweiz, den USA bis nach Japan. Aber auch die Benelux Staaten, Finnland, die Tschechoslowakei und Polen sowie andere Ostblockstaaten machen von sich reden. 

Die immer kompakter und dadurch wesentlich kleiner werdenden Lichtstell- und Tonanlagen, führen zu transportablen Anlagen mit enormen Leistungsgrößen bei geringer werdenden Transportgewichten. 

In Heft 2+3 der BTR wird über lichttechnische Bewertung und Eigenschaften von Glühlampen (Lichtwurflampen) berichtet. 

In Heft 3 gibt es unter der Überschrift Kunststoffverarbeitung im Dekorationsbau einen ausführlichen Aufsatz über die Nutzanwendung der verschiedenen Kunststoffmaterialien wie sie heutzutage in fast allen Betrieben im Einsatz sind. Zu diesem Thema trug auch ein Werbeblatt über großflächige Plastikfolien in fast nahtlos geschweißter Form der Ausführungen Opera, Revue und Studio bei.
Ebenfalls in diesem Heft veröffentlicht Prof. Dipl.-Ing. Paul Tolnay aus Budapest unter dem Titel: Der Werdegang der Bühnenhydraulik einen äußerst interessanten Artikel über diese Bühnenmaschinerie. Die erste Anlage einer hydraulischen Bühnenmaschinerie wurde in den Jahren 1882 – 1884 in den Neubau des Budapester Opernhauses durch die Asphaleia-Gesellschaft eingebaut. 


BTR Ausgaben 1966

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