1969

Der Fachverband

Im Januar fand im Haus der Technik anlässlich der 18. Vortragsreihe Theatertechnik die Mitgliederhauptversammlung der DThG statt. Anwesend waren 77 Teilnehmer. Nach einem allgemeinen Bericht des Vorsitzenden über die Arbeiten der DThG, berichtete der Geschäftsführer u. a. über die Arbeiten zur Herausgabe von Berufsbildern. In der folgenden Aussprache wurde über das Seminar in Recklinghausen, die Zusammenarbeit mit dem Institut für Theaterbau an der TU Berlin, über die neue internationale Organisation der Bühnenbildner und Theatertechniker (OISTT) und über die Bühnentechnische Tagung 1970 gesprochen. 1969 gab es keine BTT, da diese nur noch im Rhythmus von zwei Jahren veranstaltet wird. Über den Tagungsort 1970 konnte noch keine Einigung erzielt werden. Zur Debatte stehen die Orte: Berlin, Düsseldorf und Ulm.
Das Seminar ist – trotz sichtbarer Ausbildungserfolge – noch immer in finanziellen Schwierigkeiten, da es an einer Unterstützung durch die Kulturträger der Länder fehlt. Das Berliner Institut betreffend wird eine stärkere Betonung der Theatertechnik gegenüber dem Theaterbau angeregt. Für die internationale Arbeit wäre eine stärkere Beteiligung von Bühnenbildnern an der Arbeit der DThG erwünscht. 

Die Versammlungsstättenverordnung wird nun endlich im April verabschiedet. Die Kommission bleibe aber bestehen, um eventuell Ergänzungen oder Änderungen durch Nachträge in die Verordnung aufnehmen zu können. 

Der FNTh hielt ebenfalls in Essen seine Arbeitssitzung ab. In Heft 1 der BTR gab es einen ausführlichen Bericht des Vorsitzenden, der über die Herbsttagung des FAKI im November 1968 in München berichtete.
Besonders die Arbeiten der FAKI – Ausschüsse Beleuchtungsgeräte und Zubehör, sowie Lichtquellen für Filmaufnahme und Wiedergabe waren für die Theater von Wichtigkeit. Außerdem fanden Sitzungen des Ausschusses Beleuchtungsscheinwerfer und des FNA Feinmechanik und Optik statt, auf denen die gemeinsam mit diesen Ausschüssen bearbeiteten Normen des Theaterfachgebietes behandelt werden. Im Allgemeinen sind es besonders die Fragen der Beleuchtung, die ausgelöst durch das Farbfernsehen auch in Zukunft den Bereich des Theaters sehr wesentlich beeinflussen werden. 

Interessant war eine Anfrage der Firma ADB, Brüssel, nach einer Normerfassung der Lichtstrom – Regelkennlinie bei Lichtregelanlagen für Fernsehen und Theater, wobei zu beachten ist, dass das Fernsehen die lichtstrom lineare und das Theater die spannungslineare Regelkennlinie in ihren Anlagen verwenden. 

Für das 1965 erschienene Normenverzeichnis der Theatertechnik ist eine Neuauflage erforderlich. Aus wirtschaftlichen Gründen wird es eine Zusammenfassung mit dem vom FAKI herausgegebenen Führer durch die Photo- und Filmtechnische Normung geben. Dieser Führer wird um die Normen der Theatertechnik erweitert und unter dem neuem Titel Führer durch die photo, film-, fernseh- und theatertechnische Normung 1969 neu herausgegeben werden.
Diese Berichte flossen als Tagungsordnungspunkte in die Arbeitssitzung des FNTh ein. Außerdem wurden drei Neubearbeitungen zur DIN 15 560 Scheinwerfer für Film, Fernsehen, Bühne und Photographie zur Bearbeitung als Entwurf vorgelegt, und zwar die Blätter: Nr. 34: Scheinwerferplatte für Bühnenleuchten – Anschlussmaße; Nr. 35: Schablone für Bühnenleuchten (auf Beleuchtungsplänen) und Nr. 42: Befestigungsvorrichtungen für Bühnenleuchten. 

Diese Aufzählung der einzelnen Arbeitsthemen war notwendig, um zu beweisen, wie wichtig das Zusammengehen der Theatertechnik mit Film und Fernsehen geworden ist.
Das wurde von dem gemeinsamen Geschäftsführer der Normenausschüsse FAKI Photonorm und FNTh, Herrn Dipl.-Ing. Wolfgang Grau erkannt und durch sein zusammenführendes Vorgehen in der veranstaltungstechnischen Normenarbeit unterstützt, zumal die Arbeiten der beiden FAKI und Photonorm international in der ISO (Internationale Standardisation Organisation) fest verankert sind. Damit finden die Deutschen Theatertechnischen Normen international Eingang, was uns bei Gastspielen zugute kommt. 

In Heft 2 der BTR veröffentlichte die OISTT ihr Bulletin 2 mit dem Bericht über die im Februar stattgefundene 1. Sitzung des Executivkomitees.
Die Sitzung fand in Gegenwart des Generalsekretärs des ITI, Herrn Jean Darcante und unter Leitung des OISTT – Präsidenten Professor DipI.-Ing. Walther Unruh, statt. Das tschechoslowakische Zentrums des ITI stellte den anwesenden Generalsekretär der OISTT, Herrn Dr. Ota Ornest, vor. 

Als Mitglieder der OISTT haben sich bisher folgende nationale Sektionen angemeldet: Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik, Großbritannien, Frankreich, Israel, Kanada, Marokko, Rumänien, Tschechoslowakei, Ungarn, USA. 

Im Rahmen der Tagesordnung gab es die Diskussion über die Charta, über die Erweiterung der Mitgliederbasis und die Höhe der Mitgliederbeiträge, das Arbeitsprogramm des Sekretariats und die Vorbereitung des 1. Kongresses der OISTT. 

Der Termin wurde für den Juni angesetzt. Für das Programm wurden vorgesehen: Administrative Fragen – Hauptreferat und Coreferate über drei Typen von Theatergebäuden, a) großes Repertoire – Theater, b) mittelgroßes Theatergebäude, c) Experimentaltheater; – Diskussion über eine geeignete Wahl des Repertoires, der Inszenierungen und der Bühnenbilder für diese drei Theatertypen. 

Damit war die Konstitution der OISTT erfolgt und die Arbeit konnte beginnen. 

In Heft 3 der BTR wurde mitgeteilt, dass die Prüfstelle für technische Bühnenvorstände, die bisher in Wiesbaden arbeitete, nunmehr ihren Sitz in Darmstadt hat. 

Ebenfalls in Heft 3 der BTR wurde nochmals über die Neuerungen im Patentverfahren berichtet und die Einzelheiten der neuen Patentordnung erläutert. 

Das Heft 4 der BTR brachte dann den ausführlichen Bericht vom 1. Kongress der OISTT und vom 13. ITI – Kongress ebenfalls im Juni in Budapest.
In den Einleitungsworten dazu wies Unruh darauf hin, dass besonders den deutschen Bühnenbildnern empfohlen sei, sich mehr als bisher für die praktischen und theoretischen Fragen ihres Berufes zu interessieren. Es zeigt sich, dass die Zusammenarbeit zwischen Szenographen und Bühnentechnikern in den anderen, der OISTT angeschlossenen Länder viel lebendiger und anregender ist, als in der DThG. 

Sehr wichtig war im gleichen Heft der Aufsatz zur neuen Verordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten, der VStättVO. In einem dem BTR-Heft beigelegtem Faltblatt wird auf das im Januar 1970 erscheinende Fachbuch von Walther Unruh: THEATERTECHNIK, hingewiesen. 

Das Buch wird für die Techniker des Bühnenbetriebes ebenso unentbehrlich sein wie für Regisseure und Bühnenbildner, aber auch für Architekten und Behörden, soweit sie mit dem Bau und Betrieb von Theatern zu tun haben. Es geht Ende des Jahres in Druck und wird, wie erwähnt im Januar 1970 erscheinen. 

Die Entscheidung über die nächste BTT ist gefallen. Sie wird im Juli 1970 in Ulm stattfinden. 

Über die Arbeit des Sekretariats der OISTT in Prag gab es eine kurze Notiz in Heft 6 der BTR, in der mitgeteilt wird, dass das tschechoslowakische Zentrum der OISTT ständige Arbeitsplätze für ausländische Assistenten der Chefbühnenbildner beim Nationaltheater in Prag und beim Slowakischen Nationaltheater in Bratislava eingerichtet hat. Für diese Plätze werden junge Bühnenbildner und Theatertechniker aus dem Ausland für die Dauer von einem bis zwei Monaten engagiert und werden aktiv an den Arbeiten beider Theater teilnehmen. Es wäre jedoch erforderlich, dass im gleichen Arbeitsgebiet an bedeutenden Theatern Theatertechniker und Bühnenbildner eines anderen Landes unter den gleichen Bedingungen Plätze für tschechoslowakische Theatertechniker und Bühnenbildner zur Verfügung gestellt werden. 

Aus den dem Chronisten zur Verfügung stehenden Unterlagen ist es nicht ersichtlich, ob es mit der Bundesrepublik überhaupt zu so einem Austausch von Fachkräften gekommen ist, wogegen die DDR entsprechende Austauschmöglichkeiten mit ihren maßgeblichen Bühnen eröffnet hat. 

Personalien

Der Technische Direktor des Düsseldorfer Schauspielhauses, Willi Ehle feierte im Juni seinen 65. Geburtstag. Als eifriger Mitarbeiter in den verschiedensten Gremien der DThG hat er sein Wissen zum Gelingen vieler Unternehmungen der Gesellschaft eingebracht, zumal er bereits vor dem Krieg in Berlin Mitglied der Vorläufervereinigungen der DThG war. 

40-jähriges Dienstjubiläum hatte der Werkstättenleiter der Staatsoper Hamburg Walter Eigbrecht. 

Karl Reiß, Technischer Direktor an den Städtischen Bühnen Essen, feierte im März seinen 60. Geburtstag und gleichzeitig sein 40-jähriges Bühnenjubiläum 

Leo Skodik Technischer Direktor am Berliner Schiller- und Schloßparktheater feierte im Februar seinen 65. Geburtstag. Er gehört zum Verband des Schillertheaters seit nunmehr fast 35 Jahren. 

Kurt Söhnlein, ehemaliger Chefbühnenbildner und Werkstättenleiter am Landestheater in Hannover feierte im März seinen 75. Geburtstag; er war seit 1925 in Hannover tätig. 

Eduard R. Suhr, Bühnen- und Kostümbildner, Ausstattungsleiter, Spiel- und Bühnenleiter beging im September seinen 70. Geburtstag in Sao Paulo (Brasilien). 

Zum Abschluss dieser Personalien des Berichtsjahres steht der 70. Geburtstag des langjährigen Technischen Direktors der Münchener Kammerspiele, Hanns Zimmermann, im September. Von der ersten Stunde nach dem Zusammenbruch an war er am Aufbau des Zusammenschlusses der künstlerischen Berufe in der GDBA in Bayern aktiv beteiligt. Er war 50 Jahre Bühnentechniker, zeitweilig Vorsitzender der Berufsgruppe AtuV, führendes Mitglied der Tarifkommission und als Mitglied der DThG mit ein Wegbereiter des Seminars für Theatertechnik in Recklinghausen. 

Theatergeschichte

Das Heft 1 der BTR wird eingeleitet mit einem ausführlichen Artikel über den Architekt und Theateringenieur des Barock, Nicola Sabbattini und dessen 1638 erschienenes Buch mit dem Titel: Pratica di Fabricar Scene, e Machine ne ‘Teatri di Nicola Sabbattini da Pesaro – zu deutsch: Anleitung zur Her stellung der Szene (Dekoration) und Maschinen in Theatern von Nicola Sabbattini aus Pesaro. 

Der Aufsatz über dieses Buch ist von Wichtigkeit, weil es eines der ganz seltenen Beschreibungen der barocken Theatertechnik darstellt und manche dieser Deus ex Machina – Effekte der damaligen Zeit erklärt. 

Im gleichen Heft der BTR erschien der Vortrag Arbeitsorganisation im Theater, den Helmut Großer im Januar anlässlich der 18. Vortragsreihe Theatertechnik gehalten hatte. 

Ebenfalls im gleichen Heft gab es Berichte über eine genaue Beschreibung des Stadttheaters in St. Gallen, den Neubau der Westfälischen Kammerspiele in Paderborn, sowie über das Freilichttheater im Burghof der Feste Karlstein. Besonderer Wert wurde auf die 1968 dort eingebaute veränderliche Zuschauertribüne gelegt. Im Zusammenhang damit wurde auch die drehbare Zuschauertribüne im Parktheater zu Böhmisch Krumau (ČSSR) dargestellt. 

Entwicklung, Arten und szenentechnische Anwendung von Drehbühnen war das Thema eines Vortrages bei der 18. Vortragsreihe Theatertechnik. Coreferate dazu gab es über: Konstruktion und Antriebe von Drehbühnen, Proben- und Vorstellungsbetrieb mit Hilfe einer Großdrehbühne und eine Fernanzeigevorrichtung für die Drehscheibe. 

Das Heft 3 der BTR wurde eingeleitet mit einem Bericht über den Wettbewerb für den Neubau eines Opernhauses in Göteborg und in Heft 4 mit dem Bericht über Das Projekt für ein neues Nationaltheater in Budapest. 

Im gleichen Heft erschien ein Aufsatz unter dem Titel Bau und Betrieb von Stadthallen, der sich unter anderem auf den Neubau der Kongress- und Stadthalle Böblingen bezieht. 

Der Bericht über ein Experimentiertheater in USA, der bei dem OISTT – Kongress in Prag gehalten wurde, ist in Heft 5 der BTR veröffentlicht. 

In Heft 6 nahm der Architekt, Prof. Gerhard Graubner Stellung zu Tendenzen im heutigen Theaterbau, in dem er seiner Besorgnis Ausdruck gab, dass der Theaterbau oft höher bewertet wird, als seine funktionalen Qualitäten, seine betriebliche Zweckmäßigkeit und seine wirtschaftliche Nutzung. 

Er sprach damit ein Thema an, dass vielen Theatertechnikern und Sachverständigen für Theatertechnik unter den Nägeln brennt. Bei vielen geplanten und auch ausgeführten Theater- und Hallenbauten in den vergangenen Jahren wurden die Baumittel auf Wunsch der örtlichen Bauherren in aufwendige architektonische Spielereien gesteckt, die dann für die nach heutigen Wirtschaftserfordernissen notwendigen technischen Einbauten nicht ausreichten.


BTR Ausgaben 1969

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