1971

Der Fachverband

Das Berichtsjahr 1971 begann mit zwei Mitteilungen, die bei allen Nichteingeweihten für eine große Überraschung sorgten. Was keiner für möglich oder überhaupt für wahrscheinlich gehalten hatte, war die Tatsache, dass Unruh begann sich aus den vielfältigen Verpflichtungen, die ihm im Laufe der Berufsjahre zugewachsen waren und die, bedingt durch sein inzwischen erreichtes Lebensalter, langsam zu einer belastenden Bürde für ihn wurden, zurückzuziehen. So wurde zunächst das erste Heft dieses Jahrgangs der BTR auf der Titelseite mit folgender Mitteilung eingeleitet, die unter anderem lautete: 

Seit dem Wiedererscheinen der BTR nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1949 habe ich als Herausgeber nunmehr 127 Hefte der Fachzeitschrift auch als Schriftleiter betreut und bin nun der Meinung, dass die Schriftleitung in die Hände eines jüngeren Kollegen überwechseln soll. Nach eingehenden Überlegungen habe ich dafür den jetzigen Technischen Direktor der Städtischen Bühnen Köln, Herrn Helmut Großer ausgewählt. Er wird ab Heft 1/1971 die Schriftleitung der BTR übernehmen. Dabei soll das Programm der Fachzeitschrift unverändert erhalten bleiben. Als Herausgeber werde ich dem neuen Schriftleiter auch weiterhin beratend zur Seite stehen. Ich danke allen Mitarbeitern, die in den letzten beiden Jahrzehnten durch ihre Beiträge, Zuschriften und auch die Anzeigen geholfen haben, die BTR zu einem international angesehenen Fachblatt zu machen herzlich und bitte, ihre Beteiligung an der Gestaltung und Fortentwicklung der BTR auch meinem Nachfolger zu erhalten.“ – Im Januar 1971 gez. Walther Unruh. 

Helmut Großer leitete sein Amt als neuer Schriftleiter mit dem Aufsatz: Die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit für die Theatertechnik ein, in dem er ausführlich über das inzwischen von seinem Vorgänger Unruh und ihm selbst Erreichte berichten konnte, zumal er die meisten bisher erfolgten Sitzungen der OISTT und anderer internationaler Veranstaltungen durch persönliche Teilnahme miterlebt hat. 

Zu einem anderen wichtigen Thema, dass die Facharbeit der DThG und aller Kollegen in der Technik nachhaltigst umkrempelte erschien im gleichen ersten Heft der BTR dieses Jahrgangs unter der Überschrift: Das Gesetz über Einheiten im Messwesen eine der wichtigsten Mitteilungen seit Einführung internationaler Bezeichnungen und fachtechnischer Begriffe weltweit. Dort heißt es unter anderem: 

Im Jahre 1969 wurde das Gesetz über Einheiten im Messwesen verkündet, dass die Basiseinheiten des Internationalen Einheitensystems (SI) und die atomphysikalischen Einheiten für Stoffmenge, Masse und Energie zur Grundlage hat. Die im Gesetz angekündigte Ausführungsverordnung wurde am 26. Juni 1970 veröffentlicht, worin die gesetzlichen Einheiten festgesetzt, sowie die Übergangsvorschriften für die Umstellung im amtlichen und geschäftlichen Verkehr bekannt gegeben sind. Der DNA hat zu diesem Thema folgende Schrift herausgegeben: Die gesetzlichen Einheiten in der Technik, die Umstellung der Technik auf die gesetzlichen Einheiten, Kommentar für die Praxis des Ingenieurs zum Gesetz über Einheiten im Meßwesen. 

In Heft 2 der BTR erfolgte die zweite Überraschung. Am 4. Februar 1971 fand anlässlich der 20. Vortragsreihe Theatertechnik im Haus der Technik in Essen die Jahreshauptversammlung der DThG statt, an der 53 Mitglieder teilnahmen. Mit einer Ehrung des unter tragischen Umständen verstorbenen Mitgliedes Prof. Graubner würdigte der Vorsitzende die Verdienste dieses bedeutenden Architekten auf dem Gebiete des Theaterbaus. 

Der der Versammlung von Prof. Unruh vorgestellte Generalbevollmächtigte der Bundesrepublik für die 2. Prager Quadriennale, Rudi Seitz, berichtete an schließend über die Bemühungen, eine Teilnahme der Bundesrepublik an der Prager Ausstellung zu ermöglichen. Er erläuterte die Schwierigkeiten bei der Beschaffung der finanziellen Mittel. Er schilderte den vorgesehenen Ausstellungsplan und die verschiedenen Realisierungsmöglichkeiten. Die Ausführungen wurden von Prof. Unruh durch die Konkretisierung der weiteren Bemühungen ergänzt, die es ermöglichen sollen, dass der Bundesrepublik die Peinlichkeit einer erneuten Absage erspart bleibt. 

Der Bericht des Geschäftsführers der Gesellschaft befasste sich im Wesentlichen mit den umfangreichen Arbeiten für die letztjährige Tagung und mit einer Feststellung über die Mitgliederbewegung im vergangenen Jahr. Die DThG hat nun einen Mitgliederbestand von 131 Mitgliedern, darunter 26 Kooperativmitgliedern, 6 Aufnahmeanträge lagen vor. 

Unter sechs Antragstellern war Siegfried Stäblein, Leiter des Ausstattungsbetriebes beim Bayerischen Rundfunk in München, der damit die Mitgliederzahl der Fernsehleute verstärkte. 

Nach Entlastung des Vorstandes berichteten Helmut Großer über die bisherige und zukünftige Arbeit der OISTT, Jochen Perrottet über letzte Ergebnisse der Ausschussarbeit des FNTh und über eine Sitzung der gemeindlichen Unfallversicherungsträger in München im Oktober vergangenen Jahres. Ergänzend zu diesen Ausführungen teilte Otto Brüdgam mit, dass die VDE 0108 im März 1971 endgültig verabschiedet würde. Schließlich gab Werner Schott einen Kurzbericht über die Seminararbeit. Von 60 bisherigen Seminarteilnehmern haben 55 das Ziel der Erlangung einer Meisterprüfung als Theater- oder Beleuchtungsmeister erreicht. Der jetzige Lehrgang hat 15 Teilnehmer. Für das nächste Seminar liegen 18 Anmeldungen vor. Die finanziellen Mittel sind gesichert, nicht zuletzt durch Erhöhung der Zuschüsse von Seiten des DBV auf 20 000,–DM, des Landes Nordrhein – Westfalen auf 35 000,–DM sowie der Stadt Recklinghausen auf 10 000,–DM. Von der Industrie erwartete Spenden sind leider nicht in der geschätzten Höhe eingegangen. – Weiterhin sollen künftig im Seminar auch sogenannte Studiomeister, vorerst nur für das Hessischen Fernsehen, ausgebildet werden. 

Mit dem letzten Satz erfuhr die Öffentlichkeit, dass nun auch im Studiobetrieb der Fernsehanstalten entsprechend geprüfte Meister aufgrund der neu überarbeiteten Unfall- und Betriebsvorschriften erforderlich werden. Für das Seminar bedeutete das, dass damit die finanzielle Grundlage breiter wurde, da nun die entsendenden Fernsehanstalten sich auch an der Mitfinanzierung beteiligen werden. 

Doch weiter im Bericht:
Es erfolgte die Wahl des neuen Vorstandes. Nachdem Prof. Unruh nicht mehr als 1. Vorsitzender kandidieren möchte, schlug die Versammlung Walter Huneke oder Adolf Zotzmann als Nachfolger vor. Zotzmann verzichtete auf Grund seiner umfangreichen beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten auf eine Aufstellung zur Wahl und plädierte seinerseits für seinen Gegenkandidaten. Walter Huneke wurde daraufhin einstimmig zum neuen 1. Vorsitzenden der DThG gewählt. Zum Geschäftsführer wurde wieder Hellmut Himstedt-Alexander und zum Kassenwart weiterhin Helmut Großer gewählt. Der neu gewählte Vorsitzende gab einen kurzen Abriss über die zukünftigen Aufgaben, welche ihn erwarten werden. 

Im Rahmen der Dankesworte von Hans Stahn an Prof. Unruh (siehe nachfolgend), wurde ein Antrag Paul Kuhnerts, folgenden Inhaltes verlesen: 

Die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft möge beschließen, den scheidenden 1. Vorsitzenden der DThG, Herrn Prof. Dipl.-Ing. Walther Unruh, als Gründer der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft und in Würdigung seiner großen Leistungen und Verdienste, mit sofortiger Wirkung zum Ehrenvorsitzenden der DThG zu ernennen. 

Seinem überragenden Fachwissen und seinen weltweiten Verbindungen, vor allem aber seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz sind die großen Erfolge und die Hebung des Ansehens der deutschen Theatertechnik im Allgemeinen und der DThG im Besonderen zu danken. Mit dem Ausscheiden von Prof. Unruh fand eine Ära ihren Abschluss, die wesentlicher Bestandteil dieser chronistischen Arbeit ist. Unser aller Dank an ihn kann nicht besser ausgedrückt werden, als in den Worten von Hans Stahn, Vorsitzender der Berufsgruppe AtuV in der GDBA, der sich anlässlich der Mitgliederversammlung der DThG in Essen zum Sprecher aller Angehörigen der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, für alleTheatertechniker in der Bundesrepublik, für die GDBA und den Deutschen Bühnenverein machte:

Lieber Professor, Sie sind über fünfzig Jahre mit dem Theater und insbesondere mit seiner Technik verbunden. Über fünfzehn Jahres haben Sie als Technischer Direktor in Karlsruhe, Mannheim, und an der Hamburgischen Staatsoper gewirkt, bis Sie 1947 als beratender Ingenieur, Sachverständiger und Planer für viele Theaterbauten in der ganzen Welt bis heute tätig wurden.
Mit Ihrem Namen und Ihrem Schaffen haben Sie nicht nur in der Bundesrepublik, sondern in Europa, ja, in der ganzen Welt unseren Berufsstand vertreten und zu einem Qualitätsbegriff werden lassen. Dieser Qualitätsbegriff deutscher Theatertechnik, wie Sie ihn geprägt, vorgelebt und bewiesen haben, hat Früchte getragen. Es ist zum großen Teil Ihr Verdienst, dass wir heute in unseren Theaterberufen nur noch Fachleute mit eigener Meinung, eigenem Gewissen und starkem Selbstbewusstsein kennen. Diesen Weg vom Theaterhandwerker zum Theatertechniker haben Sie vor rund vierzig Jahren aufgezeichnet, er ist noch richtungsweisend und wird es auch für die Zukunft bleiben. Nichts von dem, was Sie geschaffen und eingeleitet haben, wird stagnieren. Unser Ehrgeiz wird es sein, nicht nur Bestand zu halten, sondern ihn weiter auszubauen. 

Diese Laudatio drückte nicht nur den Dank aller Freunde und Mitarbeiter Unruhs aus, sondern beinhaltete auch die aufrechte Anerkennung einer solchen Lebensleistung. 

Die Arbeitssitzung des FNTh anlässlich der 20. Vortragsreihe Theatertechnik fand wieder gemeinsam mit dem Arbeitsausschuss des FAKI statt. Wichtigstes Thema war die Neubearbeitung der DIN 56901 Bühnengerüste und DIN 15920 Bauteile für Dekorations- und Bühnenbauten in Film- und Fernsehstudios. Die Neubearbeitung beider Normen ergab ihre Zusammenlegung unter der neuen Bezeichnung DIN 15920 Bühnen- und Studioaufbauten. 

Ein ebenfalls wichtiges Thema waren die Vorlagen über eine Norm für Halogen- Glühlampen im Bühnenbereich (Typennorm), die sich aus der Umstellung auf die einseitig gesockelten Lampen mit Hartglaskolben ergibt. Ein weiterer Diskussionspunkt war die durch die Auflagen der neuen VDE 071 0-6 erforderlich werdende Neubearbeitung einer Norm über ein Typenschild für Scheinwerfer. 

Besonders wichtig in dieser Arbeitssitzung war der folgende Hinweis: 

Im Verlauf der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass die Normarbeit im Bereich der Theatertechnik in Zukunft wesentlich stärkere Bedeutung für die Betriebe erlangen wird, da durch das Gesetz über technische Arbeitsmittel dem Deutschen Normenausschuss(DNA) die Auflage erteilt wurde, sogenannte Sicherheitstechnische Festlegungen zu erarbeiten, die in Verbindung mit den neuen Unfallversicherungsbestimmungen für die theatertechnischen Betriebe damit bindende Auflagen ergeben. 

Über eine Arbeitstagung der OISTT in Berlin gibt es Folgendes zu berichten: “Im Februar fanden in Ostberlin, DDR, Sitzungen des Exekutivausschusses und der Programmkommission der OISTT, sowie Referate und Diskussionen über Nachwuchsfragen statt. Die Sitzung der Ausschüsse am ersten Tag befasste sich neben den Vorbereitungen für die 2. Prager Quadrienale weitgehendst mit den Aufgaben, die in Heft 1 der BTR unter dem Thema der Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für die Theatertechnik geschildert wurden. Begrüßt wurden die Anwesenden durch die Vertreterin des Ministeriums für Kultur der DDR, Christa Friedrich, und durch den Hausherrn, Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Felsenstein. 

Zunächst wurde das Programm des OISTT – Kongresses im Juni in Prag bekanntgegeben. Im weiteren Verlauf der Tagung wurden die Berichte der Arbeitsausschüsse der OISTT verlesen und diskutiert. Als neues Arbeitsthema wurde ein Vorschlag von Denis Bablet über ein internationales Dokumentationszentrum in Prag erörtert, das Konzept eines Vertrages zwischen der OISTT und dem Direktor des Szenographischen Institutes in Prag gutgeheißen und dem Generalsekretär zur weiteren Veranlassung übergeben. 

Die Bildung einer weiteren Fachkommission für Nachwuchsfragen wurde vorgeschlagen und allgemein für gut befunden. Die Länder sollen dazu selbst die entsprechenden Experten benennen. Dem Thema der Nachwuchspflege gehörte der weitere, größere Teil der Arbeitssitzung. 

Es muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass ein wesentlicher Anteil dieser Nachwuchsfragenarbeit der OISTT von den Fachkollegen der DDR in Zusammenarbeit mit dem Institut für Technologie Kultureller Anlagen erarbeitet wurde. 

Abschließend der erfreulich ergiebigen Berliner Tagung wurden einige Lehrfilme des Institutes über neue Arbeitsmethoden vorgeführt, es ergab sich noch die Gelegenheit einer Kurzbesichtigung der Zentralwerkstätten und des Neubaus der Komischen Oper. 

Werner Schott äußerte sich in Heft 2 der BTR unter dem Titel: Nachwuchs sorgen überall zu den bei der Berliner Tagung behandelten Themen. Er schrieb unter anderem:

Das Exekutivkomitee und die Programmkommission der OISTT haben sich in dankenswerter Weise mit dem Thema: Ausbildung und Weiterbildung von Bühnentechnikern und Szenographen befasst. Die Berichte der Delegierten zahlreicher europäischer Länder zeigten, dass die hiermit zusammenhängenden Fragen in allen Theaterländern sehr ernsthaft diskutiert werden, dass aber auch schon beachtliche Erfolge zu verzeichnen sind. 

Erstmalig wurde eine Übersicht über Ausbildungsmöglichkeiten und -methoden gegeben. Als Grundlage für eine engere Zusammenarbeit auf internationaler Ebene soll ein bei der nächsten Sitzung in Prag zu bildender Expertenausschuss die bisherigen Ergebnisse auswerten und entsprechende Empfehlungen ausarbeiten. 

Die Aspekte, die eine systematische Aus- und Weiterbildung notwendig er scheinen lassen, und die Zielsetzungen hierfür sind in den einzelnen Ländern annähernd die gleichen. Die Voraussetzungen zur Durchführung entsprechen der Maßnahmen sind allerdings unterschiedlich. 

Werner Schott beschrieb erstmalig die in der DDR geleistete Ausbildungsarbeit im theatertechnischen Bereich ausführlich und brach damit ein Tabu. Er bewies damit, dass es den Ostkollegen bei allen bestehenden Schwierigkeiten gelungen war, ein solides Fundament für die Ausbildung theatertechnischer Berufe zu erlangen. Eines der Hauptthemen, dass sich wie ein roter Faden durch die weitere Facharbeit der DThG über die Folgejahre hinzieht. 

In Heft 2 der BTR gab es unter Überschrift: Vertiefte internationale Zusammenarbeit im Patentwesen, einen Bericht über neue internationale Patentregelungen.
Im Zusammenhang damit stand eine Notiz in Heft 3 der BTR unter der Uberschrift: Japan übernimmt neues deutsches Patentverfahren. 

Ein ebenfalls in Heft 3 erfolgter Aufsatz vom Vorsitzenden des FNTh Unfallverhütungsvorschrift (UVV) Bühnen- und Studiotechnik ist wegen ihrer Bedeutung für die Betriebe hier erwähnenswert: Dort heißt es unter anderem: 

In einer Folgesitzung zu den im Oktober 1970 in München begonnenen Arbeiten zur neuen UVV Bühnen- und Studiotechnik wurden Überlegungen angestellt, ob man diese über den Bereich der Theaterbühnen hinweg auch auf die Studiobetriebe des Films und des Fernsehens erweitern sollte oder ob man besser für diesen Bereich eine eigene Unfallverhütungsvorschrift schafft. Man einigte sich darauf, eine gemeinsame UVV für Theaterbühnen und für Studiobetriebe des Films und Fernsehens zu schaffen, die aber außerdem für beide Bereiche gültigen allgemeinen Teil, besondere Vorschriften für die sich wesentlich vom Theaterbetrieb unterscheidenden Studiobereiche enthält. 

Der Titel lautet: UVV Bühnen- und Studiotechnik.
Man muss an dieser Stelle einmal all den ehrenamtlichen Kollegen in den verschiedenen Arbeitskreisen der DThG, des FNTh, FAKI, OISTT und sonstigen Gemeinschaftsunternehmungen den Dank für die dort geleistete Arbeit aussprechen, die leider von den meisten Berufskollegen viel zu wenig beachtet, wenn nicht sogar abwertend belächelt wird. 

In Heft 4 der BTR berichtete Helmut Großer über den Kongress der OISTT anläßlich der 2. Prager Quadrienale im Juni 1971. Der Kongress beschäftigte sich vornehmlich mit einer kritischen Betrachtung der Arbeit der letzten zwei Jahre, mit der Neuwahl des Präsidiums sowie der Programmsetzung für die kommenden zwei Jahre und mit dem Hauptthema des Kongresses, den Mehrzweckbauten. 230 Teilnehmer aus 26 Ländern waren anwesend. 

Der organisatorische Teil des Kongresses endete mit der Neuwahl des Präsidiums. Neuer Präsident wurde Dr. Joel Rubin, USA; die Vizepräsidenten sind: Dipl.-Ing. Ferenc Vajda, Ungarn und Liviu Ciulei, Rumänien. Damit besteht das Präsidium sowohl aus einem Beleuchtungsfachmann, als auch aus einem Techniker und einem Szenographen und Regisseur.
Dem scheidenden Präsidenten der OISTT, Prof. Walther Unruh, galt der besondere Dank des Executivkommitees und des gesamten Kongresses.

In Heft 5 der BTR erschien ein Bericht über die im August durchgeführten ersten Studiomeisterprüfungen in der Bundesrepublik Deutschland. 20 Kandidaten, meist langjährige Mitarbeiter der Rundfunk- und Fernsehanstalten, stellten sich den Prüfern, nachdem sie einen sechswöchigen Vorbereitungslehrgang absolviert hatten. Diese erste Studiomeisterprüfung in der Bundesrepublik war eine Art Test, dessen Auswirkung und weitere Entwicklung aufmerksam verfolgt werden sollte. 

Im Anschluss daran wurde über die im Juni in Frankfurt abgehaltenen Prüfungen berichtet. Von insgesamt 27 Kandidaten bestanden 13 Bewerber die Theatermeisterprüfung und 9 die Beleuchtungsmeisterprüfung. Bemerkenswert war, dass sich unter den Kandidaten Fachleute aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Italien und Südafrika befanden. 

Heft 6 der BTR enthielt die Einladung zur 21. Vortragsreihe Theatertechnik im Februar 1972, mit einer FNTh Arbeitssitzung und der Jahreshauptversammlung der DThG.
An Vorträgen sind vorgesehen: Kongresszentren – Anforderungen und Planungsbeispiele; Versammlungsstätten – szenentechnische und maschinentechnische Besonderheiten; Studiotheater und Raumspiel und Podium Ulm – Erfahrungen aus zwei Jahren Betriebszeit des Experimentiertheaters. 

Außerdem erfolgte im letzten Heft der BTR eine Vorabeinladung zur 38. Bühnentechnischen Tagung im Juli 1972 im Schauspielhaus Düsseldorf. 

Personalien

Der Ausstattungschef, Bühnen- und Kostümbildner, Spielleiter und Bühnenleiter, Eduard R. Suhr, ist im Februar im Alter von 71 Jahren in Sao Paulo (Brasilien) gestorben. Er wirkte lange Jahre in Hamburg, zuletzt am Deutschen Schauspielhaus. 

Im März verstarb in Hamburg der langjährige Theaterspezialingenieur der Siemens AG., Oberingenieur Wilhelm Richter, im Alter von fast 90 Jahren. Er war seit der Gründung der DThG neun Jahre lang deren Vorstandsmitglied und Kassenwart. Auch nach seiner Pensionierung war er noch immer als Mitarbeiter für den Neubau oder Umbau elektrischer Anlagen tätig. 

Im August verstarb Max Ailinger im Alter von 84 Jahren. Er war langjähriger technischer Vorstand und technischer Leiter am Nationaltheater Mannheim, an der Hamburgischen Staatsoper und zuletzt am Thalia Theater in Hamburg. 

Im Januar wurde Erich Raddatz 75 Jahre alt. 1924 bereits begann seine Theatertätigkeit in der “Scala“ und im “Wintergarten“. Von 1946 bis 1953 war er Betriebsinspektor und Stellvertreter des Technischen Leiters an der Städtischen Oper Berlin und übernahm danach die technische Bauleitung bei der Durchführung der Theaterneubauten in Kassel, Solingen, Ingolstadt und Ulm. 

Der Bühnenbildner Rochus Gliese feierte seinen 80. Geburtstag. Er hat als Künstler mit seinen phantasievollen und originellen Bühnenbildern mit geholfen die hohen Leistungen der deutschen Theatergeschichte zu schaffen. Zusammen mit Jürgen Fehling und Gustav Gründgens erarbeitete er Aufführungen, die als Beispiele glücklicher Talentvereinigung unvergessen bleiben. Er entwarf in den zwanziger Jahren auch Filmdekorationen und war von 1947 bis 1948 Intendant des Theaters in Potsdam. 

Im Juni wurde Adolf Zotzmann im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen durch den Kultusminister des Landes Nordrhein – Westfalen das Bundesverdienst kreuz Erster Klasse überreicht. Diese Auszeichnung ist ihm wegen seiner Verdienste um die Ruhrfestspiele verliehen worden, zu deren Mitbegründern er gehörte. 

Im November feierte der langjährige Leiter der Bühnentechnik an der Hamburgischen Staatsoper, und ehemalige Vorsitzende der Berufsgruppe AtuV in der GDBA, Karl Hahn, seinen 75. Geburtstag. Im Jahre 1927 wurde ihm das Amt eines Maschinenmeisters für den gesamten maschinellen Betrieb des Hamburger Stadttheaters übertragen. Ab 1934 arbeitete er als Betriebsinspektor aller technischen Abteilungen am selben Haus. Von 1945 bis 1949 war er dann maßgeblich am Aufbau des Provisoriums auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper beteiligt. 1962 trat er in den Ruhestand. 

Im Oktober wurde der Bühnenbildner und Ausstattungsleiter Wilhelm Reinking 75 Jahre alt. – Aus diesem Anlass wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen Oper Berlin ernannt.
Über Würzburg und Darmstadt kam er 1931 an die Berliner Krolloper. 1932 verpflichtete er sich fest der damaligen Städtische Oper Berlin. Nach 1931 wurde er auch beim Film tätig. Von 1940 bis Kriegsende war er Ausstattungschef der Wiener Staatsoper. 1954 holte ihn Carl Ebert wieder an die Berliner Städtische Oper, der er seitdem verbunden blieb. 

Im Dezember vollendete in Stuttgart der Bühnentechniker und Theater – Maschineriedirektor, Friedrich Hansing, sein 85. Lebensjahr. Er ist ein Stück Theatergeschichte und ein Pionier auf dem Gebiete der Theatertechnik und der Bühnenmaschinerie. Als Mitbegründer der DThG – Vorläufer vor dem zweiten Weltkrieg, als Fachbuchautor mit Unruh und als jahrelanger Schriftleiter der Bühnentechnischen Rundschau gebührt ihm der Dank aller DThG – Mitglieder. 

Theatergeschichte

Als erstes wurde in Heft 1 der BTR Der Umbau der Felsenreitschule in Salzburg geschildert und eine detaillierte Darstellung über die dort erfolgten Umbaumaßnahmen gegeben. Dieser Umbau war notwendig geworden, nach dem die Baubehörden die Schließung der Anlage ab September 1968 verfügt hatten. 

Im gleichen Heft wird unter der Überschrift: Das neue Opernhaus in Istanbul ging in Flammen auf! von der im November 1970 erfolgten Brandkatastrophe berichtet. 

Unter dem Titel: Es tut sich was am Kurfürstendamm in Heft 2 der BTR konnte man lesen, dass das 1921 von Oscar Kaufmann erbaute Theater total um gebaut wird. Im September soll sich der Vorhang wieder heben. Fast fertig ist bereits der Anbau hinter dem Theater mit Magazin, Fundus, Garderoben und Büros.
Auch der Anbau hinter der Komödie, dem zweiten Haus, mit Werkstätten geht bereits der Vollendung entgegen. 1972 ist dann die Renovierung und Erweiterung der Komödie vorgesehen. Dieses Unterhaltungszentrum Kurfürstendamm-Karree mit dessen Fertigstellung 1974 zu rechnen ist, wird durch die Einbeziehung der beiden führenden Boulevard-Theater zu einer Attraktion am Kurfürstendamm werden. 

Interessant war auch ein Bericht aus Bremen über Theater im Raum.
Um im Spielplan des Theaters auch für Stücke moderner Autoren und Theaterformen Spielmöglichkeiten zu schaffen, suchte man eine dafür geeignete Spielstätte. Bei dem ehemaligen Lichtspieltheater Concordia handelt es sich um einen Raum von etwa 25 m x 10 m und einer Höhe von 6,85 m ohne bühnentechnische Einrichtung. Dieser Raum wurde unter großen Schwierigkeiten und mit sparsamsten Mitteln zu einer entsprechenden Experimentierspielstätte hergerichtet. 

Ebenfalls in diesem Heft erschien eine ausführliche Beschreibung des Nico Malan – Kulturzentrum Kapstadt. Der Bericht wurde in Heft 4 der BTR fortgesetzt. 

Dieses Heft 4 wurde eingeleitet durch die Berichte über den Neubau des Niederländischen Kongressgebäudes in Den Haag mit allen technischen Einzelheiten. 

Im gleichen Heft berichtete der Geschäftsführer der DThG über: Die Bühnenbildausstellung Prager Quadrienale 1971. 

Der Architekt des Stadttheaters Ulm, Fritz Schäfer, führte im Herbst 1969 eine Erhebung über die Maße von Theatergestühl durch, die er dem Institut für Theaterbau zur Auswertung überließ. Dieses Material wurde von Dipl.-lng. Eckart Ruff vom Institut und einem Artikel Physiologische Aspekte für die Gestaltung von Theatergestühl in Heft 5 der BTR wiedergegeben. Im Zusammenhang damit stand auch ein Artikel in Heft 6 über Vergleiche zwischen Mittelbühnen und Vollbühnen mit genauen statistischen Angaben und Zeichnungen. 

Im gleichen Heft erschien, NORICAMA in Multi – Vision einer für das Dürer – Jahr der Stadt Nürnberg eingerichteten dynamischen Schau unter der künstlerischen Leitung von Prof. Josef Svoboda. NORICAMA stellt eine Weiterentwicklung des von Svoboda erfundenen Poly – Ecran – Systems dar und ist in künstlerischer Hinsicht ein Teil der populären Multi – Media – Kunst. Die ungewöhnlichen optischen Effekte verpuffen nicht als Sensationskitzel, sondern sind Ausdruck einer neuen Form von Kommunikation, die Poesie und Information vereint. In diesem Aufsatz wird erstmalig der Begriff Multi Media allgemein verständlich erläutert. 

Als Letztes dieses Abschnitts und den zu vermeldenden Neuigkeiten des Theaters soll eine Notiz aus Heft 6 der BTR stehen, die letztendlich die vorliegende Arbeit überhaupt erst ermöglicht hat. Unter der Überschrift Zeitschriften über Theatertechnik in aller Welt hat die US – Sektion der OISTT eine Liste von fünfzehn regelmäßig in der gesamten Welt erscheinenden Zeitschriften über Theatertechnik veröffentlicht. Die BTR bringt eine Abschrift dieser Aufstellung. Alle Zeitschriften waren mit ihren Titelblättern und den wesentlichsten Bezugsbedingungen abgebildet. 

ABTT Newsletter in englisch, England; 

Acta Scaenographica in tschechisch, ČSSR; 

Bühnentechnische Rundschau in deutsch, BRD; 

Interscena, mehr sprachig, ČSSR; 

JITT-Journal of the Japanese Institute for Theatre Technology, Japan; 

KP & Hang Technika, ungarisch, Ungarn; 

Scena, deutsch, DDR; 

Scenografie, tschechisch, ČSSR; 

Stsenicheskaia Tekhnika i Technologijia, russisch, UdSSR; 

Tabs, englisch, England; 

Theater Technik, deutsch, DDR; 

Theatre Crafts, amerikanisch, USA; 

Theatre, Design and Technology, amenkanisch, USA; 

Théâtre Eclairage, französisch, Frankreich; 

Tijdschrift Voor Theater Techniek, holländisch, Niederlande. 


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