1972

Der Fachverband

Das Berichtsjahr begann sowohl in Heft 1, als auch in Heft 2 der BTR mit Großanzeigen und Einladungen zur 38. Bühnentechnischen Tagung im Juli im Düsseldorfer Schauspielhaus. 

Im Februar fand im Haus der Technik in Essen die 21. Vortragsreihe Theatertechnik statt. In Verbindung damit gab es am Vormittag die Jahreshauptversammlung der DThG und am Nachmittag des Vortages die Arbeitssitzung des FNTh. 

Anwesend zur Jahreshauptversammlung waren 83 Mitglieder der DThG, der GDBA und des DBV. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden, Technischen Direktor Walter Huneke, dem Geschäfts- und Kassenbericht durch Himstedt-Alexander und Technischen Direktor Großer, erfolgte die Erläuterung der einzelnen Programmpunkte der BTT in Düsseldorf. 

Im Rahmen der einzelnen Arbeitsausschüsse berichtete Techn. Dir. Otto Brüdgam über die neue VDE 01 08/2.72, welche die bisherige VDE 0108/5.67 ablöst und am 1. Februar in Kraft getreten ist. Techn. Insp. Perrottet berichtete über die Sitzung des FNTh und die Sitzung der Fachgruppe Bühnen der BAGUV (UVV). Der neu erschienene Entwurf der DIN 15 920, Blätter 1 bis 2 Bühnen- und Studioaufbauten; Gerüste (Praktikabel), Stufen, Treppen und Blenden wurde vorgelegt und diskutiert. Das auf Grund des Gesetzes über Technische Arbeitsmittel (Maschinenschutzgesetz) notwendig gewordene Blatt 11 der DIN 15 920 Sicherheitstechnische Festlegungen für Gerüstarten konnte nicht weiter behandelt werden, da sich Änderungen ergaben, die eine völlige Neubearbeitung durch einen kleinen Arbeitskreis erforderlich machen. Die Überarbeitung der DIN 56 921, Blätter 1 und 2 Prospektzüge 75 bis 300 kp ist überfällig und dringend erforderlich. Jochen Perrottet, seit 11 Jahren der Vorsitzende des FNTh und seit über 20 Jahren in der Normarbeit tätig, erhielt in dankbarer Würdigung seiner Verdienste um die Normung auf dem Gebiet der Theatertechnik, in den Gemeinschaftsausschüssen des FNTh, FAKI und FNL vom Deutschen Normenausschuss(DNA) die goldene DIN – Ehrennadel verliehen. Sie wird an Persönlichkeiten verliehen, die in den Ausschüssen des DNA ehrenamtlich tätig sind und mit neuen Ideen die nationale und internationale Normungsarbeit befruchtet und besonders aktiv gefördert haben. Perrottet hat erstmals diese Auszeichnung als Nichtakademiker erhalten. Die Mitgliederversammlung der DThG beglückwünschte den Kollegen zu dieser Ehrung. 

Zweiter Berichtspunkt war die im Januar in München stattgefundene Sitzung der Arbeitsgruppe Bühnen und Studios der Unfallversicherungsträger mit den Tarifpartnern. Der, in Anlehnung an die zur Zeit bestehenden UVV‘s, im April 1971 in Kassel erarbeitete Entwurf, musste auf Veranlassung des Bundesarbeitsministeriums vollkommen umgestellt werden, da das seit 1969 bestehende sogenannte Maschinenschutzgesetz andere Gesichtspunkte für die Erstellung solcher Vorschriften enthält. So beinhaltet die Unfallverhütungsvorschrift in Zukunft nur sogenannte Schutzzielbestimmungen. Zu diesen treten als Ergänzung zur Durchführung auf dem Verordnungsweg zu erlassende Durchführungsregeln und Erläuterungen. In Zukunft haben wir mit folgenden Unfallverhütungsvorschriften zu tun: 

a) Allgemeine Unfallverhütungsvorschriften; 

b) UVV für maschinelle Anlagen, allgemein; 

c) UVV für elektrotechnische Anlagen, allgemein; 

d) UVV für Bühnen und Studios (Produktionsstätten für Film und Fernsehen). 

Bei letzterer kam man zu keiner abschließen den Festlegung und musste die Verhandlung vertagen. Die offen stehenden Fragen sollen in einer weiteren Arbeitssitzung im Februar in Mainz geklärt werden. Das dann dort erarbeitete Material soll auf der nächsten Sitzung des Gesamtausschusses im März endgültig zur Verabschiedung gelangen. Danach wird der Entwurf dem Bundesarbeitsminister zur Genehmigung und Weiterleitung als Gesetzentwurf an das Parlament übergeben werden. 

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung der DThG berichtete der Seminarleiter Ing. Werner Schott über die Arbeit des Seminars und stellte fest, dass die Anfangsschwierigkeiten als überwunden anzusehen sind. Besonders erfreulich ist es, das der DBV als offizieller Gesellschafter in die Seminar GmbH eintrat. Die Verhandlungen mit ARD und ZDF sind zufriedenstellend verlaufen. Sie sind nunmehr übereingekommen ihre zukünftigen Studiomeister am Seminar Recklinghausen ausbilden zu lassen. Es wird damit gerechnet in den nächsten vier bis fünf Jahren die gleiche Anzahl von Studiomeistern wie Bühnentechnikern auszubilden.
Besondere Anerkennung erfordert die großzügige Hilfe durch die Industrie. Ergänzend dazu berichtete Techn. Dir. Zotzmann von der selbstlosen Hilfestellung des Syndikus der DThG, Dr. Hammann, Düsseldorf, und von seinem vorbildlichen Einsatz in Sachen des Seminars und sprach ihm deshalb den Dank der Gesellschaft aus. 

Als Letzter berichtete Helmut Großer über die Arbeit der OISTT. Der Mitgliederstand der OISTT umfaßt nunmehr 17 Mitgliedsländer. Der Eintritt weiterer Länder ist zu erwarten. Die Meinung, dass die Ostblockländer in Zahl und Einfluss überwiegen, ist irrig. Bei Besetzung von Vorstand und Ausschüssen wurde stets auf einen gewissen Proporz geachtet. Die Arbeit ist rein fachlich und unpolitisch und darüber hinaus im Zusammenwirken aller sehr erfreu- und freundschaftlich.
Der Bericht wurde dahingehend ergänzt, dass eine Beteiligung der Bundesrepublik an der nächsten Prager Quadrienale 1975 durch eine Zusage des Auswärtigen Amtes die finanziellen Mittel dafür bereitzustellen, gesichert ist. 

Techn. Dir. Zotzmann ging ausführlich auf die Versammlungsstättenverordnung ein, deren Gültigkeit in einzelnen Ländern noch keine Gesetzeskraft und die dadurch praktisch nicht bundeseinheitlich geregelt ist. Er schlägt eine Eingabe an die lnnenministerkonferenz der Länder in dieser Angelegenheit zu machen. 

Auf der Vortragsreihe Theatertechnik, gab Prof. Münter eine interessante Feststellung bekannt. In den letzten 20 Jahren wurden nachstehende Themen der dahinter vermerkten Anzahl behandelt. Die am Schluss stehende Prozezentzahl gibt die nach einer Befragung aus dem Jahre 1971 gewünschte Reihenfolge der Wichtigkeit dieser Themen an.

Zu der BTT in Düsseldorf waren erstmalig als Gäste die Mitglieder des Exekutivkomitees und der Programm – Kommission der OISTT eingeladen worden, die im Rahmen der Tagung auch ihrerseits Sitzungen abhielten. Außerdem nahmen die Vorsitzenden der einzelnen Landesprüfstellen für Technische Bühnenvorstände und die Mitglieder der Fachnormenausschüsse an dieser Tagung teil und hielten im Rahmen der Veranstaltung jeweils eigene Arbeitssitzungen ab. Dadurch gewann diese Tagung einen wesentlich erweiterten Rahmen, der durch Rundfunk und Fernsehen auch in die allgemeine und die internationale Öffentlichkeit wirkte.
Die ersten beiden Tage waren wie immer der Berufsgruppe AtuV der GDBA vorbehalten und behandelten vorwiegend die sozialen Probleme der künstlerisch – technischen Theaterberufe, aber auch die Berufsbilder, die Berufsausbildung und Nachwuchsfragen. 

Bei der Vielfalt der angebotenen Fachthemen dieser BTT und den damit befassten internationalen Gruppen der Architekten, Ausstatter und Techniker war es nur natürlich, dass die reinen sozial-gewerkschaftlichen Fragen der AtuV-Tage in den Hintergrund traten. Diese Situation sorgte bei vielen Kollegen für Missstimmungen und Kritik am Gesamtaufbau der Bühnentechnischen Tagungen. Die korporative Mitgliedschaft der GDBA-Mitglieder in der DThG geriet in einen Zwiespalt zur Arbeit der DThG, die ja im Wesentlichen von den persönlichen und Firmenmitgliedern geprägt wird.
Nach dem Vorstandswechsel von Unruh zu Huneke, blieb Letzterer den von Unruh für die DThG vorgegebenen Gründungsgrundsätzen treu. Solange Heinrich Wüliner und Kammersänger Wolfgang Winngassen Präsidenten der Genossenschaft waren, respektierten beide aufgrund ihrer persönlichen Einstellung die Satzung der DThG und anerkannten diese als gemeinsame Grundlage der Zusammenarbeit. 

Das änderte sich mit dem Gewerkschaftstag 1972 in Mannheim, wo an ihre Stelle Hans Herdlein als alleiniger Präsident trat.
Mit ihm begann eine straffere gewerkschaftliche Ausrichtung der GDBA nach den Grundprinzipien der Gewerkschaft Kunst im DGB deren Gründungsmitglied die Genossenschaft seinerzeit war. Damit wurde alles maßgeblich vom neuen GDBA-Vorstand unterstützt, was die Genossenschaft in Richtung gewerkschaftlicher Positionen stärkte. Aus dieser Situation bildete sich in den Folgejahren eine Entfremdung zwischen DThG und GDBA. 

Eine wichtige Notiz des Schriftleiters der BTR über einen der Fachverbandsarbeit der DThG ähnelnden Vorgang bei den Theatertechnikern der DDR in Heft 2 der BTR soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Im Januar fand in Kühlungsborn die 9. Bühnentechnische Tagung der DDR, verbunden mit dem 6. Seminar für Technische Leiter und Werkstattleiter, statt. Die Arbeitsthemen des ersten Tages befassten sich mit Fragen der Rationalisierung auf allen Gebieten der Theatertechnik. Am zweiten Tag wurden die produktiven Aufgaben des Institutes für Technologie erörtert. Während am dritten Tag die Themen beraten und ausgewertet wurden, brachte der vierte Tag Diskussionen über das letzte Arbeitsthema: Probleme der Aus- und Weiterbildung der Meister und Technischen Leiter. 

Aus dem Inhalt des Heftes 3 der BTR interessierte besonders der Organisationsplan der OISTT – Sektion der BRD und die Arbeitsausschüsse der DThG mit ihren jeweiligen personellen Besetzungen der einzelnen Abteilungen.
Zum ersten Mal wurden Teilnehmerkarten in ansteckbaren Plastikhüllen ausgegeben. Dafür wurden damit erstmalig Gebühren erhoben. Zum ersten Mal wurde auch das Tagungsprogramm des AtuV – Tages in aller Ausführlichkeit‚ mit Themen, Referenten und Zeitplan in der BTR abgedruckt. Man wollte damit seitens des DThG – Vorstandes der bereits erwähnten Kritik entgegenwirken. In Heft 6 der BTR schrieb Helmut Großer unter dem Satz: Die 38. Bühnentechnische Tagung war ein Erfolg unter anderem: 

Diesen Erfolg verdanken wir mehreren Faktoren, die für künftige Tagungen verdienen festgehalten zu werden: Dem für die meisten Theater sehr günstigen Termin; der verkehrstechnisch günstigen zentralen Lage Düsseldorfs; der gezielten Einladungsaktion; der intensiven Information der örtlichen und überörtlichen Presseorgane, des Rundfunks und Fernsehens; der frühzeitigen Plakatwerbung in allen Theatern und im Stadtgebiet Düsseldorfs; der Ausstellung der Theatermaler- und. Theaterplastiker; der Leistungsschau der theaterbeliefernden Industrie, welche mit konzentriertem Ausstellungsraum gute Vorbedingungen geboten wurden der gesteuerten, monatelangen Vorarbeit durch DThG und AtuV in organisatorischer und publizistischer Hinsicht und schließlich der unermüdlichen Vorarbeit und der freundschaftlichen Hilfe des Düsseldorfer technischen, Personals und seiner Vorstände. Es wird wohl nur von den Kollegen, die in ihrem Haus bereits einmal eine BTT durchgeführt haben, zu ermessen sein, welche unsichtbare und auch undankbare Kleinarbeit mit all den Problemen eines Treffens von 500 und mehr Personen verbunden ist. 

Der BTR – Berichterstatter der 38. BTT, Helmut Großer, erwähnte auch ausführliche Einzelheiten des AtuV -Tages, wie sie sonst immer nur in der “Bühnengenossenschaft“ veröffentlicht worden waren.
Dieser Bericht muss auch im Zusammenhang mit den weiter vorn erwähnter Kritiken der AtuV – Seite verstanden werden, die man von Seiten der DThG abzubauen versuchte. Während Prof. Unruh Schriftleiter der BTR bei allen Tagungsberichten meist nur eine neutral sachlich intellektuelle Aufzählung der einzelnen Vorgänge wiedergab, gelang es Großer seine Berichte durch gedankliche Verweise und teilweise humorige Randbemerkungen derart aufzulockern, dass auch der nicht unmittelbar Tagungsbeteiligte daraus die Gesamtstimmung der Tagung ablesen kann. Das ist ein großes Verdienst und wird von den Lesern der BTR besonders auch denen im Ausland, immer wieder bestätigt. 

Im gleichen Heft 5 der BTR gab der Vorsitzende des FNTh, Jochen Perrottet, einen nicht gerade positiven Bericht über die in Düsseldorf durchgeführte Arbeitssitzung des FN Theatertechnik. Infolge ungünstiger Platzierung innerhalb des Tagungsprogramms, und der dafür vorgesehenen zu kurzen Zeitdauer, blieb sie ohne Erfolg. Die Anwesenheit von nur 8 Ausschussmitgliedern bewies sehr eindringlich, dass man es vorzog, sich lieber den Verlockungen des Foyers zu widmen, als sich mit trockener Materie der Normarbeit zu befassen. Aus den wiederholt gemachten Erfahrungen ist zu überlegen, ob in Zukunft weiterhin Arbeitssitzungen des FNTh in Verbindung mit BTT‘s noch relevant sind. 

Die in den Arbeitsausschüssen des FNTh geleisteten Arbeiten bekommen in Zukunft, bedingt durch das Gesetz über technische Arbeitsmittel zunehmende Bedeutung. Die in Zusammenhang mit den Normen zu erstellenden Sicherheitsvorschriften, die in den Anhang A dieses Gesetzes als verbindlich übernommen werden müssen, beziehen sich auf alle einschlägigen Gesetzeswerke in der Zukunft und verschärfen die daraus resultierenden Haftungsbestimmungen bei Unfällen und dergleichen erheblich. Die technischen Bühnenvorstände sollten diesen Hinweis nicht leichtfertig ignorieren, denn sie könnten jederzeit plötzlich als verantwortlich Haftende in Regress genommen werden.
Da aus den vorstehend aufgeführten Gründen eine Arbeitssitzung des FNTh in Düsseldorf nicht durchzuführen war, gab der Vorsitzende lediglich Informationen über den Stand der laufenden Arbeiten. Die Anwesenden regten die Herausgabe einer Normen – Sammelmappe der Theatertechnik an, in der alle einschlägigen wichtigen Normen, auch benachbarter Fachgebiete, zusammengefaßt sein sollen.
Der Geschäftsführer wird die Voraussetzungen zum Erscheinen einer solchen Mappe prüfen und mit der Leitung des DNA absprechen. 

In Heft 5 der BTR gab der Vorsitzende der Hessischen Prüfstelle für Technische Bühnenvorstände, Erwin Schwarzer, zum Abschluss seiner fast zwanzig jährigen Tätigkeit in Wiesbaden, und seit 1968 in Darmstadt, unter der Überschrift: Zwei Jahrzehnte Prüfstelle für Technische Bühnenvorstände einen Abriss über die Geschichte derselben. 

In Heft 6 der BTR erfolgte die Einladung zur 22. Vortragsreihe Theatertechnik im Haus der Technik in Essen im Februar 1973. Als Themen sind vorgesehen: Die technisch – künstlerischen Einrichtungen auf der Spielstraße im Olympiapark München; Neue Erfahrungen in der Theaterakustik – Bühneneinrichtungen und Freilichtaufführungen; Umbau des Stadttheaters Fürth und Neubau des Landestheaters Darmstadt. Im Zusammenhang mit der Vortragsreihe finden die Jahresversammlung der DThG und die Arbeitssitzung des FNTh statt. 

Personalien

Im März 1972 verstarb im Alter von 71 Jahren in Hamburg der langjährige Technische Direktor der Hamburgischen Staatsoper, Hermann Mendt. 

Eine alle in der Theatertechnik erschütternde Nachricht erschien in Heft 4 der BTR. Völlig unerwartet verstarb infolge eines Herzversagens im Juni Prof. Dipl.-Ing. Thomas Münter im Alter von 44 Jahren. Er war einer der ersten Studenten von Prof. Unruh an der TH in Berlin. Nach Beendigung des Hochschulstudiums und nach der Diplomprüfung als Architekt, trat er als Mitarbeiter in das Ingenieurbüro für Theaterbau und Bühnentechnik ein und war dort tätig, bis ihm 1961 als Nachfolger von Prof. Unruh, der Lehrauftrag an der TU übertragen wurde, dem 1969 die Bestallung zum Honorarprofessor folgte. Ab 1968 war er stellvertretender Direktor des inzwischen ins Leben gerufenen Institutes für Theaterbau an der TU in Berlin. Ab 1961 hat Thomas Münter zusammen mit Ing. Rudolf Biste im eigenen Büro Planungen durchgeführt und dabei zahlreiche Theaterbauten maßgeblich entwickelt und bühnentechnisch ausgerüstet. 

Rudolf Biste war Mitglied und Vorstandsbeirat der DThG und arbeitete in der OISTT – Programmkommission und als Leiter der Technikergruppe. Im FNTh 1 des DNA wurde seine wertvolle Mitarbeit hoch geschätzt. 

Im Oktober verstarb Johannes Göpfert, der 1922 seine erste Stelle als Konstrukteur bei der Maschinenfabrik Wiesbaden antrat. Er arbeitete unter Ferdinand Klose (auch ein Altvorderer der Theatertechnik) an vielen bedeutenden Projekten des In- und Auslandes mit. – Nach dem Kriege wurde ihm die Leitung der Theaterhauabteilung der MFW übertragen. Er war Gründungsmitglied der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft und gehörte dem Vorstand lange Zeit als 2. Vorsitzender an. 

An dieser Stelle sei eines künstlerischen Kollegen gedacht, dem die Theatertechnik nach dem zweiten Weltkrieg viel zu verdanken hat. – Es handelt sich den ehrenamtlichen Präsidenten der GDBA und Operndirektor an den Württembergischen Staatstheatern, Kammersänger Wolfgang Windgassen. Ihm wurde im Juli 1972 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Seine Laufbahn begann er als technischer Volontär am Württembergischen Staatstheater. Seine Sängerkarriere hat er 1941 in Pforzheim begonnen. Seit 1945 gehört er dem Ensemble der Württembergischen Staatsoper Stuttgart an, wo er seit 1970 auch Operndirektor ist. Unter anderem wirkte er ab 1951, der nachkrieglichen Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele, als Heldentenor in Bayreuth, wo er sich 1970 verabschiedete. Als ehrenamtlicher Präsident der GDBA war er neben deren geschäftsführenden Präsidenten Wüliner ein verlässlicher und ausgleichender Partner zum Vorstand der DThG und deren Belangen. 

Willi Heinrich vollendete im Dezember sein 70. Lebensjahr.
Der Bühnenbeleuchtung hat er sich schon vor 56 Jahren verschrieben. Seit 1931 bis heute blieb er der Firma Reiche & Vogel als Spezialtechniker treu. 

Theatergeschichte

In Heft 1 der BTR wurde unter dem Titel: Der Mehrzwecksaal – Notlösung oder neue Qualität, ein Referat der Sektion DDR der OISTT wiedergegeben, das diese anlässlich des 2. Kongresses der OISTT 1971 gehalten haben. 

Im gleichen Heft berichtet Adolf Zotzmann unter dem Titel: Planung und Wirklichkeit über die Eröffnung des Kleinen Hauses in Münster. 

In Heft 2 der BTR berichtet Helmut Großer über eine Israel- Reise, über die dortigen Theaterbauten und ihre technischen Einrichtungen. Im gleichen Heft setzt der Techn. Dir. Karl Kronberg seine Berichterstattung über die Bremer Behelfsspielstätte Concordia mit Details fort. 

Einem ebenso wichtigen Aufsatz desselben Heftes unter dem Titel Zur Kritik des monofunktionalen Theaterbaus, muss wegen der immer drückender werdenden Finanzkrise der Städte besondere Beachtung gegeben werden. Die sich häufenden Negativberichte in den allgemeinen Printmedien der Bundesrepublik über den seit 1945 vollzogenen Theaterbau bedurften dieser Gegendarstellung von authentischen Fachleuten. 

In einem weiteren Diskussionsbeitrag nimmt der Autor Joan Brehms ausführlich zum Nachkriegstheaterbau, insbesondere in Deutschland, Stellung. Er schreibt unter anderem: 

Mies van der Rohe brachte wesentliche neue Gedanken mit seinem Mannheimer Projekt 1953, konsequent zeigte sich Ruhnau mit seinem offenen Theaterkörper für Gelsenkirchen 1959. Reformierte Theaterräume schuf Prof. Graubner und bereitete den Schritt Alvar Aaltos in Essen vor, eine Abkehr vom Äußerlichen und Hinführen in die Abgeschlossenheit des Raumes, welche Hämer in Ingolstadt 1966, Schäfer in Ulm 1969, Pfau in Düsseldorf 1970 und schließlich Rave – Ruhnau mit dem “Kleinen Haus“ in Münster 1971 entwickelten. All diese verschiedenen neuen Theatergebäude sind keine Hoftheater mehr, sondern moderne Raumlösungen.“

In Heft 3 der BTR berichtet der Leiter des Beleuchtungswesens in Ulm, unter der Überschrift: Podium Ulm – Erfahrungen aus zwei Jahren Betriebszeit des Experimentiertheaters. 

In Heft 4 der BTR gibt Adolf Zotzmann zum Thema: Studiotheater und Raumspiel einen ausführlichen Bericht über seine dabei gemachten Erfahrungen an verschiedenen Objekten, die er mit entwickelt hat. 

Über neue Bühnenbildkonzeptionen und ihre Folgen in der Schaubühne am Halleschen Ufer, Berlin gibt es ebenfalls in Heft 4 einen Bericht unter der Überschrift: Entfesselter Theater – Raum. 

Von der Bayerischen Staatsoper gibt es unter der Überschrift Moderne Technik als Gestaltungsmittel einen Bericht über durchgeführte diverse LASER – Arbeiten für verschiedene Experimentalaufführungen. 

Allen vorgenannten Artikeln ist gemeinsam, dass sie Themen behandeln, die sich mit dem Spiel im Raum befassen und den zunehmenden Trend neuer Inszenierungsstile in Nichttheaterräumen zum Gegenstand haben.
Die Dinge sind im Fluss und können auch von einem Fachverband wie der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft nicht mehr ignoriert werden. Sie sind mit der Grund für die Wandlung der bisherigen reinen theatertechnischen Facharbeit hin zur nunmehr wichtiger werdenden Veranstaltungstechnik allgemein. 

In Karlsruhe wurde im November das Richtfest für den Neubau des Staatstheaters gefeiert. Der vom Architekten Helmut Bätzner entworfene Bau ersetzt das 1945 zerstörte Badische Staatstheater. 


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