Der Fachverband
Die im Jahr 1976, in dem auch die 40. Bühnentechnische Tagung in Karlsruhe stattgefunden hatte, beschlossenen Änderungen der Satzung des Verbandes traten in Kraft. Seitdem finden die Wahlen eines neuen Vorstandes anlässlich einer BTT statt und die Amtszeit wurde auf vier Jahre festgelegt. Gewählt wurden nicht nur die Mitglieder des Vorstandes allgemein, sondern auch persönlich der Vorsitzende, der Geschäftsführer und der Kassenprüfer. Die stellvertretenden Vorsitzenden wurden per Satzung durch den Deutschen Bühnenverein und die GDBA bestimmt. Der Sitz des Verbandes befand sich damals in Berlin, die Geschäftsstelle in Hamburg. Per Satzung wurde die Einrichtung eines Vorstandsbeirates festgelegt, der aus sechs Mitgliedern bestehen sollte, wovon drei Vertreter von Unternehmen sein mussten. Explizit sind auch die Aufgaben eines Ehrenrates formuliert: er entscheidet über Ehrenmitgliedschaften und die Vergabe des Adolf-Linnebach-Ringes. Der Ehrenrat sollte demnach aus dem Vorsitzenden, beiden Stellvertretern und vier von der Mitgliederversammlung gewählten Vertretern zusammengesetzt sein.
In den Sitzungen des Vorstandes des Jahres 1977 wurden Beschlüsse gefasst, die den zunehmend wachsenden Aufgaben, die der Verband übernommen hatte, Rechnung tragen sollten. Ein neues Logo, eine neue Werbebroschüre, Merkblätter und eine Informationskartei (ab diesem Jahr regelmäßige Beilage der BTR), die Vorbereitung der 41. BTT, welche in Hamburg stattfinden sollte sowie die Arbeit in verschiedenen Arbeits- und Berufsgruppen waren die vordringlichen Ziele. Auch die Teilnahme an der Prager Quadriennale sollte durch einen speziellen Arbeitsausschuss unterstützt werden.
Die Vortragsreihe Seminare für Theatertechnik sollte auch zukünftig durch Prof. Adolf Zotzmann fortgeführt werden.
Einen breiten Raum der Diskussion im Verband nahmen die Bemühungen um die Etablierung von verschiedenen Ausbildungsformen in den Theatern ein. Politisch wurden diese unterstützt, da sich in den 70er Jahren eine zunehmende Jugendarbeitslosigkeit erkennen ließ. Jedoch war die Finanzierung der Einrichtung von Lehrstellen in den Theatern zunächst ein Problem. Die DTHG legte verschiedene Berufsbildentwürfe vor und versuchte gemeinsam mit dem Bühnenverein, eine geordnete Berufsausbildung auf den Weg zu bringen. Bis es soweit sein sollte, sollten allerdings noch Jahre vergehen.
Die anlässlich der 40. BTT eingeführten Arbeitskreise: Beleuchtung, Elektroakustik, Technische Leiter und Direktoren sowie Normen setzten ihre Arbeit fort, auch um in Vorbereitung der folgenden BTT wiederum ein anspruchsvolles Programm zu erstellen. Damit wollte der Verband seine Fachkompetenz unter Beweis stellen und zudem dem zunehmenden Trend, dass die Firmenmitglieder die Vorträge zu Werbeveranstaltungen umdeklarierten, entgegentreten.
Interessant ist ein kleine Notiz aus Heft 1/1977. Anscheinend hatte es Unklarheiten über den Verbleib des Nachlasses von Walter Unruh gegeben. In diesem Heft wurde nun klargestellt, dass dieser der Musik- und theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität Bayreuth und der theatertechnischen Sammlung des Reiß-Museum in Mannheim durch die Witwe übergeben worden war.
Trotz mancher finanzieller Schwierigkeiten erfreuten sich die Prüfungen für technische Bühnenvorstände großer Nachfrage. 1976 hatten 11 Theatermeister, 10 Beleuchtungsmeister, 7 Studiomeister sowie 10 Studio-Beleuchtungsmeister an den Lehrgängen teilgenommen.
Die internationale Arbeit – vor allem im Rahmen der OISST – nahm einen großen Raum im Verbandsgeschehen ein. Auf dem Kongress der Prager Quadriennale 1976 war Helmut Großer zum Präsidenten der Programmkommission und Rudolf Kück zum Präsidenten der Technik-Kommission gewählt worden.
Statistik
Ende 1976 hatte die DTHG 223 Mitglieder, davon 173 Einzelmitglieder.
Interessant ist eine Notiz, die die Mitgliederzahl des befreundeten britischen Verbandes ABTT nennt: 978 (bei 150 Neumitgliedern allein 1976!).
Personalien
Am 17.1.1977 beschloss der Ehrenrat die höchste Auszeichnung der DTHG, den Adolf-Linnebach-Ring an den ehem. Technischen Direktor und späteren Planer Paul Kuhnert zu übergeben. Kuhnert war Technischer Direktor in Lübeck (bis 1937), danach in Saarbrücken und von 1941 -1944 am Nationaltheater in München. Nach dem Krieg scheint eine Anstellung am Theater, vielleicht auf Grund zu großer Nähe zum nationalsozialistischen Regime, nicht möglich gewesen zu sein, so dass Kuhnert sein eigenes Büro gründete. Von dort aus war er am Wiederaufbau des Nationaltheaters München, am Bau des Schauspielhauses Frankfurt/Main und vielen anderen Bürgerhäusern beteiligt.
In der Laudatio heißt es:
Mit dem Linnebach-Ring ehrt die DTHG einen liebenswerten, einfallsreichen, immer zur Mitarbeit bereiten und vor allem stets bescheidenen Kollegen, der sich bis zuletzt dagegen gewehrt hat, diesen Ring zu bekommen…
Der Bühnentechniker Hans Weyl feierte seinen 80. Geburtstag. Er hatte das Handwerk von „der Pike auf“ gelernt und arbeitete später als Technischer Direktor an verschiedenen Theater wie Würzburg, Mannheim, Saarbrücken und seiner Geburtsstadt Mainz.
Der Technische Direktor der Ruhrfestspiele Recklinghausen und seit vielen Jahren unermüdliche Initiator der Weiterbildungsseminare der DTHG, Prof. Adolf Zotzmann feierte seinen 65. Geburtstag.
Am 25. August 1977 feierte Oberingenieur Alfred Kolbe, der langjährige Leiter der Abteilung Bühnenbeleuchtung im Stammhaus Erlangen der Siemens AG, seinen 75. Geburtstag.
Die Firma Bühnenbau Schnakenberg feierte am 1.10.1977 ihr 100-jähriges Firmenjubiläum im Wuppertaler Schauspielhaus.
Im Alter von 73 Jahren verstarb der Technische Direktor des Düsseldorfer Schauspielhauses Willy Ehle.
Bühnentechnische Rundschau
Mit Heft 1/1977 trat eine wichtige Änderung in Kraft. Helmut Großer schreibt:
Für die Leser der BTR bedeutet die neue Etappe, dass seit Heft 1/1977 die Mitgliedschaft bei der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft und der Bezug der Bühnentechnischen Rundschau miteinander verbunden sind.
Heft 01:
- Karl-Heinz Bodo Dorra: Moholy-Nagy und die Lichtszenographie
- Thomas Lilienfein: Bürgerhaus Müllheim
- Fachdiskussion der Arbeitskreise bei der 40. Bühnentechnischen Tagung
- Bericht über den Arbeitskreis Elektroakustik
- Bericht über die Spartengruppensitzung der Technischen Leiter und Direktoren
- Ton-Mischpult in Modultechnik LDC 25
- Internationales Congress Centrum Berlin
- Noch einmal das Thema Light Designer
Heft 02:
- Neugestaltung des Oldenburgischen Staatstheaters
- Pro und Contra Light Designer
- Linnebach-Ehrenring für Paul Kuhnert
- Protokoll über OISST
- Ausbildungsplan der OISTT
- Bericht über die Situation des FNTh
- Bericht über FAKI AA 12/21
- Gruppenratssitzung der Berufsgruppe ATuV
- Der Bühnentechniker Hans Weyl wird 80 Jahre alt
- Die Memolight-Serie
- Musikanalyse mit Hilfe von Computern
Heft 03:
- Das neue National Theater London ´
- Shakespeare‘s Memory
- Normentwurf für DIN 57710, Teil 6
- Satzung der DTHG
- Pro und Contra Light Designer
Heft 04:
- Theater der Jugend in München
- AdoIf Zotzmann 65 Jahre
- Demonstration moderner Bühnenbildprojektion
- Feuerlöscher sind kein Luxus
- Verhütung beruflich bedingter Hautkrankheiten
- Aus der Arbeit der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft
- Wandernde Städte und Wälder, die vorüberziehen
- Holzbearbeitungsmaschinen Vorschubgerät als Drehscheibenantrieb
Heft 05:
- Das neue National Theater London (Teil 2)
- Eindrücke vom neuen ‚National‘
- Alfred Kolbe 75 Jahre
- Pro und Contra „Lighting Designer“
Francis Reid: Lighting Design in Deutschland - Antrieb szenischer Bühnen-Fahrzeuge für Theater, die sparen müssen
Heft 06:
- Helmut Großer: Strukturprobleme des Musiktheaters
- Inge Krengel-Strudthoff: Theaterwissenschaftliche Tagung in München
- Tagung des svtb in Lausanne
- Das Palais de Beaulien in Lausanne
- Max KelIer: Contra „Contra Light-Designer“
- Besitzanspruch der Theater auf die Bühnenbild- und Kostümentwürfe
BTR Ausgaben 1977
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