1978

 

Der Fachverband

Vom 16. bis 18. Juli 1978 fand die 41. Bühnentechnische Tagung der DTHG im Congress Centrum Hamburg statt. Im Anschluss daran richtete die DTHG vom 19.-21.7.1978 den V. Kongress OISTT aus bereits am 14. und 15.7. die Tagungen der Fachgruppe ATuV (Allgemeine Technik und Verwaltung) der GDBA. Dies bedeutete ein über acht Tage andauerndes Kongress- und Tagungsgeschehen, darin eingeschlossen die Mitgliederversammlung des Verbandes, Hotelzimmer, Registrierungen, Catering und mehr zu organisieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Zur Vorbereitung dieser Tagungen hatten mehrere Gremien zusammengearbeitet: der Deutsche Bühnenverein, die GDBA, der Firmenbeirat des Verbandes etc.

Die Mitgliederzahl der DTHG war inzwischen leicht auf 229 angestiegen. 

In den einzelnen Veranstaltungen spiegelte sich denn auch die gesamte Bandbreite der bühnentechnischen Themen und Berufe von den Technikern bis zu den Kostüm- und Bühnenbildnern und Architekten.

Die Ausstellung der theaterbeliefernden Industrie sowie eine Berufskundliche Ausstellung Kostüm und Maske begleiteten vom 15.-20.7. das Programm.

Der Vorstand schreibt in der BTR Heft 3/1978:

Der über fünfzigjährigen Tradition, der Zusammenarbeit mit der GDBA, folgend, ist der erste Teil unserer Hamburger Tage den Berufsproblemen der in der ATuV zusammengeschlossenen Kollegen gewidmet. So ergibt sich für die hamburger Tage ein logischer Aufbau von der Basis der beruflichen Theaterarbeit, die ja unsere Betriebe trägt, bis hin auf die Ebene dieser Betriebe, für die die 41. BTT die praktische Frage stellt, ob sie überorganisiert seien, – bis schließlich in die Höhen der etwas akademischen Fragestellung des Kongresses, welche Forderungen das moderne Theaterspiel, wo auch immer es auch stattfinde, an die in der OSITT organisierten Berufe stellt.

Der Vorstand der DTHG hatte 1978 eine Werbebroschüre zur Werbung neuer Mitglieder erstellt und das „goldene“ DTHG-Abzeichen erfunden und an alle Mitglieder versandt. Dennoch beklagte man die z.T. schlechte Zahlungsmoral einiger Mitglieder, die mit ihren Beiträgen im Rückstand waren. Außerdem bestand ein großes Problem darin, dass oftmals die Mitglieder Engagements- und Wohnungswechsel nicht der Geschäftsstelle meldeten. Beide Probleme sollten sich trotz rasanter technischer Entwicklung der Kommunikationsmittel nicht wirklich ändern.

Das Seminar für Theatertechnik in Recklinghausen etablierte sich immer besser, 1977 hatten 32 Teilnehmer die Lehrgänge besucht und 30 davon auch die Meisterprüfungen bestanden. Für 1978 rechnete man mit einer Steigerung auf 35 Mitglieder. Die Geschäftsführung konnte einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren, auch Dank der Zuschüsse, die der Deutsche Bühnenverein und das Land NRW beisteuerten.

Zum Thema Meisterausbildung konnte man in der Bühnentechnischen Rundschau eine Diskussion um die Zugangsvoraussetzungen verfolgen. In einem Leserbrief schrieb Ulrich Bahrmann, dass außer dem Abschluss der 10. Klasse und einem Lehrberuf weitere Voraussetzungen zur Zulassung zur Meisterausbildung notwendig seien:

Neben Durchsetzungs- und Einfühlungsvermögen sollte ein Meister über weitere Fähigkeiten verfügen, z.B. über Begeisterungsfähigkeit. Er muß sich selbst, aber – weil er Leiter ist – auch seine Mitarbeiter für bestimmte Aufgaben begeistern können.

Ein weiteres Thema der Verbandsarbeit bestand in der Normung. Diese fand im FNTh, Fachausschuss Normung Theatertechnik, statt. Insgesamt 30 Mitarbeiter trafen sich im Januar 1978. Die finanziellen Aufwendungen betrugen 25.820,00 DM, wovon der Bühnenverein 12.000 und die Firmen 8.000 DM beisteuerten. Es gab sechs Ausschüsse: Benennungen, Bühnenbeleuchtung, Farbfilter in der Beleuchtungstechnik, Projektionstechniken, Bühnenbetrieb und Bühnenmaschinerie. Der FNTh erarbeitete eine eigenständige Geschäftsordnung für seine künftige Arbeitsweise auch in Ergänzung zur Arbeitsweise des DIN.

Mit Interesse wurde die Entwicklung in der DDR verfolgt. Helmut Großer berichtete in einem Artikel in Heft 4 der BTR des Jahres über die Lehrlingsausbildung an den Dresdner Staatstheatern. Dort wurden schon seit 1967 Tischler und Schlosser speziell für den Dekorationsbau ausgebildet. Großer lobt den Lehrplan, der neben den Besonderheiten des Dekorationsbaus auch die Technologie des Auf-, Um- und Abbaus von Dekorationen und vieles mehr beinhaltete.

In diesem Zusammenhang wird auch über die 5. Bildungskonferenz der Theater der DDR, welche im August 1977 stattgefunden hatte, berichtet. Demnach entstanden Berufsbildungszentren in Dresden, Karl-Marx-Stadt, Leipzig und Magdeburg.

Ausführlich beschreibt die Bühnentechnische Rundschau auch die Pläne zum Bau des Palastes der Republik in Heft 4 sowie von den ersten Plänen zum Wiederaufbau der Dresdner Semperoper und Sanierungsvorhaben am Theater Stralsund, der Staatsoperette Dresden und dem Puppentheater Halle.

Im Westen plagten die Theater die Sparzwänge der Verwaltung. In einer Umfrage hatte der Deutsche Bühnenverein unter 82 Theatern ermittelt, dass geforderte finanzielle Einsparungen bei 12 Theatern zuerst bei Bühnenbild und Kostüm und bei 10 Theatern durch die Verringerung des technischen Personals vorgenommen wurden. Kritisch merkt Helmut Großer an, dass in der Liste der Sparmaßnahmen eine Verringerung des Verwaltungsapparates erst gar nicht aufgeführt sei.

Der Bühnenunfall in Köln und seine Auswirkungen

Am 1. Januar 1974 hatte sich am Kölner Opernhaus ein Bühnenunfall mit tödlichen Folgen ereignet. Tagespresse und Fachmedien berichteten ausführlich. Helmut Großer, Technischer Direktor der Kölner Oper, beschrieb akribisch und detailliert alle Vorgänge in Heft 2/1974 der BTR.

Nun – vier Jahre später – war das Urteil des Gerichts ergangen und Helmut Großer eine Mitschuld zugesprochen worden. Er, der Bühnenarbeiter und der Bühnenmeister wurden wegen fahrlässiger Tötung zu Geldstrafen verurteilt.

Großer führt in einem Artikel aus, welche Folgen das Urteil für den Theaterbetrieb haben könne:

Die in Polizeiverordnungen der Länder fest gelegte Verantwortlichkeit staatlich geprüfter Meister, mag man sie auch vielleicht als Oberforderung eines unterbezahlten Angestellten betrachten, erscheint als unnütz (und damit für die Theater zu teuer), wenn ohnehin der Technische Direktor als Hauptverantwortlicher zur Rechenschaft zu ziehen ist. Wenn aber andererseits der diensthabende Theatermeister als Alleinverantwortlicher für Spiel- und Probenbetrieb „vor dem Gesetz“ bestehen muß, der Technische Direktor also Aufsichtsführender ist, der die Verantwortung für den genannten Betrieb an den Meister delegiert, dann wäre doch logischerweise der Theaterleiter wiederum Aufsichtsführender über den Technischen Direktor, dem e r einen Teil seiner Verantwortung delegiert. Müßte der dann, bei richtigem Verständnis des Unfalls, nicht ebenfalls mitverurteilt werden?

Wir könnten, mit der Lösung einiger dieser Probleme, dem für unsere Theaterbetriebe nur anscheinend sinnlosen Urteil letztlich noch einen Sinn geben. Nur eines können und dürfen Sie nicht: Ihrem technischen Vorstand allein die Verantwortung überlassen‚ weil Sie ihn ja dafür bezahlen, und ‚weil ja nur er dafür ausgebildet ist‘. Ohne Sie und Ihre moralische Unterstützung ist er machtlos und wird sich mangels Schutzschildes des Intendanten hinter Gesetzen und Verordnungen verschanzen müssen.

Personalien

Am 3. Juni 1978 wurde der Architekt und Akustiker Werner Gabler 75 Jahre alt. Er war u.a. an Projekten am Bayreuther Festspielhaus, Bregenzer Stadttheater, Staatstheater Kassel, Kölner Opernhaus, Metropolitain Oper New York, Opernhaus Sydney und dem Wiesbadener Opernhaus beteiligt.

Die DDR Kostümbildnerin Eleonore Kleiber erhielt den Kunstpreis der DDR.

Im Oktober 1977 verstarb der Meister des Theaterbaus Kurt Hemmerling. Er begann 1928 seine Laufbahn als Technischer Dirtektor am Theater in Schwerin. Nach dem Krieg war er maßgeblich am Wiederaufbau der Theater in Chemnitz und Halle beteiligt. Ab 1953 war er Mitglied der Bauakademie der DDR. Bereits 1956 hatte er erste Pläne für einen Wiederaufbau der Semperoper vorgelegt.

Der Senior-Chef und Firmengründer Konsul a.D. Emil Niethammer verstarb im Alter von 87 Jahren.

BTR

Heft 01

  • Seefahrt auf trockenen Meeren. Theaternautik im 19. Jahrhundert.
  • Kulturzentrum in Hongkong 
  • Ungarische Theater und Kulturhäuser 
  • Lehrauftrag für Licht-Design

Heft 02

  • Pro und Contra Lighting Design und Lighting Designer 
  • Ungarische Theater nd Kulturhäuser (Teil 2) 

Heft 03

  • Die Rolle der Technik in der modernen Kongress- und Fortbildungskommunikation
  • Das Theater der „Landschafts Gärtner“ — eine Antwort 
  • „Wie es Euch gefällt“ an der Schaubühne am Halleschen Ufer Berlin 
  • Umbau des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
  • Organisations-Überwachungs und Aufsichtspflichten im Bühnenbetrieb 
  • Helmut Großer: Auch der „Täter“ sollte das Wort haben 
  • Beleuchtung und Lightdesign 

Heft 04

  • Die technische Einrichtung von „Tannhäuser“
  • Eigene Lehrlingsausbildung, ja oder nein? 
  • Drehbare Zuschauertribüne unter Dach und Fach 

Heft 05

  • Drahtlose Kommunikation im Theaterbetrieb 
  • «Alu»-Dekoration
  • Feuer im Nico Malan Opernhaus Kapstadt 
  • Das offene Theater — eine Anregung 
  • Das Mummers Theatre Oklahoma City USA 
  • Die Konzeption der Schaubühne für ein homogenes Theaterareal und ihre räumlich-technische Umsetzung im Mendelsohn-Bau Berlin. 

Heft 06

  • „Der fliegende Holländer“ als Sentas Vision 
  • Walter Huneke: Der fliegende Holländer 1978 
  • Zwischenbericht über das Seminar für Theatertechnik 
  • Statement zum Thema „Sind unsere Theater überorganisiert?“ 
  • Der lichttechnisch-optische Vergleich von Bühnenscheinwerfern 

 


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