1981

Der Fachverband

In diesem Jahr fand zum ersten Mal ein OISTT-Kongress in der DDR statt und erfüllte damit zunehmend mehr die Rolle als eine Brücke der Verständigung und des Austausches von Künstlern und Technikern in Ost und West. In der Bühnentechnischen Rundschau wird ausführlich darüber berichtet. Helmut Großer sucht nach einem passenden Grußwort und findet das Motto: „Theater als Ort der Kommunikation“ passend für eine Glosse. Die Thesen zum Kongress, herausgegeben von der DDR-Sektion, lesen sich dann auch so:

Im letzten Jahrzehnt zeichnet sich international ein Funktionswandel des Theaters ab. Nach 1946 erzielte es seine großen Wirkungen, indem es die humanistischen Ideen und Traditionen der Menschheit wiederbelebte und propagierte, Hoffnung und Gewissheit hinsichtlich einer menschlichen Gestaltung der Gesellschaft verbreitete und Beispiele individuellen und kollektiven Handelns vorstellte. … Überall in der Welt finden Entwicklung und Qualifikation von Theaterkunst unter dem Gesichtspunkt verstärkter Kommunikation statt; Traditionen, Formen, Praktiken, gerade auch in den Ländern der Dritten Welt, sind unterschiedlich und vielfältig – aber das kommunikative Prinzip ist derzeit der wesentlichste Aspekt von Theaterentwicklung und gegenseitiger internationaler Förderung der Theaterschaffenden. 

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Bei der Wahl des Executive Komitees wurde Helmut Großer erneut zum Präsident der OISTT und Rudi Kück zum Vorsitzenden der Technik Kommission gewählt.

Interessant ist auch ein anderer Artikel, der aus der DDR-Zeitschrift PODIUM in der BTR nachgedruckt wurde und in dem über die seit 30 Jahren bestehende Ausbildung zu Bühnenmeistern nachgedacht wurde. Dieses Zitat zeigt deutlich, dass in Sachen Ausbildung die DDR dem Westen ein großes Stück voraus war:

Mit der kontinuierlichen Ausbildung von Meistern seit nunmehr 30 Jahren scheint eine Entwicklungsetappe im technischen Bereich der Theater etabliert zu sein. Es muß nun um die nächste höhere Stufe gehen. Die Leiter der Meister sind auszubilden auf höherem, umfassenderem Niveau. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Aber warum ist dafür nur ein geringes Interesse vorhanden?

Der Fachkräftemangel in der DDR hatte jedoch seine ganz eigenen Ursachen.

In der Bundesrepublik gelingt es 1980 zum ersten Mal, einen Fortbildungslehrgang für Requisiteure an den Bühnen der Stadt Frankfurt/Main durchzuführen, an dem 10 Personen teilnahmen.

Ebenfalls in diesem Jahr wurde eine paritätische Prüfungskommission zwischen Bühnenverein und GDBA für die Maskenbildnerausbildung gebildet.

In Göttingen dagegen kämpfte man für den Erhalt des Deutschen Theaters.

Die drohende Schließung konnte abgewendet werden. Das Land Niedersachsen will versprochene acht Millionen Mark frühestens 1982/83 bereitstellen. Die gesamten Renovierungskosten betragen schätzungsweise 24 Millionen Mark. Das neoklassizistische Theatergebäude, dessen bautechnische und sanitäre Mängel die Bauaufsicht, die Feuerwehr und den TÜV auf den Plan gerufen haben, ist 1890 durch eine „frühe Bürgerinitiative“ entstanden.

Im Januar des Jahres trat der Vorstand der DTHG zusammen und hatte sich mit verschiedenen Einsprüchen zur letzten Wahl auseinanderzusetzen. Daraufhin wurde eine Wahlordnung und dementsprechende Satzungsänderungen erarbeitet, die der nächsten Mitgliederversammlung vorgelegt wurden.

Theatergeschichte

Bemerkenswert ist der Bericht über einen folgenschweren Theaterbrand in Oslo:

Am 9.10.1980 brannte die Bühne des Norwegischen Nationaltheaters aus. Während der Pause des Stückes „Kingfisher“ fiel ein aufgelegter schwarzer Samtvorhang auf einen Scheinwerfer. Der Eiserne Vorhang rettete den Zuschauerraum des 1899 erbauten Hauses. Vor Eintreffen der Feuerwehr getraute sich niemand, weder die Regenanlage in Betrieb zu setzen, noch die Löschschläuche zu bedienen, zuerst scheute man noch den Wasserschaden und dann die Gefahren der elektrischen Anlage. Als die Feuerwehr eintraf war es ihr nahezu unmöglich, in den Bühnenraum vorzudringen, da die unten liegenden Sicherheitstüren durch ein starkes Vakuum zugesaugt wurden, und die Flammen eine Barriere bildeten. Die imprägnierte Holzkonstruktion des Schnürbodens und das Dach des Hauses hielten dem Feuer stand. 

Nach fünfeinhalbjähriger Bauzeit wurde in Annaberg (DDR) ein attraktives neues Theater eröffnet. Das Theater faßt 336 Besucher und im Neubauteil eine Studiobühne mit 60 Plätzen. Zu erwähnen ist eine technische Neuerung: in einer bis 1,50 m ausfahrbaren Bühnenschräge ist eine Drehscheibe enthalten. 

Das Wiener Volkstheater, ein Bau der Architekturfirma Hellmer und Fellner, und dem Hamburger Deutschen Schauspielhaus der gleichen Firma sehr ähnlich, ist in gut einjähriger Arbeit restauriert und renoviert und technisch neu ausgerüstet worden. Wiedereröffnet wurde am 14. September 1981. 

Das Neue Gewandhaus zu Leipzig ist der erste Konzerthallen-Neubau in der DDR. Seine feierliche Eröffnung am 8. Oktober 1981 war ein historisch bedeutsames Ereignis für die traditionsreiche Musikstadt Leipzig und ein glanzvoller Höhepunkt in der 200-jährigen Geschichte der Gewandhauskonzerte sowie in der Entwicklung der Musikkultur der DDR. 

Personalien

Plötzlich und unerwartet starb der Technische Leiter (i. R.) des Stadttheaters Bremerhaven, Wilhelm Wiegmann. 

Im Alter von 81 Jahren starb in Berlin (DDR) der bekannte Bühnenausstatter Karl von Appen. Der im Dritten Reich verfolgte und fünf Jahre inhaftierte Bühnenbildner stattete von 1945 bis 1953 in Dresden, in Oper und Schauspiel, 52 Inszenierungen aus. Dann holte ihn Bertolt Brecht in sein Berliner Ensemble im Theater am Schiffbauerdamm, an welchem er bis zuletzt Leiter der Ausstattung war. In seinem achten Jahrzehnt umfasste seine Arbeit fast alle Bühnen Berlins. Mit 76 entschloss er sich sogar noch zum Regieführen. „Mich bewegt der Verlust an Sensibilität“, hatte er einige Jahre vorher gesagt, „das Grobschlächtige steht hoch im Kurs“. 

Am 1. Mai 1981 starb Paul Kuhnert, Technischer Direktor i. R., Träger des Linnebach-Ehrenringes, Ehrenmitglied der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, nahezu 60 Jahre Theatertechniker von Beruf und aus Leidenschaft. Er arbeitete bis 1937 als Technischer Direktor in Lübeck; Saarbrücken und Augsburg folgten, schließlich dann 1941 – 44 die Bayerische Staatsoper München mit dem damals von München aus bespielten Festspielhaus Salzburg. Nach dem Kriege von 1946 – 50 war zunächst eine Weiterbeschäftigung am Theater nicht möglich, deshalb baute er einen Holzbearbeitungsbetrieb auf, folgte er dann doch wieder dem Rufe Professor Linnebachs, mit dem ihn nun auch eine enge Freundschaft verband, als örtlicher Bauleiter für den Aufbau des „Großen Hauses“ der Städtischen Bühnen Frankfurt/M. und nach Fertigstellung als dessen Technischer Direktor. 

Am 30.10.1980 verstarb in Remscheid Technischer Direktor i. R. Friedrich Fischer, im Alter von 78 Jahren.

Im Alter von 75 Jahren verstarb Josef Krott, der langjährige Chefmaskenbildnerder Städtischen Bühnen Frankfurt/M und der Bayreuther Festspiele. 

Am 7. Juli 1981 verstarb im Alter von 71 Jahren Herbert Hammann, Seniorchef der gleichnamigen Düsseldorfer Firma. Seit 1961 gehörte er der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft als Mitglied an. 

Der Schauspieler, Bühnenbildner und Fernseh-Regisseur, Fritz Umgelter, verstarb am 10.5.1981 im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt. 

Im Alter von 79 Jahren starb Oberingenieur Alfred Kolbe, Ehrenmitglied der DTHG. Er war langjähriger Leiter der Abteilung Bühnenbeleuchtung der Siemens AG und widmete sein ganzes Berufsleben der Beleuchtungstechnik des Theaters. 

 

BTR

Die traditionsreiche Bühnentechnische Rundschau wechselt den Besitzer und Verlag aber nicht die Redaktion. Der Friedrich Verlag Velber bei Hannover hat sein Zeitschriftenprogramm neu geordnet. „Theater heute“ hat ihren Redaktionssitz bereits vor einem Jahr nach Berlin verlegt. Sie wird weiterhin von Peter von Becker und Henning Rischbieter herausgegeben. Die „Bühnentechnische Rundschau“ verbleibt redaktionell bei Helmut Großer in München. Die „Opernwelt“ wird ab September 1981 unter Imre Fabians Leitung in Zürich hergestellt. Um die Zeitschriften auch vertrieblich weiter voranzubringen, wurde in Zürich eine Aktiengesellschaft gegründet. Der dazugewonnene Partner — die Orell Füssli Graphische Betriebe AG — gewährleistet namentlich in der Schweiz, aber auch im übrigen Ausland eine stärkere Präsenz. Der neue Verlag heißt Orell Füssli – Friedrich Verlag AG. 

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1 Klaus Hempel, PODIUM 4/79

Heft 01

  • Thesen zum VI. Kongreß der OISTT vom 23. — 28. 2. in Berlin (DDR)
  • Das Festspiel- und Kongreßhaus Bregenz
  • Das Bürgerhaus in Erkrath
  • Wer macht Theater — wie lernt man das?

Heft 02

  • Ein neues Lichtsteuersystem aus Schweden
  • Geeignete Lichtquellen für Flutlichtbeleuchtung
  • Die Lenkbarkeit der Luftschiffahrt
  • Gedanken über die weitere Qualifizierung der Ausbildung
  • Nachlese zur CISCO ’79 Paris

Heft 03

  • Kommunikationsprobleme des Theaters
  • Nachruf Paul Kuhnert
  • Bericht des Präsidenten der OISTT
  • Das Datolux Lichtstellsystem
  • Elektroakustische Kommunikationssysteme im Theater
  • Fortbildungsseminar für Requisiteure
  • Beleuchtungstechnische Adaptionen für die Aufzeichnung des vollständigen „Ring des Nibelungen“ aus dem Festspielhaus Bayreuth
  • Über Möglichkeiten des Erfahrungsaustausches im Bereich der OISTT-Centren

Heft 04

  • Karl Friedrich Schinkels Position und Beitrag zur Reform des Theaterraums (1. Teil)
  • Karl Lorenz: Großtechnische Imprägnierung von Holz und Holzwerkstoffen
  • Fallada-Revue mit Widerhaken
  • Technische Realisation einer Utopie
  • Weg vom Kulissenschieber, hin zum Facharbeiter
  • Erst kommen die Bilder

Heft 05

  • Surreale Bilder des Wahns
  • Neue HiFi-Lautsprecher für den Theaterbetrieb
  • Karl Friedrich Schinkels Position und Beitrag zur Reform des Theaterraums II
  • Der Wiederaufbau des Schauspielhauses in Karl-Marx-Stadt

Heft 06

  • Wolfgang Bergfeld: Zum Jubiläum
  • „100 Jahre Siemens-Bühnenbeleuchtung“
  • Von der Idee zur Premiere
  • Die Wandlung der Kathedrale von Reims
  • Arbeiten mit regelbaren Leuchtstofflampen
  • Karl Friedrich Schinkels Position und Beitrag zur Reform des Theaterraums (3. Teil und Schluß)
  • Universal-Zeituhr
  • Internationale theaterwissenschaftliche Tagung in Leipzig

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