1982

Der Fachverband

In diesem Jahr fand die die geplante Bühnentechnische Tagung nicht statt. Auf der Mitgliederversammlung im Januar 1982 war entschieden worden, diese auf das Jahr 1983 zu verschieben. Anscheinend war es unerwartet schwierig, einen geeigneten Ort zu finden, denn auch für das Jahr 1983 konnte dazu noch keine genaue Angabe erfolgen.

Aber in diesem Jahr muss es innerhalb des Vorstandes erhebliche Meinungsverschiedenheiten über die Ausrichtung von Bühnentechnischen Tagungen gegeben haben. Helmut Großer schreibt dazu:

Es wurde immer wieder von den Mitgliedern eine Art „familiäre“ Tagung in intimer Atmosphäre als Einschubtagung gefordert. Es war seit Jahren bei den Vorstandssitzungen die Rede von einer Abfolge „großer“ und „kleiner“ BTT, auch die Ausstellung betreffend. Bei verschiedenen Firmen war sogar von „Tisch-Ständen“ die Rede. Die allgemeine Meinung der Firmenmitglieder war in diesem Streitpunkt „groß oder klein“ ziemlich genau 50 : 50 geteilt. Es war oft von Sparsamkeit die Rede, obwohl das nur polemisch verstanden werden konnte, denn die sog. „Super“-Tagungen in Hamburg und Berlin kosteten durch Ausfallgarantien der Städte oder auch durch deren direkte finanzielle Unterstützung nicht mehr, als die kleineren Tagungen (was die direkten Ausgaben und damit die „Verluste“ der DTHG anbelangt). Das vom Vorstand vor einem Jahr vorgesehene Theater in Köln schied aus, leider etwas spät. Wir verließen uns dabei zu sehr auf ein Vorstandsmitglied und auf ein weiteres, bisher für uns immer aktives Vereinsmitglied. Kurzfristige Entscheidung war notwendig. Schnelle Ausweichmöglichkeiten nach Salzburg, gemeinsam von den Herren Kück und Schneider-Siemssen in Berlin angekurbelt und vom Vorsitzenden als Bitte und Anregung zu einer gemeinsamen Tagung an die ÖTHG weitervermittelt, stießen dort auf großes und dankenswertes Interesse, aber leider auch auf den Hinweis, daß von Seiten der ÖTHG aus nur ideelle aber keinerlei finanzielle Beteiligung zu erwarten sei. … Am 9. 11. 81 fand eine Vorstandssitzung in Lüdenscheid statt, die uns in letzter Minute an unserer bereits getroffenen Vorentscheidung zweifeln ließ. Von den verantwortlichen Herren der Stadtverwaltung und des Theaters stand uns nur die „dritte Besetzung“ zur Verfügung. So mußte auch bei allen wesentlichen Vorbereitungspunkten jeweils erst die Entscheidung erfragt werden. Ein ganz entscheidender Punkt, dessentwegen die Entscheidung für Lüdenscheid fast umgestoßen worden wäre, war der der finanziellen oder zumindest für uns geldsparenden Unterstützung durch die Stadt, die eindeutig und endgültig abgelehnt wurde. … Vom Vorstand wurden sofort generelle Ausweichmöglichkeiten nach Recklinghausen oder nach Hagen geprüft. Das eine scheiterte an den Ruhrfestspielveranstaltungen, das andere an den verhältnismäßig hohen Kosten, die aus Platzgründen auch nicht durch eine große Firmenausstellung abgefangen werden konnten.

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Zu den Diskussionen innerhalb des Verbandes gehört in diesem Jahr auch die Frage nach der Einführung von Regionalgruppen. In einem Brief an den Vorstand hatte eine Gruppe von Mitgliedern einen Antrag dazu formuliert:

Die in der Mitgliederversammlung am 5. 2. 82 angesprochenen Regionalgruppen sind eine positive Anregung, nicht um eine Auflösung der DTHG zu erreichen, sondern um zu einem intensiveren Erfahrungsaustausch auf effektiverer Ebene, nicht nur einmal im Jahr als Vortragsreihe, zu kommen. Empfehlenswert wären Regionalstrukturen mit kurzen Verbindungswegen, — aber keine Kommissionen, nur auf Grundlage regionaler Gegebenheiten. Zum Beispiel für Theater: Rheinland (Köln, Düsseldorf, Wuppertal und andere Theater), mit gleichen Regionalgruppen für Fernsehen. Die Einrichtung der Regionalgruppen steht in keinem Widerspruch zur Satzung der DTHG. Im Gegenteil, denn die Satzung legt im § 2 sogar Grundstein für die Schaffung der, oder ähnlich genannter Informationsaustauschgruppen. Wir fordern den Vorstand der DTHG auf, diesen Punkt zur nächsten Mitgliederversammlung in die Tagesordnung aufzunehmen, und wir fordern die Mitgliedschaft der DTHG auf, anläßlich dieser Versammlung dazu Stellung zu nehmen, oder aber dem Vorstand eine Meinungsäußerung schriftlich zukommen zu lassen.
Gez. K. Lorenz, W. Grube, V. Butzmann, H. G. Pagel, H. Rossow, J. Lindler. 

Am 19.2.1982 endete der 2. Lehrgang für Requisiteure. Im Opernfoyer der Städtischen Bühnen Frankfurt trafen sich die 10 Teilnehmer mit den Veranstaltern, den Herren Essenwanger, Rosenke und von Vequel-Westernach, sowie mit dem Vorsitzenden der ATuV Falk und dem Berufsgruppensekretär Himstedt-Alexander, Geschäftsführer der DTHG (die federführend tätig war) zur Abschiedsveranstaltung. 

In diesem Jahr wurde auf Vorschlag von Werner Ruhnau ein neuer Ausschuss zur Entwicklung neuer Theaterbauformen und -techniken gegründet. 

Die Seminare und Lehrgänge für Bühnen- und Beleuchtungsmeister wurden erfolgreich veranstaltet. Der 16. Lehrgang verlief programmgemäß, von den 35 Teilnehmern haben 32 ihre Prüfung bei der Prüfstelle Darmstadt bestanden. 

Theatergeschichte

Gian-Carlo del Monaco hatte in seiner Eigenschaft als Kasseler Intendant für Aufsehen gesorgt. Der US-Regisseur Robert Wilson wurde von ihm fristlos entlassen, weil er nicht termingerecht die Unterlagen für eine Parsifal-Neuinszenierung abgeliefert hatte. 

Am 27. November 1981 wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau des Deutschen Theaters in Göttingen gelegt, der seit 1981 bis 1984 nach den Plänen des Architekturbüros Brandi ausgeführt wird.

Dennoch wird in der Öffentlichkeit die Diskussion um Sparmöglichkeiten an den Theatern immer lauter. Helmut Großer widmet sich dem Thema in der Bühnentechnischen Rundschau und stellt folgende Kostenverteilung auf.

Die vielen Debatten und Auseinandersetzung innerhalb des Verbandes fasste Helmut Großer in einer lesenswerten Glosse zusammen:

Personalien

Erich Falk, Vorstandsmitglied der DTHG, erhielt das Große Goldene Ehrenzeichen der GDBA für besondere Verdienste. 

Der bekannte Akustik-/Elektronik-Sachverständige Professor Dr.-Ing. Fritz Winckel vollendete am 20.6.1982 sein 75. Lebensjahr. 

Hanns Zimmermann, Technischer Direktor der Münchener Kammerspiele, führender und erfolgreicher Mitarbeiter in Tarifkommissionen und ein besonderer Förderer und Mentor des Nachwuchses, starb Anfang März 1982.

Am 22.6.1982 starb in Memmingen der ehemalige Technische Direktor Ernst Wagenbauer im Alter von 79 Jahren an Herzversagen. 

Dipl. Ing. Wolfdietrich Grube, Technischer Inspektor der Niedersächsischen Staatstheater Hannover GmbH und designierter Technischer Direktor der Staatstheater Braunschweig, ist im Alter von 40 Jahren am 13.7.1982 in den Dolomiten tödlich verunglückt. 

Am 7. Dezember 1982 feierte Dr. Carl A. Hammann seinen 75. Geburtstag.
Seit Ende der fünfziger Jahre bis heute war er ständig als Justitiar der DTHG tätig. Als Mitbegründer der Gesellschaft steht auch sein Name unter dem Gründungsstatut. Später war er dann mehrere Jahre Gründergesellschafter der Seminar-GmbH Recklinghausen. 

Am 11.8.82 verstarb der Bühnenbildner Paul Pilowski, zuletzt Ausstattungsleiter der Deutschen Staatsoper Berlin von 1962 bis 1969. 

Der ehemalige Ausstattungsleiter der Leipziger Oper, Max Elten verstarb Anfang September 1982 im Alter von 77 Jahren. 

BTR

In diesem Jahr feierte die Bühnentechnische Rundschau ihr 75-jähriges Jubiläum.

1 Verbandsmitteilungen BTR 2/1982

Heft 01

  • Die Lichtregieanlage Sitralux B 40 im Nationaltheater München
  • Die Meistersinger von Nürnberg in Bayreuth 1981 als komische Oper
  • Blickpunkt Malersaal
  • Theaterkritik und Bühnenbild
  • Theater in der Volksrepublik China
  • Maschinentheater — Menschentheater
  • Sind die klassischen Bauformen der Bühnentechnik in der so vielseitig genutzten Stadthalle mittelgroßer Städte durchweg sinnvoll?

Heft 02

  • Die Spielkonzeption der Schaubühne des „Inszenierten Raumes“ und ihre technische Umsetzung im Mendelsohn-Bau Berlin
  • Über einige Probleme der modernen Szenographie
  • Nachruf für Hanns Zimmermann
  • Technische Einrichtungen eines neuen Theaters
  • Nekrolog

Heft 03

  • Werner Ruhnaus Podienklavier
  • Alban Bergs „Lulu“ als Endzeit-Parabel
  • „ . . . doch hart im Räume stoßen sich die Sachen“; Von der Einfachheit im Theater
  • Unfallverhütungsvorschrift — „Bühnen und Studios“

Heft 04

  • Neue Obermaschinerie im Kölner Schauspielhaus
  • Lehrgang für Requisiteure
  • Sparen an der falschen Stelle
  • Muß Oper so teuer sein?
  • Zu den Ausführungen eines Schnürmeisters
  • Fachausbildung in der DDR
  • Die Arbeitssicherheit im Theaterbetrieb

Heft 05

  • Jahrhundert-.,Parsifal“ in Bayreuth
  • Microprozessoren steuern und regeln die Bühnenmaschinerie
  • 75 Jahre „Bühnentechnische Rundschau“
  • Das neue Theater-Casino in Zug

Heft 06

  • Das neue Kongresszentrum in Prag
  • Beispielhafte Zentrale für eine Landesbühne: Das neue Stadttheater Esslingen
  • Zweibändiges Kompendium des Ausstattungswesens in Vorbereitung
  • Dem Ausbildungsausschuß ins Stammbuch geschrieben
  • Polyurethan – ein theateridealer Kunststoff
  • Optimale Realisationsergebnise mit Arbeitserleichterung und Zeitersparnis

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