1983

Der Fachverband

Die Erarbeitung von Normen, die auch für den theatertechnischen Bereich gelten, wurde vom Verband seit seiner Gründung zielstrebig verfolgt. Nach dem 2. Weltkrieg fand diese Arbeit in dem FNTh (Fachauschuss Normen Theatertechnik) statt. Anscheinend nehmen im Jahr 1983 Überlegungen gestalt an, diese Arbeit künftig unter dem Dach des DIN fortzusetzen. Dieser Verein ist seit 1975 durch einen Vertrag mit der Bundesrepublik zur ständigen Normenorganisation erklärt worden.

Vom 24.-26. Juni 1983 fand die 43. Bühnentechnische Tagung in Heilbronn statt, begleitet von den jährlichen Treffen der Gruppe ATuV der GDBA sowie Sitzungen des Normenausschusses und der OISTT.
Die jährliche Mitgliederversammlung fand am 4. Februar 1983 in Recklinghausen statt, an ihr nahmen 76 Mitglieder teil. Der Vorsitzende Helmut Großer berichtete über die Aktivitäten, die sich gegen Ende der Berichtszeit entwickelt haben, insbesondere aufgrund des Beschlusses des Berliner Senats, die Prüfstelle Berlin aufzulösen. Von drei Fachausschüssen der DTHG, „Aus- und Weiterbildung“, „Berufsstand und Berufsrecht“ sowie „Gesetze und Vorschriften“ wurden Stellungnahmen zu diesem Beschluss und seinen Folgen erbeten.

Weiterhin wurde berichtet über die Neubenennung des Seminar-Aufsichtsrats. Es ist erfreulich, Prof. Zotzmann noch einmal für die aktive Mitarbeit gewonnen zu haben, in einer Zeit, die für dieses Seminar ein Umbruch und hoffentlich ein neuer Aufbruch sein könnte. Der DBV ist fest gewillt, das Seine zur Sicherung der Zukunft und zur Verbesserung der Arbeit des Seminars beizutragen.
Großer beklagte, dass wegen drastischer Einsparmaßnahmen Auslandsreisen von DTHG-Mitgliedern zu internationalen Kongressen und Messen nur noch eingeschränkt möglich seien und damit die Möglichkeiten der internationalen Kooperation geringer würden.
Für die bevorstehenden Wahlen wurde ein Wahlvorstand gewählt, inzwischen existierte auch zum ersten Mal eine Wahlordnung für den Berufsverband. Und das mit gutem Grund: Nach sieben Jahren kandidierten Helmut Großer und drei weitere bisherige Vorstandsmitglieder nicht erneut. Insofern wurde der Ausgang der Wahlen mit Spannung erwartet.

Neuer Vorsitzender der DTHG wurde Max Grünwald, technischer Direktor Nürnberg, Geschäftsführer Karl-Heinz Wollmann, Technischer Leiter aus Leverkusen. Weitere Mitglieder des Vorstandes: Rudolf Biste (Architekt aus Berlin), Siegfried Stäblein(Ausstattungsleiter München). Durch den DBV wurde als stellvertretender Vorsitzender Fritzdieter Gerhards und durch die GDBA Erich Falk ernannt. Die Beiräte setzten sich wie folgt zusammen:
Vorstandsbeirat für Architektur und Planung: Kurt Gerling, für Ausstattungsmaterial: Walter Gerriets, für Elektrotechnik: Wolfgang Bergfeld, für Maschinenbau: Alexander Ziller, für Beleuchtungs- und Tontechnik: Hansjoachim Haas, für Bühnenbild, Kostüm und Maske: Jürgen Dreier, für Bühnen- und Werkstatt-Technik: Karl Kronberg, für Hörfunk, Film und Fernsehen: Hans-Günther Paget.
Ehrenrat: Max Grünwald (automatisch ohne Wahl); Siegfried Ehrenberg, Essen; Helmut Großer, München; Rudolf Kück, Berlin; Werner Schott, Recklinghausen.

In einer Mitteilung benennt der neue Vorstand drei Themenschwerpunkte für seine Arbeit: Zentrale Aus- und Weiterbildung, Mitgliederaktivierung und regionale Gruppenarbeit, Mitgliederwerbung.

Die Diskussionen um Sparmaßnahmen an den Theatern bestimmten die Bühnentechnische Tagung. Zwei Vorträge standen unter dem Titel: Rettet die Kunst – Spart an der Technik! Zu dieser Diskussion war auch der Züricher Intendant Fritzdieter Gerhards, August Everding und viele andere gekommen, Hansgünther Heyme und Claus Peymann hatten sich angekündigt. Dies zeigt, dass die Spardiskussion längst auch zu einem Schlagabtausch zwischen Kunst und Technik geführt hatte.

Wir leben in einer Zeit, in der wir uns schon bedanken müssen bei den städtischen und staatlichen Bauträgern, die noch den Mut aufbringen, Theater zu bauen, anstatt alle Aktivitäten, finanzielle und kulturelle, in eine dieser beängstigenden Mehrzweck-, Kongress- oder Stadthallen zu investieren. Das waren noch Zeiten, als wir, wäre es nach neu eröffneten Theatern gegangen, in jedem Jahr hätten zwei Bühnentechnische Tagungen veranstalten können. … An diesem bißchen Kultur, das im großen öffentlichen Topf noch verblieben ist, wollen wir doch wohl nicht noch selbst herumkratzen. Laßt das die Kämmerer, die Finanzminister tun, dafür sind sie da. Ihr Kulturdezernenten und Theaterreferenten seid unter vielem anderen vor allem dazu da, Euch mit Zähnen und Krallen vor eure Theaterfamilie zu stellen, und schiene sie Euch auch mitunter noch so unbegreiflich oder gar ungeraten. ,
schreibt Helmut Großer. Die Artikel in Heft 04 der BTR verdeutlichen die Vehemenz der Diskussion dieses Jahres.

Das Thema Aus- und Weiterbildung ließ den Berufsverband nicht los. Helmut Großer unterbreitete einen neuen Vorschlag zu einer umfassenden Regelung im Heft 3 der BTR des Jahres 1983. Darin heißt es:

Dieser Vorschlag eines möglichen Ausbildungsweges berücksichtigt bisher bestehende Tarife und Ordnungsmittel. Er baut auf der im Tarif verankerten Möglichkeit der sog. betriebs- oder verwaltungseigenen Prüfung auf. Der Weg zu den Theaterberufen muß allen, also sowohl den sogenannten Ungelernten als auch Handwerkern und Facharbeitern offenstehen. Ein gelernter Handwerker muß nicht zwangsläufig geeignet für den Bühnenbetrieb sein. Wer aber einen handwerklichen Beruf gelernt hat, ist demjenigen ohne Beruf um mehr als drei Jahre voraus. Alle am Theater Beginnenden, mit oder ohne Berufsausbildung, sind Ungelernte und Anfänger im Sinne eines Theaterhandwerks. Daraus folgert, daß auch bei Handwerkern und Facharbeitern noch mindestens ein Jahr Theaterpraxis notwendig sein wird, ehe sie als Bühnenhandwerker, Bühnenfacharbeiter, Beleuchter, Requisiteur o. ä. anerkannt werden können.
Die Lehrgänge in Recklinghausen wurden zum 17. Mal veranstaltet, allerdings zeichnete sich ab, dass es immer schwerer werden würde, die finanziellen Mittel dafür aufzubringen. Durch die reduzierte Teilnehmerzahl waren die Einnahmen an Hörergebühren sehr stark zurückgegangen. Die Stadt Recklinghausen hatte ihren Zuschuss gekürzt. Zum Jahresende war mit einer Unterdeckung zu rechnen. Die Gesellschafter wurden über diese Situation in der letzten Gesellschafterversammlung am 19.4.1983 in Mannheim unterrichtet.

Anders das Bild in der DDR:
Nach einer Information von 1982 wurden im Fachhochschulteil der Hochschule der Bildenden Künste Dresden jährlich 13 Maskenbildner, 12 Theatermaler/Theaterplastiker und 10 Gewandmeister/Kostümgestalter ausgebildet.
Die Berufstheoretischen Lehrgänge in der DDR für die Lehrlinge des 2. Lehrjahres waren erfolgreich durchgeführt werden. 8 Lehrlinge der Richtung E-Monteure/Künstlerische Beleuchtung wurden im Lehrkabinett der Komischen Oper vom 7. 2. bis 25.2.83 die theoretischen Kenntnisse vermittelt. Im Schulungsheim der Direktion für Theater und Orchester (DTO) in Hohenferchesar absolvierten 28 Dekorationsbauer-Lehrlinge ihre berufstheoretische Ausbildung im Rahmen ihrer Spezialisierung.

Vom 13.6. bis zum 5.7.1983 fand die Prager Quadrienale statt. Dazu wurde in der Mitgliederversammlung der DTHG durch den Vorsitzenden mitgeteilt:
Die andere Aktivität, unser Ausstellungsbeitrag zur Prager Quadriennale ‚ 83, führte zu einem großen, unerwarteten Erfolg. Wir hatten dieses Mal nur etwas mehr als die Hälfte des Geldes zur Verfügung, das uns vor vier Jahren das Auswärtige Amt genehmigt hatte. Aber mit Hilfe der Herren Seitz, Himstedt-Alexander, Dreier, Ruhnau, Thill und deren Helfern, gelang es unter ungeheurem Zeit- und Gelddruck einen Ausstellungsstand zu schaffen, der nahezu vorbehaltlos als der beste Beitrag zu dieser Weltausstellung des Bühnenbildes, Kostümentwurfs und der Theaterarchitektur anerkannt wurde. Wir erhielten den großen Preis, die Goldene Triga. Einer unserer ausstellenden Bühnenbildner, Herr Marelli, erhielt außerdem noch eine Goldmedaille für sein Bühnenbild von ,Jenufa‘ in Frankfurt. Die Entscheidung der Veranstalter, die Ausstellung in das große Ausstellungsgebäude im Zentrum des Fucikparks zu verlegen, erwies sich als überaus glücklich. Noch nie hat die PQ einen derart geschlossenen Eindruck hinterlassen. Im linken Teil des Gründerzeit-Eisenpalastes waren die nationale tschechoslowakische Ausstellung und die internationale Architekturausstellung untergebracht, im rechten die internationale Ausstellung der Szenografie, und es war sogar auf der Galerie noch Platz für die Ausstellung der Theaterschulen.

Aalto-Theater in Essen
Der wohl umstrittenste Theaterneubau in der Bundesrepublik und einer der aufwendigsten dazu wurde in diesem Jahr in Angriff genommen und sollte 1988 eröffnet werden: Die Verwirklichung des seit 23 Jahren vorliegenden und preisgekrönten und vor 13 Jahren beschlossenen Entwurfs des berühmten finnischen Architekten Alvar Aalto für ein neues Opernhaus in Essen, wurde auf 152 Mill. DM Baukosten taxiert.

Am 3.10.83 beging das Deutsche Theater Berlin (DDR) den 100. Jahrestag seiner Gründung. Nach einem umfangreichen Umbau des Hauses wurde es, unter der Leitung von Prof. Rolf Rohmer, wiedereröffnet.

Eine kleine Notiz im letzten Heft der BTR des Jahres verwies auf ein Projekt, dass in Zukunft große Bedeutung erlangen sollte. Rudi Kück wurde durch das Deutsche Zentrum des ITI zum Beobachter des Berliner Projektes Showtech ernannt…

Personalien
Am 18. Mai dieses Jahres feierte der Geschäftsführer der DTHG und Sekretariatsleiter der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung der GDBA, Hellmut Himstedt-Alexanderseinen 65. Geburtstag. Er wollte am 25.6. anlässlich der Neuwahlen zum Vorstand der DTHG aus Altersgründen nicht mehr kandidieren.

Am 8. Januar 1983 verstarb in Berlin, im Alter von 80 Jahren, Kurt Kothe.
Fünfundzwanzig Jahre lang, von 1949 bis 1974, war er im Berliner Büro des Bielefelder Verlages Klasing der für die „Bühnentechnischen Rundschau“ verantwortliche Verlagsleiter, einundzwanzig Jahre davon als Partner Walther Unruhs.

BTR
Heft 01
– Die erste Spielzeit der Schaubühne am Lehniner Platz
– Theater im Palast der Republik
– Aufbau der nationalen Normenorganisation, ihre Aufgaben, Arbeitsweisen und Ergebnisse
– „Mitarbeiter“ Publikum
– Dr. Hammann 75 Jahre
– Tätigkeitsbericht der Gesellschaft für Zukunftsorientierte Bühnengestaltung
– Neue Lichtregieanlage in den Württembergischen Staatstheatern
Heft 02
– Historische Theater — moderne Technik? Kongress in Reggio Emilia im November 1982
– Theater in den Hallen
– Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg in der Kampnagelfabrik
– Aufbau der internationalen Normenorganisation, ihre Aufgaben, Arbeitsweisen und Ergebnisse
– Elektronische Tonregie- und Akustikeinrichtungen im Nationaltheater München
– Reserve- oder Havarieteil für computergesteuerte Lichtstellsysteme

Heft 03
– Theaterneubau Heilbronn
– „Polyurethan — ein theateridealer Kunststoff“
– Berufsaus- und Weiterbildung in den Theatern
– Wiederbelebungsversuch an Korngolds „Die tote Stadt“ in Berlin
– Das älteste „Städtische Theater“ Europas auf der Insel Hvar
– Hellmut Himstedt-Alexander 65 Jahre
– Projekt „Opern-Werkstatt-Studio“ für die Deutsche Oper Berlin
– Ein brisantes Thema: Schusswaffen im Theater
– Verwendung gefährlicher Arbeitsstoffe im Theaterbetrieb
Heft 04
– 1 Bühnentechnische Tagung
– Rettet die Kunst — spart an der Technik
– Der Theaterneubau Heilbronn II
– Die elektrotechnischen Anlagen im Neuen Gewandhaus zu Leipzig
– Technologie des Datolux-Systems
– Der malerische Velourseffekt im Bühnenbild
– Zugerscheinungen im Theater
Heft 05
– 150 Jahre Wielki-Theater Warschau
– Tontechnische Impressionen bei der BTT-Heilbronn
– Rettet die Kunst — spart an der Technik
 Beiträge von Fritzdieter Gerhards, Jörg Zimmermann und Herbert H. Braun
– Prüffristen; aus Sicherheitsingenieur 12/80
– Szenische Lichtregieanlagen als Instrumente für Komposition und Nachschöpfung in der Bühnenbeleuchtung
– Brandschutzeinrichtungen in Gebäuden
Heft 06
– Vom Endspiel zurück zum Märchen: „Der Ring des Nibelungen“ 1983 in Bayreuth
– Bühnentechnik in der Bayreuther „Ring“-Neuinszenierung 1983
– Eine Plattform für den „Ring 1983″ im Festspielhaus Bayreuth
– Ergebnisse der Diskussionen über die UW-Schweiz
– Normungsarbeit im Theater
– Zuständige gesetzliche Unfallversicherungsträger

BTR Ausgaben 1983

(Bitte haben Sie etwas Geduld, bis die Anwendung startet und die Daten geladen wurden.)

Heft 01

Heft 02

Heft 03

Heft 04

Heft 05

Heft 06