1984

Der Fachverband

Seit Jahren bemühten sich Herr Prof. Dr. Eckhard Maronn und der damalige Geschäftsführer der DTHG, Herr Himstedt-Alexander um das Zustandekommen von Fortbildungsmaßnahmen für Tontechnikern, die zum Tonmeister aufsteigen wollen. 1984 wurde diese Fortbildung in Zusammenarbeit mit der Hamburger Hochschule und darstellende Kunst zum ersten Mal angeboten. Die abschließende Prüfung war eine paritätische Prüfung durch die Hochschule, die GDBA und den Deutschen Bühnenverein.
Während hier von einem Erfolg in den Bemühungen um Weiterbildung berichtet werden kann, waren andererseits große Rückschläge zu verzeichnen gewesen. Nach 18 erfolgreichen Jahren, die der Aus- und Weiterbildung von Bühnen-, Beleuchtungs- und Studiomeistern gewidmet waren, muss der Fachverband des endgültige Aus der eigenen Weiterbildungseinrichtung bekannt geben:

Seminar für Theatertechnik
Das Seminar als GMBH stellt seinen Lehrbetrieb mit Ablauf des 18. Lehrganges zum 31. 7. 1984 ein. In einer angemessenen Frist werden die Restgeschäfte abgewickelt und die Firma dann aufgelöst. Es ist als wünschenswert geplant, daß der Seminarleiter bis zum Beginn seines Ruhestandes im März 1985 noch hauptamtlich mögliche Programme für die weitere Ausbildung im anderen Rahmen erarbeitet.

Auf der Mitgliederversammlung, die erstmals zu einem späteren Zeitpunkt im Kalenderjahr, nämlich am 29. Mai in Recklinghausen stattfand, wurde das Ende der eigenen Seminarreihe ebenfalls diskutiert. Im Bericht darüber heißt es:

Im Sommer 1984 schließt das Seminar in Recklinghausen seine Pforten. Seit geraumer Zeit werden verschiedene Möglichkeiten, Beleuchtungs- und Theatermeister bzw. Studiobeleuchtungs- und Studiomeister auszubilden, diskutiert und überprüft. Wie wir wissen, laufen an einigen Orten durch Privatinitiative Kurse. Da wir bemüht sind, ein gleiches Niveau zu schaffen und möglichst die Ausbildung noch zu verbessern, sollten diese Kurse jedoch nur ein Übergang sein.

Gemeint war damit, dass in Zusammenarbeit mit den sich an verschiedenen Orten etablierenden Fachhochschulen entsprechende Meister-Ausbildungskurse entwickelt werden sollten. Ein schöner Wunsch, der sich aber nicht erfüllen sollte. Am Ende dieses Prozesses ging die seminaristische Ausbildung von Meistern ganz verloren – es blieb nur die Meisterprüfung übrig, ein folgenschwerer Verlust. Über die Gründe schweigen die vorliegenden Dokumente, es ist jedoch anzunehmen, dass es an der notwendigen finanziellen Unterstützung fehlte. Beteiligten sich früher das Land NRW, der Bühnenverein, die Stadt Recklinghausen, die GDBA und die DTHG mit mehr oder weniger großen Beträgen an den Seminaren, wurden diese in den 80er Jahren zuerst in Frage und dann ganz eingestellt.
Helmut Großer fasst die Ereignisse in seiner Glosse treffend zusammen:

Auf der Mitgliederversammlung im Mai 1984 gab es weitere Neuerungen bzw. Änderungen. Die bisher bestehenden Kommissionen für einzelne Sachgebiete wurden aufgelöst und durch Beauftragte ersetzt.
Neu dagegen war die Idee, in der DTHG regionale Gruppen zu etablieren. Als einzige bisher so zu bezeichnende Regionalgruppe wird die Gruppe Nord in Hamburg genannt. Die Bemühungen, weitere Regionalgruppen zu etablieren, sollten fortgesetzt werden.
Aus Austragungsort für die nächste BTT im Jahre 1985 wird Friedrichshafen festgelegt.

Zum ersten Mal in der BTR wird in einem Artikel von Julian Herrey über die bevorstehende ShowTech 84 berichtet. Sie fand vom 15.-17. August 1984 in Berlin statt. Ziel war es, eine Ausstellungsfläche von 9.000 Quadratmetern zu vermieten und 5.000 Fachbesucher zu gewinnen. Von einer Zusammenarbeit mit der DTHG ist in diesem Jahr noch nicht die Rede.

Eine weitere bemerkenswerte Diskussion drehte sich um die Stellung des Technischen Direktors bzw. Technischen Leiters eines Theaters. In einem Gutachten hatte das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen versucht, eine Klärung herbeizuführen. Interessant dabei ist, dass die Berufsbezeichnung „Technischer Leiter“ nur Personen zugestanden wird, die im Besitz beider Meistertitel, also Theater- und Beleuchtungsmeister waren. Bei der Klärung der Frage, inwieweit ein Technischer Leiter künstlerisch tätig sein kann, spielte die Einschätzung des Vorstandes der DTHG eine entscheidende Rolle.

Der Vorstand der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft (DThG) hat als berufene Vertretung seiner Mitglieder oft und immer wieder hervorgehoben, daß es nicht die Frage sein kann, ob ein technischer Leiter vorwiegend künstlerisch tätig ist, sondern immer nur, daß von jedem technischen Leiter oder Direktor erwartet werden muß, daß er überwiegend künstlerisch tätig sein kann.

Theatergeschichte
Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, der Schinkelbau in Berlin (DDR), der als Konzerthaus wiederaufgebaut wurde, wird am 28. September 1984 mit einem Galakonzert wieder eröffnet.
Der neue Friedrichstadtpalast wird am 27. April 1984 als Neubau wieder eröffnet werden.
Hamburger Kampnagelfabrik: Das Ausweichquartier des Schauspielhauses wird nun doch abgerissen. Damit scheinen alle Bemühungen um die Erhaltung dieser Spielstätte in der früheren Fabrik gescheitert. Nach der für Mitte 1985 vorgesehenen Rückkehr des Schauspielhauses in die Kirchenallee sollen die ausgedehnten Backsteinbauten abgerissen werden.

Brand im Bonner Stadttheater
Im Bonner Stadttheater hat ein Feuer einen Schaden von mehreren Millionen angerichtet. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, kann in dem Haus vorerst nicht mehr gespielt werden. Opernaufführungen müssten bis mindestens September ausfallen. Die Bühnentechnik wurde teilweise zerstört. Im vorigen Jahr waren Teile der Bonner Beethovenhalle durch Brandstiftung verwüstet worden. Der Schaden betrug sechs Millionen Mark. Die Beethovenhalle war vier Monate geschlossen, als Ersatz diente ein Konzertzelt.
Das Schauspiel der Bühnen der Stadt Bonn hat eine neue Spielstätte bekommen. Im Ortsteil Beuel wurde eine Fabrikhalle mit Beleuchtungs- und Tonanlagen sowie variablen Zuschauertribünen als Theaterraum hergerichtet. Der Rat der Bundeshauptstadt hat mit der absoluten Mehrheit der CDU-Fraktion gegen die Stimmen von SPD und FDP beschlossen, die Sparten des städtischen Theaters von der Spielzeit 1986/87 an zu trennen.

Brand in Mannheim
Ein Brand im Mannheimer Nationaltheater hat Anfang März die zentrale Schwachstromanlage mit Tausenden von Leitungen für den gesamten Theaterbetrieb unbrauchbar gemacht. Der Brand brach in leerem Verpackungsmaterial aus, das neben dem Bühneneingang lagerte. Die Hitze des Feuers zersprengte auch die mehrere Meter hohen Glaswände des Foyers. Nach Angaben der Feuerwehr wird Selbstentzündung ausgeschlossen. Auch wird, da es die Nacht zum Rosenmontag war, nicht ausgeschlossen, dass sich heimziehende Narren einen „Spaß“ machen wollten. Der Sachschaden beträgt etwa 1,5 Mill. DM.

Hof baut ein neues Theater
Der Stadtrat fasste einstimmig den Grundsatzbeschluss: noch in diesem Jahr soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Ursprünglich stand eine bauliche und sicherheitstechnische Sanierung des Hauses an. Nach amtlichen Gutachten würden allein die unabwendbaren Reparaturen 4,5 Millionen Mark kosten, ohne dass damit eine grundlegende Sanierung erreicht würde. Die Finanzierung soll zusammen mit dem Freistaat Bayern, dem Bund und dem Bezirk Oberfranken erstellt werden.

Krefeld Mönchengladbach
Im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt wird die Stadthalle mit einem Kostenaufwand von über 50 Millionen Mark zu einem regelrechten Opernhaus umgebaut. Dort soll in Zukunft der Hauptsitz des Musiktheaters und des Generalmusikdirektors sein, während das Schauspiel und der Generalintendant ihr Hauptquartier in Krefeld haben.

Koblenz
Anfang Juni schloß das Theater der Stadt Koblenz für voraussichtlich 16 Monate. Es soll grundlegend erneuert werden. In Vestibül, Foyer und Zuschauerraum steht die Renovierung des 1787 erbauten frühklassizistischen Baudenkmals im Vordergrund. Dazu gehört, entstellende Veränderungen früherer Baumaßnahmen rückgängig zu machen. Eine neue Bestuhlung, eine bisher fehlende Belüftungsanlage und moderne Garderoben- und Sanitäreinrichtungen kommen hinzu.

München
Für rund 40 Millionen Mark wird ein Teil des Münchener Prinzregententheaters wiederaufgebaut. Man rechnet mit einer Bauzeit von April 1985 bis Ende 1987.

Ausbldung
Während in Deutschland 1984 ein gewaltiger Rückschritt in der Aus- und Weiterbildung von bühnentechnischen Fachkräften zu verzeichnen war, entwickelten sich in anderen Ländern wesentliche bessere Perspektiven. In der DDR war die Ausbildung von Fachkräften und Meistern inzwischen fest etabliert. Aber auch in Skandinavien entstanden völlig neue Persepktiven:
Theaterausbildung in Schweden 
In Schweden wird die Theaterausbildung weitgehend durch staatliche Institute geleistet. In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Reformen gegeben, und weitere Veränderungen werden diskutiert. Die staatliche Ausbildung umfaßt u.a. Bühnen- und Kostümbildner, Produzenten und Maskenbildner. Diese Berufe werden an der Theater-Akademie von Stockholm gemeinsam mit Berufen für die Bereiche Film, Rundfunk und Fernsehen ausgebildet. Die Ausbildungsgänge für Produzenten, Bühnen- und Kostümbildner sowie Maskenbildner haben je Studienjahr eine Handvoll Studenten. Die Theater-Akademie veranstaltet neben ihrem regulären Lehrangebot jeweils eine Anzahl von Kursen zu speziellen Themen resp. Problemen im Theater. Die Weiterbildung vollzieht sich auch im übernationalen Rahmen; durch das Nordische Theater-Komitee wird sie für ganz Skandinavien organisiert.

Personalien
Das Ehrenmitglied der DTHG, Erich Schumacher, lange Jahre im Vorstand tätig und von 1958 bis 1974 Generalintendant der Bühnen der Stadt Essen, wurde 75 Jahre alt. Als Vertreter des Deutschen Bühnenvereins hat er entscheidend an der Arbeit der DTHG mitgewirkt.

Gilbert V. Hemsley jr., ein amerikanischer Theatertechniker und Lichtdesigner verstarb im Alter von nur 47 Jahren an Krebs.

Am 15.2.1984 verstarb Frau Margot Unruh im Alter von fast 84 Jahren. Seit 1924 mit Walter Unruh verheiratet, begleitete sie ihn auf seinem beruflichen Weg über Karlsruhe, Mannheim, Hamburg und Berlin bis zu seinem Alterssitz nach Wiesbaden. Seit Wiedergründung der Bühnentechnischen Rundschau im Jahre 1949 war sie die treue und zuverlässige Helferin bei der Redaktionsarbeit.
Der ehemalige Chefmaskenbildner der Bonner Bühnen, Rudolf Böhm, verstarb am 16.10.1983. Er war maßgeblich an der Schaffung des Berufsbildes für Maskenbildner beteiligt und wirkte viele Jahre als Dozent, Prüfer und Beisitzer bei den Maskenbildnerlehrgängen mit.

Der Unternehmer Artur Lederer verstarb im Alter von 80 Jahren. Mit seiner Textilfirma stellte er u.a. Rundhorizonte für die Theater her und betrieb Nierderlassungen in Hamburg, München und Wien.

Der Bühnenbildner und Szenograf Arnon Adar verstarb am 8. Juli 1984 in Düsseldorf im Alter von 61 Jahren. Als er 16 Jahre alt war, konnte er, als einziger seiner Familie, mit Hilfe einer europäischen Hilfsorganisation aus Deutschland fliehen und nach dem damaligen Palästina gebracht werden. Seine Eltern und Geschwister wurden „abgeholt“, als er gerade in einem Sommerlager bei Hamburg war. Er hat nie wieder etwas von seinen Angehörigen gehört. Etwa ab Mitte der siebziger Jahre nahm er seinen zweiten Wohnsitz in Deutschland, zuerst in Hamburg und wenig später in Düsseldorf. Er arbeitete als freischaffender Maler und bald schon als Bühnen- und Kostümbildner in vielen Städten der Bundesrepublik, wie Wuppertal, Mannheim oder München, für Schauspiel, hauptsächlich aber für die Oper.

Am 5. Juli 1984 verstarb im Alter von 71 Jahren der englische „Doyen der Bühnenbeleuchtung“, Joe Davis, während einer von ihm geleiteten Produktionsbesprechung im Royal Drury Lane-Theater London.

Der durch zahllose theaterwissenschaftliche Veröffentlichungen, insbesondere die zehnbändige „Theatergeschichte Europas“, weltweit bekannt gewordene Theaterspezialist Prof. Dr. Dr. hc. Heinz Kindermann feierte am 8.10.84 seinen 90. Geburtstag.

Am 15.9.84 wurde Oberbaurat a. D. Hans Baader 80 Jahre alt. Mit der Mitgliedsnummer 2 gehört er zu den Gründern der DTHG. Eine Würdigung seiner Arbeit erschien anläßlich seines Geburtstages in BTR 6/79.

Klaus Hahn, eines der ersten Ehrenmitglieder der DTHG verstarb am 10.11.1984 im Alter von 88 Jahren.

Die Bühnen- und Kostümbildnerin bei den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart, Ilona Freyer, verstarb am 1.12. 1984 in Berlin im Alter von vierzig Jahren an einer bösartigen Krankheit.

Am 30.10.84 verstarb der Hauptsyndikus der GDBA, Rechtsanwalt Dr. Rudolf Boden.

BTR
Heft 01
– Die interessantesten technischen Effekte und bühnentechnischen Lösungen des Bayreuther „Ring“ 1983
– Auf Luftkissen gleitende Mehrzweck-Bühnenelemente
– Adolphe Appias Konzept eines Theaters
– Was lange währt…
– Bestandsaufnahme
– Situative Führung — das Ei des Columbus?
Heft 02
– Die Paderhalle
– Die interessantesten technischen Effekte und bühnentechnischen Lösungen des Bayreuther „Ring“ 1983 – Teil II
– Arbeitsstättenverordnung im Theaterbau
– „Hebetische als Scherenpodien in Theatern, Mehrzweckhallen und Kulturzentren“
– PQ ’83
– ShowTech ’84
Heft 03
– Vom Hören und Sehen in Theatern aus alter und neuer Zeit
– „ . . . überwiegend künstlerisch tätig.“
– Wirkungsgradbestimmung bei Beleuchtungsscheinwerfern mit rotationssymmetrischer Lichtverteilung
– Weiterbildungsstudium: Bühnentechnik und Beleuchtungstechnik;
 Hellmut Himstedt-Alexander: „denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen . . . “
– Die Beleuchtung des Bayreuther „Ring“
– 1 Aufbau- und Fortbildungsseminar in Salzburg
Heft 04
– Der Computer im Theater
– Pressebericht über „Semper-Oper“
– Diplomarbeit: „Entwurf eines Theaterneubaues für Hof“
– Prozessorsteuerung der Bühnentechnik
Heft 05
– Bühnentechnische Anlagen im neuen Friedrichstadtpalast Berlin
– Theaterarbeit heute aus der Sicht des Szenografen
– Zur Eröffnung eines kleinen Schauspieltheaters in Bremen oder: Anmerkungen zum Thema „Demokratie als Bauherr“
– Ausbildung zum Theatermaler, Situation in München
– Feuerschutzmittel für Holz und Holzwerkstoffe gemäß DIN 4102
– Zur Archivierung von Tonaufzeichnungen im Neuen Gewandhaus Leipzig
– Die Bewertung von Bühnenscheinwerfern
Heft 06
– „Rangiermeister“ im Bühnenbetrieb
– Ein Brandschutz-Anstrich-System für Stahl
– Das neue Mischpult des Schiller-Theaters Berlin
– Das gab’s früher nicht – Lehrwerkstätten am Theater
– Bühne und Bühnenbild – Darsteller und Akustik
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