1985

Der Fachverband
Eine der wichtigsten Aufgaben der DTHG bestand darin, einen Ersatz für die nicht mehr existierenden Meisterausbildungen in Recklinghausen zu finden. Dabei war vor allem die Frage der Finanzierung am schwierigsten zu lösen. Bereits Anfang 1985 konnte der Verband mit Freude melden:

Der DTHG ist es gelungen, daß der Lehrgang an der Fachhochschule Hamburg zur Ausbildung zum Beleuchtungs- bzw. Studiobeleuchtungsmeister und zum Theater- bzw. Studiomeister als förderungswürdig anerkannt wird. Die Förderung sieht wie folgt aus: 
Lehrgangsteilnehmer erhalten pro Unterrichtsstunde DM 3,-, DM 75 für Lehrmittel, jeweils Hin- und Rückfahrt 2. Klasse Bahnfahrt und ein Tagegeld von DM 7,- für Ledige und DM 11 – für Verheiratete. Ebenso werden Pendelfahrten vom Wohnsitz zur Schule erstattet. Bei nicht freigestellten Teilnehmern gewährt das Arbeitsamt ein zinsloses Darlehen in Höhe von ca. 60% des Nettolohnes. Die DTHG übernimmt die anfallenden Kosten für alle Fremddozenten und sorgt auch für evtl. notwendige Räume und Studios für den praktischen Unterricht.
Dennoch waren damit die Probleme nicht gelöst. Es zeigte sich, dass in der letzten Zeit die Themen und Aufgaben bei den Prüfungen, vor allem auf dem Gebiet der praktischen Theater-, Studio- und Beleuchtungstechnik nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprachen. Die Prüfungsaufgaben waren zum Teil praxisfremd und anspruchslos. Der Vorstand beschloss, mit den Prüfungskommissionen der einzelnen Länder Kontakt aufzunehmen, um diese Frage zu diskutieren und seine Hilfe anzubieten.

Ein anderes Problem resultierte aus dem zunehmenden Engagement des Verbandes bei der ShowTech in Berlin und der selbst veranstalteten Bühnentechnischen Tagung (BTT). Letztere war nach 1980 nur noch im 3 Jahres-Rhythmus veranstaltet worden, so dass 1986 die Situation entstand, dass sowohl BTT als auch ShowTech stattfinden sollten. Im Protokoll einer Vorstandssitzung ist dazu zu lesen:

Die nächste Bühnentechnische Tagung findet vom 16. bis 19. 6. 86 in Friedrichshafen statt. Durch die Veranstaltung der Show-Tech im gleichen Jahr in Berlin, sehen verschiedene Aussteller Probleme, an Ausstellungen während der BTT und der ShowTech teilzunehmen. Trotzdem schlägt der Vorstand vor, beim bisherigen Rhythmus zu bleiben; in den geraden Jahren BTT mit Jahreshauptversammlung, in den ungeraden nur die Jahreshauptversammlung. Eine BTT mit Jahreshauptversammlung in Berlin während einer Show-Tech wird dabei nicht ausgeschlossen.
Allerdings sollte es anders kommen. Nach 1986 fand die 45. BTT erst 1989 in Essen statt und von einer offiziellen Kooperation mit der ShowTech war offiziell noch nicht die Rede.

Im Jahr 1985 fand der VII. Weltkongress der OISTT in Italien statt. Bereits im Februar hatte das Exekutivkommittee auf seiner Sitzung in Leningrad unter der Leitung des Präsidenten Helmut Großer mehrere wichtige Beschlüsse gefasst:

Der Titel der Gesellschaft heißt ab sofort Organisation Internationale des Scénographes, Techniciens et Architectes de Théàtre. Nach einiger Diskussion wurde mit Stimmenmehrheit beschlossen, auch den Kurztitel in „OISTAT“ zu ändern.
Der Kongress, an dem etwa 200 Teilnehmer aus mehr als 20 Ländern anwesend waren, befasste sich in der Hauptsache mit den Problemen der Rekonstruktion historischer Theater und ihrer Nutzbarmachung als neue Darstellungsplätze. Der Kongress wurde eröffnet vom Bürgermeister von Reggio Emilia und vom Präsidenten der OISTAT. An zwei Tagen wurde in mehr als 25 Beiträgen zum Thema Stellung genommen. Angeschlossen war eine Ausstellung von Dokumentationen über die Restaurierung von Max Reinhardts Deutschem Theater, Berlin, – des Theatre de la Monnaie, Brüssel, – des Budapester Opernhauses, – der Semperoper Dresden, – des Stadttheaters Gdansk, – des Mchat, Moskau, – des Nationaltheaters Prag, – des Ariost-Theaters, Reggio Emilia und des Opernhauses Zürich.
Im Herbst des Jahres 1985 wurde er für weitere vier Jahre als Präsident dieser nunmehr in OISTAT umbenannten Organisation der Bühnenbildner, Theatertechniker und Theaterarchitekten wiedergewählt.

Das US-Institut für Theater-Technologie verlieh den diesjährigen **Sonderpreis** des Institutes an Helmut Großer „für seine Verdienste als Technischer Direktor großer deutscher Bühnen; für seine kreative Arbeit als Schriftleiter einer der bedeutendsten theatertechnischen Fachzeitschriften; für seine ständige und für lange Zeit leitende Tätigkeit in der DTHG; für seine Aktivität als langjähriges Mitglied des Exekutiv-Komitees der OISTAT und als deren derzeitiger Präsident; für seine andauernden und beispielgebenden Bemühungen um die Entwicklung und Verbesserung theatertechnischer Produktion und Organisation“.

Bereits seit einigen Jahren wurde innerhalb des Verbandes der Aufbau von Regionalgruppen diskutiert und auch beschlossen. Aber wie immer dauerte es seine Zeit bis den Ideen auch Taten folgten. Im Heft 2 der BTR des Jahres 1985 ist zum ersten Mal ein Bericht einer Regionaltagung der Gruppe Nord zu lesen:

DTHG-Regionalgruppe Nord 
Das 5. Treffen der Regionalgruppe fand am 25. Januar mit 30 Teilnehmern statt. Tagungsort war das Schloßtheater in Celle. Es gab 2 Referate mit anschließenden Diskussionen. 
1. Herr Kruse, Technischer Aufsichtsbeamter der Verwaltungsgenossenschaft (VBG), Mainz, über die Unfallverhütungsvorschriften, ihren Aufbau und ihre rechtliche Stellung im allgemeinen Arbeitsschutz. 
2. Frau Moormann, Staatl. Gewerbeaufsicht, Celle, zum Thema Arbeitszeitordnung im Theaterbetrieb. 
Es schloß sich eine Besichtigung des Theaters an, wobei 2 Mitgliedsfirmen neue Produkte vorstellten.
In der abschließenden Sitzung fand wieder das „round-table“-Gespräch ohne feste Tagesordnung statt, in der jeder über die ihm wichtig erscheinenden Themen und Fragen sprechen konnte. Es wurde angeregt, eine Liste der Stadt- und Mehrzweckhallen der Region zu erstellen und mit den dort arbeitenden Kollegen Kontakt aufzunehmen.
Allgemein begrüßt wurde die Einladung ins Schlosstheater wegen der Möglichkeit, sich über die Arbeitsbedingungen in einem kleinen Haus zu informieren.
Ein ausführliches Protokoll ging an die Mitglieder und Theaterleitungen der Region sowie an Vorstand und Geschäftsführer der DTHG. 
Jens Haaland

Aber auch in NRW gab es eine Regionaltagung der Berufsgruppe Beleuchtung.
Auf Einladung des Berufsgruppenvorsitzenden und DTHG-Vorstandsmitgliedes Wolfgang Meyer, Gelsenkirchen, und des Spartensprechers für Beleuchtung, Michael Niehörster, Essen, fand am 25.2.85 im Theaterkaffee des Opernhauses Essen ein Regionaltreffen der Sparte Beleuchtung für Nordrhein-Westfalen statt. Es kamen 20 Kollegen, auch aus Hannover und Gießen. Technischer Direktor Siegfried Ehrenberg begrüßte die Teilnehmer und erläuterte die Spielstätten des Theaters in Essen und die Sparten Musiktheater, Schauspiel, Ballett und Jugendtheater.


Wenige Wochen später folgte ein zweites Treffen auf der Baustelle des Aalto Theaters in Essen.

In Heft 05 der BTR findet sich in Tadeusz Krzeszowiaks Artikel Historische Entwicklung der Bühnenbeleuchtung eine interessante Aufstellung der Theaterbrände von 1841-188:

Die neugeplante Oper am Platz der Bastille soll zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution eröffnet werden. In Straßburg wurde das Riesenprojekt der Öffentlichkeit präsentiert. Darüber berichtet in Heft 6 zum ersten Mal Karin Winkelsesser, die später als Chefredakteurin der BTR und Vorsitzende der DTHG maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung von Zeitschrift und Verband haben wird.

Stuttgart
Das 1909 gebaute und seit 1962 leerstehende Alte Schauspielhaus wurde wiedereröffnet. Das Haus hat 486 Plätze.
Graz
am 12. 1. 85 wurde nach knapp eineinhalbjähriger Bauzeit das Opernhaus, ein Helmer-und- Fellner-Bau aus dem Jahre 1899, wiedereröffnet. Neben einer Generalsanierung des Zuschauerraumes wurde die gesamte Bühnentechnik erneuert und modernisiert.

 

Personalien

Auf Vorschlag des Ehrenrates ernannte der Vorstand der DTHG **Hellmut Himstedt-Alexander** zum Ehrenmitglied der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft. Am 28.6.1965 übernahm er die Geschäftsführung der DTHG, die er, bis zu seiner Pensionierung als Sekretär der Berufsgruppe Ausstattung, Technik und Verwaltung im Jahre 1983, innehatte. Er war der getreue und selbstlose Helfer und Mitarbeiter von Walther Unruh, Walter Huneke und Helmut Großer. Er diente der Gesellschaft in einer entscheidenden Phase des Übergangs aus einem Traditionsverein leitender technischer Angestellter in eine aktiv arbeitende, moderne Vereinigung aller in Technik und Ausstattung der Theater und Fernsehanstalten Tätigen.

 

 

Der langjährige Bühnenbildner und Ausstattungsleiter am Stadttheater Würzburg, **Ernst Rufer**, starb am 7. März, wenige Wochen vor seinem 81. Geburtstag.

Der Szenenarchitekt und Bühnenbildner **Wilhelm Reinking** starb am 2. Juli im Alter von 88 Jahren in Berlin. Die Hinterlassenschaft eines vielfältigen Lebenswerks, das sich in mehr als 10 000 Einzelstücken dokumentiert, wird seit 1975 im Deutschen Literaturarchiv des Schiller-Nationalmuseums in Marbach aufbewahrt.

Kurz nach Vollendung seines fünfundsiebzigsten Lebensjahres ist **Alfred Siercke**, der als Bühnenbildner, Ausstattungsleiter und Regisseur von 1946 bis 1968 an der Hamburgischen Staatsoper tätig war, am 2. April 1985 gestorben.

BTR
Heft 01
– August Everding: Modelle der Zukunft
– 10 Jahre berufstheoretische Ausbildung für „Künstlerische Beleuchter“ in der DDR
– Das neue Kurtheater in Bad Homburg vor der Höhe
– Raumfahrttechnologie fürs Bühnenlicht
– Theater im Depot
Heft 02
– Um- und Erweiterungsbau, sowie Renovierung 1975-78 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden
– Sanierung und Umbau am Gärtnerplatz Theater München
– Umbau, Erweiterung und Restaurierung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
– Renovierung und Erweiterung am Deutschen Theater Göttingen
– Die Restaurierung 1983-84 am großen Haus der Württembergischen Staatstheater Stuttgart
– Rekonstruktion und Erneuerung des Berliner Theater des Westens
– Renovierung undTeilekonstmktion Prinzregentheater München
– Liste noch bestehender historischer Theaterbauten in der Bundesrepublik Deutschland
Heft 03
– Johanna auf dem Scheiterhaufen
– Die szenisch-technischen Einrichtungen des Opernhauses Zürich
– Die Halle Beuel des Schauspiels Bonn
– Die Freuden der Gasbeleuchtung
Heft 04
– Helmut Großer:Ein titelwürdiges Ereignis
Max Keller: Lichtgestaltung, wünschenswerte und mögliche Realität
– Saalbau Neustadt a.d. Weinstraße
– Treffpunkt Halle
– Michael Ramsaur: Ansichten eines Licht-Designers über die Beleuchtung
– Portables Schallreflektor-System
– Mechanisierung der Zuganlage im Festspielhaus Salzburg 1984
– Nachruf auf Wilhelm Reinking
Heft 05
– Tannhäuser 1985 in Bayreuth
– Zur technischen Einrichtung des Tannhäuser
– Historische Entwicklung der Bühnenbeleuchtung
– Zweites Regionaltreffen von Beleuchtungsmeistern
– Historischer Streifzug rings um die in neuer Schönheit erstandene Semperoper
– Gedanken zu einer eventuellen Neubearbeitung von Kranichs „Bühnentechnik der Gegenwart
– Anregungen für Architekten und Techniker bei der Rekonstruktion historischer Theaterbauten
Heft 06
– Liste noch bestehender historischer Theaterbauten in der DDR
– Die Landschaft wird ärmer
– Vorpremiere der Opera de la Bastille
– Rekonstruktion des Nationaltheaters Prag
– Erste Erfahrungen im neuen Friedrichstadtpalast
– Die Premieren der Münchner Opernfestspiele 1985 aus der Sicht der Werkstätten


BTR Ausgaben 1985
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Heft 01

Heft 02

Heft 03

Heft 04

Heft 05

Heft 06