1988

Der Fachverband

Die durch eine Brandstiftung ausgelöste Katastrophe in Frankfurt befeuerte das ganze Jahr über die Debatte um das Thema Brandschutz. Der Ruf nach schärferen Regelungen und Gesetzen und auch das Gegenteil davon waren in vielen Artikeln nachzulesen.
Julian Herrey schreibt:

Manche dieser Fragen vermag ich als Laie nicht einmal im Ansatz zu beantworten. Unbefriedigend ist, daß für manche Versammlungsstätten-Betreiber, aber auch für manche genehmigende Behörde, die Antworten eben nicht ohne weiteres erkennbar sind. Die VStaettVo sollte hierbei eine wesentliche Rolle spielen und gefahrenmindernd, ausgewogen und nachvollziehbar geeignete Bedingungen für den Betrieb von Versammlungsstätten definieren. Dieses ist aber nicht der Fall. Unter anderen beweist uns dies der Opernhausbrand von Frankfurt. Ich kann nur an alle appellieren, dass die jetzt in Arbeit befindliche Novellierung der Versammlungsstättenverordnung diese Missstände berücksichtigt.

  • Der neu gewählte Vorstand startete mit einem Vier-Jahres-Programm und benannte folgende Schwerpunkte:
  • Anerkennung von Bühnen-, Studio- und Beleuchtungsmeistern sowie Requisiteuren als Ausbildungsberufe,
  • Entwickeln von Fort- und Weiterbildungsangeboten für bereits tätige Technische Leiter, Bühnen-, Studio- und Beleuchtungsmeister sowie Requisiteure.
  • Einheitliche Novellierung aller Versammlungsstättenverordnungen der BRD auf der Basis einer Musterverordnung und bisheriger, praktischer Erfahrungen. Eine Trennung der Betriebsvorschriften von den Bauvorschriften wird angestrebt,
  • Einsetzen und Fördern von Arbeitsgruppen für einzelne Aufgaben, z.B. Untersuchung der notwendigen und möglichen Betriebszustände und Toleranzen für Bühnenmaschinerien. Formulieren von Richtwerten dafür als Empfehlungskatalog für Planer, Hersteller und Betreiber,
  • Betreiben und Fördern der EDV-Anwendung für Organisation und Prozeß-Steuerung,
  • Ausbau und Verstärken der Regionalgruppen; Erweitern um die Gruppen „Mitte“, „Süd“ und „Berlin“ ,
  • Verstärkung der Zusammenarbeit mit dem DBV, VDSM und GDBA. Durchführen von gemeinsamen Veranstaltungen.
  • Schaffung einer Schriftenreihe „DTHG-Dokumentation“ als Nachschlagewerk (mit Handbuch-Charakter).
  • Schaffen und Verstärken internationaler Verbindungen, die von unseren Mitgliedern direkt genutzt werden können (OISTAT),
  • Erhöhung der Mitgliederzahl.

Die Herren Stäblein und Wollmann berichteten über den Stand der Vorbereitungen zur ShowTech 1988. Die Frage der Mitträgerschaft neben dem VDSM war in der Zwischenzeit für alle Beteiligten befriedigend entschieden worden. Die DTHG trat als Beteiligter Träger auf der ShowTech ’88 auf. Das Angebot der AMK für eine Eigenwerbung der DTHG war sehr breit gefächert und wurde vom Vorstand genutzt. Das endgültige Angebot der AMK für die Teilnahme an der ShowTech ’88 lag nun vor, und konnte als gut bezeichnet werden und wurde akzeptiert.
Die Kongressreihe sollte 1988 zwei Hauptgebiete umfassen.
1. Veranstaltungs-Management
2. Veranstaltungs-Technik.
Die Kongress-Reihe Veranstaltungs-Technik wurde seitens der DTHG von Siegfried Stäblein organisiert und geleitet.
Zum ersten Mal hatte der Vorstand auch die Durchführung der Mitgliederversammlung auf einer ShowTech geplant. Als einen besonderen

Höhepunkt war ein Besuch im Palast der Republik in Ost-Berlin vorgesehen: Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung findet von 17.00 bis 18.00 Uhr eine Referenzvorführung des Delta-Stereofonie-Systems im großen Saal des Palastes der Republik (DDR) statt.

Zur Mitgliederversammlung waren 103 Mitglieder erschienen, inzwischen betrug die gesamte Mitgliederzahl des Verbandes 370.
Diskussionen gab es um die Ausrichtung des Verbandes, als ein an fachlichen Fragen orientierter Berufsverband und nicht als Tarifpartei. GDBA-Präsident Herdlein hatte in einem Schreiben an den Vorstand der DTHG seine Auffassung mitgeteilt, dass die DTHG inzwischen soweit selbstständig sei, dass die Unterstützung durch die GDBA nicht mehr benötigt werde. Deshalb entsende man auch keinen Techniker mehr in der Vorstand des Verbandes. Immerhin konnte ein Austritt der GDBA noch verhindert werden, jedoch fand die seit Jahren geübte und in der Satzung verankerte Praxis, dass ein Vertreter der GDBA automatisch im erweiterten Vorstand der DTHG seinen Sitz hat, ihr Ende.
Eine weitere Neuerung gab es ab Heft 5 der BTR mit der Veröffentlichung der Namen und Adressen aller Vorstands- und Beiratsmitglieder. Auch alle neu gewonnen Mitglieder wurden namentlich aufgelistet.
Martin Scherffig, der Nachfolger von Herrn Diers beim Hessischen Rundfunk als Leiter des Ausstattungsbetriebes, wurde vom Vorstand einstimmig zum Ausbildungsbeauftragten berufen.

Im Bericht nach der ShowTech bilanziert der Verband:

Die ShowTech Berlin ’88 ging nach dreitägiger Dauer auf dem Messegelände Berlin (Halle 11.1-15.1) und im ICC Berlin erfolgreich zu Ende. Allgemeiner Tenor bei Ausstellern, Fachbesuchern und Kongressteilnehmern: die ShowTech Berlin hat sich bei ihrer dritten Veranstaltung am Markt durchgesetzt. Auch das Bestreben, dem europäischen Veranstaltungsmarkt ein zentrales Forum zu verschaffen, konnte dabei erreicht werden. Die 102 Aussteller und 16 zusätzlich vertretenen Firmen aus 12 Ländern (1986: 81 Aussteller/15 zusätzlich vertretene Firmen) äußerten sich zum Abschluss der Fachmesse überaus positiv, hoben den hohen fachlichen Wert und die guten Kontaktmöglichkeiten zu den 2768 Fachbesuchern (1986: 2273) aus dem gesamten europäischen Raum hervor. An den drei Messetagen wurden insgesamt 3730 Besucher gezählt.

Inzwischen existierte auch eine Regionalgruppe Süd. Ihr erster Bericht berichtet von einem Treffen in der Kongresshalle Augsburg:

Es haben ungewöhnlich viele Kollegen aus dem Bayerischen Raum daran teilgenommen (insgesamt 45). Eine ganz besondere Freude war, daß neben dem amtierenden Vorstands-Vorsitzenden drei frühere Vorsitzende, die Herren Großer, Grünwald und Huneke an dem Treffen teilgenommen haben.

Der Aufbau einer Regionalgruppe Mitte wurde vor allem durch Albert Henrich vorangetrieben.

Einen finanziellen Zuschuss für die Durchführung der Regionalgruppen-Versammlungen, hat der Vorstand bereits Anfang dieses Jahres prinzipiell genehmigt. Der Geschäftsführer muß jedoch von den zu erwartenden Ausgaben je Versammlung vorher informiert werden.

Die Ausbildung und Prüfung von Meistern für den Theaterbetrieb beschäftigte auch 1988 den Berufsverband. In einem Artikel beschreibt Horst Schneider das Dilemma:

Paradoxerweise sind in unserer hochindustrialisierten Bundesrepublik noch keine einheitlichen Institutionen zur Ausbildung der vom Gesetz anerkannten Bühnen- und Beleuchtungsmeister vorhanden. Es gab und gibt einige befristete Lehrgänge in denen der Wissensstand aufgefrischt, aber nicht neu vermittelt werden kann. Wegen dieser unbefriedigenden Situation wurde in München z.B. eine Zwischenlösung geschaffen. Um lernwilligen Aspiranten für die Meisterprüfungen wenigstens Hilfestellung zu geben, richtete man Kurzseminare ein.

Auch hinsichtlich der Zukunft der Bühnentechnischen Tagungen fasste der Vorstand Beschlüsse:

Bühnentechnische Tagung ist für die Zeit 24.-25.6.1989 in Essen geplant. Im Gegensatz zu früheren Bühnentechnischen Tagungen soll ab der 45. Veranstaltung der Schwerpunkt der Firmenausstellung über wiegend auf dem Gebiet der Kontaktpflege, der Gespräche und des Informationsaustausches liegen. Für die Gerätedemonstration im Sinne einer Messe bietet sich die Show-Tech in Berlin an. BTT und ShowTech sollen beide im 2-Jahres-Rhythmus abwechselnd stattfinden. Als Thema für die 45. BTT ist die finanzielle Situation der Theater – speziell im Ruhrgebiet – und Auswirkung von Einsparungsmaßnahmen auf die technischen Betriebe vorgesehen. Es sind eine Podiumsdiskussion und ca. 4 Referate geplant. 

Personalien

Am 23.11.87 feierte der ehemalige Redakteur der Bühnengenossenschaft, Horst Klausnitzer, seinen 75. Geburtstag. Seit 1955 leitete er hauptamtlich die Redaktion des GDBA-Organs.

Fast 60 Jahre wirkte Peter Hess an allen Düsseldorfer Theatern. Bei Gründgens war er schon Beleuchtungschef in der Oper, war es auch an der Deutschen Oper am Rhein seit ihrer Gründung 1956 und blieb es bis 1986.

Der ehem. Geschäftsführer der DTHG Hellmut Himstedt-Alexander feierte seinen 70. Geburtstag.

Der 1901 in St. Petersburg geborene Bühnenbildner und Maler Nicola Benois, verstarb. Er kam 1921 über Maxim Gorki zum Theater. Die Mailänder Scala, die ihn 1925 engagierte und deren einflußreichster Bühnenbildner er später wurde, beschäftigte ihn ab 1937 als Chefbühnenbildner.

BTR

Heft 01

  • Die Brandkatastrophe in der Frankfurter Oper
  • Die vieldeutige Welt des Inte- rieurs und Exterieurs
  • Vom Geräusch zum Ton
  • Wirkungsgradbestimmung bei Beleuchtungsgeräten
  • „Wie gefährlich sind unsere Theater?“
  • Historische Theater in Österreich

Heft 02

  • Computergesteuertes Zeichnen
  • „Die Zauberflöte“ an der Hochschule f. Musik u. darst. Kunst, Wien
  • Theatertechnik aus der Sicht des Künstlers
  • Aktuelle Entwicklung aus dem Veranstaltungsmarkt, Probleme und Aufgaben
  • Vor 100 Jahren: Brand der „Opera Comique“
  • Theatermaler und -plastiker auf der Suche nach Gemeinsamkeiten
  • Meister zweiter Wahl?
  • Computertechnik – Hilfe oder Gefahr für das Theater?
  • Lasertechnik in der DDR
  • Beleuchtungstechnik für eine Veranstaltung in der Münchener Olympiahalle

Heft 03

  • Die Wiederherstellung der Obermaschinerie in der Hamburgischen Staatsoper
  • Piscator und die Szene
  • Bühnenbeleuchtung im Opernhaus
  • Computer – Hilfe oder Gefahr für das Theater
  • Konsequenzen aus der Frankfurter Brandkatastrophe
  • „Hoffmanns Erzählungen“ auf der Seebühne Bregenz, 1987
  • Kommunikation und Theaterbau
  • Show-Tech ’88, Abschlussbericht
  • Geplante bauliche Maß- nahmen in den Staatstheatern Stuttgart
  • Das Flugwerk des Theaters des Westens

Heft 04

  • Der Kasseler „Ring“ 1987
  • Moderne Bühnentechnik
  • Geplante Sanierung des Nationaltheaters Mannheim
  • Produktionszentrum der Opera de Nice
  • Auf Sprache spezialisiert
  • Brandschutz in Versammlungsstätten
  • Opernübertragung auf Großleinwand
  • Deko-Magazin der Semper- oper

Heft 05

  • Alvar Aaltos Theater für Essen
  • Die Werkstätten des Staatstheaters Kassel
  • Eine Mondmaschine für „Tristan“
  • Die Entwicklung der Dramaturgie und ihr Einfluß auf Raum und Technik
  • „Der Ring des Nibelungen“, Bayreuth 1988
  • Die erste elektrische Beleuchtungsanlage der k. u. k. Hofoper Wien
  • Die Technische Einrichtung des „Ring“, Bayreuth 1988

Heft 06

  • Das Theater im Tal der Tempel
  • „Elektra“ an der Semperoper Dresden
  • Die erste elektrische Beleuchtungsanlage des k. u. k. Hofburgtheaters in Wien
  • Studie zu Informatik und Mikroprozessortechnik
  • Beleuchtungstechnik auf der ShowTech ’88

Sonderheft

  • Gespräch mit dem Intendanten August Everding
  • Spaß machen die phantastischen Möglichkeiten – Gespräch mit Götz Weidner
  • Helmut Großer: Ausstattung im bühnentechnischen Bereich
  • Prof. Dr. Ing. Klaus Wever: Aktuelle Tendenzen auf dem Veranstaltungs- und Tagungsmarkt der BRD

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